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Nr.16 onlineversion

Appell an Bertelsmann:

Keine Zusammenarbeit mit rechtem Grossverleger

Der Medienkonzern Bertelsmann intensiviert seine Zusammenarbeit mit Herbert Fleissner, einem Grossverleger, der Buecher der "neuen" und "alten" Rechten in hoher Auflage herausbringt und ihre Debatten durch grossformatige Anzeigen in offen neonazistischen Zeitschriften unterstuetzt.

Dagegen gab es Ende 1995 Proteste in Form eines Appells an Bertelsmann. Die UnterzeichnerInnen befuerchten, dass es Fleissner durch die Zusammenarbeit mit Bertelsmann erleichtert wird, die Ideen der "Neuen Rechten" in die Mitte der Gesellschaft zu transportieren. Sie appellieren darum an den Bertelsmannkonzern, seine Zusammenarbeit mit Fleissner einzustellen.

Der rechte Verleger Herbert Fleissner, seit den fuenfziger Jahren Herausgeber von rechtsradikalen Buechern ist Geschaeftsfuehrer des Verlagsimperiums Propylaeen/Langen-Mueller. Anfang 1996 verkaufte er seine Anteile am Ullstein Verlag, dessen Geschaeftsfuehrer er bis dahin ebenfalls war, wieder an Springer. In Fleissners Verlagen erscheinen rechtsradikale Autoren von Franz Schoenhuber ueber Joerg Haider bis hin zum Auschwitz-Leugner David Irving, zu den Lektoren gehoert auch der Neu-Rechte Rainer Zitelmann. Ehemalige Nationalsozialisten stehen im Verlagsprogramm Seite an Seite mit der "Neuen Rechten" und "Konservativen" wie Ernst Nolte, Rainer Zitelmann, Joerg Haider oder Karlheinz Weissmann. Fleissner selbst ist Mitglied des voelkischen Witikobundes, der, aus der nationalsozialistischen Henlein-Bewegung hervorgegangen, grenzrevisionistische Ziele vertritt.

Ab 1995 sollte die Zusammenarbeit zwischen dem von Fleissner programmverantwortlich gefuehrten Grossverlag Ullstein/Propylaeen/Langen-Mueller und Bertelsmann intensiviert werden. Wurde bisher schon fuer Langen-Mueller gedruckt, werden nun die Bertelsmann eigenen Vereinigten Verlagsauslieferungen (VVA) Vertrieb und Auslieferung des extrem rechtslastigen Verlages uebernehmen. Die Kooperation in Sachen Druck und Vertrieb mit dem renommierten Haus Bertelsmann wird fuer Fleissner zu einer weiteren Legitimation werden.

In dem von Detlev Hensche (Vorsitzender der IG Medien), Guenther Grass, Friedrich Kueppersbusch, Johannes M. Simmel, den "Toten Hosen" und vielen anderen unterzeichneten Appell an Bertelsmann heisst es u.a.:

"Es wird niemand zum 'Zensor', nur weil er sich weigert, die Buecher eines Franz Schoenhuber zu drucken oder zu vertreiben. Hingegen betrachten wir es als einen Akt der politischen Verantwortung, gerade solche Auftraege abzulehnen. Die zunehmende Konzentration auf dem Medienmarkt, der nicht zu unrecht die 'Vierte Gewalt' genannt wird, macht diese politische Verantwortung nicht nur wuenschenswert, sondern dringend notwendig.

- Wir erklaeren darum unsere Solidaritaet mit allen DruckerInnen, SchriftstellerInnen, SetzerInnen, BuchhaendlerInnen, VerlegerInnen, RedakteurInnen, AustraegerInnen und allen Beschaeftigten, die sich der Produktion und dem Vertrieb antisemitischer, rassistischer und rechtsextremer Propaganda verweigern.
- Wir fordern die EntscheidungstraegerInnen der grossen und kleinen Medienkonzerne, der Verlags- und Vertriebshaeuser auf, sich jeder Zusammenarbeit mit rechtsextremen Verlagen und Publizisten zu verweigern, auch und gerade wenn sie im Gewand von "Neuen Rechten" oder "Konservativen" erscheinen.
- Wir fordern alle Menschen zu politischer Wachsamkeit auf gegen Diskurse, die die Demokratie und das Leben der Menschen bedrohen, die Anreiz zu Ausgrenzung, Gewalt und Verbrechen enthalten."

Weitere Hintergrundinformationen zum Appell und zu Fleissner und Bertelsmann ueber: Annelie Buntenbach, MdB, Bundeshaus, Allianzplatz-Atriumshaus IA, Zi. 215, 53113 Bonn; Tel. 0228/1681618 oder Fax 0228/1686278

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