Die GSW war einer
der größten kommunalen Vermieter Berlins mit fast 70.000 Wohnungen
und knapp 1.000 Mitarbeitern. 2004 vekaufte das Land Berlin die GSW
an ein Konsortium, bestehend aus Investment- bzw.
Tochtergesellschaften von Cerberus und Goldman Sachs für 405
Millionen Euro. Später wurden solche Investoren auch gerne
Heuschrecken genannt.
Die neuen
Eigentümer zeigten dann, wie man das Real-estate-business betreibt –
Wohnungswirtschaft war gestern. Aus Mietern wurden Kunden, die
Verwaltung und Bewirtschaftung wurde analysiert und alles in neue
Prozesse gepackt. Die neue Geschäftssprache war auf einmal Englisch
– zumindest bekam man diesen Eindruck: bei Mieterwechsel wurde „unit
turn“ gemacht, Modernisierung hieß „capex“ und alles wurde auf einen
verbesserten „cash flow“ hin ausgerichtet. Old-school war allein der
Personalabbau und nur vier Jahre später bewirtschafteten rund 650
Mitarbeiter die mittlerweile nur noch rund 50.000 Wohnungen. In
dieser Zeit schafften es die neuen Eigentümer, durch Sale &
Leaseback, Neubewertung der Immobilien sowie Um- und
Neuverschuldung, den kompletten Kaufpreis dem Unternehmen zu
entziehen. Die GSW hatte sich selbst
bezahlt.
Da angelsächsische
Investoren immer auf der Suche nach neuen und noch attraktiveren
Anlagemöglichkeiten sind, wurde eine „Exit“-Lösung gesucht. Der
Direktverkauf glückte nicht und so musste der Weg über die Börse
genommen werden. Ab 1. April 2010 firmierte man als GSW Immobilien
AG, ein Jahr später erfolgte die Erstnotierung an der Frankfurter
Börse; mit rund 600 Mitarbeitern und rund 49.000 Wohnungen.
Mit der Veränderung
in der Eigentümer struktursollte auch Kontinuität und Stabilität in
das Unternehmen einkehren – was auch teilweise gelang. Die Devise
lautete: wachsen und entwickeln. Bis Ende 2012 stieg die Anzahl der
Wohnungen auf rund 58.700 Einheiten, aber die Mitarbeiteranzahl sank
auf 557; wobei davon 220 schon vorher in die Facility-Tochter
„verschoben“ wurden und somit nur noch 337 bei der GSW direkt
beschäftigt waren.
In dieser Zeit kam es auf höchster
Leitungsebene zu Fehlentscheidungen oder -einschätzungen,
die zu Verwerfungen in der Vorstandsebene
führten, und in einer offenen „Investorenrevolte“
auf der Hauptversammlung gipfelten. Dinge, die
dem Kapitalmarkt nicht verborgen blieben. Die
Deutsche Wohnen nutzte die Gunst der Stunde
für eine Übernahme. Egal ob freundlich oder
feindlich, am Ende muss sich eine Kapitalmaßnahme für die
Investoren bzw. Aktionäre rech nen. Synergien
sind versprochen worden, und wen wundert es,
wenn ein nicht unerheblicher Teil dieser 25
Millionen Euro durch Personalabbau erreicht
werden müssen.
Am 1. April 2014 hat der Vorstand der
GSW AG, der in Personalunion auch der
Vorstand der Deutsche Wohnen ist, den Wegfall
von weiteren rund 150 Arbeitsplätzen
angekündigt und auch umgesetzt.
Am 1. Januar 2015 stehen, gut zehn
Jahre nach der Privatisierung, von den einst
1.000 Mitarbeitern nur noch rund 170 in einem ungekündigten
Arbeitsverhältnis. Die GSW hat in
dieser Zeit nicht nur ihren Kaufpreis selbst
bezahlt, sondern darüber hinaus noch
Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet.
Einkünfte, die dem Land Berlin verlorengegangen
sind; genauso wie die über 70.000 Wohnungen.
Und viele hundert Mitarbeiter/innen haben ihren
Arbeitsplatz, ihre Vergütung, Sicherheit und zum
Teil auch eine Zukunft verloren. Es bleibt nur zu
hoffen, dass vielleicht die verbleibenden Mitarbeiter/in nen
eine haben... GSW – adé!
Epilog: Am
2. April 2015 hat die GSW weitere circa 100
Mitarbeiter/innen verloren! Ohne vorherige
Information und Beratung mit dem Be triebs
rat oder anderen Gremien wurde ein
Teilbetriebsübergang für den darauffolgenden
Arbeitstag mitgeteilt. Somit sind seit dem 7. April
2015 nur noch rund 70 Mitarbeiter/innen der
GSW in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis –
aber wie lange noch?
PS: Am 16. April 2015 hat der
Vorstand der GSW die Einstellung des
Geschäftsbetriebes zum 31. Juli 2015
angekündigt!
Editorische
Hinweise: Der Artikel wurde erstveröffentlicht in: "die
besonderen" - ver.di Report 01/2015, S. 12