Stadt. Aktion




Gotham City und die Zukunft des öffentlichen Raumes
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Aktionen

Düsseldorf

An der Kunstsammlung am Grabbeplatz errichteten Innenstadt-AktivistInnen an prestigeträchtiger Stelle provisorische Unterkünfte, irgendwo zwischen Kunstwerk und Gebrauchswert, bauten einen Info-Stand auf, bekochten einen treuen Punk-Kundenstamm und beschallten am abschließenden Sonnabend den Abendhimmel housig, bis dieser donnergrollte.

Der Antifa-KOK veranstaltete ein Happening in der Altstadt vor Woolworth gegen die Vertreibungen. Die "heavy Gummies" spielten auf zum Tänzchen und Flugis wurden verteilt - begleitet von eigens engagierten "Schwarzen Sheriffs". Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus: Während viele PassantInnen das Spektakel amüsiert verfolgten, überarbeitete der Ladeninhaber des Pelzladens "Schenkenbach" sichtlich bei dem mit großer Anstrengung betriebenen Abreissen von Plakaten des Antifa-KOK. Ein TERZ-Redakteur erhielt aufgrund unerlaubten plakatierens eine Ordnungsverfügung von der Polizei was seine GenossInnen nicht an weiterem lustigen Treiben hinderte.

Köln

Aus den vielfältigen, minutiös geplanten Kölner Aktionen, die unter dem Motto "Klassenfahrt 97" veranstaltet wurden, ragte ein polizeigeschützer Fahrradausflug ins privat geschütze Nobelviertel Hahnwald heraus. Mit dem einstmals berühmten Schlagersänger Eric Sylvester ("Zucker im Kaffee"), der mit einem Potpourri alter Hits vor die Haustür gelockt wurde, durfte eine in seiner Herzlichkeit unerwartete Verbrüderung gefeiert werden.

Am Samstag wurde der Versuch unternommen, den Kölner Hauptbahnhof ein wenig wohnlicher zu gestalten. Man fuhr mit einem Transporter vor und baute direkt unter der Anzeigetafel in Windeseile ein behagliches Wohnzimmer auf. Zum Richtfest erklomm eine Bänkelsängerin den Couchtisch und gab einige Lieder zum besten. Die Bahnhofspolizei hatte sichtlich Mühe, zwischen Bewohnern, Ünterstützern, Aktivisten und Zuschauern zu unterscheiden und durfte das Mobiliar am Schluß auch noch selbst entsorgen.

Frankfurt

In Frankfurt wurde eine im Rahmen der Innenstadtaktion stattfindende Tanzdemo, an der 2000 Menschen teilnahmen, von der Polizei brutal aufgelöst, da von der Stadt keine Genehmigung erteilt worden war. In einem anschließenden Pressebericht der "Frankfurter Rundschau" wurde das Verhalten der Polizei zwar scharf kritisiert, der politische Rahmen der Aktion aber nur in einem Nebensatz erwähnt, was darauf schließen läßt, daß die Initiatoren Sinn und Zweck der Veranstaltung nicht recht zu vermitteln vermochten.

Berlin

In der Hauptstadt arbeitete man einen umfangreichen Stundenplan ab. Mit "Konsumzwang" startete man in die Woche, der Donnerstag wurde zum "Tag des öffentlichen Nahverkehrs" ausgerufen, und am Freitag widmete man sich der "Grenzziehung nach Innen". Unter anderem wurden kriminelle Schwarzfahrer-Vereinigungen gebildet, unsichtbar verlaufende Grenzen zwischen den einzelnen Teilen der Stadt visualisiert und der privatisierte Los Angeles-Platz mittels eines großen Picknicks wieder der unqualifizierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

....und in vielen anderen Städten passerte noch vielerlei mehr.

Infos gibts auch im Netz:

Die Bereichte sind bereits in der Düsseldorfer Stadtzeitung TERZ 7/97 erschienen