online archiv 1998
Rubrik Dies & das |
PR-Erk. Nr.: 054 / 15.2.98
Thema: Ehrenbürger
PDS Berlin lehnt Ehrenbürgerschaft für Bush und Reuter
ab
Der Pressesprecher Günter Kolodziej informiert:
In einem Brief haben die Fraktionsvorsitzenden Carola Freundl und Harald
Wolf den Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Prof.Haase, darüber
unterrichtet, daß die PDS-Fraktion die Verleihung der Ehrenbürgerrechte
an George Bush und Edzard Reuter nicht unterstützt. Wörtlich heißt
es:
"Wir respektieren, daß mit Ronald Reagan und Michail
Gorbatschow zwei Politiker geehrt werden, die am Endpunkt der
Ost-West-Blockkonfrontation nicht nur Gegenspieler waren, sondern dazu
beitrugen, die Bipolarität der internationalen Beziehungen zu überwinden.
Mit ihren Namen verbindet sich in Berlin sowohl Zuspitzung als auch Überwindung
der Teilung.
Nicht nachvollziehbar ist jedoch, wenn der Senat nun auch dem Nachfolger
Reagans im Präsidentenamt diese Ehre erweisen möchte. Wenn Georg Bush
als Präsident zum Zeitpunkt der deutschen Vereinigung geehrt werden soll,
ist dennoch keine besondere historische Leistung erkennbar, die ihn gegenüber
Margret Thatcher und Francois Mitterand heraushebt. Eine Ehrung von Georg Bush
erscheint noch dazu in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Besuch des
derzeitigen amerikanischen Präsidenten fragwürdig. Die Tatsache
allein, daß jemand amerikanischer Präsident ist, macht ihn nicht auch
schon zum geeigneten Ehrenbürger Berlins. Nach dem Ende der Gefährdungen
Berlins im Ost-West-Konflikt sollten wir vielmehr davon ausgehen, daß die
Ehrenbürgerschaft der Staatsmänner früherer Besatzungsmächte
und späterer Signatarstaaten der deutschen Vereinigung nun die Ausnahme
bilden darf.
Die Verdienste Edzards Reuters als Aufsichtsratsvorsitzender von
Daimler-Benz sind nicht weniger umstritten, als seine vermeintliche Leistung bei
der Ansiedlung der debis-Zentrale am Potsdamer Platz, die sich auf politisch
bestimmte Niedrigstbodenpreise stützen konnte. Weder der Anspruch auf ein
politisches Amt in Berlin und noch weniger der Verzicht darauf begründen
bereits eine Ehrenbürgerschaft. Schließlich sollte die von Edzard
Reuter eingeklagte Ehrerbietung Berlins gegenüber seinem Vater nicht zur
Ehrenbürgerschaft des Sohnes, sondern zu Pflege und Unterhaltung des nach
Ernst Reuter benannten Platzes führen."
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