Mao Werke


Mao Tse-tung:

DIE BEWEGUNGEN ZUR PACHTHERABSETZUNG, ZUR PRODUKTIONSSTEIGERUNG UND ZUR UNTERSTÜTZUNG DER REGIERUNG UND SORGE FÜR DAS VOLK IN DEN STÜTZPUNKTGEBIETEN ENTFALTEN *

(1 Oktober 1943)

* Eine innerparteiliche Direktive, die Genosse Mao Tse-tung im Namen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas verfaßt hat.

1. Die Zeit der Herbsternte ist gekommen, und die leitenden Organe aller Stützpunktgebiete müssen die Partei- und die Machtorgane aller Stufen zur Kontrolle darüber verpflichten, wie die Politik der Senkung des Pachtzinses in die Tat umgesetzt wird. In ausnahmslos allen Orten, wo die Pachtherabsetzung noch nicht ernsthaft in Angriff genommen wurde, ist die Pacht in diesem Jahr zu senken. Dort aber, wo die Pachtherabsetzung begonnen hat, aber noch nicht restlos durchgeführt worden ist, muß sie in diesem Jahr restlos durchgeführt werden. Die Parteikomitees müssen unverzüglich entsprechend der Bodenpolitik des Zentralkomitees und den örtlichen Verhältnissen Anweisungen geben; sie müssen unmittelbar einige Dörfer überprüfen, jene unter ihnen ermitteln, die gute Beispiele aufweisen, und dadurch die Bewegung in den anderen Orten vorwärtstreiben. Gleichzeitig sind in den Zeitungen Leitartikel über die Pachtherabsetzung und Berichte über beispielgebende Erfahrungen bei ihrer Durchführung zu veröffentlichen. Die Bewegung zur Pachtherabsetzung ist ein Massenkampf der Bauernschaft, der durch die Direktiven der Partei und die Verordnungen der Machtorgane gelenkt und gefördert wird; die Pachtherabsetzung ist kein Gnadengeschenk an die Massen. Jede Senkung des Pachtzinses, die als Almosen gewährt wird, ohne daß die Aktivität der Massen entfaltet worden wäre, ist falsch, und ihre Ergebnisse werden nicht von Dauer sein. Im Verlauf des Kampfes für die Pachtherabsetzung ist es notwendig, Bauernorganisationen zu schaffen bzw. bestehende zu reorganisieren. Die Machtorgane müssen eine solche Haltung einnehmen, daß die Verordnungen über die Pachtherabsetzung durchgeführt und die Interessen der Grundherren und der Pächter aufeinander abgestimmt werden. Da augenblicklich die Stützpunktgebiete kleiner geworden sind, hat die Aufgabe unserer Partei, die Massen in den Stützpunktgebieten mit Feingefühl, Gewissenhaftigkeit und Konsequenz zu gewinnen und mit ihnen durch dick und dünn zu gehen, eine noch aktuellere Bedeutung erlangt als in den vorangegangenen sechs Jahren. Verstehen wir in diesem Herbst zu überprüfen, wieweit die Politik der Pachtherabsetzung in die Tat umgesetzt wird, und vermögen wir die Pachtherabsetzung gründlich durchzuführen, dann werden wir die Aktivität der Bauernmassen entfalten und im nächsten Jahr den Kampf gegen den Feind verstärken und die Produktionsbewegung fördern können.

