Stadt. Aktion




Gotham City und die Zukunft des öffentlichen Raumes
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"... das optische Bild der Stadt verbessern..."

von TERZ - Düsseldorfer Stadtzeitung

Mit einer kleinen Aktion machten AntifaschistInnen öffentlich aufmerksam auf den Vergleich zwischen Taubenkot und Obdachlosen vom Sprecher der Destination Düsseldorf / Forum Stadt-Marketing, Ralf Esser. Während einige Aktive Gülle und Dreck vor die Commerzbank als einem Mitglied der Destination schütteten, wurden in der Altstadt und in Oberbilk Flugblätter verteilt, die über den Grund der Aktion aufklärten. Fast durchweg alle PassantInnen begrüßten die Aktion und verurteilten die Äußerungen von Esser. Die Forderung lautet weiterhin: Weg mit Esser!

Die Destination Düsseldorf ist eine Vereinigung von etwa 80 Düsseldorfer Unternehmen aus Wirtschaft, Wirtschaftsorganisationen und Kultur. Dort finden sich neben vielen Hotels. Banken und Firmen, die WZ, die RP (Rheinische Post), auch Immobilienfirmen, Fluggesellschaften, Brauereien, die Messegesellschaft Nowea und das Polizeipräsidium als Mitglieder wieder. Von städtischer Seite sind die Ober, das Schauspielhaus und mehrere Museen Mitglieder. Das "Forum Stadt-Marketing" ist ein Zusammenschluß Düsseldorfer Einzelhandelsgeschäfte. Seit Ende 1996 befindet sich das Forum unter dem Dach der Destination und ist neben den Veranstaltungen das zweite Standbein der Destination Düsseldorf. Die auf den ersten Blick seltsam anmutende Zusammenstellung ist erklärbar durch die Ziele und Zwecke der Destination. Die Bekanntheit und Attraktivität von Region und Stadt sollen gesteigert werden. Dadurch sollen mehr Besucher in die Stadt gelockt werden und die kommen dann den beteiligten Geschäftsleuten und Unternehmen durch mehr Umsatz zu Gute. Durch die enge Verzahnung mit der Stadt über das städtische Werbe- und Wirtschaftsförderungsamt, den Verkehrsverein und anderen städtischen Gremien übernimmt die Destination immer mehr städtische Aufgaben, insbesondere im Kulturbereich. Diese Privatisierung berücksichtigt hauptsächlich eine Kultur des Mainstream. Sogenannte kulturelle highlights, z.B. das Konzert der drei Tenöre im Düsseldorfer Rheinstadion 1996 oder die gerade zu Ende gegangene Magritte-Ausstellung sollen nicht nur Menschenmassen anziehen, sondern Düsseldorf über die Stadtgrenzen hinaus Bekanntheit verschaffen. Imagepflege ist angesagt. (...)

Einen Namen hat sich die Destination besonders durch die Freß- und Sauffeste, wie Altstadt- und Köfest gemacht. Den beteiligten Unternehmen besorgen diese Volksfeste satte Umsätze, die den Etat der Destination von 2,5 Millionen DM 1996 bei weitem übertroffen haben dürften. Für 1997 stehen 15 Millionen DM zur Verfügung. Wie oben schon angeführt geht es um Imagepflege. Frei nach dem Motto, daß unsere Stadt besser und schöner werden soll, sehen sie neben wirtschaftlichen Zielen auch ganz andere Aufgaben als ihre Sache an. Es sei "das optische Bild der Stadt zu verbessern" und "das Konzept, 'Ordnung und Sicherheit' mit Stadt und Polizei zu erarbeiten und gemeinsam umzusetzen."

So werden die gegenwärtigen und geplanten Vertreibungspraktiken der Stadt, der Geschäftsleute, der Rheinbahn und des Bahnhofes erklärlich. Auch die vor zwei Ausschüssen der Stadt gemachte Gleichsetzung von Obdachlosen mit Taubenkot des eit Dezember 1996 mit dem Management der Destination beauftragten Ralf Esser wird dadurch verständlich. Bis jetzt hat sich weder Esser, noch die Destination / Forum Stadt - Marketing von diesen Äußerungen distanziert, sieht man von einem lauten Statement, daß alles ein Mißverständnis sei, ab. Die Verbindung zwischen faschistoiden Äußerungen und Kulturveranstaltungen kann also sehr eng sein. Alles, was den Fluß des Geldes stört, soll weggeräumt werden. Da sind sich die Beteiligten einig. Das Bild eines netten, kauflustigen und eines von den Opfern des Kapitalismus gereinigten Düsseldorf soll in einem neuen Glanz erstehen. Dazu gehört auch die gegenwärtige Kampange "Ein Leitbild für Düsseldorf". U.a. soll damit "ein Wir- Gefühl bei den Einwohnern in Düsseldorf erzeugt werden." Heimat, süße Heimat, ich hör dir trapsen.

Der Artikel erschien bereits in ungekürzter Form in der Düsseldorfer Stadtzeitung TERZ 5/97