Vor fünf Jahren, im
Winter 1926/27, wurde in Berlin das erste Schuljahr
der Marxistischen Arbeiterschu'le eröffnet. Unser
Ziel war: eine allgemein zugängliche Lehrstätte zu
schaffen, in welcher der werktätigen Bevölkerung
Berlins die Möglichkeit gegeben werden sollte, die
Grundlehren des unverfälschten Marxismus und ihre
Anwendung auf alle Gebiete des proletarischen Lebens
und Kampfes zu erlernen.
Viele zweifelten daran,
daß es uns gelingen würde, eine solche Schule
aufzubauen. Man glaubte nicht, daß wir ohne alle
finanziellen Mittel die großen technischen und
organisatorischen Schwierigkeiten überwinden könnten.
Man izweifelte daran, daß es uns gelingen würde, für
alle Lehrfächer Dozenten zu beschaffen.
Die Zweifler ihaben
auch diesmal nicht recht behalten. Wenn auch die
Anfänge der Masch sehr bescheiden waren und das erste
Schuljahr wöchentlich nur zwei Veranstaltungen
umfaßte, so wurden doch die folgenden Jahre eine Zeit
unaufhaltsamer und stürmischer Aufwärtsentwicklung.
Es zeigte sich, daß unsere Schule eine längst
schmerzlich empfundene Lücke ausfüllte. Die Anzahl
der Hörer wuchs täglich, und wir bewiesen in der
Praxis, daß die revolutionäre Arbeiterbewegung sehr
wohl in der Lage ist, auf allen nur möglichen
Gebieten geeignete Lehrkräfte zur Verfügung zu
stellen. Von Woche zu Woche mußten wir unsere
Lehrpläne erweitern, neue Kurse eröffnen, neue
Lehrfächer einbeziehen, neue Lehrer heranziehen, um
das Sohulungsbedürfnis unserer ständig wachsenden
Hörerschaft zu befriedigen. So entwickelte sich die
Berliner Marxistische Arbeiterschule in den
verflossenen fünf Jahren zu einer wirklichen
Hochschule der Werktätigen, in der jährlich
Tausende von Arbeitern und Angestellten im Sinne des
unverfälschten Marxismus geschult und in die Lage
versetzt werden, konsequent klassenbewußt zu denken
und zu handeln.
Im Schuljahr 1926/27
wurden 19 Kursusabende von 146 Hörern besucht, im
Schuljahr 1930/31 umfaßte unser Lehrplan fast 2000
Kursusabende, die von insgesamt 4000 verschiedenen
Hörern besucht wurden. Unser Lehrerstab wuchs in den
fünf Jahren von 8 auf 160. Aus dem einen Sohullokal
wurden zehn, so daß jetzt das Sohulungs-netz der
Masch alle proletarischen Bezirke Berlins umfaßt.
Allein im zentralen Schullokal finden an manchen
Abenden gleichzeitig 15 Kurse statt. Unser Lehrplan
umfaßt nun im fünften Schuljahr des Bestehens der
Masch über 30 Lehrfächer, u. a.: 1. Grundfragen des
Marxismus-Leninismus; 2. Die Sowjetunion; 3.
Geschichte der Arbeiterbewegung,
Revolutionsgeschichte; 4. Die kapitalistische
Wirtschaft, die kapitalistischen Staaten; 5.
Imperialismus, Militarismus, Faschismus; 6. Deutsahe
Wirtschaft und Politik; 7. Sozial- und
Kommunalpolitik; 8. Gewerkschafts- und
Genossenschaftsbewegung; 9. Arbeiterinnenbewegung;
10. Fragen der Arbeiterjugend; 11. Rechtsfragen; 12.
Kultur- und Weltanschauungsfragen; 13. Schul- und
Erziehungsfragen; 14. Presse Und Reportage; 15.
Proletarische und bürgerliche Literatur; 16.
Theater, Film, Musik, Radio; 17. Bildende Künste; 18.
bis 23. Naturwissenschaften (Physik, Chemie,
Geologie, Biologie, Psychologie,
Wirtschaftsgeographie); 24. Medizin, Hygiene,
Sexualfragen; 25. Sport; 26. Organisationskunde; 27.
Politische Zeichnen- und Lino-leumscbnittkurse; 28.
Stenographie und Buchhaltung und schließlich 29.,
Redner- und Sprachkurse (Deutsch, Russisch, Englisch,
Französisch, Esperanto).
Neben den
Anfängerkursen haben wir auf verschiedenen Gebieten
auch Kurse und Arbeitsgemeinschaften für
Fortgeschrittene durchgeführt. Ueber die Fragen des
Marxismus-Leninismus haben wir ferner ab Sommer 1931
ständige Lehrersebulen eingerichtet. Außer den
Abendkursen finden neuerdings auch Tageskurse für
Erwerbslose und besondere Kurse für die
Belegschaften der Großbetriebe statt, die jeweils
nach Betriebsschluß in Lokalen abgehalten werden, die
in der Nähe der betreffenden Betriebe liegen.
