1. Linke Buchtage Berlin |
15.6.2002 Sd8 15.30 Uhr Lesung Colin Goldner: Dalai Lama Mit aktuellen Informationen zum großen Kalachakra-Ritual in Graz (Oktober 2002)
Der Dalai Lama genießt weltweit hohes Ansehen, wird (wie auch der von ihm vertretene Buddhismus) mit Gewaltfreiheit, Tierliebe, ökologischem Bewußtsein und auf unendlicher Gelassenheit gründender tieferer Erkenntnis in Verbindung gebracht. Colin Goldner wirft einen kritischen Blick hinter diese Fassade. Er zeichnet die wesentlichen Lebensstationen des 14. Dalai Lama nach: von dessen Geburt (1935) und “Entdeckung” als “Gottkönig”über seine Inthronisation zum geistlichen und politischen Führer Tibets und den Weg ins indische Exil (1959) bis hin zu seinem Aufstieg zum Medienstar und zur Kultfigur der Esoterikszene nach. Insbesondere werden die Lebensverhältnisse in Tibet vor dem Einmarsch der Chinesischen Volksbefreiungsarmee von 1950 dargestellt, desgleichen die völkerrechtlichen Aspekte der Invasion. Entgegen den gebetsmühlenartig wiederholten Behauptungen der Tibet-Unterstützerszene über paradiesische Zustände im “Alten Tibet”, zeigt sich, daß die Religionsdiktatur der Gelbmützen-Mönche für die Masse der Menschen nichts als Unterdrückung, Ausbeutung und unvorstellbares Elend bedeutete. Nach Ansicht Colin Goldners darf eine Befreiung der tibetischen Gesellschaft von der chinesischen Militärdiktatur nicht eine Rückkehr zur Herrschaft der Lamas bedeuten. Abschließend wird es aktuelle Informationen
zum für Ende Oktober geplanten großen Kalachakra-Ritual geben, das der Dalai
Lama vor Zehntausenden seiner Anhänger in Graz (Österreich) durchführen
will. Dabei interessiert weniger die religiöse Bedeutung des Spektakels als
die Strategie des Dalai Lama, sich über solche Ereignisse mit großer
Medienbeteiligung und Unterstützung selbst staatlicher österreichischer
Stellen als rechtmäßiger Repräsentant der Tibeter und Tibeterinnen
darzustellen. |
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