Von 1968 bis 2018:
Fünfzig Jahre Solidarität im iz3w


eine Redaktionsmitteilung

02/2018

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Es lag ein politischer Aufbruch in der Luft: Im Frühjahr 1968 versammelte sich eine Gruppe Freiburger Studierender, um die Aktion Dritte Welt (ADW) zu gründen. Künftig sollte auf Not und Elend in den Ländern der Dritten Welt und die Notwendigkeit von Entwicklungshilfe aufmerksam gemach­­­t werden. Mittels zahlreicher öffentlichkeitswirksamer Aktivitäten unterstützte die ADW zunächst das Entwicklungsministerium unter Minister Erhard Eppler. Im Zuge der Radikalisierung der Studentenbewegung ging aber auch die ADW bald auf Distanz zur bundesdeutschen Rüstungs- und Entwicklungspolitik. Stattdessen setzten die Studierenden nun auf Solidarität mit den antikolonialen und nationalen Befreiungsbewegungen.

Die ADW und das von ihr gegründete iz3w (informationszentrum 3.welt) stehen dabei beispielhaft für eine Reihe vieler ähnlicher Gruppen, die ab 1968 entstanden. Sie bildeten fortan zusammen mit vielen AktivistInnen eine soziale Bewegung der internationalen Solidarität. Diese ist im Laufe der Jahre kleiner geworden, doch erfindet sie sich – wie auch das iz3w – immer wieder neu, etwa entlang von Themen wie Globalisierungskritik, Postkolonialismus, Antirassismus und Unterstützung von Geflüchteten.

Das iz3w verschrieb sich nicht wie andere Organisationen der Ländersolidarität (etwa zu Chile oder Nicaragua), sondern nahm kontinentübergreifende Zusammenhänge in den Blick. In der praktischen Arbeit wurden alle bedeutenden Themen des Nord-Süd-Konfliktes aufgegriffen: Entwicklungspolitik und -theorie, Weltwirtschaft, Krieg, Tourismus, Postkolonialismus, Rassismus, Feminismus, soziale Bewegungen und vieles mehr.

Bis heute steht die (neo-)koloniale Herrschaft des Nordens über die Länder des Südens im Mittelpunkt der Kritik. Doch löste sich das iz3w ähnlich wie große Teile der gesamten Bewegung von den teils schematischen Sichtweisen der frühen Jahre. Die AktivistInnen befassten sich spätestens seit den weltpolitischen Umbrüchen Ende der 1980er Jahre intensiv mit verschiedenen theoretischen, gesellschaftskritischen Ansätzen und setzten sie in Bezug zum grassierenden Rassismus. Selbstkritik an romantisierenden Sichtweisen auf „den“ Süden kam dabei nicht zu kurz. Auf diese Weise entstand im Laufe der 1990er Jahre ein „Neuer Internationalismus“. Heute lautet dessen Anspruch: Kritische, differenzierte Analysen auf der Höhe der Zeit und eine Solidarität, die nach allen Seiten hin herrschaftskritisch ist.

Das 50-jährige Jubiläum des iz3w wollen wir zum Anlass nehmen, um über den Stand der Bewegung und die heutigen Möglichkeiten von Solidarität zu reflektieren. In zahlreichen geplanten Veranstaltungen möchten wir folgende Leitfragen aufgreifen: Warum geschah 1968 im Bereich der internationalen Solidarität ein solch bedeutender Aufbruch? Wie hat sich die internationalistische Bewegung im Laufe der Jahrzehnte verändert? Wo steht sie heute?

Veranstaltungsübersicht für 2018

1) Jubiläumsgala, Ehemaligentreff & Party
14.-15. April 2018, Freizeichen & iz3w, Freiburg

2) Open Air Jubiläumsfest
9. Juni 2018 Grethergelände, Freiburg

3) iz3w on Tour
März – Dezember 2018, bundesweit

4) Veranstaltungsreihe
Oktober – November 2018, Freiburg

1) Jubiläumsgala, Ehemaligentreff & Party

am 14. und 15. April im iz3w und im ArTik

Das 50-jährige Jubiläum beginnt am Samstag um 15 Uhr mit einem Austauschtreffen ehemaliger und derzeitiger Aktiver in den Räumen des iz3w (Kronenstr. 16a). Die öffentliche Jubiläumsgala im Kulturzentrum ArTik (Haslacher Str. 25) wird um 19 Uhr mit einem Sektempfang eröffnet. Auf dem Programm steht neben einer launigen Laudatio von iz3w-Ehemaligen Musikkabarett mit „Herrchens Frauchen“ (Lisa Politt und Gunter Schmidt aus Hamburg). Außerdem kommen ehemalige und derzeitige iz3w-Aktive ins Gespräch: Der ehemalige Caritas-Generalsekretär und ADW-Mitbegründer Georg Cremer sowie die literarische Übersetzerin Beate Thill sprechen mit Martina Backes und Christian Stock über ihre jeweilige Motivation, sich viele Jahre lang im iz3w politisch zu engagieren.

