Hallo ich bin eine Mutter aus
Kosovo. Leider stelle ich mir oft die Frage ob ich eine
schlechte Mutter bin. Meine Kinder gehen betteln und
Autowaschen in Prishtina. Die zwei kleinen hüpfen oft an und
auf Autos an den großen Straßenkreuzungen in der Stadt.
Geschwind hüpfen sie auf Autos und bieten das säubern von
Autoscheiben an. Diebeiden kleinen garantieren mir und auch
sich selbst, dass der Hunger nicht ständiger Gast an unserem
Tisch ist. Ich
selbst habe keine Arbeit und bekomme kein Arbeitslosengeld.
Die Behörde verweigert mir Sozialhilfe von 30 Euro pro Monat,
da mein Mann Geld habe. Dieser Herr der Schöpfung ist
allerdings spurlos verschwunden. Geld erhalte ich von ihm
nicht. Meine armen Kinder organisieren das nötige Geld, damit
wir nicht verhungern. Bin ich eine schlechte Mutter, oder ist
im System etwas falsch? Stets blutet mir das Herz wenn ich
meinen Kindern bei der Arbeit zusehe. Warum habe ich keine
Arbeit? Vielleicht liegt es an der Tatsache, dass ich bereits
40 Jahre alt bin. Zu alt um von den Unternehmen genommen zu
werden.. Eine Freundin von mir arbeitet als Prostituierte
natürlich für Männer mit Geld. Diese Typen, hauptsächlich „
Internationale“, bezahlen für 2 Stunden 20 Euro. Darüber hab
ich nachgedacht aber dies kann und will ich nicht machen.
Nebenbei bemerkt würden sie mir nur 10 Euro geben, wegen
meines Alters. Pardon wenn ich über solche Dinge spreche aber
die Tabuisierung der Realität hilft nichts. Ich habe studiert
und steh jetzt mit
meinen zwei Kindern auf der Straße. Auf der anderen Seite gibt
es sehr reiche Damen und Herren. Diese schicken ihre Kinder
auf teure Privatschulen. Die Kinder der Reichen sind
wohlgenährt. Meine Kinder hingegen haben oft Hunger. Mein Herz
will zerspringen. Oft gehen meine Kinder nicht zur Schule,
weil sie kein Geld für Material und die Mahlzeit haben. Welche
Katastrophe. Das alles nennt man bei uns Demokratie. Es gibt
aber keine Demokratie ohne soziale Rechte. Sehr geehrte Damen
und Herren von Kosova-Aktuell, ich will keine Spende von
ihnen, ich will nur, dass die Welt erfährt wie es mir und
vielen anderen Müttern in Kosova geht. Mein Name muss aufgrund
der intimen Dinge geheim bleiben. Eine Freundin hat mir ihren
Laptop geliehen. Der Artikel wird gerade bei kaltem Wetter
mitten in Prishtina geschrieben. Meine Freundin passt gerade
auf meine lieben Kinder an Autokreuzung auf. Ich lebe noch und
will mich nicht umbringen. Ich hoffe auf eine radikale
Veränderung oder auf eine Revolution. Ewig kann es nicht so
weitergehen.
Editorische Hinweise
A.K eine Mutter aus Kosova
Übersetzung Max Brym