Am 04.10.2011 versammelten sich rund dreißig Menschen aus
verschiedenen Kölner Erwerbslosengruppen –initiativen und
unabhängigen Beratungsgruppen, in der Wartezone des Jobcenters
Köln-Kalk. Der Anlass des Besuchs war, dass zwei Wochen vorher
einem Erwerbslosen, der dort in der üblichen Wartezeit einige
so genannte „Überlebenshandbücher“ der“ Kölner Erwerbslosen in
Aktion (kurz KEAs) verteilt hatte, ein „ Hausverbot“ erteilt
worden war. Werbung für Beratungsstellen darf dort
offensichtlich nur „selektiv“ erfolgen, denn auf den
Schreibtischen der Sachbearbeiter des Jobcenters lag bis vor
kurzem eine Information der acht „ abhängigen Beratungsstellen
aus“ /Abhängig“ deshalb, weil sie von der Stadt Köln und dem
Jobcenter auf unterschiedliche Art und Weise gefördert
werden). An die Wartenden wurden nicht nur Flugblätter, die
die Aktion erklärten, sondern auch Kaffee und andere Getränke
verteilt. Im Rhythmus des Queens-Song „We will rock you“ sang
man:„wir woll’n, wir woll’n Kohle!“, Besonders kräftig
stimmten einige der Betroffenen mit ein, die das verlängerte
Wochenende ohne Geld verbracht hatten.
In der verteilten Flugschrift
wurde ausgeführt:
„ Wir suchen nicht die Auseinandersetzung mit dem
Sicherheitsdienst oder der Polizei“!
Aufgefordert wurde zu einer gemeinsamen Diskussion, „ gerne
auch mit den Security-MitarbeiterInnen“ in der Wartezone.
Daraus wurde nichts. Der Standortleiter versuchte, einen ihm
bekannten Beistand, den er wohl für den „ Rädelsführer„ hielt
zum „Einzelgespräch“ einzuladen, was dieser jedoch mit dem
Hinweis, dass er „mit der ganzen Aktion nichts zu tun habe“
ablehnte. Der Aufforderung sich einer Diskussion in der
Wartezone zu stellen kam die Standortleitung nicht nach.
Stattdessen wurde das „ übliche Prozedere“ abgekündigt. Dies
bestand darin, dass die Polizei gerufen wurde. Die war
zunächst etwas verunsichert, weil sie spielende Kinder, Frauen
mit Säuglingen im Wagen und Menschen im friedlichen Gespräch
vorfand. Die Suche nach einem der von „ Hausverbot“
betroffenen , der zu Beginn der Aktion etwas lautstarker das
Wort ergriffen hatte verlief ergebnislos. Er hatte wohl noch
einen anderen Termin. Stattdessen wurde willkürlich eine
andere Person vom „Sicherheitsdienst“ den Polizeikräften
vorgestellt. Hier trat dann das „ übliche Prozedere“ ein.
Vollkommen überforderte Polizeikräfte fühlten sich plötzlich
„bedrängt“ und forderten Verstärkung an. Als die nun eintraf
aber wiederum absolut keinen Grund für „ Zugriff“, wie schon
des Öfteren in Kölner Jobcentern passiert, fand verlegte man
sich auf „ Selektion“. Unter den Augen der Polizeikräfte
wurden vermeintliche MitstreiterInnen mit „Hausverbot“ belegt
und durften durch eine aufgepflanzte Kette von Ordnungskräften
Spießrutenlaufen. Sinnigerweise wurde auf Befragen als
Auslöser dieser Aktion, der Leiter des Sicherheitsdienst
benannt, der davon - auf weitere Befragung -aber gar nichts
wusste. Mit anderen hinterließ der Autor seine Visitenkarte,
mit der Aufforderung, ihm eine schriftliche Begründung zur
Erteilung des Verbots zuzustellen. Schließlich soll ja jeder
wissen, mit wem er es zu tun hat.
In dem bereits erwähnten Flugblatt der KEAs heißt es in
weiser Vorausschau:
„ Derartige Übergriffe gegen Erwerbslose bzw. gegen
ihr Engagement machen uns wütend, lassen uns aber auch enger
zusammenkommen.“
So ist es und das letzte Wort in dieser Auseinandersetzung ist
noch nicht gesprochen.
Editorische
Hinweise
Den Text erhielten wir vom Autor.