3. Generaldebatte
Radikale Opposition heute


Stand: 22. Mai 1997

Die dritte Generaldebatte im Rahmen des Benno-Ohnesorg-Kongresses bildet den Abschluß der dreitägigen Veranstaltung in den Räumen der Universität, bevor um 18.00 Uhr die Manifestation am Denkmal vor der Oper beginnt. In dieser Debatte sollen Schlußfolgerungen aus der radikalen Infragestellung der herrschenden Verhältnisse diskutiert werden. Vor 30 Jahren brach eine antiautoritäre Revolte los gegen Ungerechtigkeiten im In- und Ausland, gegen die fehlende Aufarbeitung des Faschismus in Deutschland, gegen dogmatische und apologetische Bildungsinhalte, gegen eine überkommene Sexualmoral und nicht zuletzt gegen die Negierung der Rechte und Bedürfnisse von Jugendlichen und Frauen. Vorbildfunktion dabei hatte die Bürgerrechts- und Antikriegsbewegung in den USA, von Martin Luther King Jr. über das Free Speech Movement, die Black Panther Party, bis hin zu den Weathermen und MC 5. Heute sehen wir die Verhältnisse gekennzeichnet durch die Verelendung der Dritten Welt, durch die Diskriminierung der Frauen, durch Rassismus/Antisemitismus, durch neofaschistische Aktivitäten und staatliche Repression von Bürgerrechten und autonomer Lebensentfaltung, durch hohe Arbeitslosigkeit und Sozialabbau bei gleichzeitigen Aktienkursen in nie dagewesenen Höhen, sowie von der zunehmenden Militarisierung der deutschen Außenpolitik. Wir fragen, wie muß eine Opposition aussehen, die eine radikale Veränderung dieser Verhältnisse bewirken kann.

Die vergangenen 30 Jahre haben vielfältige Ansätze, positive wie negative gezeigt. In den einzelnen Arbeitsgruppen soll eine Aufarbeitung dieser Erfahrungen geschehen. In der letzten Generaldebatte erhoffen wir uns ein Resumé, das über den aktuellen Stand hinausweist. Wir erwarten von allen Teilnehmenden, sowohl aus dem Podium wie auch aus dem Plenum, Ideen oder auch Utopien, die uns ermöglichen, aus der jetzigen Isolierung wieder ausbrechen zu können. Wir wollen Vorstellungen von Praxis diskutieren, die einerseits über das Bleistiftanspitzen hinausgehen, andererseits aber auch für Menschen machbar sind, die nicht jünger als 25 Jahre sind. Widerstand ist wichtig, aber wir dürfen nicht in ihm verharren, wie immer er auch aussehen mag. Unter Militanz wird heute fälschlicherweise häufig Steine oder Mollies verstanden. Der Begriff sollte mit neuem Leben gefüllt werden. Wir müssen neu über individuelle und kollektive Emanzipation in allen gesellschaftlichen Bereichen nachdenken und Wege aufzeigen, wie wir unseren Zielen zum Durchbruch verhelfen können.

Die drei Stunden, die uns maximal zur Verfügung stehen, sollen von allen Anwesenden genutzt werden, vorwärtsweisende Beiträge einzubringen. Dafür stehen zunächst den Personen auf dem Podium jeweils 5 Minuten für ein Statement zur Verfügung. Anschließend wird eine Redeliste für alle eröffnet mit einer Redezeitbeschränkung von jeweils 3 Minuten. Am Schluß sollen die Podiumsleute noch einmal nacheinander zu Worte kommen. Eventuell muß auch über ein Abschlußdokument, falls vorhanden, abgestimmt werden.

Günter Langer (Red.trend)

Als Teilnehmende für das Podium stehen bis jetzt Johannes Agnoli (Theoretiker der Subversion), Pascal Beucker (UniKonkret) und Jürgen Elsässer (Junge Welt), sowie eine Vertreterin des Bündnisses kritischer GewerkschafterInnen fest. Weiterhin sind angefragt Joachim Hirsch und zwei bis maximal fünf Vertreterinnen linker Organisationen (ÖkoLi, AAB, AGJG, Ari, JD/JL, Fara, Buko). Die Moderation wird von Indre Illig (HU) und Günter Langer (TREND) übernommen.