Mao Werke


Mao Tse-tung:

ÜBER DIE KOALITIONSREGIERUNG*

 

(24. April 1945)

 

I. DIE GRUNDFORDERUNGEN DES CHINESISCHEN VOLKES

 

* Politischer Bericht des Genossen Mao Tse-tung auf dem VII. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas.

Unser Parteitag findet in folgender Lage statt: Nachdem das chinesische Volk nahezu acht Jahre entschlossen, heroisch und unnachgiebig gegen die japanischen Aggressoren gekämpft, unsägliche Härten ausgehalten und unzählige Opfer gebracht hat, ist eine neue Situation entstanden: In dem heiligen, gerechten Krieg gegen die faschistischen Aggressoren in der ganzen Welt sind entscheidende Siege errungen worden, und jetzt ist bereits der Augenblick nahe, in dem das chinesische Volk im Zusammenwirken mit den Alliierten Staaten die japanischen Aggressoren niederschlagen wird. Aber China bleibt noch immer ungeeint, es macht noch immer eine ernste Krise durch. Was sollen wir in einer solchen Lage tun? Zweifelsohne hat China das dringende Bedürfnis, Vertreter aller Parteien und Gruppen sowie parteilosen Persönlichkeiten zusammenzuschließen und somit eine provisorische demokratische Koalitionsregierung zu bilden, um demokratische Reformen durchzuführen, die gegenwärtige Krise zu überwinden, alle antijapanischen Kräfte des Landes zu mobilisieren und zu vereinigen und in tatkräftigem Zusammenwirken mit den alliierten Staaten für die Niederschlagung der japanischen Aggressoren zu kämpfen, so daß sich das chinesische Volk aus deren Klauen befreien kann. Danach müßte auf breiter demokratischer Grundlage eine Nationalversammlung einberufen werden zur Bildung einer regulären demokratischen Regierung, die ebenfalls Koalitionscharakter trägt, worin die verschiedenen Parteien, Gruppen und parteilosen Persönlichkeiten noch stärker vertreten sind und die das gesamte befreite Volk dazu führen soll, China zu einem unabhängigen, freien, demokratischen, einheitlichen, reichen und mächtigen neuen Staat aufzubauen. Kurz gesagt: Wir müssen eine Linie des Zusammenschlusses und der Demokratie verfolgen, die Aggressoren niederschlagen und ein neues China aufbauen.

Wir sind der Meinung, daß nur auf diese Weise den Grundforderungen des chinesischen Volkes entsprochen werden kann. Deshalb behandelt mein Bericht hauptsächlich diese Forderungen. Ob in China eine demokratische Koalitionsregierung gebildet werden soll oder nicht, ist bereits zu einer Frage geworden, die die gespannte Aufmerksamkeit des chinesischen Volkes und der demokratischen Öffentlichkeit der alliierten Staaten auf sich zieht. Deshalb werde ich in meinem Bericht besonders auf diese Frage eingehen.

In ihrer Tätigkeit während des achtjährigen Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression hat die Kommunistische Partei Chinas bereits viele Schwierigkeiten überwunden und gewaltige Erfolge erzielt; aber wie die Dinge heute liegen, stehen unsere Partei und das ganze Volk immer noch vor ernsten Schwierigkeiten. Die gegenwärtige Lage erfordert, daß unsere Partei noch intensiver und gründlicher an der Lösung der dringenden Aufgaben arbeitet, daß sie weiter die Schwierigkeiten überwindet und um die Erfüllung der Grundforderungen des chinesischen Volkes kämpft.

II. DIE INTERNATIONALE UND DIE INNENPOLITISCHE LAGE

Kann das chinesische Volk die vorher dargelegten Grundforderungen erfüllen? Das hängt von dem Grad des politischen Bewußtseins, der Geschlossenheit und der Anstrengungen des chinesischen Volkes ab. Die gegenwärtige internationale und innenpolitische Lage bietet dem chinesischen Volk jedoch außerordentlich günstige Bedingungen dafür. Wird das chinesische Volk unter geschickter Ausnutzung dieser Bedingungen den aktiven, entschlossenen und hartnäckigen Kampf fortsetzen, dann wird es ohne jeden Zweifel den Sieg über den Aggressor erringen und ein neues China aufbauen. Das chinesische Volk muß die Anstrengungen verdoppeln und um die Erfüllung seiner heiligen Aufgaben kämpfen.

Wie ist denn gegenwärtig die internationale Lage?

Gegenwärtig sieht die militärische Lage so aus: Die sowjetischen Truppen greifen bereits Berlin an, und die alliierten Truppen Englands, der USA und Frankreichs bekämpfen in Koordination mit dieser Offensive die Reste der Hitlertruppen, während das italienische Volk sich zum Aufstand erhoben hat. Durch das alles wird Hitler ein für allemal beseitigt werden. Und wenn Hitler beseitigt ist, wird auch die Zeit der Niederschlagung der japanischen Aggressoren nicht mehr fern sein. Entgegen den Spekulationen der Reaktionäre in China und im Ausland werden die faschistischen aggressiven Kräfte ohne jeden Zweifel zerschlagen werden und die demokratischen Kräfte der Völker mit aller Sicherheit triumphieren. Die Welt wird den Weg des Fortschritts und keinesfalls den Weg der Reaktion einschlagen. Selbstverständlich muß man äußerst wachsam sein und damit rechnen, daß im Verlauf der historischen Entwicklung noch gewisse zeitweilige, mitunter schroffe Zickzack-Wendungen möglich sind; in vielen Ländern gibt es immer noch starke reaktionäre Kräfte, die ungern sehen, daß die Völker in ihren eigenen und in den anderen Ländern den Zusammenschluß, den Fortschritt und die Befreiung erringen. Wer das alles übersieht, wird politische Fehler machen. Doch die allgemeine Richtung der Geschichte ist bereits klar entschieden und kann nicht geändert werden. Das ist nur für die Faschisten und die reaktionären Kräfte verschiedener Länder, die in der Tat Helfershelfer des Faschismus sind, zum Nachteil, während das für die Völker aller Länder und für ihre organisierten demokratischen Kräfte ein Glücksbote ist. Das Volk und nur das Volk ist die Triebkraft, die die Weltgeschichte macht. Das Sowjetvolk, das eine gewaltige Macht aufgebaut hat, hat sich bei der Zerschlagung des Faschismus als Hauptkraft bewährt. Dank seinen Anstrengungen und den zusätzlichen Bemühungen der Völker der anderen alliierten antifaschistischen Länder wird die Zerschlagung des Faschismus möglich. Der Krieg hat das Volk erzogen, und es ist das Volk, das den Krieg, den Frieden und auch den Fortschritt gewinnen wird.

Diese neue Lage unterscheidet sich kraß von der Lage während des ersten Weltkriegs. Damals existierte die Sowjetunion noch nicht, gab es auch nicht den Grad der politischen Bewußtheit, den die Völker vieler Länder heute erreicht haben. Die beiden Weltkriege stellen zwei völlig verschiedene Epochen dar.

