September 1995

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Nr.14 onlineversion

Sendung von REPs im Offenen Kanal

Schulterschluß mit bekennenden Nationalsozialisten

Am 29. April ertönte auf der Kabel Frequenz 92,6 des Offenen Kanals (OK) das "Radio Deutschland für deutsche Interessen". Über diesen Skandal wurde in den Medien so gut wie überhaupt nicht berichtet. Andere Radiosender haben sich z.B. geweigert Werbespots der REPs auszustrahlen. Der Offene Kanal stellt ihnen gleich eine ganze Stunde zur Verfügung. Uns ist dazu nur ein Artikel vom 11. Mai, also fast zwei Wochen später, in der BZ bekannt. Dort heißt es: "Nicolas W. hat für den Mai noch zwei weitere Sendungen angemeldet. Beim Verfassungsschutz gilt er als unbeschriebenen Blatt." Er wird als "Strohmann" bezeichnet. Da muß dem Verfassungsschutz beim Blick nach rechts wohl etwas geholfen werden: Nikolas Wernicke ist REP-Aktivist in Charlottenburg und dort Betreiber des REP-Infotelefons. Er soll sich in der Vergangenheit im Umfeld verschiedener Nazi-Gruppen bewegt haben. Daraus lassen sich seine entsprechenden Kontakte erklären, wie sie aus der Sendung nachzuvollziehen sind. Der zweite Macher dieser Sendung ist Kim Kurlbaum, seit ca. Mitte 1994 REP-Aktivist in Tiergarten. Es wird gemunkelt, daß er für die REPs zur BVV kandidiert.

Aus dem, was in dieser Sendung geboten wird, geht auch hervor, wieweit die REPs im Nazi-Lager verstrickt sind: musikalisch wird zu über 50% Frank Rennicke geboten. Rennicke (Wiking Jugend) hat sich als "deutscher" Liedermacher zum Star bei den Nazis heraufgearbeitet. Es werden von ihm mehrere Lieder abgespielt z.B. "Ich bin stolz, daß ich ein Deutscher bin" oder "Sonntags Abends in Berlin", in dem es heißt: "Wenn die Türken dann durch Kreuzberg ziehen, packt mich die kalte Wut, mein Volk, was hat man mit dir gemacht". Bei solchen Texten erklärt es sich von selbst, daß es nach Konzerten mit Rennicke schon mehrmals zu Nazi-Übergriffen gekommen ist.

In dieser Sendung wird nicht nur Musik geboten, sondern auch handfeste Informationen: Es sei ein Skandal, daß die REPs als rechtsextrem eingestuft wurden. Als besonders "skandalös" wird das Urteil gegen den NPD-Vorsitzenden Deckert wegen der Leugnung des Holocaust bezeichnet. Es wird Werbung für die Nazi-Strukturen gemacht: Zweimal werden die Telefon Nummern der "Nationalen Infotelefone" aus Hamburg und Berlin und zur Eigenwerbung die Nummer des REP-Infotelefons bekannt gegeben. Für die weiteren Sendungen wird angekündigt, den Spitzenkandidaten der REPs für die Wahlen im Oktober und die "Ehrenvorsitzende" der "Kulturgemeinschaft Preußen" einzuladen. Dabei handelt es sich um Ursula Schaffer, die über Jahre diesen Verein zur Schaltzentrale der Nazis in Berlin, u.a. für deren Aufmärsche in Halbe, aufgebaut hat. Und so schließen sich die Kreise: Denn Vorsitzender der Kulturgemeinschaft ist Ulli Boldt, der gleichzeitig das "Nationale Infotelefon" in Berlin betreibt. Dieses Info-Telefon und das der REPs werden in etwa im Gleichklang betrieben. Boldt machte z.B. in jeder Ansage Werbung für diese Radio-Sendung! Sein Info-Telefon wurde vor kurzer Zeit von Staatsseite zweimal stillgelegt. Das REP-Info-Telefon wird unseres Wissens nach immer noch aus dem Rathaus Charlottenburg betrieben.

Weitere angekündigte Sendungen sind von ihm nicht gefolgt. Im AIM-Info Nr.9 wurde weiterhin berichtet, daß die "Grauen Wölfe", also türkische Faschisten eine Sendung ausstrahlen konnten und Anfang Juli wurde ein Beitrag der international agierenden rechtsextremen Mun Sekte ausgestrahlt. Aber wie verhalten sich die Verantwortlichen des "Offenen Kanals"? In der BZ wird der Vize-Chef Till Reinhold zitiert: "Bei uns kann jeder auf Sendung gehen. Dafür sind wir ja ein offener Kanal". Uns ist bislang nicht bekannt, daß sich dieser Mann um einen neuen Job kümmern muß, denn mit ein bißchen guten Willen ist gegen solche Sendeinhalte durchaus vorzugehen und sei es mit der strafrechtlichen Seite.

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