Mao AW Band II

Mao Werke


Mao Tse-tung:

BEFEHL UND ERKLÄRUNG ANLÄSSLICH DER EREIGNISSE VON SÜDANHUI

  (Januar 1941)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band II, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1968, S.533-541


BEFEHL DES REVOLUTIONÄREN MILITÄRAUSSCHUSSES BEIM ZENTRALKOMITEE DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI CHINAS

 (Yenan, 20. Januar 1941)

Die Neue Vierte Armee der Nationalrevolutionären Armee hat sich wegen ihrer ruhmreichen Taten im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression im In- und Ausland einen Namen gemacht. Hervorragend sind die Verdienste des Befehlshabers der Armee, Yä Ting, der die Abwehrkämpfe gegen den Feind geleitet hat. Nun wurde diese Armee, als sie befehlsgemäß nordwärts marschierte, plötzlich von der projapanischen Gruppe hinterrücks überfallen und ihr Befehlshaber, der in den aufreibenden Kämpfen verwundet worden war, in den Kerker geworfen. Der Militärausschuß, der durch den Kommandeur der 1. Abteilung der Neuen Vierten Armee, Tschen Yi, und den Stabschef der Armee Dschang Yün-yi über den Verlauf der Ereignisse von Südanhui telegraphisch informiert worden ist, bringt seine äußerste Entrüstung und tiefste Besorgnis zum Ausdruck. Außer den Maßnahmen, die der Militärausschuß trifft, um die himmelschreienden Verbrechen der projapanischen Gruppe, die den Widerstandskrieg untergräbt, die Volkstruppen überfällt und einen Bürgerkrieg entfesselt, zu ahnden, ernennt er hiermit Tschen Yi zum Kommissarischen Befehlshaber der Neuen Vierten Armee der Nationalrevolutionären Armee, Dschang Yün-yi zum Stellvertreter des Befehlshabers, Lai Tschuan-dschu zum Stabschef und Deng Dsi-hui zum Leiter der Politischen Abteilung der Armee. Der Kommissarische Befehlshaber Tschen Yi und die anderen genannten Personen werden hiermit angewiesen, mit aller Energie die ihnen anvertraute Armee in Ordnung zu bringen, ihre Reihen zusammenzuschließen, enge Beziehungen zur Bevölkerung zu gewährleisten, die Drei Volksprinzipien zu verwirklichen, dem Testament Sun Yat-sens treu zu bleiben, die antijapanische nationale Einheitsfront zu festigen und zu erweitern, zur Verteidigung der Nation und des Vaterlands, für die Fortführung des Widerstandskriegs bis zum Ende und für die Verhinderung von Überfällen der projapanischen Gruppe zu kämpfen.

ERKLÄRUNG DES SPRECHERS DES REVOLUTIONÄREN
MILITARAUSSCHUSSES BEIM ZENTRALKOMITEE
DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI CHINAS
GEGENÜBER EINEM KORRESPONDENTEN
DER HSINHUA-NACHRICHTENAGENTUR

 

(22 Januar 1941)

 

Die jüngsten antikommunistischen Ereignisse von Südanhui gärten schon seit längerer Zeit. Die gegenwärtige Entwicklung der Lage ist nur der Anfang einer jähen Wende im Maßstab des ganzen Landes. Nachdem die japanischen Eindringlinge den Dreibundl mit Deutschland und Italien geschlossen haben, arbeiten sie mit aller Kraft auf einen inneren Umsturz in China hin, um möglichst rasch eine Entscheidung im chinesisch-japanischen Krieg herbeizuführen. Ihr Ziel ist es, mit den Händen der Chinesen selbst die chinesische Widerstandsbewegung gegen die japanische Aggression abzuwürgen, das Hinterland für den japanischen Feldzug nach dem Süden zu konsolidieren, so daß sie freie Hand hätten, diesen Feldzug in Koordinierung mit dem Angriff Hitlers auf England zu unternehmen. Viele Rädelsführer der projapanischen Gruppe in China haben sich schon längst in den diversen Partei-, Regierungs- und Militärorganen der Kuomintang eingenistet, wo sie Tag und Nacht ihre Hetze treiben. Gegen Ende des Vorjahrs hatten sie die Vorbereitungen für ihren ganzen Plan schon abgeschlossen. Der Überfall auf die Einheiten der Neuen Vierten Armee in Südanhui und der reaktionäre Befehl vom 17. Januar2 sind lediglich die ersten Äußerungen dieses Planes. Überaus ernste Ereignisse werden sich jetzt nacheinander abspielen. Wie schaut nun der Gesamtplan der japanischen Eindringlinge und der projapanischen Gruppe aus? Dieser Plan sieht vor:

