Mao Werke


Mao Tse-tung:

RUNDSCHREIBEN DES ZENTRALKOMITEES DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI CHINAS ÜBER DIE SEPTEMBERTAGUNG*

(10. Oktober 1948)

 

* Ein von Genossen Mao Tse-tung verfaßtes parteiinternes Rundschreiben des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas. Die Tagung vom September 1918 fand in dem Dorf Hsibaipo, Kreis Pingschan, in der Provinz Hopeh statt. Diese Tagung hatte von allen nach der Kapitulation Japans vom Zentralkomitee abgehaltenen Tagungen die größte Teilnehmerzahl. Früher war es unmöglich gewesen, eine so große Tagung abzuhalten, weil sich die überwiegende Mehrheit der Mitglieder des Zentralkomitees in verschiedenen auseinanderliegenden befreiten Gebieten befanden, wo sie den angespannten Befreiungskrieg leiteten, und weil die Verkehrsbedingungen äußerst schwierig waren.

1. Im September 1948 hielt das Zentralkomitee eine Tagung des Politbüros ab, an der sieben Mitglieder des Politbüros, vierzehn Mitglieder und Kandidaten des Zentralkomitees und zehn mit wichtigen Aufgaben betraute Funktionäre teilnahmen. Unter den Anwesenden befanden sich hauptverantwortliche Genossen der Partei und der Armee in Nordchina, Ostchina, der Zentralebene und Nordwestchina. Die Teilnehmerzahl war größer als die jeder anderen nach der Kapitulation Japans vom Zentralkomitee einberufenen Tagung. Die Politbüro-Tagung prüfte die Arbeit des vergangenen Zeitabschnitts und stellte die Aufgaben für die vor uns liegende Periode.

2. Seit dem VII. Parteitag im April 1948 legten das Zentralkomitee und die führenden Kader der ganzen Partei eine noch größere Geschlossenheit an den Tag als in der Periode des Widerstandskriegs gegen Japan. Durch diese Geschlossenheit konnte unsere Partei mit den vielen wichtigen Ereignissen fertig werden, die sich in den drei Jahren seit der Kapitulation Japans in China und im Ausland zugetragen haben, im Verlauf dieser Geschehnisse die chinesische Revolution einen großen Schritt vorwärtsbringen, den politischen Einfluß des USA-Imperialismus unter den breiten Massen des chinesischen Volkes zerschmettern, den abermaligen Verrat der Kuomintang1 bekämpfen, ihre militärischen Angriffe zurückschlagen und somit der Volksbefreiungsarmee ermöglichen, von der Defensive zur Offensive überzugehen.

In den Kämpfen der letzten zwei Jahre, von Juli 1946 bis Juni 1948, hat die Volksbefreiungsarmee 2.640000 Mann der feindlichen Truppen außer Gefecht gesetzt, von denen 1.630000 gefangengenommen wurden. Die Kriegsbeute dieser zwei Jahre bestand hauptsächlich aus annähernd 900000 Infanteriegewehren, über 64000 schweren und leichten Maschinengewehren, mehr als 8000 leichten Artilleriegeschützen, über 5000 Geschützen der Infanterie und über 1100 schweren Gebirgs- und Feldgeschützen. In diesen zwei Jahren ist die Volksbefreiungsarmee von mehr als 1.200000 Mann auf 2.800000 Mann angewachsen. Die Stärke unserer regulären Truppen ist von 118 Brigaden mit 610000 Mann auf 176 Brigaden mit 1.490000 Mann gestiegen. Die befreiten Gebiete erstrecken sich jetzt über 2.350000 Quadratkilometer, nehmen also 24,5 Prozent der 9.597000 Quadratkilometer betragenden Gesamtfläche Chinas ein; sie zählen schon eine Bevölkerung von 168 Millionen, das sind 35,3 Prozent der 475 Millionen betragenden Gesamtbevölkerung Chinas; sie umfassen 586 große, mittlere und kleine Städte, von Kreisstädten aufwärts, also 29 Prozent der 2009 Städte Chinas.

Weil unsere Partei die Bauern bei der Durchführung der Reform des Bodenbesitzsystems entschlossen geführt hat, wurde das Bodenproblem bereits in Gebieten mit ungefähr 100 Millionen Einwohnern gründlich gelöst, und die Ländereien der Grundherrenklasse und der Großbauern alten Typus wurden unter die Dorfbevölkerung, vor allem unter die armen Bauern und die Landarbeiter, annähernd gleichmäßig aufgeteilt.

