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1998

Rubrik
Kapital & Arbeit

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Haste mal ne Mark, eyh?

Die IG Medien fordert eine Mark mehr Stundenlohn

Die "Titanic" geht seit Wochen in den Kinos nicht unter, der gute "Will Hunting" und die "Comedian Harmonists" lassen die Kassen klingeln. Kino 1998, das heisst gemaess dem Motto von Oscar-Preistraeger Jack Nicholson: "Besser geht`s nicht". Der Kino-Boom beschert den Filmtheatern Rekordeinnahmen. 1997 war das beste Jahr der Branche seit langem. Die Zahl der Besucher stieg gegenueber dem Vorjahr um 7,7 Prozent auf 143,1 Millionen, der Umsatz kletterte sogar um 11,75 Prozent auf knapp 1,469 Milliarden.

Die einzigen, die von dem Erfolg der Lichtspielhaeuser nicht profitieren, sind die Beschaeftigten. Sie finden sich im Vergleich mit allen anderen Branchen am untersten Ende der deutschen Lohnskala. Die IG Medien hat deshalb fuer 1998 eine Lohnforderung aufgestellt, die den Anspruch auf eine Beteiligung am Erfolg der Kinos deutlich macht: Erhoehung der Stundenloehne ab 1. Juli um einheitlich eine Mark. Und zwar eher ganz als gar nicht.

Weitere Forderungen der IG Medien: Anhebung der Jahressonderleistung stufenweise von derzeit 500 DM auf die Hoehe eines Monatseinkommens und Zuordnung aller Kinos mit mindestens fuenf Leinwaenden grundsaetzlich in die Ortsklasse S. Beschaeftigte sollen waehlen koennen, ob Zuschlaege in Geld oder als Freizeit genommen werden.

Arbeitgeber fordern erneut "Saalpersonal"

Die Tarifrunde 1998 wird vielleicht noch haerter als die Tarifauseinandersetzung vom vergangenen Jahr. Die Arbeitgeber haben ihrerseits den Tarifvertrag gekuendigt und wollen massive Verschlechterungen durchsetzen. Unter anderem soll ein Teil der Nachtzuschlaege entfallen. Wieder auf die Tagesordung gesetzt haben die Arbeitgeber darueber hinaus ihre Forderung nach der Einfuehrung von "Saalpersonal". Im Papier der Arbeitgeber heisst es: "Saalpersonal (bisher Einlasskontrolleur/in, Platzanweiser/in, Verkaeufer/in, [Thekenkraft], Garderobe- und Reinigungspersonal, Toilettenwaerter/in) ist, wer nicht zur Berufsgruppe der Filmvorfuehrer/in und Kassierer/in gehoert". Damit besteht erneut die Gefahr, dass fuer einen Grossteil der Kinobeschaeftigten der Arbeitsdruck durch die Zusammenlegung der bisherigen Berufsgruppen weiter zunimmt.

1997 war ein Tarifabschluss erst nach massiven Warnstreiks der Beschaeftigten zustande gekommen. Auch 1998 gilt: "Nix zu verlieren".

Manfred Moos, IG Medien Hauptvorstand, Abteilung Tarif- und Betriebspolitik