Rund 100 Menschen schlossen
sich am heutigen 1. Mai in Bremen dem "sozialrevolutionären
Stadtspaziergang" an. Der unangemeldete Demonstrationszug setzte
sich gegen 15 Uhr vom Buchtstraßenfest aus in Bewegung und zog unter
lauten Parolen über die Wallkreuzung durchs Viertel bis zum
Ziegenmarkt. Ein Aufruf, der an Passant*innen verteilt wurde,
erklärte die Ziele der Demonstration [vollständiger Aufruf unten]:
der Wut über die herrschenden Verhältnisse Ausdruck zu verleihen,
die von Ausgrenzung, Ausbeutung und Unterdrückung gekennzeichnet
seien. Diese unsozialen und undemokratischen Verhältnisse würden von
Staat und Wirtschaft gezielt befördert, die Ursache der derzeitigen
Wirtschaftskrise aber liege im kapitalistischen Wirtschaftssystem
selbst.
Da Staat und Wirtschaft, aber auch in das System integrierte
Institutionen wie der DGB diese Verhältnisse nicht verändern
wollten, sondern absichern, müssten Menschen, die Alternativen
suchen, eigene Wege gehen: Dem Bestehenden setzt der Aufruf als
Alternative eine gesellschaftliche Selbstorganisierung von unten
entgegen, in der die Entscheidungen in direktdemokratischen
Prozessen jeweils von denen getroffen werden, die von den Folgen
betroffen sind, in der gesellschaftliche Solidarität statt
Profitlogik gilt und eine solidarische und demokratische Ökonomie,
in der die Wirtschatf dem Leben aller diene, statt den
Profitinteressen einzelner.
Die vielfältigen Anliegen der Demonstrant*innen spiegelten sich auch
in den Parolen wieder, die vom Demonstrationszug gerufen wurden:
"Freiheit entsteht als kämpfende Bewegung", "Kein Gott - kein Staat
- kein Patriarchat" oder "No nation, no border!". Auch die
Redebeiträge, für die der Zug entlang der Route immer wieder
anhielt, thematisierten vielfältige gesellschaftliche Problemfelder,
die einer selbstorganisierten, direktdemokratischen und
solidarischen Alternative im Wege stehen. So wurde über
Unterdrückung und Ausgrenzung durch Sexismus, Rassismus und
Homophobie gesprochen, über Ausbeutung und Verdrängung durch
Kapitalismus und Diktate des Privateigentums und über zunehmende
staatliche Kontrolle und Überwachung im Internet und im öffentlichen
Raum.
Verschiedene Teilnehmer*innen der Demonstration werteten den
Stadtspaziergang als einen ersten kleinen, aber sinnvollen und
notwendigen Schritt. So sagte ein Demonstrant: "Für eine ziemlich
spontane Demo war das nicht schlecht, ausbaufähig aber gut. Zumal
viele Bremer*innen, die am ersten Mai nicht auf die Straße gehen, um
sich die verlogenen Reden von SPD- und DGB-Funktionär*innen
anzuhören, auch dieses Jahr eher in andere Städte gefahren sind, um
sich dort an sozialrevolutionären Demonstrationen zu beteiligen, die
bereits eine längere Tradition haben.
Aufgerufen hatten zu dem Stadtspaziergang Menschen aus
selbstorganisierten, außerparlamentarischen politischen
Zusammenhängen, die sich dem libertären, antikapitalistischen und
emanzipatorischen Spektrum zugehörig fühlen und eine von unten
selbstorganisierte und solidarische Gesellschaftsordnung anstreben.
Ab der Wallkreuzung war die Demonstration von der Polizei mit
mehreren Fahrzeugen begleitet worden, die sich aber zurückhaltend
und friedlich verhielt.
uelle: linksunten.indymedia.org vom 1.5.2015
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