Mao Werke


Mao Tse-tung:

MAN MUSS DIE ARBEIT AUF WIRTSCHAFTLICHEM GEBIET BEACHTEN*

(20. August 1933)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band I, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1968, S.147-156)


 |147| Die stürmische Entwicklung des revolutionären Krieges fordert von uns die Mobilisierung der Massen, um unverzüglich eine Bewegung an der Wirtschaftsfront zu entfalten und alle notwendigen und möglichen Aufgaben auf dem Gebiet des wirtschaftlichen Aufbaus durchzuführen. Warum? Gegenwärtig muß unsere gesamte Arbeit darauf gerichtet sein: den Sieg im revolutionären Krieg und vor allem den endgültigen Sieg im Kampf um die Zerschlagung des fünften feindlichen "Einkreisungs- und Ausrottungsfeldzugs" [1] zu erringen; die materiellen Bedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, die Verpflegung und Versorgung der Roten Armee zu gewährleisten; das Leben der Volksmassen zu verbessern, um dadurch ihre Begeisterung zur Teilnahme am revolutionären Krieg noch mehr zu entfachen; an der Wirtschaftsfront die breiten Volksmassen zu organisieren und sie zu erziehen, damit aus den Massen neue Kräfte für den Krieg gewonnen werden; durch den wirtschaftlichen Aufbau das Bündnis der Arbeiter und Bauern zu festigen, die demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern zu verankern und die Führung des Proletariats zu stärken. Um all das zu erreichen, bedarf es einer Aufbauarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet. Das muß jeder revolutionäre Funktionär klar verstehen. Früher meinten manche Genossen, sie seien schon vom revolutionären Krieg stark in Anspruch genommen, wie könnten sie da noch Zeit für den wirtschaftlichen Aufbau finden? Deshalb beschimpften sie jeden, der vom Wirtschaftsaufbau sprach, als "rechten Abweichler". Ihrer Meinung nach sei der wirtschaftliche Aufbau unter den Verhältnissen des revolutionären Krieges
 
|148| unmöglich, würde man sich erst nach dem endgültigen Sieg in diesem Krieg, nur unter friedlichen, ruhigen Verhältnissen damit befassen können. Genossen, diese Ansichten sind falsch. Wer solche Ansichten vertritt, begreift nicht, daß wir, falls wir uns nicht mit dem wirtschaftlichen Aufbau befassen, außerstande sein werden, die materiellen Voraussetzungen für die Führung des revolutionären Krieges sicherzustellen, und dann werden sich die Volksmassen durch einen langwierigen Krieg erschöpft fühlen. Seht, der Feind führt eine Wirtschaftsblockade durch; Spekulanten und Reaktionäre untergraben unsere Finanzen und unseren Handel, und der Außenhandel unserer roten Gebiete stößt auf ernste Hindernisse. Wird nicht der revolutionäre Krieg, wenn wir mit all diesen Schwierigkeiten nicht fertig werden, darunter stark leiden? Salz ist sehr teuer und zuweilen auch gar nicht zu haben. Im Herbst und im Winter ist Reis billig, aber im Frühjahr und im Sommer ist er ungeheuer teuer. Das alles beeinträchtigt unmittelbar die Lebensbedingungen der Arbeiter und Bauern und macht es unmöglich, sie zu verbessern. Wird das dem Bündnis der Arbeiter und Bauern, unserer grundlegenden Linie, keinen Schaden zufügen? Wenn die Arbeiter- und Bauernmassen mit ihren Lebensbedingungen unzufrieden sein werden, wird sich das etwa nicht negativ auf den Ausbau unserer Roten Armee und auf die Mobilisierung der Massen für die Teilnahme am revolutionären Krieg auswirken? Völlig falsch ist deshalb die Meinung, daß man sich unter den Verhältnissen des revolutionären Krieges nicht mit dem wirtschaftlichen Aufbau befassen sollte. Die Leute, die diese Meinung vertreten, behaupten zwar oft, daß alles dem Krieg unterzuordnen sei; sie begreifen jedoch nicht, daß der Verzicht auf den wirtschaftlichen Aufbau durchaus nicht bedeutet, alles dem Krieg unterzuordnen, sondern vielmehr bedeutet, unsere Kriegsanstrengungen zu schwächen. Nur durch Entfaltung der Arbeit an der Wirtschaftsfront und durch Entwicklung der Wirtschaft der roten Gebiete kann man eine entsprechende materielle Basis für den revolutionären Krieg schaffen, kann man unsere militärischen Angriffe erfolgreich entfalten und die feindlichen "Einkreisungs- und Ausrottungsfeldzüge" mit wuchtigen Schlägen parieren; nur so kann man die Kräfte für die Vergrößerung der Roten Armee finden und unsere Front so weit ausdehnen, daß sie einige tausend Li entfernte Orte erreicht, kann unsere Rote Armee unter günstigen Verhältnissen in Zukunft völlig unbesorgt die Kämpfe um Nantschang und Djiudjiang aufnehmen und kann sie - bei der Lebensmittelbeschaffung wesentlich erleichtert - ihre ganze Auf-
 