Unsere Parteimitgliedschaft hat sich von 1.210000 im Mai 1945 auf 3.000000 zum gegenwärtigen Zeitpunkt vergrößert. (Vor dem Verrat der Kuomintang an der Revolution im Jahre 1927 gab es 50000 Parteimitglieder; nach diesem Verrat fiel die Mitgliederzahl im Jahre 1927 auf ungefähr 10000, stieg bis 1934 als Ergebnis der erfolgreichen Entwicklung der Agrarrevolution auf 300 000, war im Jahre 1937 infolge der Niederlage der Revolution im Süden2 bis auf ungefähr 40000 zusammengeschrumpft, dann bis 1948 dank der erfolgreichen Entwicklung des Widerstandskriegs gegen Japan auf 100000 gestiegen und hat jetzt, da der Krieg gegen Tschiang Kai-schek und die Agrarrevolution einen siegreichen Verlauf genommen haben, 3.000000 erreicht.)

Auf der einen Seite hat die Partei im vergangenen Jahr ungesunde Erscheinungen, die es bis zu einem gewissen Grad in ihren Reihen gab, im wesentlichen überwunden und setzt den Kampf zu ihrer Überwindung fort. Das waren Verunreinigungen hinsichtlich der Klassenzusammensetzung (Grundherren und Großbauern), Verunreinigungen in der Ideologie (Grundherren- und Großbauernideologie) und Verunreinigungen im Arbeitsstil (Bürokratismus und Kommandiererei). Auf der anderen Seite überwand und überwindet die Partei weiterhin einige "linke" Fehler, die bei der umfassenden Mobilisierung der Bauernmassen für den Kampf zur Lösung des Bodenproblems entstanden sind, darunter teilweise, aber ziemlich zahlreiche Eingriffe in die Interessen der Mittelbauern, Schädigung gewisser privater Industrie- und Handelsunternehmen und die mancherorts vorgekommene Überschreitung bestimmter Grenzen bei der Durchführung der Politik der Unterdrückung von Konterrevolutionären. Im Verlauf der großen, erbitterten revolutionären Kämpfe der vergangenen drei Jahre und besonders des letzten Jahres und dank der gewissenhaften Berichtigung der Fehler hat die ganze Partei in ihrer politischen Reife einen großen Schritt vorwärts gemacht.

Die Arbeit der Partei in den Kuomintang-Gebieten war von sehr großem Erfolg gekrönt. Das ersehen wir aus der Tatsache, daß wir in den Großstädten die breiten Massen der Arbeiter, Studenten, Lehrer, Professoren, Kulturschaffenden, der übrigen Stadtbewohner sowie der nationalen Kapitalisten auf die Seite unserer Partei gebracht und auch alle demokratischen Parteien und Gruppen, alle Massenorganisationen für unsere Partei gewonnen und so der Unterdrückung durch die Kuomintang Widerstand entgegengesetzt und die Kuomintang vollständig isoliert haben. In mehreren großen Gebieten im Süden (in den Grenzgebieten Fukien-Kuangtung-Kiangsi, Hunan-Kuangtung-Kiangsi, Kuangtung-Kuangsi und Kuangsi-Yünnan, in Südyünnan, im Grenzgebiet Anhui-Tschekiang-Kiangsi und in Ost- und Südtschekiang) wurden Stützpunktgebiete des Partisanenkriegs geschaffen, und die dortigen Partisaneneinheiten sind auf mehr als 30000 Mann angewachsen.

In den vergangenen zwei Jahren und besonders im letzten Jahr haben wir in der Volksbefreiungsarmee eine geordnete, gelenkte demokratische Bewegung durchgeführt, an der sich alle Kämpfer und Kommandeure beteiligten, und eine Selbstkritik entfaltet, wir überwanden und überwinden weiterhin den Bürokratismus in der Armee, und wir haben das System der Parteikomitees auf verschiedenen Ebenen der Armee und das System der Soldatenkomitees in den Kompanien wiedereingeführt - beide hatten in den Jahren 1927 bis 1932 gute Resultate gebracht, waren später aber abgeschafft worden. Alles das hat die politische Aktivität und Bewußtheit der Kommandeure und Kämpfer bedeutend erhöht, ihre Kampfkraft und Disziplin beachtlich gestärkt und uns geholfen, rund 800000 kriegsgefangene Soldaten der Kuomintang-Truppen zu absorbieren und sie in befreite Kämpfer3 umzuwandeln, die ihre Gewehre gegen die Kuomintang umkehrten. In den vergangenen zwei Jahren haben wir in den befreiten Gebieten etwa 1.600000 Bauern, die Boden zugeteilt erhielten, zum Eintritt in die Volksbefreiungsarmee mobilisiert.