Die Zerschlagung der faschistischen aggressiven Staaten, die Beendigung des zweiten Weltkriegs und die Verwirklichung des internationalen Friedens bedeuten aber nicht, daß es nachher keine Kämpfe mehr geben wird. Die weitverbreiteten Überreste der faschistischen Kräfte werden bestimmt weiterhin Unruhe stiften. Im Lager des Widerstands gegen die aggressiven Kriege der Faschisten gibt es Kräfte, die gegen die Demokratie sind und andere Nationen unterdrücken; sie werden auch weiterhin die verschiedenen Völker und die kolonialen und halbkolonialen Länder unterdrücken. Deshalb wird der größte Teil der Erde, auch wenn der internationale Frieden hergestellt ist, nach wie vor vom Kampf zwischen den breiten antifaschistischen Volksmassen und den Überresten der faschistischen Kräfte, vom Kampf zwischen Demokratie und Antidemokratie, zwischen nationaler Befreiung und nationaler Unterdrückung erfaßt sein. Erst wenn durch langdauernde Anstrengungen die Überreste der faschistischen Kräfte, die antidemokratischen Kräfte und alle imperialistischen Kräfte überwunden sind, können die Volksmassen einen Sieg im breitesten Ausmaß erringen. Gewiß, dieser Tag wird nicht so schnell und so leicht kommen, aber kommen wird er trotz alledem. Der Sieg im antifaschistischen zweiten Weltkrieg wird dem Sieg der Volksmassen in ihrem Nachkriegskampf den Weg bahnen. Und nur nach dem Sieg in diesem Kampf kann ein fester und dauerhafter Frieden gesichert sein.

Wie ist gegenwärtig die innenpolitische Lage unseres Landes? Der langdauernde Krieg Chinas hat vom chinesischen Volk große Opfer gefordert und wird von ihm auch weiterhin große Opfer fordern; doch gleichzeitig hat gerade dieser Krieg das chinesische Volk gestählt. Dieser Krieg hat das politische Bewußtsein und die Geschlossenheit des chinesischen Volkes in derartigem Maße gefördert wie noch keiner seiner großen Kämpfe in den letzten hundert Jahren. Dem chinesischen Volk steht nicht nur ein mächtiger Feind der Nation gegenüber, sondern auch die mächtigen Kräfte der inneren Reaktion, die in Wirklichkeit dem nationalen Feind helfen. Das ist die eine Seite. Aber auf der anderen Seite ist das politische Bewußtsein des chinesischen Volkes gestiegen wie noch nie, darüber hinaus hat es im Land machtvolle befreite Gebiete gebildet und eine gesamtnationale demokratische Bewegung entfaltet, die mit jedem Tag wächst. Das sind günstige Bedingungen innerhalb des Landes. Wenn im Verlauf der letzten hundert Jahre der Kampf des chinesischen Volkes jedesmal mit einer Niederlage oder mit Rückschlägen endete, weil bestimmte notwendige internationale und innere Bedingungen fehlten, hat sich jetzt das Bild völlig verändert: Im Unterschied zu den früheren Perioden des Kampfes sind jetzt alle erforderlichen Bedingungen vorhanden. Es besteht die volle Möglichkeit, Niederlagen zu vermeiden und den Sieg zu erringen. Wenn wir imstande sind, das ganze Volk zu einem energischen Kampf zusammenzuschließen und ihm eine geeignete Anleitung zu geben, werden wir siegen.

Die Zuversicht des chinesischen Volkes, daß es, fest zusammengeschlossen, den Aggressor niederschlagen und ein neues China aufbauen wird, ist gegenwärtig außerordentlich stark geworden. Die Zeit ist gekommen, da das chinesische Volk alle Schwierigkeiten überwinden und seine historisch bedeutsamen Grundforderungen verwirklichen kann. Gibt es daran noch irgendwelche Zweifel? Ich glaube nicht.

Das ist in allgemeinen Zügen die gegenwärtige internationale und innenpolitische Lage.

III. ZWEI LINIEN IM WIDERSTANDSKRIEG GEGEN DIE JAPANISCHE AGGRESSION

 

DER SCHLÜSSEL ZU DEN PROBLEMEN CHINAS

Wenn man von der inneren Lage spricht, ist es notwendig, auch den Widerstandskrieg Chinas gegen die japanische Aggression einer konkreten Analyse zu unterziehen.

China ist einer der fünf größten Staaten der Welt, die den Krieg gegen den Faschismus führen, und der Hauptteilnehmer am Krieg gegen die japanischen Aggressoren auf dem asiatischen Kontinent. Das chinesische Volk spielt nicht nur eine gewaltige Rolle im Widerstandskrieg gegen Japan; es wird auch in der Sicherung des Weltfriedens nach dem Krieg eine gewaltige Rolle und in der Sicherung des Friedens im Osten die entscheidende Rolle spielen. In den acht Jahren Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression hat China kolossale Anstrengungen gemacht, um sich zu befreien und um den alliierten Staaten Hilfe zu leisten. Diese Anstrengungen wurden hauptsächlich vom chinesischen Volk aufgebracht. Breite Massen von Offizieren und Soldaten der chinesischen Armeen haben an der Front gekämpft und ihr Blut vergossen; die Arbeiter, Bauern, Intellektuellen und Industriellen Chinas haben im Hinterland mit Eifer gearbeitet; die Überseechinesen unterstützten den Krieg mit Geldspenden; alle antijapanischen Parteien, die volksfeindlichen Elemente ausgenommen, leisteten ihren Beitrag zum Krieg. Mit einem Wort, das chinesische Volk hat acht Jahre lang unter Einsatz seines Schweißes und Blutes heroisch den Kampf gegen die japanischen Aggressoren geführt. Aber seit Jahren haben die chinesischen Reaktionäre Gerüchte ausgestreut und die öffentliche Meinung irregeführt, um die Welt über die tatsächliche Rolle des chinesischen Volkes in diesem Krieg in Unkenntnis zu halten. Außerdem ist noch keine umfassende Auswertung der mannigfaltigen Erfahrungen gemacht worden, die China während der acht Kriegsjahre gesammelt hat. Deshalb muß unser Parteitag eine angemessene Zusammenfassung dieser Erfahrungen geben, um das Volk zu erziehen und um unserer Partei die Grundlage für die Festlegung ihrer Politik zu verschaffen.

Was die Zusammenfassung dieser Erfahrungen anbelangt, lassen sich klar zwei verschiedene leitende Linien in China erkennen. Die eine kann zur Niederschlagung der japanischen Eindringlinge führen, während die andere nicht nur dies unmöglich macht, sondern den japanischen Aggressoren in gewisser Hinsicht faktisch hilft und den Widerstandskrieg hintertreibt.

Die von der Kuomintang-Regierung betriebene Politik der passiven Führung des Krieges gegen Japan und ihre reaktionäre Innenpolitik der aktiven Repressalien gegen das Volk haben zu militärischen Rückschlägen, zu enormen Gebietsverlusten, zur Finanz- und Wirtschaftskrise und zur Unterdrückung der Volksmassen geführt, haben ihnen Not und Elend gebracht und die nationale Einheit zerstört. Solche reaktionäre Politik hat die Mobilisierung und die Vereinigung aller antijapanischen Kräfte des chinesischen Volkes zur erfolgreichen Kriegführung, das Erwachen und den Zusammenschluß des chinesischen Volkes behindert. Doch der Prozeß des Erwachens und des Zusammenschlusses des chinesischen Volkes ist keineswegs zum Stillstand gekommen. Er schreitet fort auf gewundenem Weg, unter der doppelten Unterdrückung durch die japanischen Aggressoren und durch die Kuomintang-Regierung. Die beiden Linien: einerseits die Linie der Kuomintang-Regierung - Unterdrückung des chinesischen Volkes und passive Führung des Widerstandskriegs -, andererseits die Linie des chinesischen Volkes - Erhöhung seines politischen Bewußtseins und Zusammenschluß zur Führung eines Volkskriegs - sind in China schon seit langem deutlich zu sehen. Darin liegt der Schlüssel zu allen Problemen Chinas.

