Quelle:  http://www.leo-kofler.de 

Kongreß
Am Beispiel Leo Koflers.
Marxismus und soziale Bewegung im Zwanzigsten Jahrhundert

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Kongreß vom 29.4. bis 1.5. 2000 an der Ruhr-Universität Bochum. Veranstaltet von der Leo-Kofler-Gesellschaft e.V. unter der Schirmherrschaft des Rektors der Ruhr-Universität-Bochum, in Zusammenarbeit mit dem Ludwig-Quidde-Forum und dem Bildungswerk der Humanistischen Union, unterstützt und gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung.

Das Zwanzigste Jahrhundert neigt sich seinem Ende zu. Es war ein Jahrhundert von Krieg und Frieden, von Revolution und Konterrevolution, ein Jahrhundert der großen Hoffnungen und schweren Enttäuschungen. Eine kritische Bilanz drängt sich auf.

Das Zwanzigste Jahrhundert war auch das Jahrhundert Leo Koflers. 1907 im österreichisch-ungarischen Galizien geboren, wurde das Kind der ‘verschwundenen Welt’ des osteuropäischen Judentums Zeuge des Ersten Weltkriegs, vor dem seine Familie nach Wien floh. Im Roten Wien der Zwischenkriegszeit aufwachsend, wurde er linker Sozialdemokrat und betätigte sich in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. Als Schüler des führenden Austromarxisten Max Adler studierte er die Wissenschaft von der Gesellschaft und engagierte sich im Kampf gegen den österreichischen Weg zum Faschismus, bis auch er 1938 fliehen mußte.

Im Schweizer Exil lernte er das bittere Los eines Emigranten kennen und setzte seine sozialphilosophischen Studien unter dem geistigen Einfluß von Georg Lukács fort, nicht wissend, daß Vater und Mutter zur gleichen Zeit im faschistischen Furor getötet wurden. Getragen von der Hoffnung auf einen sozialistischen Neuanfang nach Krieg und Faschismus und mit zwei von ihm verfaßten Grundlagenwerken zur Theorie und Geschichte der Bürgerlichen Gesellschaft im Gepäck, ging er in die „sowjetisch besetzte Zone", wurde zum anerkannten Professor und fiel durch seine Kritik am Bürokratismus bald in Ungnade.

Die Flucht aus der sich stalinisierenden DDR führte ihn ins Westdeutschland des Kalten Krieges, in der kein Platz für überzeugte Marxisten und ausgewiesene Antistalinisten war. Seine umfangreichen Studien zur stalinistischen und sozialdemokratischen Bürokratie, zum Spätkapitalismus und zur marxistischen Theorie, zur Anthropologie und Ästhetik fortführend, wurde Kofler zu einem wichtigen Vermittler von alter Arbeiterbewegung und Neuer Linker, und reflektierte in seinen Werken die Epochenbrüche von 1968 und 1989.

So erweisen sich Leo Koflers Lebensstationen als Brennpunkte des Jahrhunderts. Und mit seinem Versuch, die marxistische Theorie dem 20.Jahrhundert entsprechend weiterzuentwickeln und dadurch auch die sozialistische Bewegung auf die Höhe der spätkapitalistischen Zeit zu heben, steht Leo Kofler zwar nicht allein. Doch gehört er sicherlich zu den herausragenden Gestalten dieses Versuchs. Auch hier: Eine kritische Bilanz drängt sich auf.

Eine Rechenschaftslegung über das Koflersche Werk führt damit gleichermaßen zu einer expliziten Reflexion der Erfahrungen des 20.Jahrhunderts wie eine Reflexion der Erfahrungen des 20.Jahrhunderts zu einer impliziten Bewertung auch des Koflerschen Werkes ermöglicht. Wir wollen einen entsprechenden Beitrag hierzu leisten und rufen alle Interessierten dazu auf, sich an einem Kongreß, den wir in Bochum um den 1.Mai des Jahres 2000 herum organisieren - kurz vor Koflers fünftem Todestag -, zu beteiligen.

Im Zentrum des dreitägigen Kongresses stehen jene Problemfelder, die Kofler zeitlebens beschäftigt haben: Roger Behrens, Günter Brakelmann, Ulrich Brieler, Rüdiger Dannemann, Alex Demirovic, Stefan Dornuf, Hans-Heinz Holz, Christoph Jünke, Thomas Klein, Reinhart Kößler, Wilfried Korngiebel, Michael Krätke, Hartmut Krauss, Horst Müller, Peter Ruben, Werner Seppmann, Helmut Steiner referieren und diskutieren am Sonntag und Montag am Beispiel des Koflerschen Werkes über Theorie und Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft, über marxistische Theorie und sozialistische Praxis, über soziale Bewegungen, Kritische Theorie und nonkonformistische Intellektuelle, sowie über Ideologiekritik und materialistische Ästhetik. Eingeleitet wird der Kongreß am Samstag nachmittag durch Vorträge von Johannes Agnoli und Wolfgang Fritz Haug. Am Samstag abend erinnern Jakob Moneta, Heinz Brakemeier u.a. an den Menschen Leo Kofler. Am Sonntag abend bestreiten Günter „Baby“ Sommer (Percussion) und Inge Mißmahl (Tanz) mit ihrem Programm „Sechs Nächte und ein Tag“ das Kulturprogramm. Und am Montag mittag endet der Kongreß schließlich mit einer Podiumsdiskussion, bei der Alex Demirovic, Werner Seppmann und Joachim Bischoff am Beispiel der Frankfurter Schule und ihrer linken Kritiker über Situation und Aufgaben nonkonformistischer Intellektueller gestern und heute diskutieren.

Zeit: Samstag nachmittag, den 29.April bis Montag nachmittag, den 1.Mai 2000
Ort: Ruhr-Universität Bochum (HZO-Gebäude)
 

Das Buch zum Kongreß ist ihm Hamburger VSA-Verlag erschienen:
Leo Kofler: Zur Kritik bürgerlicher Freiheit. Ausgewählte politisch-philosophische Texte eines marxistischen Einzelgängers, 240 Seiten, 29.80 DM.

Informationen und Anmeldungen: Leo-Kofler-Gesellschaft e.V., c/o Uwe Jakomeit, Ruhrstr.29, 58452 Witten.
Internet: http://www.leo-kofler.de
Email: christoph.juenke@ruhr-uni-bochum.de

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