1. Zur Mobilisierung der öffentlichen Meinung werden zwei von Ho Ying-tjin und Bai Tschung-hsi unterschriebene Telegramme vom 19. Oktober und vom 8. Dezember [3] an Tschu Teh, Peng Dö-huai, Yä und Hsiang Ying veröffentlicht.

2. Als Vorbereitung zur Entfesselung eines Bürgerkriegs wird eine Pressekampagne über die Wichtigkeit der Befolgung militärischer Disziplin und militärischer Befehle gestartet.

3. Die Einheiten der Neuen Vierten Armee in Südanhui werden vernichtet.

4. Die Neue Vierte Armee wird zum "Meuterer" erklärt und ihre Truppenbezeichnung gelöscht.

Alle diese Punkte sind bereits verwirklicht.

5. Tang En-bo, Li Pin-hsiän, Wang Dschung-liän und Han Dö-tjin werden zu Kommandeuren der an den verschiedenen Abschnitten Zentralchinas zur "Ausrottung der Kommunisten" eingesetzten Truppen ernannt, Li Dsung-jen wird mit dem Oberbefehl über diese Truppen betraut. Gegen die von Peng Hsüä-feng, Dschang Yün-yi und Li Hsiän-niän befehligten Einheiten der Neuen Vierten Armee wird in enger Koordinierung mit den japanischen Streitkräften eine Offensive eröffnet, und im Falle eines Erfolgs werden weitere Angriffe gegen die Einheiten der Achten Route-Armee und der Neuen Vierten Armee in Schantung und Nordkiangsu unternommen.

Mit der Durchführung dieser Maßnahme wurde bereits begonnen.

6. Ein Vorwand wird gesucht, um die Achte Route-Armee für "Meuterer" zu erklären, ihre Truppenbezeichnung zu löschen und Tschu Teh und Peng Dö-huai steckbrieflich zu verfolgen.

Dieser Schritt wird eben jetzt vorbereitet.

7. Die Verbindungsbüros der Achten Route-Armee in Tschungking' Sian und Guilin werden geschlossen, Tschou En-Iai, Yä Diiänying, Dung Bi-wu und Deng Ying-tschao werden verhaftet.

Auch die Durchführung dieser Maßnahme hat schon mit der Schließung des Büros in Guilin eingesetzt.

8. Die Zeitung Hsinbua Jibao wird verboten.

9. Das Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia wird überfallen und Yenan erobert.

10. In Tschungking und in den verschiedenen Provinzen werden Massenverhaftungen antijapanischer Persönlichkeiten vorgenommen;die Widerstandsbewegung gegen die japanische Aggression wird unterdrückt.

11. Die Organisationen der Kommunistischen Partei in allen Provinzen werden zerschlagen und Massenverhaftungen unter den Kommunisten vorgenommen.

12. Die japanischen Truppen werden aus Zentral- und Südchina abgezogen, worauf die Kuomintang-Regierung eine "Wiedergewinnung der verlorenen Gebiete" verkünden und gleichzeitig für einen "ehrenhaften Frieden" als eine Notwendigkeit Propaganda machen wird.

13. Die japanische Armee verlegt ihre in Zentral- und Südchina stationierten Kräfte als Verstärkung nach Nordchina, um zur härtesten Offensive gegen die Achte Route-Armee anzutreten, und kämpft im Zusammenwirken mit den Kuomintang-Truppen, um die Achte RouteArmee und die Neue Vierte Armee restlos zu vernichten.

