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trend onlinezeitung für die alltägliche wut
Nr. 7-8/1998
 

Kritik

Am 24.7. veröffentlichten wir den Artikel Kosovo-Krieg - um was geht es dem albanischen Widerstand? von Max Brym , daraufhin erhielten wir nun diesen LeserInnenbrief:

....Received Mon, 27 Jul 98 21:19:08 +0200

Hallo,

zur Auseinandersetzung bezuegl. des Kosovo-Albanien-Gemetzels in "trend" nur erst einmal so viel (und jetzt sehr schnell runtergehackt):

Der Buergerkrieg spricht zwar subjektiv zugunsten der Kosovo-Albaner, da sie unter dem Natioanalchauvinismus der serbischen Fuehrer am meisten zu leiden hatten, verbindet sich aber mit der Neuaufteilung des Balkans, Grenzverschiebungen und tendiert u.a. aufgrund der kapitalistischen Krise hin zum 3. imperialistischen Krieg. Die russische Geld- und Regierungskrise konnte zwar wieder mal mit Krediten kurzzeitig "besaenftigt" [d.h. hinausgezoegert] werden, wird aber nicht lange vorhalten. Und dann werden die Bergarbeiter und Eisenbahner in das Tagesgeschehen eingreifen.

Heute ist jede Auseinandersetzung gleichzeitig verbunden mit den Rivalitaeten der imperialistischen Laender um Welthegemonie und Einfluss, wobei von entscheidendem Faktor auch die strategische Staerke ist. Z.B kann sich die USA als die am hoechsten verschuldete Regierung nur noch durch ihre Rolle als Weltpolizist vor dem Desaster retten. Deutschland/Europa (bzw. das Kerneuropa von Deutschland und Frankreich) wollen der USA die Welthegemonie nicht nur waehrungspolitisch, sondern auch militaerisch diesen Rang streitig machen. Deshalb verstecken sich hinter der (nun Hinhalte-)Diplomatie diese imperialistischen Interessengegensaetze.

Der heutige Imperialismus ist aber auch in einen Zerfallsprozess eingetreten, da die verarmten Laender des Ostblockes nicht mehr in den Metropolenkapitalfluss mit eingebunden werden koennen. U.a. geht es gerade der deutschen Bourgeoisie (aber den anderen nicht minder) darum, dass sich die "unnuetzen Fresser" am besten weit weg von der eigenen Haustuer gegenseitig abschlachten. Und ein paar Waffensysteme kann man allemal an ihnen austesten. Deshalb praktiziert/unterstuetzt die deutsche Bourgeoisie auch das "Filetieren" der "Ostvoelker". Kleinere Einheiten sind besser zu kontrollieren und ggbf. gegeneinander aufzubringen, bevor sie Germania an die Gurgel gehen.

Der sich tendenziell ausweitende Krieg soll ausserdem Revolten in den imperialistischen Laendern vorbeugen (siehe die Unruhen in Indonesien, Generalstreiks in Daenemark und Suedkorea...- auch wieder wilde Streiks in Frankreich -) bzw. ihnen zuvorkommen und die Arbeiter/innen so gegeneinander gehetzt werden statt gegen die Kapitaleigner und ihren Staat aufzubegehren. Auch dies ist die Taktik der deutschen Bourgeoisie, die bereits auf die Schnelle Oesterreich strategisch mit in die Nato aufgenommen hat. Es scheint so zu sein, dass die Deutschen an diesem Krieg (wie auch schon bei der Unterstuetzung der Kroaten gegen "Serbien"/Jugoslawien und den bosnischen Separationsbestrebungen) eifrig mitgemischt haben. Jungle World, Tagesspiegel und TAZ berichteten ueber UCK-Fuehrer, die fliessend deutsch sprechen und in deutschen Uniformen herumlaufen. Die Tagesschau zeigte ein Medikamentenlager, das aus Arzneien/Pharmapraeparaten deutscher Unternehmen stammte.

Ein deutscher Sender (Europa-Magazin) berichtete vor einer Woche, dass Roma und Sinti im Kosovo von der UCK massiv verfolgt werden und in Belgrad Unterschlupf finden...(da die deutsche Seite sonst so massiv anti-serbisch und pro-albanisch berichtet, nehme ich an, dass diese Informationen stimmen)...

So lange die Ziele der UCK nicht klar sind [bzw. sie tatsaechlich nur fuer bornierte Volksinteressen kaempfen] koennen wir uns wohl kaum  mit ihnen solidarisieren, oder? Erst dann, wenn sie in Richtung kommunistischer Aussoehnung mit den serbischen Arbeiter/innen tendieren haetten wir gute Gruende sie zu unterstuetzen. 

Und ausserdem: immer noch und mehr denn je gilt doch wohl: DER HAUPTFEIND STEHT IM EIGENEN LAND!!!!

...und vorerst deshalb tschuess, bis bald,
Angelika

 

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Nr.7-8/1998