September 1995

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Nr.14 onlineversion

Aktion Noteingang

Eine Aktion zur Unterstützung für Opfer von rassistischen Übergriffen

Kennen Sie das auch? Da steht man in der Reihe an der Käsetheke, ein Mensch mit schwarzer Hautfarbe kommt vorbei und die Leute vor oder hinter Ihnen zerreißen sich das Maul über ihn. Oder dies: Sie sitzen im Bus, neben Ihnen eine Familie, die anscheinend als Flüchtlinge in unserem Land ist. Dazusteigende deutsche Jugendliche pöbeln diese Menschen an, beleidigen sie und fordern sie zum Aussteigen aus. Es gibt keine Reaktionen der anderen Mitfahrenden oder des Busfahrers.

Und so etwas passiert nicht nur dort, sondern auch überall auf deutschen Straßen, in Kaufhäusern, in Schulen und Betrieben, in öffentlichen Einrichtungen. "Ausländisch aussehende" Menschen sind permanent Beleidigungen und Bedrohungen ausgesetzt. Vor allem nach den rassistischen Krawallen von Rostock und den Morden von Mölln und Solingen sind viele, der in unserem Land lebenden Menschen ausländischer Abstammung, verunsichert.

Besonders hart sind davon die Flüchtlinge betroffen. Also diejenigen, die zwangsweise ihr Land verlassen mußten um zu überleben und die nun in einem fremden Land leben, wo sie die Sprache und die Menschen nicht verstehen. Sie spüren die Ablehnung, haben aber meist keine Familie oder Freunde, die ihnen vertraut sind und die ihnen Schutz und menschlichen Halt geben.

Mit der "Aktion Noteingang" soll ein Anfang gemacht werden, diesen Menschen wenigstens eine kleine Hilfe zu geben, die Möglichkeit, bei einem Angriff gegen ihre Person, in ein Café oder Geschäft fliehen zu können und dort auch aufgenommen zu werden. Es soll versucht werden, ihnen neben der akuten Zufluchtsmöglichkeit auch einen Ort zu bieten, an dem sie Informationen über verschiedene lokale Initiativen erhalten, an die sie sich weiter wenden können.

Jedes Geschäft, jede Einrichtung, die den Gelben Punkt an der Tür hat, soll ein Zeichen geben: "Hier sind Sie willkommen, hier bedient man Sie gerne, hier können Sie auch Unterstützung erhalten". Die InhaberInnen der Geschäfte halten eine Mappe mit Material bereit: Adressen örtlicher Flüchtlings-Initiativen, Treffpunkte, vielleicht Kontakte zu Privatpersonen usw. können dort abgeholt werden.

In den Flüchtlingslagern der Region, vor Asylbehörden, in Ausländerwohnheimen, entsprechenden Kulturvereinen usw. wird die Aktion Noteingang bekanntgemacht. Dazu gibt es in mehreren Sprachen ein Infoblatt sowie eine Liste derjenigen Einrichtungen, die sich bereits an der Aktion beteiligen. Man kann davon ausgehen, daß die Menschen dort normal behandelt werden und man sie nicht gleich beim Reinkommen als potentielle Ladendiebe verdächtigt und wieder rausschmeißt. Die Aktion wird vor allem auf lokaler Ebene organisiert. Örtliche Antifagruppen, antirassistische Initiativen und engagierte einzelne Menschen können sich daran beteiligen. Und natürlich nicht zuletzt auch die eigentlich Betroffenen, mit denen sich die deutschen UnterstützerInnen zusammentun sollten.

Weitere Informationen
und Kontakt:

Edelweiß-Piraten,

Gneisenaustr. 2a,

10961 Berlin

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