Wir besitzen schon eine erhebliche Anzahl von Eisenbahnen, Bergwerken und Industrien, und unsere Partei lernt in großem Maßstab, wie man Industrien leitet und Handel treibt. In den vergangenen zwei Jahren ist unsere Rüstungsindustrie beträchtlich gewachsen. Aber sie genügt noch nicht, den Kriegsbedarf zu decken. Uns fehlen gewisse wichtige Rohstoffe und Maschinen und, allgemein gesprochen, wir können noch keinen Stahl herstellen.

In Gebieten Nordchinas mit einer Bevölkerung von 44. Millionen haben wir eine einheitliche Volksregierung errichtet, in der unsere Partei mit nichtkommunistischen demokratischen Persönlichkeiten zusammenarbeitet. Um die Unterstützung der Front zu erleichtern, haben wir beschlossen, diese Regierung mit der Aufgabe der Vereinheitlichung der Leitungstätigkeit und Verwaltungsarbeit auf dem Gebiet der Wirtschaft, der Finanzen, des Handels, des Bankwesens, des Verkehrs und der Rüstungsindustrie in drei Landesteilen - in Nordchina, in Ostchina (mit einer Bevölkerungszahl von 43 Millionen) und im Nordwesten (mit einer Bevölkerungszahl von 7 Millionen) zu betrauen, und wir sind bereit, in nächster Zukunft eine gleiche Vereinheitlichung in zwei weiteren Gebieten vorzunehmen, im Nordosten und in der Zentralebene.

3. Im Lichte unserer in den Kämpfen der vergangenen zwei Jahre errungenen Erfolge und der Gesamtlage beim Feind und bei uns gesehen, hielt diese vom Zentralkomitee einberufene Tagung es für durchaus möglich, eine Volksbefreiungsarmee von fünf Millionen Mann aufzustellen und innerhalb eines Zeitabschnitts von ungefähr fünf Jahren (vom Juli 1946 an gerechnet) insgesamt etwa 500 Brigaden (Divisionen) der feindlichen regulären Truppen (durchschnittlich ungefähr 100 Brigaden pro Jahr) zu vernichten, eine Gesamtheit von ungefähr 7.300000 Mann regulärer und irregulärer Truppen einschließlich der Sondereinheiten des Feindes (durchschnittlich ungefähr 1.500000 Mann pro Jahr) außer Gefecht zu setzen und die reaktionäre Herrschaft der Kuomintang bis in ihre Grundfeste zu zertrümmern.

Im Juli 1946 betrug die militärische Stärke der Kuomintang 4.300000 Mann. In den vergangenen zwei Jahren verlor sie 3.090000 Mann, sei es durch Vernichtung, sei es durch Desertion, und 2.440000 Mann wurden neu rekrutiert. Ihre gegenwärtige Stärke beträgt 3.650000 Mann. Wir nehmen an, daß die Kuomintang in den folgenden drei Jahren wahrscheinlich noch 3.000000 Mann rekrutieren kann, doch die Zahl jener, die im selben Zeitraum vernichtet werden oder desertieren, wird sich schätzungsweise auf etwa 4.500000 Mann belaufen. So wird der Kuomintang, als Folge der fünfjährigen Kriegführung, wahrscheinlich nur noch eine militärische Stärke von etwa 2.000000 Mann verbleiben. Unsere Armee zählt jetzt 2.800000 Mann. In den kommenden drei Jahren planen wir 1.700000 der Kriegsgefangenen in unsere Truppen einzureihen (vermutlich 60 Prozent aller Kriegsgefangenen) und 2.000000 Bauern zum Eintritt in die Armee zu mobilisieren. Die Verluste abgerechnet wird unsere Armee nach einem fünfjährigen Krieg wahrscheinlich annähernd 5.000000 Mann betragen. Wenn fünf Jahre Krieg ein solches Ergebnis zur Folge haben, dann können wir sagen, daß wir die reaktionäre Herrschaft der Kuomintang bis in ihre Grundfeste zertrümmert haben.

Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssen wir jedes Jahr ungefähr 100 Brigaden (Divisionen) der feindlichen regulären Truppen vernichten, insgesamt ungefähr 500 Brigaden (Divisionen) innerhalb von fünf Jahren. Das ist der Schlüssel zur Lösung aller Probleme. Angesichts der Tatsache, daß die Zahl der regulären Truppen des Feindes, die wir vernichtet haben, umgerechnet im ersten Jahr 97 Brigaden (Divisionen) und im zweiten Jahr 94 Brigaden (Divisionen) betrug, kann unser Ziel erreicht und sogar überboten werden. Gegenwärtig verfügt die Kuomintang über eine militärische Stärke von insgesamt 3.650000 Mann; davon befinden sich 70 Prozent an der Front (nördlich der Linie des Yangtse und des Baschan-Gebirges, östlich der Linie von Landschou und dem Holan-Gebirge und südlich der Linie Tschengdö-Tschangtschun) ; nur ungefähr 30 Prozent stehen im Hinterland (einschließlich der im Süden der Linie des Yangtse und des Baschan-Gebirges und westlich der Linie von Landschou und dem Holan-Gebirge stationierten Truppenteile). Von allen vorhandenen regulären Truppen der Kuomintang, die aus 285 Brigaden oder 1.980000 Mann bestehen, befinden sich 249 Brigaden oder 1.742000 Mann an der Front (99 Brigaden oder 694000 Mann an der Nordfront und 150 Brigaden oder 1.048000 Mann an der Südfront). Nur 36 Brigaden oder 238000 Mann stehen im Hinterland, und die meisten von ihnen sind neu aufgestellte Truppen von geringer Kampfkraft. Darum hat das Zentralkomitee beschlossen, daß im dritten Jahr die ganze Volksbefreiungsarmee weiterhin nördlich des Yangtse, in Nordchina und im Nordosten operieren wird. Um die Aufgabe der Vernichtung des Feindes zu erfüllen, ist es notwendig, außer der planmäßigen und umsichtigen Mobilisierung des Volkes in den befreiten Gebieten zum Eintritt in die Armee eine große Anzahl der Kriegsgefangenen zu verwenden.

4. Weil sich früher unsere Partei und unsere Armee lange Zeit einer Situation gegenübersahen, bei der wir durch den Feind voneinander abgeschnitten waren, einen Partisanenkrieg führten und uns überdies in den ländlichen Gebieten befanden, räumten wir den führenden Organen der Partei und der Armee in verschiedenen Gegenden eine beträchtliche Autonomie ein. Dies ermöglichte den dortigen Parteiorganisationen und Truppenteilen, ihre Initiative und Aktivität zu entfalten und sich durch eine lange Periode von ernsten Schwierigkeiten durchzuringen; zu gleicher Zeit aber verursachte dies das Auftauchen gewisser Mißstände wie Disziplinlosigkeit und Anarchie, Lokalpatriotismus und Partisanentum, was die Sache der Revolution geschädigt hat. Die jetzige Lage verlangt, daß unsere Partei größte Anstrengungen unternimmt, diese Mißstände von Disziplinlosigkeit und Anarchie, Lokalpatriotismus und Partisanentum zu überwinden und alle Machtbefugnisse, die konzentriert werden können und müssen, in den Händen des Zentralkomitees und seiner stellvertretenden Organe zu konzentrieren, um den Übergang in der Form des Krieges vom Partisanenkrieg zum regulären Krieg zustande zu bringen. In den vergangenen zwei Jahren hat der reguläre Charakter der Armee wie auch ihrer Operationen zugenommen, aber das genügt noch nicht, es muß im dritten Jahr ein weiterer großer Schritt nach vorn gemacht werden. Zu diesem Zweck müssen wir unser möglichstes tun, die modernen Verkehrsmittel wie Eisenbahnen, Landstraßen und Dampfschiffe zu reparieren und zu benutzen, die Verwaltungsarbeit in den Städten und in der Industrie zu verstärken und das Schwergewicht der Arbeit unserer Partei schrittweise vom Dorf in die Stadt zu verlegen.

