2. Linke Buchtage Berlin
14.6.2002
SA6
16.00 - 17.30 Uhr Schwarze Risse
Kunstwerk und Kritik
Buchvorstellung und Diskussion mit der jour fixe initiative berlin


Die jour fixe initiative berlin stellt Kunst und Ästhetik in den Mittelpunkt der Analyse und fragt nach ihrem Potenzial zur Kritik der spätkapitalistischen Gesellschaften. Der vorliegende Band untersucht so unterschiedliche Werke wie Die Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust, das bisher unveröffentlichte Theaterstück Inferno von Peter Weiss, Folgen der kulturindustriellen Serie Star Trek, die Musik von Asian Dub Foundation und der Ramones, den Cézanne-Film von Straub/Huillet, die fotografischen Selbstportraits von David Nebreda und die Traumbilder der Surrealisten. Wie die Kunstwerke, so unterscheiden sich auch die Herangehensweisen der AutorInnen.  Bei einigen steht die politische Botschaft im Mittelpunkt, andere wenden sich vehement gegen die Funktionalisierung von Kunst und analysieren das ästhetische Material. Dabei spielen  psychoanalytische Literaturkritik, Elemente zeitgenössischer Geschichtsschreibung, unterschiedliche Erinnerungsperspektiven
und künstlerische Betrachtungsweisen eine zentrale Rolle. Allen  Beiträgen gemeinsam ist das Bewusstsein über das Scheitern der Emanzipation im Prozess der Aufklärung. Es macht den grundsätzlich widersprüchlichen Charakter von Kunst aus, zwar aus der gesellschaftlichen Totalität entstanden zu sein, jedoch in der ästhetischen Erfahrung einen Raum zu eröffnen, der  über diese hinausweist. An diese Tatsache knüpft sich bis heute die Hoffnung, dass ästhetische Erfahrung auch zu einer Position führt, von der aus eine Kritik der Gesellschaft formulierbar wird.

AutorInnen & Themen
Elfriede Mülle, Berlin: Die Politisierung der Erinnerung
Marcel Proust und die Dreyfus-Affäre
Claudia Heinrich, Hamburg: Peter Weiss und das deutsche Inferno
Paola Traverso, Berlin: Psychoanalytische versus Freud’sche
Methode
Hanno Loewy, Frankfurt: Holocaust im Holodeck
Virtuelle Narrative und moralische Dilemmata am Rande des
Universums - Oder: Raumschiff Enterprise fliegt wieder
John Hutnyk, London: Musik für Euro-Maoisten - Über die richtige
Behandlung der Widersprüche bei Pop-Stars
Michael T. Koltan, Freiburg: Die Ästhetik des Rock’n’Roll
Stefan Hayn, Berlin: Film und Malerei
Jacob Rogozinsk, Paris: Schaut, dies ist mein Blut (oder: die
Passion nach D.N.N.)
Helmut Dahmer, Wien: Symbolismus, Surrealismus, Stalinismus
Infos zur aktuellen Veranstaltungsreihe: www.jourfixe.net

Das Buch:
jour fixe initiative berlin hg.
Kunstwerk und Kritik
268 S., Br., 16 E
ISBN 3-89771-421-3 (Unrast)
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