14. Ohne die Angriffe gegen die Achte Route-Armee und die Neue Vierte Armee auch nur für eine Minute abzuschwächen, setzen die Kuomintang-Truppen die seit dem Vorjahr herrschende Kampfpause mit den japanischen Truppen auf allen Kriegsschauplätzen fort, um sie in einen vollständigen Waffenstillstand umzuwandeln und Friedensverhandlungen einzuleiten.

15. Die Kuomintang-Regierung unterzeichnet mit Japan einen Friedensvertrag und tritt dem Dreibund bei.

Die angeführten Schritte werden jetzt intensiv vorbereitet.

Das ist in großen Zügen der gesamte hinterhältige Plan Japans und der projapanischen Gruppe. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas hat schon in seiner Deklaration vom 7. Juli 1939 darauf hingewiesen: "Die Kapitulation ist im gegenwärtigen Augenblick die größte Gefahr, und die Bekämpfung der Kommunistischen Partei ist ein Schritt zur Vorbereitung der Kapitulation." Fern= wurde in der Deklaration vom 7. Juli 1940 festgestellt: "Nie zuvor war die Gefahr einer Kapitulation so ernst, und nie zuvor waren die Schwierigkeiten im Widerstandskrieg so groß." Tschu Ton, Peng Dö-huai, Yä Ting und Hsiang Ying haben in ihrem Telegramm vom 9. November 1940 noch konkreter darauf hingewiesen:

In unserem Land zetteln jetzt gewisse Leute eine neue antikommunistische Kampagne an, womit sie versuchen, den Weg zur Kapitulation freizumachen . . . Sie wollen mit Hilfe eines gemeinsamen chinesisch-japanischen Vorgehens zur "Ausrottung der Kommunisten" dem Widerstandskrieg ein Ende setzen. Sie wollen anstelle des Widerstandskriegs den Bürgerkrieg, anstelle der Unabhängigkeit die Kapitulation, anstelle des Zusammenschlusses die Spaltung, anstelle des Lichtes die Finsternis. Ihre Taten sind tückisch, ihre Pläne giftig. Die Kunde davon verbreitet sich überall hin und bewegt alle Herzen. Nie war die Lage so kritisch wie heute.

Somit sind die Ereignisse von Südanhui und der Befehl des Tschungkinger Militärrats vom 17. Januar bloß der Anfang einer Reihe derartiger Vorfälle. Besonders der Befehl vom 17. Januar ist von schwerwiegender politischer Bedeutung. Die Tatsache, daß es die Verfasser dieses konterrevolutionären Befehls gewagt haben, ihn aller Welt zum Trotz -öffentlich zu erlassen, zeugt davon, daß sie entschlossen sein müssen, einen völligen Bruch und eine totale Kapitulation herbeizuführen, denn die politischen Vertreter der schwachen Klassen der großen Grundherren und der Großbourgeois Chinas können ohne Drahtzieher hinter den Kulissen auch nicht den kleinsten Schritt tun; wie erst dann solche ungeheuerlichen Dinge? Die Verfasser dieses Befehls zum Verzicht auf ihren Entschluß zu veranlassen scheint im gegenwärtigen Augenblick sehr schwer zu sein und dürfte sich wohl ohne außerordentliche Anstrengungen des ganzen Volkes und ohne ernsten internationalen diplomatischen Druck als unmöglich erweisen. Daher ist es jetzt die dringende Aufgabe des ganzen chinesischen Volkes, die Entwicklung der Ereignisse mit größter Wachsamkeit zu verfolgen und sich auf jegliche finstere Reaktion gefaßt zu machen; es darf da nicht die geringste Sorglosigkeit geben. Was die Zukunft Chinas anbelangt:, so ist die Sache völlig klar. Selbst wenn es den japanischen Eindringlingen und der projapanischen Gruppe gelingen sollte, ihre Pläne zu verwirklichen, werden unsere Kommunistische Partei Chinas und das chinesische Volk nicht nur die Pflicht, sondern auch ganz bestimmt die Fähigkeit haben, kühn hervorzutreten und die Lage in Ordnung zu bringen; keinesfalls wird den japanischen Aggressoren und der projapanischen Gruppe gestattet werden, ihre Untaten zu Ende zu führen. Wie düster auch die Lage sein sollte, welchen schwierigen Weg wir in der Zukunft auch noch zu gehen haben und was für einen Preis wir dafüt zahlen müssen (die Verluste der Einheiten der Neuen Vierten Armee in Südanhui sind ein Teil dieses Preises), so werden dennoch die japanischen Eindringlinge und die projapanische Gruppe ihre Niederlage erleiden. Und zwar aus folgenden Gründen:

