...Die Osterweiterung der Europäischen Union
steht vor der Tür, bis zur polnischen Grenze sind es keine achtzig
Kilometer. Doch in Berlin blickt man noch immer in Richtung Westen. Dabei
kann man es überall hören: Polnisch und Russisch gehören längst zum
Alltagston. Die Osteuropäisierung der deutschen Hauptstadt ist in vollem
Gange. Aber anstatt die Chancen einer Grenzstadt zum Osten zu begreifen,
zieht man in Berlin lieber neue Grenzen. Polnische Bauarbeiter und
Putzfrauen gelten als Vorhut einer neuen Migrantenflut, der Alexanderplatz
wird als "Vorposten der Mongolei" beschimpft. Schon ist von der Häßlichkeit
des Ostens die Rede und von der "Zivilisation", die es gegen den Ansturm der
"neuen Barbaren" zu verteidigen gelte. Aus der Fronstadt Berlin ist die
Frontier Town geworden. Doch wer, fragt Uwe Rada in diesem Buch, ist hier
eigentlich barbarisch? Die, die Versprechen des Westens beim Wort nehmen?
Oder die, die im Osten nichts als einen Angriff auf ihre "zivilen"
Errungenschaften verstehen. Fragen, die angesichts eines wieder in die
Diskussion gekommenen "Kampfes der Kulturen" aktueller sind denn je.
"Heutige Berliner Zukunftsindizien wird man nicht mehr nur innerhalb der zur
alten Größe zurückvereinigten Stadt sammeln, sondern, wie in diesem Buch
gezeigt, auch auf dem Bahnhof von Kostrzyn, auf dem Chinesenmarkt in
Budapest, am Routentableau des Busdepots von Przemysl oder bei den
erschöpften Wachpatrouillen in den Wäldern rund um Medyka an der
polnisch-ukrainischen Grenze" (Aus dem Nachwort von Wolfgang Kil)