|149| merksamkeit auf den Kampf mit dem Feind konzentrieren; nur so kann man erreichen, daß die breiten Volksmassen mit ihren Lebensbedingungen einigermaßen zufrieden sind und mit noch größerer Begeisterung in die Rote Armee eintreten oder auf anderen Gebieten Arbeit für die Sache der Revolution leisten. Nur das bedeutet, daß alles dem Krieg untergeordnet wird. Gegenwärtig gibt es noch viele revolutionäre Funktionäre in den verschiedenen Orten, die nicht begreifen, wie wichtig der wirtschaftliche Aufbau für den revolutionären Krieg ist, und zahlreiche örtliche Machtorgane, die nicht das Hauptgewicht auf die Erörterung der Fragen des wirtschaftlichen Aufbaus legen. In den örtlichen Machtorganen sind die Abteilungen für Volkswirtschaft organisatorisch noch unvollkommen. Bei manchen Abteilungen gibt es nicht einmal einen Leiter, oder man setzt lediglich um die Lücken auszufüllen - Leute ein, die dieser Arbeit nicht gewachsen sind. Die Entwicklung der Genossenschaften befindet sich noch im Anfangsstadium, während die Arbeit zur Regelung der Getreideversorgung vorerst nur an einzelnen Orten aufgenommen worden ist. In den verschiedenen Orten sind die breiten Volksmassen durch unsere Propaganda mit dieser Aufgabe des wirtschaftlichen Aufbaus noch nicht vertraut gemacht worden (eine überaus wichtige Arbeit), unter den Massen wurde noch keine Atmosphäre der Begeisterung für den Kampf um den wirtschaftlichen Aufbau geschaffen. All das ist die Folge davon, daß die Wichtigkeit des wirtschaftlichen Aufbaus ignoriert wird. Dadurch, daß die Genossen darüber auf dieser Beratung diskutieren und nach ihrer Heimkehr Bericht erstatten, müssen wir unter allen Funktionären der Machtorgane und unter den breiten Massen der Arbeiter und Bauern eine Atmosphäre der Begeisterung für den wirtschaftlichen Aufbau schaffen. Es ist notwendig, daß alle die Bedeutung des wirtschaftlichen Aufbaus für den revolutionären Krieg begreifen, sich energisch für die Unterbringung der Aufbauanleihe einsetzen, die Genossenschaftsbewegung entfalten, überall Getreidespeicher bauen und Reservelager für den Fall von Naturkatastrophen anlegen. Jeder Kreis muß eine Abteilung für die Regelung der Getreideversorgung mit Unterabteilungen in den wichtigen Distrikten und auf den wichtigen Marktplätzen einrichten. Einerseits müssen wir erreichen, daß innerhalb der roten Gebiete Getreide aus den Überschußgebieten in die Zuschußgebiete geliefert wird, und dürfen nicht zulassen, daß sich an einer Stelle Getreide häuft, während es an einer anderen nicht zu haben ist, oder daß an einer Stelle die Preise übermäßig niedrig und an einer anderen
 