5. Die Aufgabe, die politische Macht im ganzen Land zu ergreifen, fordert von unserer Partei, schnell und planmäßig eine große Anzahl von Kadern für die Leitung von militärischer, politischer, Wirtschafts-, Partei-, Kultur- und Erziehungsarbeit zu schulen. Im dritten Kriegsjahr müssen wir 30000 bis 40000 Kader der unteren, mittleren und höheren Stufe bereit haben, so daß sie im vierten Jahr, wenn die Armee vorrückt, mit ihr marschieren können und befähigt sein werden, neu zu befreiende Gebiete mit einer Bevölkerung von etwa 60 bis 100 Millionen ordnungsgemäß zu verwalten. Das Territorium Chinas ist sehr groß, seine Bevölkerung ist sehr zahlreich, und der revolutionäre Krieg entwickelt sich sehr rasch; aber wir leiden sehr empfindliche Not an Kadern - das ist eine gewaltige Schwierigkeit. Wenn wir im dritten Jahr Kader bereitstellen, müssen wir uns auf die alten befreiten Gebiete stützen, die uns den größeren Teil davon zuführen werden; wir müssen aber zugleich dafür Sorge tragen, aus den Großstädten, die heute noch unter der Kuomintang-Herrschaft stehen, Kader anzuwerben. In den Großstädten der Kuomintang-Gebiete gibt es viele Arbeiter und Intellektuelle, die an unserer Arbeit teilnehmen können und die im großen und ganzen eine höhere Allgemeinbildung haben als die Arbeiter und Bauern in den alten befreiten Gebieten. Wir müssen eine große Anzahl von Mitarbeitern der Wirtschafts-, Finanz-, Kultur- und Bildungsinstitutionen der Kuomintang, mit Ausnahme der reaktionären Elemente, verwenden. Der Schulunterricht muß in den befreiten Gebieten wiederaufgenommen und ausgebaut werden.

6. Die Losung der Einberufung einer politischen Konsultativkonferenz4 hat alle demokratischen Parteien und Gruppen, alle Massenorganisationen und parteilosen demokratischen Persönlichkeiten in den Kuomintang-Gebieten um unsere Partei geschart. Wir sind dabei, es so einzurichten, daß Vertreter dieser Parteien und Organisationen in die befreiten Gebiete kommen können, und bereiten uns vor, im Jahre 1949 eine Konferenz von Vertretern aller demokratischen Parteien und Gruppen, Massenorganisationen und parteilosen demokratischen Persönlichkeiten aus ganz China einzuberufen, um die provisorische Zentralregierung der Volksrepublik China zu bilden.

7. Die Wiederherstellung und Entwicklung der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion in den befreiten Gebieten ist ein wichtiges Kettenglied bei der Unterstützung des Krieges und bei der Niederschlagung der Kuomintang-Reaktionäre. Die vom Zentralkomitee veranstaltete Tagung ist der Meinung, daß einerseits die Volksbefreiungsarmee ihre siegreiche Offensive in die Kuomintang-Gebiete vortragen muß und die Hilfsquellen an Menschen und Material, die der Krieg erfordert, von der Kuomintang und aus den Kuomintang-Gebieten in großem Maßstab erlangen wird und daß andererseits alle Anstrengungen unternommen werden müssen, die industrielle und landwirtschaftliche Produktion in den alten befreiten Gebieten wiederherzustellen und zu entwickeln, so daß ihr jetziges Niveau in einem gewissen Maß erhöht wird. Nur wenn diese zwei Aufgaben bewältigt sind, wird es möglich sein, den Sturz der reaktionären Kuomintang-Herrschaft zu sichern; andernfalls ist das unmöglich.

