„Lieber Späti als nie?“ Unter diesem Motto führte die Freie
ArbeiterInnen-Union (FAU) Berlin am gestrigen Abend eine
Kundgebung auf der Frankfurter Allee in Friedrichshain durch, an
der sich 60 Menschen beteiligten. Die Basisgewerkschaft wollte
damit auf die besonders prekären Verhältnisse in Spätverkäufen
aufmerksam machen.
Anlass der Kundgebung ist der Fall eines ehemaligen
Beschäftigten des im Kiez gelegenen Spätkaufs „Mumbai Corner“.
Daniel R. hatte dort drei Jahre gearbeitet, bis es zum Konflikt
mit dem Inhaber kam. Nach eigenen Angaben hatte Daniel R. dort
trotz Minijobvertrag bis zu 60 Stunden in der Woche gearbeitet,
was einer Vergütung von weniger als zwei Euro in der Stunde
entspricht. „Nach einem unbezahlten Praktikum war ich zunächst
froh, mir etwas dazu verdienen zu können“, berichtet der
ALG-II-Bezieher, „am Ende war dann aber doch das Maß des
Erträglichen überschritten“. Daniel R. klagte daraufhin
rückwirkend auf einen angemessen Lohn.
Mit der Kundgebung sollte Daniel R. über das Juristische hinaus
unterstützt werden. Denn der Ladeninhaber geht anwaltlich nicht
nur gegen den Betroffenen vor, sondern auch gegen linke Medien,
die über den Fall berichten. Sowohl die Basisgewerkschaft als
auch die unterstützende Stadtteilgruppe Interkomm bekräftigten,
wie wichtig Reflektion über die Arbeitsverhältnisse vor der
eigenen Haustür und die Solidarität mit Betroffenen ist, und
dass andere Betroffene, die wie Daniel R. Mut fassen, sich
ebenfalls an sie wenden können.
Dennoch möchte die FAU Berlin den Fall als Teil einer
größeren Problematik sehen: „Wir haben es hier nicht nur mit
prekären Arbeitsverhältnissen zu tun, sondern mit einer
regelrechten prekären Ökonomie“, erklärte Florian Wegner,
Sekretär der FAU Berlin. „Für viele ist der eigene Späti oder
Imbiss eine Flucht aus der Prekarität, dort setzt sie sich aber
häufig fort. Die hohe Wettbewerbsintensität kann meist nur durch
schonungslose Selbstausbeutung oder die Ausnutzung billigster
Arbeitskräfte kompensiert werden.“
Am kommenden Donnerstag, dem 20. Oktober 2011, wird dann
erstmals der Fall vor Gericht verhandelt. Die Güteverhandlung
findet um 10.30 Uhr im Raum 209 des Arbeitsgerichts Berlin statt
(Magdeburger Platz 1).
Kontakt und Infos:
FAU Berlin
Lottumstr. 11
10119 Berlin
Telefon: 030 287 008 04
Mail: faub-presse@fau.org
Editorische Hinweise
Über den Ausgang der Güteverhandlung werden
wir gesondert berichten. Sie wurde zunächst auf einen Termin
im November vertragt.
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