|150| übermäßig hoch sind. Andererseits muß man erreichen, daß unser Getreideüberschuß planmäßig (aber nicht uneingeschränkt) und ohne Ausplünderung durch Spekulanten ausgeführt wird, damit wir die benötigten Waren aus den weißen Gebieten einführen können. Wir müssen uns bemühen, die Landwirtschafts- und Handwerksproduktion zu entwickeln sowie mehr Ackergeräte und mehr Kalk zu erzeugen, um die Ernte im kommenden Jahr zu erhöhen, und wir müssen durchsetzen, daß der frühere Stand in der Wolframerzförderung, in der Erzeugung von Nutzholz, Kampfer, Papier, Tabak, Leinengeweben, Champignon, Pfefferminzöl und anderen Spezialprodukten wieder erreicht wird; alle diese Waren sind in großen Mengen nach den weißen Gebieten auszuführen.
Was den Umfang unseres Außenhandels anbelangt, steht Getreide unter den wichtigsten Ausfuhrgütern an erster Stelle. Wir führen alljährlich rund drei Millionen Dan ungeschälten Reis aus; das bedeutet, daß von den drei Millionen Menschen unserer Bevölkerung jeder für die Ausfuhr im Durchschnitt mindestens ein Dan ungeschälten Reis pro Jahr im Austausch gegen einzuführende Massenbedarfsgüter hergibt. Weniger wird es nicht sein. Wer aber treibt diesen Handel? Ausschließlich die Kaufleute, die dabei das Volk unbarmherzig ausplündern. Im vergangenen Jahr verkauften die Bauern der Kreise Wan-an und Taiho den ungeschälten Reis an die Kaufleute zu einem Preis von einem halben Yüan je Dan, die Kaufleute aber setzten diesen Reis in Gandschou zu vier Yüan je Dan ab und erzielten so bei diesem Geschäft 700 Prozent Gewinn. Oder hier noch ein Beispiel: Unsere Drei-Millionen-Bevölkerung verbraucht alljährlich Salz für etwa neun Mil1ionen Yüan und Baumwollstoffe für die Summe von rund sechs Millionen Yüan. Bisher wurden diese Baumwollstoffe und das Salz für insgesamt 15 Millionen Yüan selbstverständlich durch die Kaufleute eingeführt, und wir haben uns überhaupt nicht darum gekümmert. Der Profit, den die Kaufleute bei diesen Geschäften erzielten, war ungeheuer groß. So bringen beispielsweise die Kaufleute Salz, das sie in Mehsiän zu einem Preis von einem Yüan für sieben Djin {1} einkaufen, in unser Gebiet und verkaufen es zu einem Preis von einem Yüan für 3/4 Djin. Ist das etwa keine empörende Ausplünderung? Solche Zustände dürfen wir nicht mehr ignorieren, sondern müssen uns künftig selbst mit all diesen Angelegenheiten befassen. Unser Amt für Außenhandel muß in dieser Hinsicht große Anstrengungen machen.
 