GESCHICHTE AUF GEWUNDENEM WEGE

Damit es allen klar wird, warum das Problem der zwei Linien der Schlüssel zu allen Problemen Chinas ist, muß man auf die Geschichte unseres Widerstandskriegs zurückgreifen.

Der Widerstandskrieg des chinesischen Volkes hat sich auf gewundenen Pfaden entwickelt. Dieser Krieg begann bereits im Jahre 1931. Am 18. September 1931 besetzten die japanischen Aggressoren Schenyang, und innerhalb weniger Monate danach besetzten sie die Drei Nordöstlichen Provinzen. Die Kuomintang-Regierung schlug eine Politik des Nichtwiderstands ein. Aber entgegen dem Willen der Kuomintang-Regierung organisierten die Bevölkerung und ein patriotischer Teil der Truppen dieser Provinzen unter Führung oder mit Hilfe der Kommunistischen Partei Chinas antijapanische Freiwilligenabteilungen und die Vereinigte Antijapanische Armee in den Drei Nordöstlichen Provinzen und nahmen heroisch den Partisanenkrieg auf. Dieser heldenhafte Partisanenkrieg nahm eine Zeitlang großen Umfang an, und trotz unzähliger Schwierigkeiten und Rückschläge in seinem Verlauf gelang es dem Feind niemals, ihn niederzuwerfen. Im Jahre 1932, als die japanischen Eindringlinge Schanghai überfielen, widersetzte sich wiederum eine Gruppe Patrioten innerhalb der Kuomintang dem Willen der Kuomintang-Regierung und führte die i9. Route-Armee zum Widerstand gegen den Angriff der japanischen Invasoren. Im Jahre 1933 fielen die japanischen Eindringlinge in die Provinzen Jehol und Tschahar ein, und zum drittenmal handelte eine andere Patriotengruppe in der Kuomintang dem Willen der Kuomintang-Regierung zuwider: Sie stellte in Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei die Verbündete Antijapanische Armee auf und leistete den Aggressoren Widerstand. Doch in all diesen Kämpfen gegen Japan kam die Unterstützung lediglich vom chinesischen Volk, von der Kommunistischen Partei Chinas, von anderen demokratischen Parteien und Gruppen und von patriotischen Überseechinesen, während die Kuomintang-Regierung, entsprechend ihrer Politik des Nichtwiderstands, diesen Aktionen nicht die geringste Hilfe leistete. Im Gegenteil, die beiden antijapanischen militärischen Aktionen in Schanghai und in Tschahar wurden jedesmal von der Kuomintang-Regierung vereitelt. Die 1933 von der 19. Route-Armee in der Provinz Fukien gebildete Volksregierung wurde ebenso von der Kuomintang-Regierung liquidiert.

Wie kam es damals bei der Kuomintang-Regierung zur Politik des Nichtwiderstands~ In der Hauptsache dadurch, daß sie im Jahre 1927 die Zusammenarbeit zwischen der Kuomintang und der Kommunistischen Partei gesprengt und den Zusammenschluß des chinesischen Volkes zunichte gemacht hatte.

Im Jahre 1924. hatte Dr. Sun Yat-sen, den Vorschlägen der Kommunistischen Partei Chinas zufolge, den 1. Nationalkongreß der Kuomintang, an dem auch die Kommunisten teilnahmen, einberufen, die drei politischen Hauptrichtlinien - Bündnis mit Rußland, Bündnis mit der Kommunistischen Partei, Unterstützung der Bauern und Arbeiter - festgelegt, die Huangpu-Militärakademie errichtet, die nationale Einheitsfront der Kuomintang, der Kommunistischen Partei und aller Bevölkerungskreise geschaffen. Dadurch wurden in den Jahren 1924/25 die reaktionären Kräfte in der Provinz Kuangtung liquidiert; in den Jahren 1926/27 wurde der Nordfeldzug erfolgreich durchgeführt, der größte Teil der Flußgebiete des Yangtse und des Gelben Flusses wurde besetzt, die Regierung der nördlichen Militärmachthaber wurde zerschlagen, und es entfaltete sich ein Volksbefreiungskampf, der seinem Umfang nach in der Geschichte Chinas ohne Beispiel war. Doch gerade im entscheidenden Moment der Entwicklung des Nordfeldzugs zwischen Frühjahr und Sommer 1927 wurde die aus der Kuomintang, der Kommunistischen Partei und allen Kreisen der Bevölkerung bestehende nationale Einheitsfront, die die Sache der Befreiung des chinesischen Volkes vertrat, ebenso wie alle ihre revolutionären politischen Richtlinien durch die von der Kuomintang-Führung eingeschlagene verräterische, volksfeindliche Politik der "Parteisäuberung" und der blutigen Gemetzel zerstört. Die Verbündeten von gestern - die Kommunistische Partei Chinas und das chinesische Volk - wurden von nun an als Feinde angesehen, die Feinde von gestern - die Imperialisten und die Feudalherren - als Verbündete. So wurde der Kommunistischen Partei Chinas und dem chinesischen Volk hinterrücks ein überraschender Schlag versetzt und die mit dynamischem Vorwärtsdrang sich entwickelnde große chinesische Revolution zu Grabe getragen. Danach trat der Bürgerkrieg an die Stelle des Zusammenschlusses, die Diktatur an die Stelle der Demokratie, ein in Finsternis gehülltes China an die Stelle eines lichterfüllten China. Die Kommunistische Partei Chinas und das chinesische Volk wurden aber weder eingeschüchtert noch bezwungen, noch ausgerottet. Sie erhoben sich wieder, wischten das Blut ab, bestatteten die gefallenen Kampfgefährten und setzten den Kampf fort. Sie hoben das große Banner der Revolution hoch und schritten zum bewaffneten Widerstand. In ausgedehnten Gebieten Chinas schufen sie Organe der Volksmacht, führten eine Bodenreform durch, schufen eine Volksarmee - die chinesische Rote Armee -, bewahrten die revolutionären Kräfte des chinesischen Volkes und entwickelten sie weiter. Die revolutionären Drei Volksprinzipien Dr. Sun Yat-sens, von den Kuomintang-Reaktionären über Bord geworfen, wurden vom chinesischen Volk, von der Kommunistischen Partei Chinas und von anderen Demokraten weitergetragen.

Als die japanischen Aggressoren in die Drei Nordöstlichen Provinzen eingedrungen waren, wandte sich die Kommunistische Partei Chinas im Jahre I933 an alle Kuomintang-Truppen, die die revolutionären Stützpunktgebiete und die Rote Armee angriffen, mit dem Angebot, im Interesse des gemeinsamen Widerstands gegen Japan einen Waffenstillstand abzuschließen, und zwar unter drei Bedingungen: den Angriff einstellen, dem Volk Freiheitsrechte gewähren, das Volk bewaffnen. Doch die Kuomintang-Führung lehnte diesen Vorschlag ab.

