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trend onlinezeitung für die alltägliche wut
Nr. 7-8/1998
 

Toxic@t-online.de 

INFOLADEN JENA
PRESSEMITTEILUNG

"Fliegendes Toilettenpapier wird toleriert"

Zum 18. Juli 1998 lud der Kreisverband der Republikaner zu einer
Kundgebung auf den Jenaer Marktplatz ein. Auf dieser einzigen in
Thüringen geplanten Kundgebung sollte der Bundesvorsitzende Dr. Rolf
Schlierer "ein klares Wort" zu den Jenaer Bürgern sprechen. Die Werbung
für diese Veranstaltung lief über Postwurfsendungen, Plakate und einen
am Sonnabend morgen durch die Stadt fahrenden Lautsprecherwagen. Vom
einem ins Leben gerufenen "Bündnis gegen Rechts", bestehend aus DGB,
SPD, PDS, den Grünen und Teilen der Jungen Gemeinde wurde für den
Sonnabend ab 12:30 Uhr eine Gegenkundgebung unweit des
Veranstaltungsortes angemeldet, die als Sammelpunkt für Antifas und
andere (Jugend-) Gruppen diente. Mit Ankunft der Republikaner zog sich
rasch ein dichter Gürtel von etwa 200 Gegendemonstranten um die
angereisten Parteimitglieder während die restlichen ca. 50 verbleibenden
Bürger den Reden lokaler Größen lauschten. Neben den Parteianhängern
bestand des Publikum der REPs aus Burschenschaftern und NPD-Mitgliedern
mit Schwarz-Weiß-Roter Fahne, eventuelle interessierte Passanten wurden
allein durch die Anwesenheit des Mobs verschreckt. Dieser machte mit
Sprechchören, Trillerpfeifen, Sirenengeheul und Durchsagen seinen
Protest mehr als deutlich. Während die Kirche die Glocken läutete, wurde
der Stecker der Technik gezogen, die Alarmanlage einer anliegenden Bank
permanent ausgelöst und Schlierer mit den verschiedensten Dingen
(Steine, Eier, Toilettenpapier, Erde...) beworfen, so daß die
Republikaner die für eine Stunde angemeldete Kundgebung frühzeitig
beendeten. Beim Abmarsch der NPD wurde auch deren Fahne entwendet sowie
im Anschluß ein Auto beschädigt. Die Polizei verhielt sich unerwartet
ruhig, indem sie wenig Personenkontrollen durchführte, während des
Protestes Wurfgeschosse und Vermummung duldete und erst nach einigen
Rangeleien die Republikaner durch eine Reihe abschirmte und Kameras
aufbaute. Auch ein Einkesseln der Gegendemonstranten wurde nie ernsthaft
versucht. Trotz erhöhter Präsenz von Neonazis am Samstag Abend blieben
Übergriffe aus.

Die massive Störung der Republikaner ist dabei nicht der Gegenkundgebung
des Bündnisses, sondern den unabhängigen antifaschistischen Menschen zu
verdanken. Schon auf dem Vorbereitungstreffen des Bündnisses lag das
Profilierungsinteresse der Parteien auf der Hand - so war es nicht
verwunderlich, daß die Kundgebung bis auf ein Theaterstück der JG
Stadtmitte zu einer bloßen Profilierungsveranstaltung verkam. Die Partei
der Republikaner wurde dabei nicht wegen ihrer programmatischen Inhalte
abgelehnt, sondern einzig und allein als partei-politischer Gegner
betrachtet. Daher rührt auch die Einladung von Rednern der FDP und der
CDU, deren Auseinandersetzung mit den Republikanern sich auf diverse
Totalitarismustheorien beschränkte. Getreu dem Motto "...mit uns gegen
Extremisten von Rechts und von Links" wurde im Vergleich zu Saalfeld
hier nur das Feindbild ausgetauscht. Auch gelang es dem Bündnis nicht,
die Partei- bzw. Organisationsbasis zu mobilisieren - einzig die
Funktionäre ließen sich auf dem Marktplatz blicken.

Im Endeffekt dürfte diese erfolgreiche Störung der Kundgebung die Chance
auf einen erfolgreichen Wahlkampf der Republikaner in Thüringen ein für
alle Male beseitigt haben.

Weiterleitung erfolgt ohne Gewähr, der Artikel wurden nicht gegenrecherchiert.

 

 

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Nr.7-8/1998