|151| Wie wird die in Höhe von drei Millionen Yüan aufzulegende Anleihe für den wirtschaftlichen Aufbau verwendet? Wir haben vor, sie folgendermaßen auszunutzen: eine Million Yüan für die Kriegsaufwendungen der Roten Armee, zwei Millionen als Leihkapital für die Genossenschaften, das Amt für die Regelung der Getreideversorgung und das Amt für Außenhandel. Von dem Darlehen wird ein geringer Teil zur Entwicklung der Produktion, der größere Teil aber zur Entwicklung des Außenhandels verwendet werden. Unser Ziel besteht darin, nicht nur die Produktion zu entwickeln, sondern auch zu erreichen, daß die auszuführenden Waren zu angemessenen Preisen verkauft, die aus den weißen Gebieten einzuführenden Waren - Salz und Baumwollstoffe - dagegen zu niedrigen Preisen eingekauft und unter die Volksmassen verteilt werden. Auf diese Weise werden wir die Blockade des Feindes durchbrechen und die Ausplünderung der Bevölkerung durch die Kaufleute unterbinden. Wir müssen die Wirtschaft des Volkes von Tag zu Tag weiter entwickeln, die Lebensbedingungen der Volksmassen bedeutend verbessern, unsere Geldeinnahmen beträchtlich vermehren und damit eine solide materielle Basis für den revolutionären Krieg und den wirtschaftlichen Aufbau schaffen.
Das ist eine große Aufgabe, ein großer Klassenkampf. Aber wir müssen uns fragen: Ist diese Aufgabe unter den Bedingungen eines erbitterten Krieges zu verwirklichen? Ich meine, daß sie zu verwirklichen ist. Wir sprechen doch nicht vom Bau einer Eisenbahn bis Lungyän, augenblicklich auch nicht vom Bau einer Landstraße bis Gandschou. Wir sprechen nicht von einem vollständigen Getreidemonopol und auch nicht davon, daß beim Handel mit Salz und Baumwollstoffen der gesamte Umsatz von 15 Millionen Yüan durch die Hände der Regierung gehen sollte und die Kaufleute auszuschalten wären. Nein, wir sprechen nicht davon und handeln auch nicht so. Wovon wir sprechen und was wir tun, das ist die Entwicklung der landwirtschaftlichen und Handwerksproduktion, die Ausfuhr von Getreide und Wolframerz, die Einfuhr von Salz und Baumwollstoffen. Dabei beginnen wir vorläufig mit einem Kapital von zwei Millionen Yüan zuzüglich der Anteile der örtlichen Bevölkerung. Sind das Dinge, die wir nicht tun sollten, die wir nicht bewerkstelligen könnten, die uns mißlingen müßten? Wir haben diese Arbeit in Angriff genommen und bereits Erfolge erzielt. Die diesjährige Herbsternte ist um 20 bis 25 Prozent höher als die des Vorjahrs, so daß die von
 
|152| uns vorgesehene zwanzigprozentige Steigerung der Ernteerträge übertroffen wurde. Auf dem Gebiet der Handwerksindustrie wird die Produktion von Ackergeräten und von Kalk wieder aufgenommen. Die Wiederaufnahme der Wolframerzförderung läuft an. Eingesetzt hat eine gewisse Belebung auch in der Erzeugung von Tabak, Papier und Nutzholz. Bei der Regelung der Getreideversorgung sind in diesem Jahr beachtliche Erfolge zu verzeichnen. Auch die Salzeinfuhr hat zum Teil begonnen. Diese Erfolge sind die Grundlage für unsere feste Zuversicht, daß ein weiteres Vorwärtsschreiten möglich ist. Ist es nicht eine offenkundig falsche Auffassung, wenn man behauptet, der wirtschaftliche Aufbau wäre erst nach Beendigung des Krieges möglich, gegenwärtig aber undurchführbar?
Es ist daher auch klar, daß sich in dem gegenwärtigen Stadium der Wirtschaftsaufbau auf die zentrale Aufgabe - den revolutionären Krieg - orientieren muß. Gegenwärtig ist der revolutionäre Krieg die zentrale Aufgabe, und der wirtschaftliche Aufbau muß ihm dienstbar gemacht, auf ihn konzentriert und ihm untergeordnet werden. Den wirtschaftlichen Aufbau schon heute für den Mittelpunkt aller Aufgaben zu halten, und den revolutionären Krieg außer acht zu lassen, den wirtschaftlichen Aufbau losgelöst vom revolutionären Krieg zu betreiben, ist ebenso eine falsche Auffassung. Erst nach Abschluß des Bürgerkriegs wird man sagen können und auch müssen, daß der wirtschaftliche Aufbau im Mittelpunkt aller Aufgaben steht. Der Versuch, während des Bürgerkriegs einen friedlichen Wirtschaftsaufbau zu betreiben, wie er erst in der Zukunft notwendig und möglich sein wird, es aber derzeit nicht ist, bedeutet, sich einem leeren Wahn hinzugeben. Die gegenwärtig vor uns stehenden Aufgaben sind solche, die der Krieg dringend erfordert. Jede dieser Aufgaben muß dem Krieg dienen und darf kein vom Krieg losgelöstes friedliches Vorhaben sein. Wenn unter den Genossen manche glauben, man müsse den wirtschaftlichen Aufbau losgelöst vom Krieg durchführen, so müssen sie diese Ansicht unverzüglich korrigieren.
Man kann eine rasche Entfaltung der Bewegung an der Wirtschaftsfront nicht durchsetzen, ohne einen richtigen Führungsstil und ohne richtige Arbeitsmethoden anzuwenden. Das ist ebenfalls eine wichtige Frage, die wir auf dieser Beratung lösen müssen, da doch die Genossen nach der Rückkehr in ihre Orte nicht nur sofort eine Menge Arbeit zu verrichten, sondern auch viele Funktionäre, mit denen sie diese Arbeit gemeinsam durchführen sollen, anzuleiten haben. Das gilt besonders für die Genossen, die auf der Ebene der
 