Danach aktivierte die Kuomintang-Regierung noch rücksichtsloser ihre Bürgerkriegspolitik, während im chinesischen Volk die Stimmen nach Einstellung des Bürgerkriegs und nach gemeinsamem Widerstand gegen Japan immer lauter wurden. In Schanghai und an vielen anderen Orten entstanden verschiedenartige patriotische Volksorganisationen. In den Jahren 1934 bis 1936 marschierten die Hauptkräfte der Roten Armee aus Gebieten südlich und nördlich des Yangtse unter Führung des Zentralkomitees unserer Partei, allen Härten und Strapazen zum Trotz, nach dem Nordwesten, wo sie sich mit der Nordwestlichen Roten Armee vereinigten. Gerade in diesen zwei Jahren beschloß die Kommunistische Partei Chinas, der veränderten Lage entsprechend, eine neue, umfassende politische Linie, die Linie der antijapanischen nationalen Einheitsfront, und führte sie durch, wobei sie sich den Zusammenschluß zum Widerstand gegen die japanische Aggression und die Schaffung einer neudemokratischen Republik zum Ziel des Kampfes setzte. Am 9. Dezember 1935 entfalteten die Studentenmassen von Peiping unter Führung unserer Partei eine heroische patriotische Bewegung, gründeten die Avantgarde für die Nationale Befreiung Chinas1 und verbreiteten diese Bewegung auf alle Großstädte des Landes. Zwei Patriotengruppen in der Kuomintang, die für den Widerstand gegen Japan waren - die Nordostarmee und die 17. Route-Armee -, verursachten am 12. Dezember I936 gemeinsam die bekannten Sinnereignisse[1] in unerschrockener Opposition gegen die von der Kuomintang-Führung betriebene reaktionäre Politik der Kompromisse mit Japan und der Massaker unter dem eigenen Volk. Gleichzeitig waren noch andere patriotisch gesinnte Menschen in der Kuomintang ebenfalls mit der damaligen Politik der Kuomintang-Führung unzufrieden. In dieser Lage mußte diese notgedrungen die Politik des Bürgerkriegs aufgeben und die Forderungen des Volkes anerkennen. Die friedliche Beilegung der Sian-Ereignisse wurde zum Wendepunkt in der Entwicklung der Lage: Eine Zusammenarbeit im Land unter den neuen Verhältnissen bildete sich heraus, und es kam der das ganze Land erfassende Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression in Gang. Im Mai 1937, kurz vor den Ereignissen bei Lugoutjiao[2], berief unsere Partei eine Landeskonferenz von historischer Bedeutung ein, auf welcher die vom Zentralkomitee seit 1935 befolgte neue politische Linie bestätigt wurde.

Von den Lugoutjiao-Ereignissen am 7. Juli 1937 bis zum Fall von Wuhan im Oktober 1938 war die Kuomintang-Regierung verhältnismäßig aktiv im Krieg gegen Japan. In dieser Periode war sie durch die großangelegten Angriffe der japanischen Aggressoren und die aufbrausende nationale Empörung des ganzen Volkes gezwungen, den Widerstand gegen die japanischen Aggressoren einstweilen zum Schwerpunkt ihrer Politik zu machen; durch diese Umstände einigermaßen begünstigt, konnte ein Aufschwung des Widerstandskriegs von Armee und Volk im ganzen Land zustande kommen, und eine Zeitlang herrschte eine neue, gehobene Stimmung vor. Zu dieser Zeit setzte das ganze Volk, setzten wir Kommunisten und andere demokratische Parteien größte Hoffnungen auf die Kuomintang-Regierung: Wir hofften, sie würde in einem solchen Augenblick der schweren nationalen Krise und des hohen moralischen Aufschwungs des Volkes energisch demokratische Reformen durchführen und die revolutionären Drei Volksprinzipien Dr. Sun Yat-sens in die Tat umsetzen. Aber aus diesen Hoffnungen wurde nichts. Gerade in diesen zwei Jahren war einerseits ein verhältnismäßig aktiver Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression zu verzeichnen, andererseits war die Kuomintang-Führung nach wie vor gegen einen Volkskrieg, der die Mobilisierung der breiten Volksmassen voraussetzte, und schränkte noch immer das Volk in seinem spontanen Bestreben ein, sich zu antijapanischen und demokratischen Aktionen zusammenzuschließen. Die Kuomintang-Regierung änderte zwar mehr oder weniger ihre frühere Haltung gegenüber der Kommunistischen Partei Chinas und den anderen antijapanischen Parteien und Gruppen, sie weigerte sich aber weiterhin, ihnen einen gleichberechtigten Status einzuräumen, und beschränkte deren Tätigkeit in jeder Weise. Zahlreiche patriotische politische Häftlinge wurden noch immer in den Gefängnissen festgehalten. Vor allem hielt die Kuomintang-Regierung nach wie vor ihre oligarchische Diktatur aufrecht, die sie nach Entfesselung des Bürgerkriegs im Jahre I927 errichtet hatte, und infolgedessen war es unmöglich, eine demokratische Koalitionsregierung zu bilden, die den einmütigen Willen der Nation vertreten sollte.

Schon zu Beginn dieser Periode wiesen wir Kommunisten auf zwei Linien im Widerstandskrieg Chinas gegen Japan hin: entweder ein allgemeiner Volkskrieg, der zum Sieg führen wird, oder ein partieller Krieg, in dem das Volk unterdrückt bleibt und der die Niederlage bringt. Wir wiesen ferner darauf hin, daß der Krieg lange dauern und unvermeidlich auf viele Schwierigkeiten und Härten stoßen wird, daß aber das chinesische Volk dank seinen Anstrengungen des endgültigen Sieges gewiß ist.

DER VOLKSKRIEG

In dieser Periode wurden die Hauptkräfte der chinesischen Roten Armee unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas, die nach dem Nordwesten verlegt worden waren, zur Achten Route-Armee der Chinesischen Nationalrevolutionären Armee und die Partisaneneinheiten der chinesischen Roten Armee, die an verschiedenen Orten nördlich und südlich vom Yangtse zurückgeblieben waren, zur Neuen Vierten Armee der Chinesischen Nationalrevolutionären Armee reorganisiert und dann zu Kampfoperationen nach Nord- bzw. Zentralchina geworfen. Während des Bürgerkriegs war die chinesische Rote Armee, welche die demokratischen Traditionen der Militärakademie Huangpu und der Nationalrevolutionären Armee aus der Zeit des Nordfeldzugs bewahrt und entwickelt hatte, eine Zeitlang zu einer Stärke von mehreren hunderttausend Mann angewachsen. Infolge der grausamen Gemetzel, die von der Kuomintang-Regierung in unseren südlichen Stützpunktgebieten angerichtet wurden, durch die Verluste auf dem Langen Marsch und aus anderen Gründen hatte sich der Bestand der Roten Armee bis zum Ausbruch des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression auf nur einige zehntausend Mann verringert. Deshalb sah so mancher auf diese Armee herab, in der Meinung, man müsse sich im Krieg gegen die japanischen Aggressoren vor allem auf die Kuomintang verlassen. Doch der beste Kenner ist das Volk. Es wußte, daß die Achte Route-Armee und die Neue Vierte Armee damals zwar zahlenmäßig schwach, dafür aber qualitativ sehr hochstehend waren; es wußte, daß nur sie allein imstande waren, einen wahren Volkskrieg zu führen, und daß sich ihnen, sobald sie an die Front des Widerstandskriegs gelangten und sich dort mit den breiten Volksmassen eng zusammenschlossen, unbegrenzte Perspektiven eröffnen würden. Das Volk hat recht behalten. Heute, da ich diesen Bericht erstatte, hat unsere Armee bereits die Stärke von 910000 Mann erreicht, und die Volksmiliz im Dorf, die ihre Produktionstätigkeit nicht aufgegeben hat, ist bereits auf mehr als 2.200000 Mann angestiegen. Obwohl unsere regulären Truppen gegenwärtig zahlenmäßig den vorhandenen Truppen der Kuomintang (die Truppen sowohl der zentralen Kuomintang-Macht als auch der örtlichen Machthabergruppen zusammengerechnet) wesentlich nachstehen, sind sie jedoch bereits zur Hauptkraft im Widerstandskrieg Chinas geworden, wenn man die Stärke der von ihnen bekämpften japanischen und Marionettentruppen und ihre ausgedehnte Front berücksichtigt, wenn man ihre Kampffähigkeit beurteilt, wenn man ferner die Unterstützung, die ihnen bei Kampfoperationen von den Volksmassen gewährt wird, sowie ihre politischen Qualitäten, ihre innere Einheit und Geschlossenheit in Rechnung stellt.