1. Die Kommunistische Partei Chinas ist nicht mehr so leicht zu hintergehen und zu zerschlagen wie im Jahre 1927. Sie ist schon eine starke Partei, die fest auf den eigenen Füßen steht.

2. Unter den Mitgliedern der anderen Parteien und Gruppen Chinas (einschließlich der Kuomintang), die mit Bangen die Katastrophe der Unterjochung der Nation kommen sehen, gibt es bestimmt viele, die weder Kapitulation noch Bürgerkrieg wünschen. Manche unter ihnen sind zwar für eine gewisse Zeit Opfer eines Betrugs geworden, doch kann ihnen das in einem gegebenen Augenblick zum Bewußtsein kommen.

3. Das gleiche gilt für die chinesische Armee. Die meisten Truppenteile gehen unter Zwang gegen die Kommunistische Partei vor.

4. Die überwiegende Mehrheit des chinesischen Volkes will nicht zu Kolonialsklaven werden.

5. Der imperialistische Krieg steht jetzt am Vorabend einer großen Wende, und wie sehr die vom Imperialismus abhängigen Parasiten auch eine Zeitlang wüten mögen, so ist doch auf ihre Herren hinter den Kulissen kein Verlaß. Sobald der Baum fällt, laufen die Affen auseinander, und die ganze Situation hat sich dann gewandelt.

6. In vielen Ländern ist der Ausbruch der Revolution nur eine Frage der Zeit; diese Revolutionen und die Revolution in China werden notwendigerweise einander unterstützen und gemeinsam den Sieg erringen.

7. Die Sowjetunion ist die stärkste Kraft in der Welt, und sie wird ganz bestimmt China helfen, den Widerstandskrieg bis zum Ende auszufechten.

Aus den angeführten Gründen hoffen wir, daß jene, die mit dem Feuer spielen, nicht allzu übermütig werden. Wir warnen sie in aller Form: Seid etwas vorsichtiger, mit diesem Feuer läßt sich nicht spielen, nehmt eure eigenen Köpfe in acht l Wenn diese Leute imstande sind, einmal nüchtern darüber nachzudenken, dann müssen sie ehrlich und rasch folgendes unternehmen:

Erstens, am Rande des Abgrunds das Pferd zügeln und die Provokationen einstellen;

zweitens, den reaktionären Befehl vom 17 Januar aufheben und öffentlich eingestehen, daß sie völlig im Unrecht waren;

drittens, die Hauptschuldigen an den Ereignissen von Südanhui, Ho Ying-tjin, Gu Dschu-tung und- Schangguan Yün-hsiang, bestrafen;

viertens, Yä Ting freilassen und ihn wieder als Befehlshaber der Neuen Vierten Armee einsetzen;