|153| Gemeinden und Städte sowie in den Genossenschaften, in den Ämtern bzw. Abteilungen für Getreideversorgung, Handel und Beschaffung tätig sind. Sie sind die Funktionäre, die praktische Arbeit leisten, die Massen persönlich zur Organisierung der Genossenschaften, zur Regelung der Getreideversorgung und zum Transport des Getreides sowie zur Verwaltung der Ein- und Ausfuhr mobilisieren. Finden sie nicht den richtigen Führungsstil, verwenden sie nicht richtige und wirksame Arbeitsmethoden, so wird das unverzüglich die Ergebnisse unserer Arbeit beeinträchtigen und dazu führen, daß unsere Arbeit nicht die Unterstützung der breiten Massen erhalten wird und wir in diesem Herbst und Winter sowie im kommenden Frühjahr und Sommer außerstande sein werden, den Plan der Zentralregierung auf dem Gebiet des wirtschaftlichen Aufbaus vollständig zu erfüllen. Infolgedessen möchte ich die Genossen auf nachstehende Momente hinweisen:
1. Die Volksmassen müssen durch organisatorische Maßnahmen mobilisiert werden. Vor allem sollen die Genossen, die in den Präsidien der Machtorgane aller Ebenen bzw. in deren Abteilungen für Volkswirtschaft und für Finanzen tätig sind, solche Aufgaben wie die Verbreitung der Anleihe, die Entwicklung der Genossenschaften, die Regelung der Getreideversorgung und die Entwicklung der Produktion und des Handels regelmäßig auf die Tagesordnung setzen, um sie zu diskutieren, zu überwachen und zu überprüfen. Ferner ist es notwendig, die Massenorganisationen, vor allem die Gewerkschaften und die Vereinigungen der armen Bauern, in Bewegung zu setzen. Die Gewerkschaften müssen die Massen ihrer Mitglieder zum Kampf an der Wirtschaftsfront mobilisieren. Die Vereinigungen der armen Bauern sind eine mächtige Basis für die Mobilisierung der Massen zur Entwicklung der Genossenschaften und Unterbringung der Anleihe; die Machtorgane der Distrikte und Gemeinden müssen sie tatkräftig anleiten. Ferner ist in den Massenversammlungen, die dorfweise oder hofweise einzuberufen sind, der wirtschaftliche Aufbau zu propagieren, dabei muß man den Zusammenhang zwischen dem revolutionären Krieg und dem wirtschaftlichen Aufbau erschöpfend erläutern und auf praktische Weise klarlegen, wie die Lebensbedingungen der Massen zu verbessern sind, wie unsere Kampfkraft zu vergrößern ist. Man muß die Bevölkerung aufrufen, die Anleihe zu zeichnen, die Genossenschaften zu entwickeln, die Getreideversorgung zu regeln, die Finanzen zu festigen und den Handel zu erweitern; man muß an sie appellieren, für die Verwirklichung dieser Losungen
 