2) Open Air Jubiläumsfest

am 9. Juni ab 18 Uhr auf dem Grethergelände in Freiburg

In den vergangenen 50 Jahren hat das iz3w als größte internationalistische Organisation in Freiburg viel lokale Unterstützung erfahren. Bei Veranstaltungen können wir auf langjährige KooperationspartnerInnen und treue BesucherInnen bauen. Für all das wollen wir uns mit einem großen Fest bedanken. Ort des Open Airs ist der große Innenhof des Grethergeländes, wo zahlreiche befreundete Initiativen wie Radio Dreyeckland und das „Rasthaus“ für Geflüchtete beheimatet sind.

Das Musikprogramm soll die Ohren öffnen für Internationales. Die argentinische Rapperin Sara Hebe und eine All Star 68er Band mit bekannten Freiburger MusikerInnen sind bereits gebucht. Im Anschluss werden DJs bis tief in die Nacht für eine rauschende Party sorgen. If we can’t dance to the revolution it’s not our revolution…

3) iz3w on Tour

von März bis Dezember 2018 bundesweit

Die Arbeit des iz3w ist nicht nur durch die Zeitschrift und die zahlreichen Bücher auf den gesamten deutschsprachigen Raum ausgerichtet. Auch das Archiv des iz3w wird dank Online-Datenbank und Versand von Kopien überregional genutzt. Mit der aktiven Mitarbeit an bundesweiten Kampagnen (etwa zum IWF oder zu 500 Jahren Kolonialismus) und in Dachverbänden (etwa BUKO) hat sich das iz3w von Beginn an intensiv in die internationalistische Bewegung eingebracht. Zahlreiche iz3w-Aktive veröffentlichen zudem Beiträge in anderen Medien, bestücken das Netzwerk Freier Radios mit ganzen Sendungen oder halten bundesweit Vorträge.

Anlässlich des 50-jährigen wollen wir unsere langjährigen Kooperationspartner besuchen und mit ihnen Veranstaltungen zu ganz unterschiedlichen Themen ausrichten. Folgende Stationen von „iz3w on Tour“ sind in Planung:

Berlin (22. März): Sieben Jahre danach: Was bleibt vom Arabischen Frühling? (Podiumsdiskussion in Kooperation mit der Jungle World)

Paris: Internationalismus in Deutschland und Frankreich (mit den iz3w-Autoren Bernard Schmid und Kolja Lindner)

Basel: 20 Jahre FernWeh – Forum Tourismus und Kritik zu Gast bei akte (Arbeitskreis

Tourismus und Entwicklung)

Köln: Filmpräsentation mit Publikumsgespräch auf dem Afrika Film Festival

Frankfurt: Migration & Flucht – das Recht zu gehen und zu bleiben (mit Ramona Lenz anlässlich 50 Jahre medico international)

Berlin: (Un-)Fair Trade und Neo-Extraktivismus in Lateinamerika

Hamburg: Was heißt Globalisierungskritik heute?

Dresden/Leipzig: Rechtspopulismus & Rassismus der Mitte

München: Vom Kolonialismus zum Postkolonialismus
 

4) Veranstaltungsreihe in Freiburg
im Oktober und November 2018

Bei einer Reihe mit rund zehn Veranstaltungen in Freiburg wollen wir einige Themen aus 50 Jahren internationalistischer Solidaritätsbewegung vertiefen. Außerdem zeigen wir zusammen mit dem Kommunalen Kino in der dortigen Galerie die Ausstellung „50 Jahre iz3w – 50 Jahre Internationalismus“.

In 50 bewegten Jahren hat das iz3w unzählige große und kleine Veranstaltungen zu nord-süd-politischen Themen durchgeführt. Es wurden Kampagnen angestoßen und mit Straßenaktionen die Bevölkerung angesprochen. Mittels Publikationen, Flugblättern, Radiosendungen und Onlinebeiträgen wurde über Entwicklungspolitik, ungleiche globale Verhältnisse und Kultur aufgeklärt, diskutiert und auch gestritten.

Quelle: Zusendung per Email, weiteres siehe:  https://www.iz3w.org