Diese Armee ist dadurch stark, daß alle, die ihr beigetreten sind, bewußt Disziplin halten; sie haben sich vereinigt und kämpfen nicht um der Privatinteressen einer Minderzahl oder einer kleinen Gruppe willen, sondern für die Interessen der breiten Volksmassen und für die Interessen der gesamten Nation. Fest an der Seite des chinesischen Volkes zu stehen und ihm mit ganzem Herzen zu dienen ist das einzige ziel dieser Armee.

Geleitet von diesem Ziel, besitzt diese Armee einen unbeugsamen Geist; sie ist entschlossen, jeden Feind zu überwältigen, sich selbst aber nie einem Feind zu unterwerfen. Wie groß die Schwierigkeiten und die Härten auch sein mögen, sie wird bis zum letzten Mann im Kampf ausharren.

Geleitet von diesem ziel, besitzt diese Armee eine feste Einheit nach innen und außen. Nach innen: Einheit zwischen Offizieren und Soldaten, zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, zwischen der militärischen Tätigkeit, der politischen Tätigkeit und der Tätigkeit im Etappendienst; nach außen: Einheit zwischen Armee und Volk, zwischen Armee und Regierung, zwischen unseren Truppen und den befreundeten Truppen. Alle Erscheinungen, die dieser Einheit abträglich sind, müssen überwunden werden.

Geleitet von diesem Ziel, verfolgt diese Armee eine richtige Politik zur Gewinnung feindlicher Offiziere und Soldaten sowie der Behandlung der Kriegsgefangenen. Alle feindlichen Armeeangehörigen, die sich ergeben, die zu uns überlaufen oder nach Niederlegung der Waffen bereit sind, sich am Kampf gegen den gemeinsamen Feind zu beteiligen, sind uns willkommen und sind einer entsprechenden Erziehung versichert. Kriegsgefangene zu töten, zu mißhandeln oder zu beleidigen ist verboten.

Geleitet von diesem ziel, hat diese Armee ein System der Strategie und Taktik entwickelt, das für den Volkskrieg erforderlich ist. Sie ist darin geübt, den sich ändernden konkreten Bedingungen entsprechend, den Partisanenkrieg beweglich und elastisch zu führen, auch besitzt sie Übung im Bewegungskrieg.

Geleitet von diesem Ziel, hat diese Armee ein System der politischen Arbeit entwickelt, das für den Volkskrieg erforderlich ist und den Kampf für die Einheit unserer Armee, für den Zusammenschluß mit den befreundeten Armeen, für die Einheit mit dem Volk, für die Zersetzung der gegnerischen Armee und für die Gewährleistung des Sieges im Krieg zur Aufgabe hat.

Geleitet von diesem Ziel, ist die ganze Armee imstande, unter den Bedingungen des Partisanenkriegs die Kampf- und Ausbildungspausen auszunutzen, und hat sie bereits tatsächlich ausgenutzt, um sich mit der Produktion von Lebensmitteln und Massenbedarfsartikeln zu beschäftigen, mit denen die Armee völlig, zur Hälfte oder teilweise versorgt werden kann. Dadurch werden die wirtschaftlichen Schwierigkeiten überwunden, verbessern sich die Lebensbedingungen der Armee und wird die Belastung der Bevölkerung erleichtert. Außerdem hat sie in all ihren militärischen Stützpunktgebieten alle Möglichkeiten zur Schaffung einer Reihe kleiner Betriebe der Rüstungsindustrie ausgenutzt.

Diese Armee ist auch dadurch stark, daß bewaffnete breite Massenorganisationen wie die Selbstschutzabteilungen des Volkes und die Miliz in Koordination mit ihr kämpfen. In den befreiten Gebieten Chinas sind alle Männer und Frauen, von der Jugend angefangen bis zu den mittleren Jahrgängen, auf freiwilliger und demokratischer Grundlage, ohne ihre Produktionstätigkeit aufzugeben, in den antijapanischen Selbstschutzabteilungen des Volkes organisiert. Die Elite der Selbstschutzabteilungen wird in die Volksmiliz eingereiht, außer denjenigen, die sich der Armee oder den Partisaneneinheiten anschließen. Ohne die Kampfunterstützung seitens dieser bewaffneten Kräfte der Volksmassen wäre es unmöglich, den Feind zu besiegen.

Diese Armee ist schließlich auch dadurch stark, daß sie in zwei Teile gegliedert ist: in Verbände der Hauptkräfte und regionale Verbände. Die ersteren können zu beliebiger Zeit eingesetzt werden, um überregionale operative Aufgaben durchzuführen; die Aufgaben der letzteren konzentrieren sich darauf, gemeinsam mit der Volksmiliz und den Selbstschutzabteilungen die jeweilige Gegend zu schützen und dort dem Gegner Schläge zu versetzen. Eine solche Gliederung findet die volle Unterstützung der Bevölkerung. Hätte es keine solche richtige Abgrenzung gegeben, würde man beispielsweise die ganze Aufmerksamkeit nur der Rolle der Hauptkräfte widmen und die Rolle der regionalen Verbände ignorieren, dann wäre es unter den in den befreiten Gebieten Chinas gegebenen Bedingungen ebenfalls unmöglich, den Feind zu besiegen. Unter den regionalen Verbänden sind zahlreiche bewaffnete Arbeitsgruppen[3] aufgestellt worden, die gut ausgebildet und für die militärische und politische Arbeit sowie für die Massenarbeit besser qualifiziert sind. Diese Gruppen dringen tief in die Hinterlandsgebiete des Feindes auf dem Kriegsschauplatz hinter der feindlichen Linie ein, überfallen den Feind, rütteln die Volksmassen zum Kampf gegen die japanischen Aggressoren auf und unterstützen so die frontalen militärischen Operationen in den verschiedenen befreiten Gebieten; dabei haben sie bereits sehr beträchtliche Ergebnisse erzielt.

