Mao


Mao Tse-Tung: 

WARUM KANN DIE CHINESISCHE
ROTE MACHT BESTEHEN?

 


Ill.DIE SELBSTÄNDIGE MACHT IM HUNAN-KIANGSI-GRENZGEBIET UND DIE AUGUSTNIEDERLAGE

Die Zwistigkeiten und Kriege unter den Militärmachthabern haben zur Schwächung der herrschenden Kräfte des weißen Regimes geführt. Infolgedessen ergab sich die Möglichkeit für die Entstehung der roten Macht in kleinen Gebieten in hierfür günstigen Momenten. Aber in den Kriegen unter den Militärmachthabern gibt es auch Unterbrechungen. Jedesmal, wenn sich das weiße Regime in einer Provinz oder in mehreren Provinzen zeitweilig stabilisiert, schließen sich die herrschenden Klassen dieser Provinz oder dieser Provinzen
|072| unvermeidlich zusammen und setzen alle ihre Kräfte ein, um die rote Macht zu vernichten. Dort, wo noch nicht alle für die Schaffung und Aufrechterhaltung der roten Macht notwendigen Voraussetzungen gegeben sind, droht die Gefahr, daß sie vom Feind gestürzt wird. Eben aus diesem Grund wurde die rote Macht, die in günstigen Momenten vor April dieses Jahres an vielen Orten wie Kanton, Haifeng und Lufeng, an der Grenze der Provinzen Hunan und Kiangsi, in Südhunan, in den Kreisen Liling und Huang-an entstanden war, sukzessive von dem weißen Regime zerschlagen. Die seit April erfolgte Schaffung der selbständigen Macht im Hunan-Kiangsi-Grenzgebiet fiel in die Periode einer zeitweiligen Stabilisierung der herrschenden Kräfte im Süden; die Truppen, die aus den Provinzen Hunan und Kiangsi zu "Ausrottungsfeldzügen" gegen uns entsandt wurden, zählten in der Regel acht, neun und mehr Regimenter, zuweilen auch bis zu achtzehn Regimenter. Wir kämpften jedoch mit einer Streitmacht, die nicht einmal vier Regimenter zählte, gute vier Monate lang gegen den Feind, wobei wir von Tag zu Tag das Gebiet unserer selbständigen Macht erweiterten, die Agrarrevolution vertieften, die Organisation der Macht der Volksmassen verbreiterten sowie die Rote Armee und die Rote Garde verstärkten. All das war das Ergebnis der richtigen Politik der Organisationen der Kommunistischen Partei (der örtlichen und der Armeeorganisationen) im Hunan-Kiangsi-Grenzgebiet. Die Politik des Sonderkomitees und des Korpskomitees der Partei bestand damals in folgendem: gegen die Feinde entschlossen kämpfen, die politische Macht im zentralen Teil des Luohsiao-Gebirges [10] schaffen und die Fluchtmentalität bekämpfen; die Agrarrevolution im Gebiet unserer selbständigen Macht vertiefen; durch die Armeeparteiorganisationen den örtlichen Parteiorganisationen bei ihrem Wachstum helfen und durch die regulären Truppen bei der Entfaltung der örtlichen bewaffneten Kräfte behilflich sein; die Einheiten der Roten Armee konzentrieren, um im geeigneten Augenblick dem angreifenden Feind zu begegnen; gegen die Auflockerung der Truppen kämpfen, um nicht vom Feind einzeln geschlagen zu werden; zur Erweiterung des Gebiets der selbständigen Macht die Taktik des wellenförmigen Vorrückens anwenden und gegen die Taktik abenteuerlicher Vorstöße kämpfen. Nur die Richtigkeit dieser taktischen Maßnahmen in Verbindung mit den für den Kampf günstigen Geländeverhältnissen und dem Fehlen eines reibungslosen Zusammenwirkens bei den aus den Provinzen Hunan und Kiangsi angreifenden Truppen des Feindes gewährleistete
|073| uns innerhalb von vier Monaten - April bis Juli - eine Reihe von Siegen. Obwohl der Feind uns zahlenmäßig um ein Mehrfaches übertraf, war er nicht nur außerstande, diese selbständige Macht zu vernichten, sondern konnte nicht einmal verhindern, daß sich diese Macht mit jedem Tag mehr ausdehnte; es bestand vielmehr die Tendenz eines ständigen Anwachsens des Einflusses dieser Macht auf die Provinzen Hunan und Kiangsi. Zur Augustniederlage ist es einzig und allein deshalb gekommen, weil manche Genossen nicht begriffen hatten, daß sich damals das Lager der herrschenden Klassen in einer Periode der zeitweiligen Stabilisierung befand, und daher zu einer Politik Zuflucht nahmen, die für die Perioden gilt, in denen die herrschenden Klassen politisch gespalten sind; sie unternahmen mit aufgelockerten Kräften einen abenteuerlichen Vorstoß, was zu einer Niederlage sowohl im Grenzgebiet als auch in Südhunan führte. Ohne gründliche Kenntnis der damaligen Lage und unter Ignorierung des Beschlusses der gemeinsamen Sitzung des Sonderkomitees, des Korpskomitees und des Yunghsiner Kreisparteikomitees wußte der Vertreter des Hunaner Provinzparteikomitees, Genosse Du Hsiu-djing, nichts anderes, als die Direktive des Hunaner Provinzparteikomitees rnechanisch durchzuführen, und schloß sich der Ansicht des 29. Regiments der Roten Armee an, daß man dem Kampf auszuweichen und in die heimatlichen Gebiete zurückzukehren hätte. Das war wirklich ein überaus grober Fehler. Nur dank den Maßnahmen, die das Sonderkomitee und das Korpskomitee der Partei seit dem September ergriffen haben, um den begangenen Fehler zu korrigieren, wurde die durch die Niederlage entstandene Situation gerettet.
 

Mao