fünftens, die bei den Ereignissen von Südanhui gefangengenommenen Angehörigen der Neuen Vierten Armee und die erbeuteten Waffen restlos zurückgeben; sechstens, alle bei den Ereignissen von Südanhui verwundeten Kommandeure und Soldaten sowie die Familien der Gefallenen der Neuen Vierten Armee entschädigen; siebtens, die zur "Ausrottung der Kommunisten" nach Zentralchina entsandten Truppen abziehen; achtens, die Blockadelinien im Nordwesten' schleifen; neuntens, alle patriotischen politischen Häftlinge freilassen; zehntens, die Einparteiendiktatur abschaffen und eine demokratische Ordnung einführen; elftens, die Drei Volksprinzipien verwirklichen und das Testament Sun Yat-sens befolgen; zwölftens, die Anführer der projapanischen Gruppe verhaften, vor Gericht stellen und nach dem Gesetz unseres Landes aburteilen. Wenn diese zwölf Punkte erfüllt werden, dann wird sich die Lage selbstverständlich normalisieren, und unsere Kommunistische Partei sowie das ganze Volk werden gewiß keine weiteren Forderungen stellen. Andernfalls "fürchte ich, daß Dji Suns Unheil nicht in Dschuanyü liegt, sondern innerhalb der Mauern seines eigenen Hauses"5, und der Stein, den die Reaktionäre erhoben haben, wird ihnen unweigerlich auf die eigenen Füße fallen; dann werden wir ihnen beim besten Willen nicht helfen können. Wir schätzen die Zusammenarbeit, aber auch sie müssen die Zusammenarbeit schätzen. Geradeheraus gesagt, unsere Zugeständnisse haben Grenzen, und die Zeit, da wir Zugeständnisse machten, ist bereits vorbei. Sie haben das Schwert gezogen und den ersten Hieb geführt, und die Wunde ist sehr tief. Wenn sie sich noch Gedanken über ihre Zukunft machen wollen, dann müssen sie aus freiem Antrieb diese Wunde heilen. "Sind auch schon Schafe verlorengegangen, ist's immer noch Zeit, den Pferch zu flicken." Das ist eine Sache auf Leben und Tod für sie selbst, und wir können nicht umhin, sie zum letztenmal zu warnen. Wenn sie aber unbelehrbar bleiben und weiter Unfug treiben werden, wird das chinesische Volk mit seiner Geduld am Ende sein und sie auf den Misthaufen werfen; dann ist es für Reue zu spät. Was die Neue Vierte Armee betrifft, so hat der Revolutionäre Militärausschuß beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas am 20. Januar einen Befehl erlassen, wonach Tschen Yi zum Kommissarischen Befehlshaber, Dschang Yün-yi zu seinem Stellvertreter, Lai Tschuan-dschu zum Stabschef und Deng Dsi-hui zum Leiter der Politischen Abteilung ernannt wurden. Die Einheiten dieser Armee, die in Zentralchina und Südkiangsu noch über 90 000 Mann zählen, werden, obgleich von den japanischen Eindringlingen und den antikommunistischen Truppen in die Zange genommen, bestimmt alle Härten des Kampfes durchhalten und der Nation und dem Vaterland bis zum Ende treu bleiben. Außerdem werden die Truppenteile der brüderlichen Achten Route-Armee diesem Zangenangriff keineswegs mit verschränkten Armen zusehen, sondern bestimmt entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die erforderliche Hilfe zu leisten; das kann ich ihnen unumwunden mitteilen. Was aber die Erklärung anbelangt, die der Sprecher des Tschungkinger Militärrats abgegeben hat, so braucht man nur vier Wörter zu ihrer Charakterisierung: "Sie widerspricht sich selbst." Während der Tschungkinger Militärrat in seinem Befehl behauptet, die Neue Vierte Armee hätte "gemeutert", erklärt sein Sprecher, daß sie beabsichtige, in den Raum des Dreiecks Nanking-Schanghai-Hangdschou einzurücken, um dort ein Stützpunktgebiet zu errichten. Angenommen, daß, diese letztere Erklärung stimmt - kann man denn das Einrücken in den Raum des Dreiecks Nanking-Schanghai-Hangdschou als "Meuterei" betrachten? Dieser stumpfsinnige Sprecher Tschungkings hat sich keine Gedanken darüber gemacht, gegen wen man eigentlich dort gemeutert hätte. Ist das denn nicht ein von den Japanern besetztes Gebiet? Warum wollt ihr dann die Neue Vierte Armee daran hindern, in dieses Gebiet einzurücken, und versucht, sie schon in Südanhui zu vernichten? Aber, gewiß dochl Leute, die dem japanischen Imperialismus treu ergeben sind, müssen eigentlich so handeln. Daher ihr Plan, sieben Divisionen für eine Vernichtungskampagne zu massieren, daher ihr Befehl vom 17. Januar und daher ihr Gerichtsverfahren gegen Yä Ting. Aber ich möchte noch hinzufügen, daß der Sprecher Tschungkings ein dummes Schwein ist: Ohne daß ihn jemand dazu gezwungen hätte, plaudert er vor dem ganzen Volk die Pläne des japanischen Imperialismus aus.