Unter Führung der demokratischen Machtorgane wird in den befreiten Gebieten Chinas die gesamte antijapanische Bevölkerung dazu aufgerufen, sich den Arbeiter-, Bauern-, Jugend-, Frauen- und Kulturorganisationen sowie den verschiedenen Organisationen für andere Berufs- und Arbeitsbereiche anzuschließen und mit vollem Einsatz die mannigfaltige Arbeit zur Unterstützung der Armee zu leisten. Dazu gehört nicht nur die Mobilisierung der Bevölkerung zum Eintritt in die Armee, zum Transport von Lebensmitteln für die Armee, zur Vorzugsbehandlung der Familienangehörigen der Widerstandskämpfer und Unterstützung der Armee bei der Überwindung materieller Schwierigkeiten, sondern auch die Aktivierung der Partisanenabteilungen, der Volksmiliz und der Selbstschutzabteilungen zu Überraschungsangriffen und Sprengaktionen, zum Späherdienst, zur Ausrottung feindlicher Agenten, zum Transport und Schutz der Verwundeten - also alles zur unmittelbaren Hilfeleistung für die Kampfoperationen der Truppen. Gleichzeitig leistet die gesamte Bevölkerung der befreiten Gebiete begeistert allerlei Aufbauarbeit auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet sowie im Gesundheitswesen. Am wichtigsten ist hierbei, die gesamte Bevölkerung für die Produktion von Lebensmitteln und Massenbedarfsgütern zu mobilisieren und dafür Sorge zu tragen, daß alle Institutionen und Lehranstalten, mit Ausnahme von Sonderfällen, sich in den von Arbeit oder Studium freien Stunden an der Produktion für ihren Eigenbedarf beteiligen, um so die Bewegung der Bevölkerung und der Truppen für die Entwicklung der Produktion zur Selbstversorgung zu unterstützen und dadurch zur Schaffung eines gewaltigen Aufschwungs der Produktion beizutragen, durch den der langdauernde Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression unterhalten werden kann. Der Feind hat in den befreiten Gebieten Chinas äußerst schwere Zerstörungen angerichtet, auch werden diese Gebiete häufig von Überschwemmungen, Dürre und Pflanzenschädlingen heimgesucht. Doch unter Führung der demokratischen Machtorgane überwand und überwindet die gesamte Bevölkerung der befreiten Gebiete organisiert alle Schwierigkeiten; die gewaltigen Massenbewegungen zur Ausrottung von Heuschrecken, zur Wasserregulierung und zur Unterstützung der Katastrophengeschädigten haben in der Geschichte Chinas nie dagewesene Erfolge gezeitigt, wodurch der Widerstandskrieg auf lange Zeit fortgeführt werden kann. Kurz, alles für die Front, alles für die Niederschlagung der japanischen Aggressoren und für die Befreiung des chinesischen Volkes - das ist die allgemeine Losung, das ist die allgemeine Richtlinie der gesamten Armee und der gesamten Bevölkerung der befreiten Gebiete Chinas.

Dies ist ein wahrer Volkskrieg. Nur wenn wir einen solchen Volkskrieg führen, können wir den Feind der Nation besiegen. Die Kuomintang hat gerade deshalb Niederlagen erlitten, weil sie sich so verzweifelt gegen den Volkskrieg stemmt.

Wenn erst einmal die Truppen der befreiten Gebiete Chinas mit modernen Waffen ausgerüstet sind, dann werden sie noch stärker werden und imstande sein, die japanischen Aggressoren endgültig niederzuschlagen.

ZWEI KRIEGSSCHAUPLÄTZE

Von Anfang an hat es zwei Fronten im Widerstandskrieg Chinas gegeben: die Front der Kuomintang und die Front der befreiten Gebiete.

Nach dem Fall von Wuhan im Oktober 1938 stellten die japanischen Eindringlinge ihre strategische Offensive gegen die Kuomintang-Front ein und warfen ihre Hauptkräfte nach und nach an die Front der befreiten Gebiete. Gleichzeitig erklärten sie sich unter Ausnutzung der defätistischen Stimmungen der Kuomintang-Regierung zu einem Kompromißfrieden mit ihr bereit, und in Durchführung einer Politik der Täuschung der chinesischen Nation verlockten sie den Landesverräter Wang Djing-we dazu, Tschungking zu verlassen und in Nanking eine Marionettenregierung zu bilden. Von diesem Zeitpunkt an begann die Kuomintang-Regierung ihren Kurs zu ändern, indem sie den Schwerpunkt ihrer Politik nach und nach vom Kampf gegen die japanischen Aggressoren auf den Kampf gegen die Kommunistische Partei, gegen das Volk verlagerte. Das fand seinen Ausdruck vor allem auf militärischem Gebiet. Um ihre eigene militärische Stärke zu bewahren, verfolgte die Kuomintang-Regierung eine Politik der passiven Führung des Krieges gegen Japan; sie warf die Last des Kampfes auf die Front der befreiten Gebiete und ermöglichte den japanischen Eindringlingen, großangelegte Angriffsoperationen gegen die befreiten Gebiete zu entfalten, während sie selbst "auf dem Berge sitzend dem Kampf der Tiger zuschaute".

Im Jahre 1939 führte die Kuomintang-Regierung die reaktionären "Maßnahmen zur Einschränkung der Tätigkeit fremder Parteien" durch und nahm dem Volk und den antijapanischen Parteien und Gruppen restlos die wenigen begrenzten Rechte, die sie sich zu Beginn des Krieges erkämpft hatten. Von da an hat die Kuomintang-Regierung in den Gebieten ihrer Herrschaft alle demokratischen Parteien und Gruppen, vor allem und in der Hauptsache die Kommunistische Partei Chinas, in die Illegalität getrieben. Die Gefängnisse und die Konzentrationslager in den unter der Macht der Kuomintang stehenden Provinzen waren mit Kommunisten, mit patriotisch gesinnten Jugendlichen und anderen demokratischen Kämpfern überfüllt. Innerhalb von fünf Jahren, von 1939 bis Herbst 1943, hat die Kuomintang-Regierung zur Spaltung der nationalen Einheit drei großangelegte "antikommunistische Kampagnen"2 durchgeführt und die ernste Gefahr eines Bürgerkriegs heraufbeschworen. In diese Periode fiel das Ereignis, das die Menschen im In- und Ausland erschütterte - die "Auflösung" der Neuen Vierten Armee und die Vernichtung von mehr als 9000 Mann dieser Armee in Südanhui. Bis auf den heutigen Tag haben Überfälle der Kuomintang-Truppen auf Truppen der befreiten Gebiete nicht aufgehört, und es gibt keinerlei Anzeichen dafür, daß sie diese Überfälle einstellen wollen. Dabei speien die Kuomintang-Reaktionäre alle möglichen Verleumdungen und Schmähungen aus. Sie sind es, die derartige Bezeichnungen und Beschuldigungen wie "Verräterpartei", "Verräterarmee", "Verrätergebiete", "Hintertreibung des Widerstandskriegs und Gefährdung des Staates" usw. fabriziert haben, um die Kommunistische Partei Chinas, die Achte Route-Armee, die Neue Vierte Armee und die befreiten Gebiete zu diffamieren. Am 7. Juli 1939 veröffentlichte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas angesichts der entstandenen Krise eine Deklaration mit folgenden Losungen: "Am Widerstandskrieg festhalten, gegen die Kapitulation kämpfen! Am Zusammenschluß festhalten, gegen die Spaltung kämpfen! Am Fortschritt festhalten, gegen den Rückschritt kämpfen!" Unter diesen zeitgemäßen Losungen hat unsere Partei innerhalb von fünf Jahren die drei reaktionären, volksfeindlichen "antikommunistischen Kampagnen" tatkräftig abgewehrt und die damalige Krise überwunden.

In diesen Jahren fanden an der Kuomintang-Front faktisch keine bemerkenswerten Kämpfe statt. Die Schneide des Schwertes der japanischen Aggressoren war hauptsächlich gegen die befreiten Gebiete gerichtet. Bis 1943 hielten die Truppen und die Bevölkerung der befreiten Gebiete 64 Prozent aller in China eingedrungenen japanischen Truppen und 95 Prozent aller Marionettentruppen in Schach, während auf die Kuomintang-Front nur 36 Prozent der japanischen und nur S Prozent der Marionettentruppen entfielen.