Ferner haben wir
unseren Hörern außer diesen eigentlichen Schulen und
Kursen Führungen technischer Art durch wichtige
Betriebe (z. B. Druckereien aind Funkstationen),
künstlerischer Art durch Museen,
naturwissenschaftliche Wanderungen unter Führung von
Geologen, Botanikern und Zoologen in der Umgebung
Berlins geboten.
Die Berliner
Marxistische Arbeitersohule veranstaltet neben den
Kursen Am zentralen Schullokal und in den
Groß-Berliner Bezirken auch
Kurse in vielen größeren und kleineren Ortschaften
der Provinz Brandenburg, so unter anderem in
Brandenburg a. H., Strausberg,Trebbin, Plaue-Großwusterwitz
usw. Die Anzahl dieser Provinzfilialen wächst
ständig.
In diesem Sommer wurde
das erste Mal ein ununterbrochenes Sommerlehrjahr
durchgeführt. Eine ganze Reihe von Wochenend-kursen
sowie Achttageschulen über die
Grundlebren des Marxismus-Leninismus wurden und
werden durchgeführt, dazu besondere Achttageschulen
für Fortgeschrittene, für Funktionäre der
proletarischen Massenorganisationen und auch eine
Achttageschule über die Probleme des sozialistischen
Aufbaus in der Sowjetunion.
In diesem Sommer wurde
das erstemal ein ununterbrochenes öffnet, um dem
großen Mangel der proletarischen
Massenorganisationen an Lehrern für die Grundfragen
des Marxismus-Leninismus abzuhelfen. Viele junge
Hörer, die vor ein bis zwei Jahren zur Masch gekommen
sind, um die Grundlehren des unverfälschten Marxismus
überhaupt erst kennenzulernen, nehmen an dieser
Lehrersohule teil und werden im nächsten Herbst
bereits .selbst Einführungskurse abhalten können.
Der Erfolg der
Tageskurse für Erwerbslose, die gleichfalls im Sommer
1931 zum erstenmal in den Lehrplan aufgenommen
wurden, bewies die Notwendigkeit und Berechtigung
dieser besonderen Schulungsarbeit. Ihre Ueberfüllung
zwang uns, Parallelkurse einzurichten.
Im Winter 1929/30
wurden die ersten Schulen in größeren Städten
Deutschlands eröffnet. Im Frühjahr 1931 arbeiteten
schon fast 30 Marxistische Arbeitersohulen in
Deutschland, und zwar außer Berlin in
Barmen,
Düsseldorf,
Köln a. Rh.,
Bochum,
Elberfeld,
Königsberg,
Brandenburg,
Erfurt,
Leipzig,
Breslau,
Essen,
Nürnberg,
Chemnitz,
Frankfurt a. M.,
Recklinghausen,
Danzig,
Gelsenkirchen,
Remscheid,
Dessau
Hagen/Westf.
Solingen,
Dresden
Halle,
Stuttgart
Duisburg,
Hamburg-Altona
Viele dieser Schulen
hatten gleichfalls Filialen in den Provinzstädten
ihrer Umgebung. Im Herbst werden weitere Schulen in
Eisenach, Gotha, Hannover, Heidelberg, Heilbronn,
Jena, Mannheim, München, Stuttgart, Würzburg
eröffnet, und wir hoffen, daß im Winter 1931/32 60
Marxistische Arbeiterschulen in Deutschland arbeiten
werden.
Es versteht sich von
selbst, wir werden bei keinem Erfolg stehenbleiben,
jede gelöste Aufgabe ist uns nur Anlaß zur Stellung
von neuen erweiterten Aufgaben!
Unser Ziel ist:
1)
In jeder Stadt Deutschlands eine MMasch. Verdoppelung und
Verdreifachung der Anzahl der Hörer und der Lehrer.arxistische
Arbeiterschule.
2) Filialschulen jeder
Marxistischen Arbeitersohule in den wichtigsten
Orten ihrer Provinz.
3) Masch-Kurse für die
Belegschaften aller Großbetriebe.
4) Weiterer Ausbau des Lehrplans aller schon
bestehenden Marxistischen Arbeiterschulen.
Errichtung von Fortgeschrittenen- und Lehrerkursen in
jeder
Die bisherige Arbeit
und die bisherige Entwicklung der Marxistischen
Arbeiterschule bietet die volle Gewähr dafür, daß wir
diese Aufgabe in kurzer Zeit erfüllen werden.
Quelle: Der Marxist, Blätter
der marxistischen Abendschule, Berlin, 1931, Heft 1,
S. 28-32
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