|154| zu kämpfen, und den Enthusiasmus der Volksmassen steigern. Falls die Massen nicht auf diese Weise durch organisatorische Maßnahmen mobilisiert werden und keine Aufklärungsarbeit unter ihnen geleistet wird, das heißt, wenn sich die Präsidien der Machtorgane aller Ebenen und deren Abteilungen für Volkswirtschaft und für Finanzen keine große Mühe geben, die Arbeit für den Wirtschaftsaufbau zu diskutieren und zu überprüfen, und wenn sie nicht darauf achten, die Massenorganisationen zu mobilisieren und zur Durchführung der Propaganda Massenversammlungen zu veranstalten, werden wir unser Ziel nicht erreichen können.
2. Die Methoden der Mobilisierung der Massen dürfen nicht bürokratisch sein. Bürokratische Führungsmethoden sind bei jeder revolutionären Tätigkeit unzulässig, und so auch beim wirtschaftlichen Aufbau. Man muß den Bürokratismus, diesen Greuel, den kein Genosse leiden kann, auf den Müllhaufen werfen. Alle Genossen müssen solchen Arbeitsmethoden den Vorzug geben, welche die Massen ansprechen, das heißt jedem Arbeiter und Bauern willkommen sind. Eine der Erscheinungsformen des Bürokratismus ist der Schlendrian in der Arbeit, der durch gleichgültiges und rein formales Verhalten gekennzeichnet ist. Wir müssen einen ernsten Kampf gegen diese Erscheinung führen. Eine andere Erscheinungsform des Bürokratismus ist die Kommandiererei. Nach außen hin zeigt ein Funktionär, dem diese Art des Bürokratismus eigen ist, keine Nachlässigkeit in der Arbeit und macht den Eindruck, als ob er eifrig bei der Sache wäre. In der Tat aber wird es ihm niemals gelingen, mit Kommandomethoden Genossenschaften zu entwickeln. Selbst wenn sie dem Anschein nach eine Zeitlang wüchsen, könnten sie nicht gefestigt werden. Letzten Endes würden die Massen das Vertrauen zu ihnen verlieren, und dadurch wäre ihre Entwicklung gehemmt. Die Verbreitung der Anleihe durch Kommandiererei - mittels einer willkürlichen Umlage auf Grund eigener Zahlen und Berechnungen, ohne Rücksicht darauf, ob die Massen verstehen, worum es sich handelt, und ob sie solche Summen zeichnen können oder nicht - kann diesen nur mißfallen, wodurch es unmöglich wird, die Anleihe erfolgreich unterzubringen. Kommandomethoden müssen wir unbedingt verwerfen. Wir müssen beharrlich agitieren und die Massen überzeugen. Wir müssen die Genossenschaften entwickeln, die Anleihe verbreiten, die gesamte Arbeit zur wirtschaftlichen Mobilisierung durchführen und dabei mit den konkreten Verhältnissen und den jeweiligen Stimmungen der Massen rechnen.
 