Im Jahre I944, als die japanischen Aggressoren militärische Operationen unternahmen, um sich die Hauptverkehrslinien auf dem Festland zwischen dem Süden und dem Norden freizukämpfen, zeigte die Kuomintang-Armee ihre völlige Hilflosigkeit und Unfähigkeit zum Widerstand. Innerhalb weniger Monate fielen weite Gebiete der Provinzen Honan, Hunan, Kuangsi und Kuangtung in die Hände des Feindes. Erst dann kam es zu einer gewissen Änderung im Verhältnis der an den beiden Fronten abzuwehrenden feindlichen Kräfte. Aber selbst jetzt, da ich diesen Bericht abgebe, werden von den vierzig in China eingefallenen japanischen Divisionen, die 580000 Mann zählen (ohne die japanischen Truppen in der Mandschurei), 221/2 Divisionen mit einem Gesamtbestand von 320000 Mann, das heißt 56 Prozent der Gesamtstärke, an der Front der befreiten Gebiete abgewehrt, während an der Kuomintang-Front nicht mehr als 17112 gegnerische Divisionen stehen, die 260 00o Mann zählen, das heißt nur 44 Prozent. Bei den Marionettentruppen ist das Verhältnis an den beiden Fronten unverändert geblieben.

Man muß ferner darauf hinweisen, daß sich die Marionettentruppen (ihre regulären Einheiten sowie ihre örtlichen bewaffneten Kräfte) in einer Stärke von mehr als 800000 Mann vorwiegend aus Einheiten zusammensetzen, die entweder geschlossen unter Führung ihrer Kuomintang-Kommandeure übergelaufen sind oder von Kuomintang-Offizieren, welche sich den Japanern ergeben hatten, aufgestellt wurden. Die Kuomintang-Reaktionäre traktierten diese Marionettentruppen vorsorglich mit der absurden, verräterischen Theorie von der "Rettung des Vaterlands auf Umwegen"3 und erwiesen ihnen nach ihrem Überlaufen moralische und organisatorische Unterstützung, damit sie zusammen mit den japanischen Aggressoren die befreiten Gebiete des chinesischen Volkes angreifen sollten. Außerdem haben die Kuomintang-Reaktionäre starke Einheiten aufgeboten, insgesamt 797000 Mann, um das Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia und die anderen befreiten Gebiete zu blockieren und anzugreifen. Durch die Politik der Nachrichtensperre der Kuomintang-Regierung haben viele Chinesen und Ausländer keine Ahnung von dieser ernsten Lage.

DIE BEFREITEN GEBIETE CHINAS

Die befreiten Gebiete Chinas, die unter Führung der Kommunistischen Partei stehen, haben gegenwärtig eine Bevölkerung von 95,5 Millionen. Diese Gebiete reichen von der Inneren Mongolei im Norden bis zur Insel Hainan im Süden; fast überall, wo der Feind eingedrungen ist, operieren die Achte Route-Armee, die Neue Vierte Armee und sonstige bewaffnete Kräfte des Volkes. Dieses riesige befreite Territorium Chinas besteht aus 19 großen Gebieten, die sich auf mehr oder weniger ausgedehnte Teile der Provinzen Liaoning, Jehol, Tschahar, Suiyüan, Schensi, Kansu, Ningsia, Schansi, Hopeh, Honan, Schantung, Kiangsu, Tschekiang, Anhui, Kiangsi, Hupeh, Hunan, Kuangtung und Fukien erstrecken. Yenan ist das leitende Zentrum aller befreiten Gebiete. Das Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia westlich vom Gelben Fluß mit einer Bevölkerung, die nicht mehr als anderthalb Millionen Menschen zählt, ist nur eins der 16 Gebiete in diesem riesigen befreiten Territorium; der Bevölkerungszahl nach steht es an letzter Stelle, wenn man von den zwei anderen Gebieten in Osttschekiang und auf der Insel Hainan absieht. Manche Leute, die das nicht wissen, nehmen an, Chinas befreites Territorium bestehe hauptsächlich aus dem Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia. Dieses Mißverständnis ist durch die Blockade-Politik der Kuomintang-Regierung entstanden. In allen diesen befreiten Gebieten sind sämtliche notwendigen Maßnahmen durchgeführt worden, die sich aus der Politik der antijapanischen nationalen Einheitsfront ergeben, und vom Volk gewählte Machtorgane, das heißt örtliche Koalitionsregierungen, sind geschaffen worden oder werden noch geschaffen, in denen Kommunisten und repräsentative Persönlichkeiten der anderen antijapanischen Parteien oder ohne Parteizugehörigkeit zusammenarbeiten. In den befreiten Gebieten sind alle Kräfte des Volkes mobilisiert. Alles das versetzt die befreiten Gebiete in die Lage, trotz des schweren Drucks des starken Feindes, trotz der Blockade und der Überfälle von Seiten der Kuomintang-Truppen, trotz Fehlens jeglicher Hilfe von außen nicht nur standzuhalten, sondern auch ständig zu wachsen, die vom Feind besetzten Gebiete zu verkleinern und die eigenen Gebiete zu erweitern, zum Muster für ein demokratisches China zu werden, zur wichtigsten Kraft im koordinierten Kampf mit den Alliierten, bei der Vertreibung der japanischen Aggressoren und bei der Befreiung des chinesischen Volkes. Die Streitkräfte der befreiten Gebiete Chinas - die Achte Route-Armee, die Neue Vierte Armee und die anderen Streitkräfte des Volkes - dienen als Vorbild nicht nur an Heroismus in den Kämpfen gegen die japanischen Aggressoren, sie dienen als Vorbild auch bei der Durchführung verschiedener demokratischer Maßnahmen der antijapanischen nationalen Einheitsfront. Die Deklaration des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas vom 22. September 1937, in der bestätigt wird, daß "die Drei Volksprinzipien Dr. Sun Yat-sens für das heutige China unerläßlich sind und daß unsere Partei bereit ist, für ihre restlose Verwirklichung zu kämpfen" - diese Deklaration ist in den befreiten Gebieten Chinas voll und ganz in die Tat umgesetzt worden.

DIE GEBIETE UNTER KUOMINTANG-HERRSCHAFT

Die herrschende Hauptclique in der Kuomintang hält an ihrer diktatorischen Herrschaft fest, betreibt eine Politik des passiven Widerstands gegen die japanische Aggression und eine volksfeindliche Innenpolitik. Die Folge ist: Die Stärke ihrer Armee ist um mehr als die Hälfte zurückgegangen, und der Großteil dieser Armee hat seine Kampffähigkeit fast völlig verloren; zwischen dieser Clique und den breiten Volksmassen hat sich eine tiefe Kluft gebildet, und eine ernste Krise ist ausgebrochen - das Volk ist verarmt, es kocht vor Empörung, überall flackern Unruhen auf; diese Clique spielt jetzt nicht nur eine weit geringere Rolle im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression, sie ist sogar zum Hindernis bei der Mobilisierung und der Vereinigung aller antijapanischen Kräfte des chinesischen Volkes geworden.

