Mao Gedichte

Mao Tse-tung


Mao Tse-tung:

"Wie soll man Gedichte schreiben ?" 1

(12. Januar 1957)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 1971, S.386-387


Genosse Kodjia und die anderen Genossen:

Euer freundliches Schreiben habe ich schon längst erhalten, ich bedaure meine verspätete Antwort! Die von euch angeforderten Gedichte im alten Stil, derer ich mich noch entsinnen kann, stehen zusammen mit den von euch übersandten acht Gedichten, insgesamt also 18 Gedichte. abgeschrieben auf besonderem Blatt zu eurer Verfügung, bitte prüft sie und entscheidet.
Diese Sachen wollte ich all die Zeit über nicht regelrecht veröffentlichen, weil sie im alten Stil gehalten sind, ich war besorgt, dies könnte eine falsche Tendenz fördern 2 und die junge Generation verwirren; ferner enthalten sie nicht viel Poesie, sie haben nichts Besonderes an sich. Da ihr aber meint, man könne sie drucken, nun, dann mögt ihr die bereits abgeschriebenen Gedichte auf fehlerhafte Zeichen durchsehen und korrigieren, handelt also ganz nach eurem Gutdünken.
Lyrik zu drucken und zu verlegen ist eine gute Sache, ich wünsche ihr langes Gedeihen. Natürlich sollte man hauptsächlich im modernen Stil dichten, Gedichte im alten Stil mögen auch gelegentlich gemacht werden, aber man sollte das unter jungen Leuten nicht fördern, weil diese Formen das Denken einengen, auch sind sie nicht leicht zu erlernen. Diese Bemerkungen nur für euch zum weiteren Nachdenken. Den Genossen ein höflicher Gruß!

Mao Tsetung

 

 


ANMERKUNGEN:

1 Titel des Herausgebers. Im »Roten Buch« (II) steht nur: »Ein Brief über Dichtung (Januar 1957)«. Der Brief wurde bereits mit der Veröffentlichung der 18 Gedichte der Zeitschrift >Schi-kan < (Lyrik) am 25. Januar 1957 bekannt. Die Redaktion. d d.h. die im Brief angesprochenen Genossen, fügte der Veröffentlichung des Briefes noch folgende Bemerkung hinzu: »Wir veröffentlichen den Brief des Vorsitzenden Mao an die Redaktion mit seinem Einverständnis zusammen mit seinen Gedichten Z: dieser Ausgabe. Dieser Brief drückt mit Bezug auf Gedichte im neuen und im alten Stil und auf das Verhältnis zwischen ihnen eine klare Meinung aus. Dieser Brief ist für unsere Lyrik und Lied-Bewegung und für das Machen von Gedichten und Liedern äußerst bedeutsam.« Vgl. dazu eine 1962 in Peking herausgekommene Neuauflage der von Tsang Kodjia kommentierten Gedichte: Mao Dschuhsi schi-tsi djiang-djiä, S. 4.

2 Dieser Satz ist von J. Schickel übernommen, vgl. seine kommentierte Übersetzung Mao Tsetung. 37 Gedichte. Hamburg 1965. S. 52.

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