2. Die Mehrzahl unserer Funktionäre in den Stützpunktgebieten im Rücken des Feindes hat noch nicht gelernt, die Mitarbeiter der Partei- und Machtorgane, die Armeeangehörigen und die Volksmassen (alle Männer und Frauen ohne Ausnahme, jung und alt, gleichgültig, ob in staatlichen oder privaten Betrieben beschäftigt, ob Militär- oder Zivilpersonen) in die Produktionstätigkeit großen Maßstabs einzubeziehen. In diesem Herbst und Winter müssen sich die Parteikomitees, die Machtorgane und die Armee-Einheiten darauf vorbereiten, im kommenden Jahr auf dem ganzen Territorium der Stützpunktgebiete eine Bewegung zur Produktionssteigerung in großem Maßstab zu entfalten, um die Schwierigkeiten aus eigener Kraft zu überwinden (nirgends außer im Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia darf vorläufig die Losung der vollen Selbstversorgung mit Kleidung und Lebensmitteln ausgegeben werden) ; diese Bewegung umfaßt die Landwirtschaft, die Industrie, das Handwerk, das Transportwesen, die Viehzucht und den Handel - gleichviel ob es sich um staatliche oder private Unternehmen handelt -, wobei man die Landwirtschaft in den Mittelpunkt stellen soll. Für jeden Hof sind individuelle Pläne einzuführen, eine gegenseitige Arbeitshilfe ist zu organisieren (Arbeitsaustauschbrigaden1, wie sie in Nordschensi genannt werden, oder Feldbestellungsgruppen und Gruppen der gegenseitigen Arbeitshilfe, wie sie früher in den roten Gebieten der Provinz Kiangsi genannt wurden), Helden der Arbeit sind zu fördern und auszuzeichnen, ein Produktionswettbewerb ist durchzuführen, und Genossenschaften, welche den Massen dienen; sind zu entwickeln. Was die Finanz- und Wirtschaftsprobleme betrifft, müssen die Mitarbeiter der Partei- und der Machtorgane in den Kreisen und Distrikten neun Zehntel ihrer Energie und Kraft einsetzen, um den Bauern bei der Steigerung der Produktion zu helfen, und nur ein Zehntel, um die Steuern von den Bauern einzuziehen. Wenn man sich bei der ersten Aufgabe viel Mühe gibt, dann fällt einem die zweite leicht. Unter den Bedingungen des Krieges müssen sich alle Institutionen, Lehranstalten und Truppenteile intensiv mit Gemüsebau, Schweinezucht, Holzeinschlag und Holzkohlegewinnung sowie mit der Entwicklung des Handwerks befassen und einen Teil ihres benötigten Getreides anbauen. Neben der kollektiven Produktion, die ausnahmslos alle großen und kleinen Organisationen entwickeln müssen, ist es notwendig, gleichzeitig jeden einzelnen (aber nicht in der Armee) anzuspornen, sich in seiner Freizeit individuell, in kleinem Ausmaß mit der landwirtschaftlichen und handwerklichen Produktion (aber nicht mit Handel) zu befassen, wobei alle Einnahmen daraus sein persönliches Eigentum bleiben. Überall sind sieben- bis zehntägige Lehrgänge für Gemüsebau und Schweinezucht sowie sieben- bis zehntägige Kochkurse zur Verbesserung der Kost einzurichten. In allen Partei-, Macht und Militärorganen ist auf Sparsamkeit Nachdruck zu legen, Vergeudung zu bekämpfen und Korruption zu unterbinden. Die leitenden Funktionäre aller Partei-, Macht- und Militärorgane sowie aller Lehranstalten müssen sich die Kunst der Anleitung der Massen in der Produktion im vollen Umfang zu eigen machen. Wer das Studium der Produktion auf die leichte Schulter nimmt, kann nicht als guter Leiter angesehen werden. Jene Militärangehörigen, jene Staatsbürger, die der Produktion keine Beachtung schenken, die gern essen aber ungern arbeiten, können nicht als gute Militärangehörige, als ehrliche Staatsbürger angesehen werden. Alle Parteimitglieder im Dorf, die weiterhin in der Produktion tätig sind, müssen ihre Anstrengungen zur Steigerung der Produktion als eine der Voraussetzungen dafür betrachten, den Massen ein Vorbild zu werden. Der konservative, rein finanzielle Buchhalter-Gesichtspunkt, dem zufolge man in der Produktionsbewegung, anstatt großes Gewicht auf die Entwicklung der Wirtschaft zu legen, seine Aufmerksamkeit einseitig auf die Kürzung der Ausgaben konzentriert, ist falsch. Falsch ist der Gesichtspunkt, dem zufolge man, anstatt großes Gewicht darauf zu legen, unter den Massen der Mitarbeiter der Partei- und Machtorgane und der Armeeangehörigen sowie unter den Volksmassen die Arbeitskräfte breit zu organisieren, um die Massenbewegung für die Produktion zu entfalten; seine Aufmerksamkeit einseitig darauf konzentriert, daß einige wenige Funktionäre der Machtorgane damit beschäftigt sind, Getreideabgaben und