trend PARTISAN.net
online
archiv

1998

Rubrik
Globales & Internationales
 

Vorabveröffentlichung eines Artikel aus "Was Tun" Nr.6, Flugschrift des
Kommunistischen Forums in der PDS München


Indonesien - die deutsche Industrie mordet mit

Nach tagelangen blutigen Straßenschlachten erklärte Indonesiens Präsident
Suharto am 21.Mai seinen Rücktritt. Der Diktator war 1965 durch einen
blutigen Putsch an die Macht gekommen.Dabei massakrierte die Armee
zusammen mit religiös aufgepeitschten Banden 750.000 Arbeiter, Bauern und
Studenten. Die Indonesische Kommunistische Partei, größte KP in einem
nichtsozialistischen Land, wurde physisch völlig vernichtet. Der
antikommunistische Schlächter Suharto fand schnell international
Verbündete. Helmut Kohl rühmte sich seines "guten Freundes".Die
Zerschlagung der inneren Opposition ging einher mit einer aggressiven
Außenpolitik, mit der Besetzung West-Papuas und Ost-Timors. Waffen und
Ausbildungshilfe bekam das Regime neben den USA vor allem aus Deutschland.
Die FAZ meldete am 24. Juli 1992: "Indonesien kauft den größten Teil der
DDR-Kriegsmarine", nämlich 39 Kriegsschiffe der ehemaligen DDR-
Flotte. Noch 1996 hatte Helmut Kohl bei einem Staatsbesuch neue Panzer
als Gastgeschenk für seinen Freund Suharto im Gepäck. Heckler&Koch-
Gewehre, MBB-Hubschrauber,Mercedes-LKW, Kampfschiffe und U-Boote von HDW
und Lürssen, Bordkanonen von Rheinmetall ... . Die deutsche
Rüstungsindustrie verdiente prächtig an den Mördern in Jakarta.

"German Boy" an der Macht

Besondere Verdienste um die deutsch-indonesischen Beziehungen im Bereich
der Rüstung trägt gerade der Mann, der seit dem Rücktritt Suhartos
Regierungschef geworden ist: Jusuf Habibie. Mit ihm, der den Spitznamen
"German Boy" trägt, hat das deutsche Rüstungskapital seinen direkten
Agenten auf dem indonesischen Regierungssessel sitzen. Habibie hatte in
den 60er Jahren in Deutschland studiert. Bei Rüstungskonzern MBB stieger
zum Direktor für angewandte Technologie auf. 1974 ging Habibie nach
Indonesien zurück und wurde in die Regierung aufgenommen. Von nun an
floriert das deutsch-indonesische Rüstungsgeschäft erst richtig. Für die
Verleihung des Großen Bundesverdienskreuzes durch die Bundesregierung 1980
bedanktsich Habibie umgehend: Der Siemens-Konzern erhält denAuftrag zum
Bau des ersten indonesischen Atomkraftwerkes.
Indonesien gehört zu der von Japan dominierten ASEAN-
Wirtschaftszone. Im weltweiten Kampf um Märkte, Rohstoffeund Einfluß
prallen auch hier die Interessen der Großmächte aufeinander. Die USA und
Deutschland liefern sich einen Wettlauf beim Versuch, in der ASEAN-Zone
Fuß zu fassen.Indonesien ist hierfür ein wichtiger Stützpunkt. Die
Aufrüstungdes Landes zur regionalen Seemacht durch Deutschland ist
vordiesem Hintergrund zu sehen. Mit der Machtübertragung an den"German
Boy" Habibie, dessen Familie allein 40 Firmen inIndonesien kontrolliert,
hat die deutsche Wirtschaft einen wichtigen Erfolg verbucht. Für die
indonesischen Arbeiter,Bauern und Studenten wird sich allerdings nichts
ändern. Die blutige Diktatur hat nur ihre äußere Fratze modernisiert.
DieHintermänner des Regimes sitzen bei uns, in den Konzernetagenvon MBB,
Siemens und Daimler-Benz und im Bundeskanzleramt. Der Wunsch des
indonesischen Volkes nach Demokratie und Menschenrechten ist so eng
verbunden mit unserem Eintreten für eine andere Politik in Deutschland.

NiB