Bei der Durchführung dieser beiden Aufgaben werden wir vielen Schwierigkeiten begegnen. Wenn unsere großen Armeen in die Kuomintang-Gebiete einmarschieren und dort Operationen durchführen, ohne ein Hinterland oder ein hinreichendes Hinterlandsgebiet zu besitzen, werden sie ihren ganzen militärischen Bedarf oder den größten Teil davon selbst an Ort und Stelle beschaffen müssen. Die Wiederherstellung und Entwicklung der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion verlangt eine verhältnismäßig gute organisatorische Arbeit, eine ausgezeichnete Leitung der Märkte in den befreiten Gebieten und Kontrolle des Handels mit den Kuomintang-Gebieten, die Überwindung des Mangels an gewissen Maschinen und Rohstoffen und vor allem die Lösung der Probleme des Verkehrs und Transports sowie der Reparatur von Eisenbahnen, Landstraßen und Wasserwegen. Zur Zeit ist in den befreiten Gebieten die wirtschaftliche und finanzielle Lage sehr schwierig. Obgleich unsere Schwierigkeiten viel kleiner sind als jene der Kuomintang, sind sie dennoch tatsächlich vorhanden. Die Hauptschwierigkeiten bestehen darin, daß die materiellen Hilfsquellen und Mannschaftsbestände für den Kriegsbedarf nicht ausreichen und daß sich eine Inflation bis zu einem ziemlich ernsten Grad entwickelt hat. Eine der Ursachen dieser Schwierigkeiten ist die unzureichende organisatorische Arbeit, besonders auf finanziellem und wirtschaftlichem Gebiet. Wir glauben, daß diese Schwierigkeiten überwunden werden können und müssen. Im Kampf zur Überwindung der Schwierigkeiten müssen wir Verschwendung bekämpfen und ein strenges Sparsamkeitsregime durchführen: An der Front müssen wir darauf achten, daß alles Beutegut abgeliefert wird, müssen wir unsere lebende Kraft hegen, mit den Waffen sorgsam umgehen, die Munition sparsam verwenden und die Kriegsgefangenen schützen; im Hinterland müssen wir die Ausgaben der staatlichen Institutionen kürzen, den Aufwand an Arbeitskräften und Zugtieren, die nicht dringend benötigt werden; reduzieren, die für Versammlungen verwendete Zeit kürzen, die saisonmäßigen Fristen in der Landwirtschaft beachten, so daß die Feldarbeiten rechtzeitig durchgeführt werden, die industriellen Produktionskosten herabsetzen, die Arbeitsproduktivität erhöhen, die ganze Partei mobilisieren, damit sie es lerne, die industrielle und landwirtschaftliche Produktion zu leiten und Handel zu treiben, die Wirtschaft in den befreiten Gebieten nach Möglichkeit richtig organisieren, die Planlosigkeit auf den Märkten überwinden und einen notwendigen Kampf gegen alle Spekulanten und Schieber führen. Wenn wir das alles tun, können wir bestimmt die vor uns stehenden Schwierigkeiten bewältigen.

8. Die Hebung des theoretischen Niveaus der Kader und die Erweiterung der Demokratie innerhalb der Partei sind wichtige Kettenglieder bei der Erfüllung der oben dargelegten Aufgaben. Die vom Zentralkomitee veranstaltete Tagung hat einen besonderen Beschluß5 über die Erweiterung der innerparteilichen Demokratie gefaßt. Sie hat auch über das Problem der Erhöhung des theoretischen Niveaus der Kader diskutiert und die Aufmerksamkeit aller anwesenden Genossen auf dieses Problem gelenkt.

9. Mit Erfolg wurde der 6. Landeskongreß der Werktätigen abgehalten, auf dem der Allchinesische Gewerkschaftsbund gegründet wurde6 . Im ersten Halbjahr des nächsten Jahres wird ein Landeskongreß der Frauen stattfinden, der den Allchinesischen Demokratischen Frauenbund gründen soll;7 ein Landeskongreß der Jugend wird einberufen werden, um den Allchinesischen Jugendbund ins Leben zu rufen ;8 ferner wird auch der Neudemokratische Jugendverband gebildet werden9.

ANMERKUNGEN

1. Ihren ersten Verrat beging die Kuomintang im Jahre 1927. Der hier erwähnte "abermalige Verrat" ist der allgemeine konterrevolutionäre Bürgerkrieg den die Kuomintang nach der Beendigung des Widerstandskriegs gegen Japan entfesselt hat.

2. Gemeint ist die Niederlage der Roten Armee bei der Gegenoperation zur Abwehr des fünften "Einkreisungs- und Ausrottungsfeldzugs" der Kuomintang und der Abzug der Hauptkräfte der Roten Armee aus den verschiedenen revolutionären Stützpunktgebieten im Süden im Jahre 1934; das war das Ergebnis der dritten "links" abweichlerischen Linie, die in der Partei von Wang Ming vertreten wurde.