Steuern einzuziehen sowie Geld und Lebensmittel ausfindig zu machen. Falsch ist der (für die Kuomintang typische) Gesichtspunkt, dem zufolge man, anstatt den Massen mit allen Kräften zu helfen, die Produktion zu entwickeln, nichts anderes weiß, als von ihnen Getreide und Geld zu fordern. Falsch ist der Gesichtspunkt, dem zufolge man, anstatt seine Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren, allseitig die Massenbewegung für die Produktion zu entfalten, sich einseitig nur darauf konzentriert, durch die wenigen Wirtschaftsorgane eine beschränkte Anzahl von Leuten für die Produktionstätigkeit zu organisieren. Falsch ist der Gesichtspunkt, dem zufolge man es für schmählich und verwerflich hält, wenn sich im Interesse der revolutionären Sache ein Kommunist (Parteimitglied im Dorf) zur Versorgung seiner Familie mit seiner Hauswirtschaft beschäftigt oder ein Kommunist (als Mitarbeiter einer Institution oder Lehranstalt) zur Verbesserung seiner Lebensbedingungen in seiner Freizeit einer individuellen Produktionstätigkeit nachgeht. Falsch ist der Gesichtspunkt, dem zufolge man beim Bestehen von Stützpunktgebieten, anstatt die Entwicklung der Produktion zu fördern und dadurch eine Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen zu erkämpfen, einseitig nur für den harten Kampf eintritt. Falsch ist der Gesichtspunkt, dem zufolge man, anstatt in den Genossenschaften den Massen dienende Wirtschaftsorganisationen zu sehen, sie als Profitquelle für einige wenige Mitarbeiter oder als von der Regierung geleitete Handelsunternehmen betrachtet. Falsch ist der Gesichtspunkt, dem zufolge man, anstatt überall die von manchen Helden der landwirtschaftlichen Arbeit im Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia angewandten vorbildlichen Arbeitsmethoden (gegenseitige Arbeitshilfe, mehrfaches Pflügen und Jäten, mehrfache Düngung) einzuführen, behauptet, daß diese Methoden für gewisse Stützpunktgebiete untauglich wären. Falsch ist der Gesichtspunkt, dem zufolge man in der Produktionsbewegung, anstatt sich an solche Prinzipien zu halten wie die Verantwortlichkeit und die persönliche Teilnahme des Leiters, die Verbindung der führenden Gruppe mit den breiten Massen, Kombinierung allgemeiner Aufrufe mit konkreter Anleitung, Untersuchung und Forschung, Abgrenzung der Aufgaben je nach ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit, Heranziehung der gesamten Bevölkerung (Männer und Frauen, jung und alt sowie vagierende Elemente) zur Teilnahme an der Produktion, Ausbildung der Kader, Erziehung der Massen - anstatt alles dessen sich darauf beschränkt, die Produktionsaufgaben auf die Leiter der Verwaltungsressorts für den Aufbau, die Chefs der Versorgungsabteilungen in der Armee und die Chefs der Abteilungen für allgemeine Angelegenheiten zu schieben. Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist die Organisierung der Arbeitskräfte das zentrale Kettenglied in der Entwicklung der Produktion. Selbst unter den jetzigen Kriegsverhältnissen ist es möglich und durchaus notwendig, in jedem Stützpunktgebiet Zehntausende von Mitarbeitern der Partei- und Machtorgane und von Armeeangehörigen sowie Hunderttausende von Menschen aus der Bevölkerung zur Teilnahme an der Produktion zu organisieren (und zwar sind auf der Grundlage der Prinzipien der Freiwilligkeit und der gleichwertigen Leistung alle voll- und halbeinsatzfähigen Arbeitskräfte zu organisieren, wobei dafür solche Formen wie Aufstellung von individuellen Plänen für jeden Hof, Organisierung von Arbeitsaustauschbrigaden, Transportbrigaden, Gruppen für gegenseitige Hilfe und Genossenschaften anzuwenden sind). Die Kommunisten sind verpflichtet, sich die Prinzipien und Methoden für die Organisierung der Arbeitskräfte in vollem Maße anzueignen. Die restlose Durchführung der Pachtherabsetzung in diesem Jahr in allen Stützpunktgebieten wird ein Ansporn sein für einen gewaltigen Anstieg der Produktion im kommenden Jahr. Und die Teilnahme aller Mitarbeiter der Partei- und Machtorgane, der Armeeangehörigen und der gesamten übrigen Bevölkerung - Männer und Frauen, jung und alt - im kommenden Jahr an der großen Produktionsbewegung zur Vergrößerung der Menge an Getreide und Konsumgütern und zur Vorbereitung für den Kampf gegen Naturkatastrophen wird die materielle Grundlage für die weitere Behauptung der antijapanischen Stützpunktgebiete schaffen. Andernfalls würden wir auf gewaltige Schwierigkeiten stoßen.