|155| 3. Zur Entfaltung der Bewegung für den Wirtschaftsaufbau sind zahlreiche Kader erforderlich. Es geht nicht um Dutzende oder Hunderte, sondern um Tausende und Zehntausende von Menschen, die man organisieren, ausbilden und an die Front des wirtschaftlichen Aufbaus schicken muß. Sie werden an der Wirtschaftsfront die Kommandeure und die breiten Volksmassen die Kämpfer sein. Häufig klagt man, es fehle an Kadern. Aber haben wir denn wirklich keine Kader, Genossen? Aus den im Kampf um den Boden, im ökonomischen Kampf und im revolutionären Krieg gestählten Massen sind zahlreiche Funktionäre hervorgegangen; wie kann man da noch sagen, es gäbe keine Kader? Man braucht nur diese falsche Ansicht abzulegen, und die Kader werden sich sofort finden.
4. Den wirtschaftlichen Aufbau darf man heute weder von der allgemeinen Aufgabe des Krieges noch von den anderen Aufgaben trennen. Nur durch eine gründliche Durchführung der Kampagne zur Überprüfung der Bodenzuteilungen [2] kann man das feudale und halbfeudale System des Grundbesitzes mit der Wurzel ausrotten, die Produktionsaktivität der Bauern entfalten und erreichen, daß die breiten Massen der Bauern rasch in die Front des Wirtschaftsaufbaus einbezogen werden. Nur durch entschlossene Durchführung der Arbeitsgesetze kann eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeitermassen erzielt werden; das wird dazu führen, daß die Massen der Arbeiter rasch zur aktiven Teilnahme am Wirtschaftsaufbau herangezogen werden und daß ihre führende Rolle gegenüber der Bauernschaft verstärkt wird. Nur bei richtiger Anleitung der Wahlkampagne und der Entlarvungskampagne [3], die zugleich mit der Kampagne zur Überprüfung der Bodenzuteilungen entfaltet wird, können unsere Regierungsorgane kräftig werden und kann unsere Regierung die Möglichkeit erhalten, den revolutionären Krieg und die Arbeit auf allen Gebieten - einschließlich der Wirtschaft - noch tatkräftiger anzuleiten. Die Hebung des politischen und kulturellen Niveaus der Volksmassen durch die Kultur- und Erziehungsarbeit ist für die Entwicklung der Volkswirtschaft ebenfalls von gewaltiger Bedeutung. Daß die Erweiterung der Roten Armee auch nicht einen Tag lang vernachlässigt werden darf, versteht sich ja von selbst. Allen ist klar: Wenn die Rote Armee keine Siege erringen sollte, würde die ökonomische Blockade sich noch weiter verstärken. Andererseits können die Entwicklung der Volkswirtschaft und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Massen zweifellos eine beträchtliche Hilfe bei der Erweiterung der Roten Armee sein und dazu führen,
 
|156| daß die breiten Volksmassen mit Begeisterung an die Front gehen Kurzum, wenn wir alle obenerwähnten Voraussetzungen, einschließlich der neuen, äußerst wichtigen Aufgaben des wirtschaftliche Aufbaus, erfüllt und alle diese Voraussetzungen dem revolutionäre Krieg dienstbar gemacht haben, dann wird der Sieg im revolutionäre Krieg zweifellos unser sein.
 
 

ANMERKUNGEN

* Eine Rede, die Genosse Mao Tse-tung im August 1933 auf einer Beratung der Vertreter von 17 Kreisen des Südteils der Provinz Kiangsi über den wirtschaftlichen Aufbau gehalten hat.

1) In der Periode von 193o bis 1934 wurden von den Truppen Tschiang Kai-schek fünf große militärische Offensiven, die sogenannten "Einkreisungs- und Ausrottung Feldzüge", gegen das rote Gebiet unternommen, dessen Zentrum die Stadt Juidj in der Provinz Kiangsi war. Der fünfte "Feldzug" setzte im Oktober 1933 ein, ab mit den aktiven Vorbereitungen dazu hatte Tschiang Kai-schek bereits im Sommer 1933 begonnen.

2) Die Kampagne zur Überprüfung der Bodenzuteilungen wurde nach der Abteilung des Bodens in den roten Gebieten durchgeführt; ihr Ziel bestand darin, · überprüfen, ob die Bodenverteilung völlig richtig vorgenommen worden war.

3) Gemeint ist eine demokratische Kampagne, die das Ziel hatte, schädliche Handlungen von Mitarbeitern der demokratischen Regierung durch die breiten Volksmassen an den Tag zu bringen.
 
 

ANMERKUNGEN DES ÜBERSETZERS

[1] Djin ist ein heute dem deutschen Pfund (0,5 kg) entsprechendes Gewichtsmaß Nach dem alten Gewichtssystem beträgt ein Djin 0,5968 kg.

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