ANMERKUNGEN

1 Der militärische Dreibund zwischen Deutschland, Italien und Japan wurde am 27. September 1940 in Berlin geschlossen.

2 Gemeint ist der im Namen des Militärrats der Nationalregierung erlassene konterrevolutionäre Befehl Tschiang Kai-scheks vom 17. Januar 1941 über die Auflösung der Neuen Vierten Armee.

3 Diese zwei berüchtigten Telegramme, unterzeichnet von dem Generalstabschef der Kuomintang-Regierung Ho Ying-tjin und dessen Stellvertreter Bai Tschung-hsi, wurden im Winter 194o abgeschickt, als Tschiang Kai-schek seine zweite antikommunistische Kampagne startete. Das Telegramm vom 19. Oktober enthielt freche Verleumdungen gegen die Achte Route-Armee und die Neue Vierte Armee, die den Widerstandskrieg im Hinterland des Feindes standhaft weiterführten. Außerdem enthielt es den widerspruchslos hinzunehmenden Befehl, daß sich jene Einheiten, die südlich des Gelben Flusses gegen die japanischen Aggressoren operierten, bis zu einem festgesetzten Termin nördlich des Flusses absetzen sollten. Am 9. November widerlegten die Genossen Tschu Teh, Peng Dö-huai, Yä Ting und Hsiang Ying in einem Antworttelegramm an Ho Ying-tiin und Bai Tschung-hsi an Hand von Tatsachen die Verleumdungen der letzteren und erklärten sich jedoch gleichzeitig mit Rücksicht auf die Interessen der Allgemeinheit bereit, die in Südanhui befindlichen Truppen nach Norden zu verlegen. Das von Ho Ying-tiin und Bai Tschung-hsi unterzeichnete Telegramm vom 8. Dezember, das als Antwort auf das erwähnte Telegramm vom 9. November abgeschickt war, stellte einen weiteren Versuch dar, die öffentliche Meinung gegen die Kommunistische Partei aufzubringen.

4 Die Blockadelinien im Nordwesten wurden von den Kuomintang-Reaktionären rund um das Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia errichtet. Von 1939 an legten die Kuomintang-Leute, indem sie die örtliche Bevölkerung zwangsweise zur Arbeit zusammentrieben, um das Grenzgebiet fünf aus Gräben, Steinwällen und Blockhäusern bestehende Blockadelinien an, die sich über einige Provinzen hinzogen - von Ningsia im Westen, südwärts den Djing-Fluß entlang bis zum Gelben Fluß im Osten. Am Vorabend der Ereignisse von Südanhui wurden die Kuomintang-Truppen, die das Grenzgebiet umringt hielten, auf mehr als 200 000 Mann verstärkt.

5 Zitiert aus dem Buch Lunyü (Gespräche) des Konfuzius und seiner Schüler. In der Frühlings- und Herbstperiode (71.--481 v. u. Z.) hatte Dji Sun, der Kanzler des Staates Lu, die Macht in Händen und stand in krassem Widerspruch zu dem Herzog des Staates. Er wußte, daß der Herzog vorhatte, die Macht zurückzugewinnen. Dji Sun fürchtete sehr, daß Dschuanyü, der Vasallenstaat von Lu, dem Herzog helfen würde, mit ihm fertig zu werden, und wollte deswegen Dschuanyü zuerst angreifen. Als Konfuzius das erfahren hatte, sagte er, daß Dji Suns Unheil nicht von Dschuanyü, sondern vom Herzog des Staates Lu kommen würde.

 

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