;. Um die Partei, die Machtorgane und die Armee zur erfolgreichen Entfaltung des Kampfes gegen den Feind sowie der Bewegung für die Produktion im nächsten Jahr mit den Volksmassen zusammenzuschweißen, müssen sich die Parteikomitees, die leitenden Militär und Machtorgane eines jeden Stützpunktgebiets darauf vorbereiten, im ersten Monat des kommenden Mondjahrs überall, ausnahmslos eine breite Massenkampagne zur "Unterstützung der Regierung und Sorge für das Volk" bzw. zur "Unterstützung der Armee und Vorzugsbehandlung der Familien der Widerstandskämpfer" durchzuführen. Was die Truppenteile betrifft, so sollen sie ihre öffentliche Verpflichtung zur "Unterstützung der Regierung und Sorge für das Volk" erneuern, geschlossene Selbstkritik-Versammlungen einberufen und Abende der Verbundenheit mit der Bevölkerung (unter Teilnahme von Vertretern der örtlichen Partei- und Machtorgane) veranstalten; Truppenteile, welche die Interessen der Volksmassen geschädigt haben, müssen den Schaden ersetzen und sich entschuldigen. Die Bevölkerung ihrerseits soll unter Führung der örtlichen Partei- und Machtorgane sowie der Massenorganisationen ihre öffentliche Verpflichtung zur "Unterstützung der Armee und Vorzugsbehandlung der Familien der Widerstandskämpfer" erneuern und eine von Begeisterung getragene Bewegung zur Begrüßung und Belohnung der Truppenteile entfalten. Im Laufe der Bewegung "Unterstützung der Regierung und Sorge für das Volk" sowie der Bewegung "Unterstützung der Armee und Vorzugsbehandlung der Familien der Widerstandskämpfer" müssen sowohl seitens der Armee wie seitens der Partei und der Machtorgane die Mängel und Fehler des Jahres 1943 gründlich geprüft und im Jahre 1944 entschieden abgestellt werden. Von da an müssen solche Bewegungen überall im ersten Monat eines jeden Mondjahrs eingeleitet werden, wobei die Verpflichtungen zur "Unterstützung der Regierung und Sorge für das Volk" und zur "Unterstützung der Armee und Vorzugsbehandlung der Familien der Widerstandskämpfer" wiederholt verlesen werden sollen. Ebenso muß bei willkürlichem Verhalten der Armee-Einheiten in den Stützpunktgebieten gegenüber der Partei; den Machtorganen oder dem Volk sowie bei ungenügender Fürsorge für die Truppen seitens der Partei, der Machtorgane und des Volkes mehrmals öffentlich vor den Massen Selbstkritik geübt werden (wobei jede Seite nur sich selbst kritisiert, nicht aber die andere Seite), damit diese Mängel und Fehler gründlich abgestellt werden können.

ANMERKUNGEN

1) Siehe "Organisieren!", Anmerkung 4, vorliegender Band, S. 184 f.

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