3. Gemeint sind jene Kuomintang-Soldaten, die von der Volksbefreiungsarmee gefangengenommen und von ihrer Zugehörigkeit zu den reaktionären Truppen der Kuomintang befreit wurden und die nach ihrer Umerziehung in die Reihen unserer Truppen eintraten.

4. Die Losung der Einberufung einer politischen Konsultativkonferenz wurde von Genossen Mao Tse-tung ausgegeben. Als am 1. Mai 1948 das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas die "Losungen zur Feier des 1. Mai, des Tages der Werktätigen" herausgab, wurde auf Vorschlag von Genossen Mao Tse-tung die Parole aufgestellt: "Alle demokratischen Parteien und Gruppen, alle Massenorganisationen und angesehenen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sollten schnellstens zu einer politischen Konsultativkonferenz zusammentreten, um über di Einberufung eines Volkskongresses und die Bildung einer demokratischen Koalitionsregierung zu diskutieren und diese zu verwirklichen." Diese Parole fand sofort bei allen demokratischen Parteien und Gruppen, Massenorganisationen und parteilose demokratischen Persönlichkeiten in den Kuomintang-Gebieten einen lebhaften Widerhall. Die politische Konsultativkonferenz wurde später in "Neue Politische Konsultativkonferenz" und schließlich in "Politische Konsultativkonferenz des Chinesische Volkes" umbenannt. Siehe "Ansprache auf der Tagung des Vorbereitungsausschuß der Neuen Politischen Konsultativkonferenz", Anmerkung 1, vorliegender Band S. 435

5. Dies bezieht sich auf den "Beschluß des Zentralkomitees der Kommunistische Partei Chinas über die Einberufung von Parteitagen und -konferenzen auf verschiedenen Ebenen". Der Beschluß sah für die Erweiterung und Herstellung der normale innerparteilichen Demokratie folgendes vor: Die Parteikomitees auf verschiedene Ebenen haben nach dem Parteistatut regelmäßig Parteitage und -konferenzen auf der jeweiligen Ebene einzuberufen. Diesen Parteitagen und -konferenzen müssen all jene Befugnisse erteilt werden, die im Parteistatut vorgesehen sind, und diese dürfen nicht verletzt werden. Vor den Versammlungen sind ausreichende Vorbereitungen zu treffen. Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Partei sollen rechtzeitig und wahrheitsgetreu der höheren Parteileitung gemeldet werden, und über wichtig Streitfragen muß auch das Zentralkomitee informiert werden. Der Beschluß sagt außerdem die Stärkung des Systems der Parteikomitees vor und setzte die von de Parteikomitees auf allen Ebenen zu befolgende Regel fest, daß wichtige Fragen vom Kollektiv des Parteikomitees diskutiert und entschieden werden müssen und kein wichtige Frage von einer Einzelperson entschieden werden darf, daß jedoch weder die kollektive Leitung auf Kosten der persönlichen Verantwortung, noch diese auf Kosten jener zu stark betont werden soll.

6. Der 6. Landeskongreß der Werktätigen wurde im August 1948 in Harbi abgehalten. Auf diesem Kongreß wurde der Allchinesische Gewerkschaftsbund wiederhergestellt, die einheitliche gesamtstaatliche Organisation der chinesische Arbeiterklasse. Die früheren fünf Landeskongresse der Werktätigen fanden 1922, 1925, 1926, 1927 und 1929 statt.

7. Der 1. Landeskongreß der Frauen wurde im März 1949 in Peiping abgehalten. Auf diesem Kongreß wurde der Allchinesische Demokratische Frauenbund gegründet die führende Körperschaft der Massenorganisationen der Frauen im ganzen Land. Er wurde später in "Allchinesischer Frauenbund" umbenannt.

8. Der 1. Landeskongreß der Jugend fand im Mai 1949 in Peiping statt. Auf diesem Kongreß wurde der Allchinesische Demokratische Jugendbund gegründet. Später wurde er "Allchinesischer Jugendbund" genannt.

9. Der Neudemokratische Jugendverband wurde im Januar 1949 auf Beschluß des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas gegründet. Sein 1. Landeskongreß fand im April 1949 in Peiping statt. Er wurde später, auf dem 3. Landeskongreß im Mai 1957, in "Kommunistischer Jugendverband" umbenannt.

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