Warum konnte eine derart ernste Lage unter der Führung der herrschenden Hauptclique der Kuomintang entstehen? Weil diese Clique die Interessen der großen Grundherren, der Großbankiers und der Großkompradoren Chinas vertritt. Diese von einer Handvoll Leute gebildete reaktionäre Schicht hat alle wichtigen militärischen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Institutionen im Zuständigkeitsbereich der Kuomintang-Regierung monopolisiert. Diese Leute stellen die Sicherung der Interessen ihres Häufleins an die erste Stelle, den Widerstandskrieg gegen Japan aber an die zweite. Sie sagen auch: "Die Nation über alles." Aber ihr Handeln stimmt nicht mit den Forderungen der großen Mehrheit der Nation überein. Weiter heißt es bei ihnen: "Der Staat über alles." Aber damit meinen sie den Staat der feudal-faschistischen Diktatur der großen Grundherren, Großbankiers und Großkompradoren, keinesfalls aber einen demokratischen Staat der Volksmassen. Deshalb fürchten sie die Erhebung des Volkes, fürchten die demokratischen Bewegungen und fürchten sich vor einem Widerstandskrieg gegen Japan, in dem das gesamte Volk ernsthaft mobilisiert werden müßte. Das ist die Hauptwurzel ihrer Politik der passiven Führung des Krieges gegen Japan und ihrer volksfeindlichen, antidemokratischen und antikommunistischen reaktionären Innenpolitik. Auf allen Gebieten betreiben sie eine solche doppelseitige Politik, zum Beispiel: Während sie den Widerstandskrieg führen, betreiben sie eine Politik der passiven Führung des Krieges und sind stets das auserwählte Objekt, das die japanischen Aggressoren zur Kapitulation verlocken wollen. In Worten bringen sie zum Ausdruck, die Wirtschaft Chinas entwickeln zu wollen, in Wirklichkeit aber vermehren sie ihr eigenes bürokratisches Kapital, das heißt das Kapital der großen Grundherren, Großbankiers und Großkompradoren, monopolisieren die hauptsächlichen Wirtschaftsadern Chinas und unterdrücken erbarmungslos die Bauern, die Arbeiter, das Kleinbürgertum und die nichtmonopolistische Bourgeoisie. In Worten bringen sie zum Ausdruck, die "Demokratie"- einführen und "dem Volke die Macht zurückgeben" zu wollen, in Wirklichkeit aber unterdrücken sie grausam die Bewegung des Volkes für die Demokratie und sind nicht gewillt, auch nur die geringsten demokratischen Reformen durchzuführen. In Worten erklären sie, "die Frage der Kommunistischen Partei ist eine politische Frage und muß mit politischen Mitteln gelöst werden", in Wirklichkeit aber unterdrücken sie brutal mit militärischen, politischen und wirtschaftlichen Mitteln die Kommunistische Partei Chinas, wobei sie diese als den "Feind Nr. 1", die japanischen Eindringlinge dagegen als einen "zweitrangigen Feind" betrachten; tagaus, tagein rüsten sie eifrig zum Bürgerkrieg und sind darauf versessen, die Kommunistische Partei zu vernichten. In Worten erklären sie, sie würden einen "modernen Staat" schaffen, in Wirklichkeit aber trachten sie mit allen Kräften danach, die feudal-faschistische Diktatur der großen Grundherren, Großbankiers und Großkompradoren aufrechtzuerhalten. Während sie formell diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion unterhalten, nehmen sie in Wirklichkeit dieser gegenüber eine feindliche Haltung ein. Einerseits leiern sie im Chor mit den amerikanischen Isolationisten "Erst Asien, dann Europa" daher, um auf diese Weise die Tage des faschistischen Deutschland und folglich auch jedes anderen Faschismus, die Tage der eigenen faschistischen Herrschaft über das chinesische Volk zu verlängern; andererseits versuchen sie mit diplomatischer List, sich als antifaschistische Helden aufzuspielen. Fragt man danach, woher diese widerspruchsvolle, doppelseitige Politik kommt, wird man herausfinden, daß sie aus ein und derselben Urquelle hervorgeht, nämlich aus der sozialen Schicht der großen Grundherren, Großbankiers und Großkompradoren.

Aber die Kuomintang ist eine komplizierte Partei. Wenn sie auch von der reaktionären Clique kontrolliert und gelenkt wird, welche die großen Grundherren, die Großbankiers und die Großkompradoren repräsentiert, darf man sie dennoch nicht in Bausch und Bogen mit dieser Clique identifizieren. Ein Teil der Führer der Kuomintang gehört ihr nicht an und wird sogar von ihr angegriffen, beiseite geschoben oder geringschätzig behandelt. Unter den Parteifunktionären der Kuomintang, unter ihren einfachen Mitgliedern und den Mitgliedern des Jugendverbands der Drei Volksprinzipien gibt es nicht wenige, die mit der Führung dieser Clique unzufrieden sind, manche lehnen sich sogar gegen sie auf. Die gleiche Situation besteht in allen von dieser reaktionären Clique kontrollierten Armeen, Regierungsorganen, wirtschaftlichen und kulturellen Institutionen der Kuomintang. In allen diesen Armeen und Institutionen sind nicht wenige demokratische Elemente vorhanden. Ja, auch die reaktionäre Clique selbst zerfällt in mehrere sich gegenseitig bekämpfende Gruppen und stellt keineswegs eine geschlossene Einheit dar. Es ist zweifellos nicht richtig, die Kuomintang als eine homogene, nur aus Reaktionären bestehende Masse zu betrachten.

KONTRASTE

Das chinesische Volk hat den auffallenden Kontrast zwischen den befreiten Gebieten Chinas und den Gebieten der Kuomintang-Herrschaft erkannt.

Ist es nicht klar genug? Vor uns haben wir zwei Linien, die Linie des Volkskriegs und die Linie des passiven Widerstands gegen Japan, die gegen den Volkskrieg gerichtet ist. Die eine führt zum Sieg, selbst unter solchen Bedingungen, wie sie in den befreiten Gebieten Chinas gegeben sind, die in ihrem Kampf außerordentliche Schwierigkeiten durchmachen und keinerlei Hilfe von außen erhalten. Die andere führt zur Niederlage, selbst unter den außerordentlich günstigen Bedingungen in den von der Kuomintang beherrschten Gebieten, denen außerdem Hilfe aus dem Ausland zugesichert ist.

Die Kuomintang-Regierung schreibt ihre Niederlagen dem Mangel an Waffen zu. Aber es sei gestattet zu fragen: Wem fehlt es denn an Waffen, der Kuomintang-Armee oder der Armee der befreiten Gebiete? Von allen Streitkräften Chinas leidet die Armee der befreiten Gebiete den größten Mangel an Waffen. Sie kann die Waffen nur vom Feind erbeuten und ihre eigenen unter den ungünstigsten Bedingungen herstellen.

Sind nicht die Truppen der zentralen Kuomintang-Macht weitaus besser bewaffnet als die der örtlichen Machthabergruppen? In ihrer Kampffähigkeit aber stehen die ersteren meistens den letzteren nach.

Die Kuomintang verfügt über riesige Menschenreserven, doch infolge ihrer falschen Rekrutierungspolitik fällt es ihr sehr schwer, ihre Heeresstärke aufzufüllen. Die befreiten Gebiete Chinas, die durch den Feind voneinander abgeschnitten sind und ständig im Kampf stehen, bringen es jedoch fertig, unerschöpfliche Menschenkräfte zu mobilisieren, weil überall das den Erfordernissen des Volkes entsprechende System der Volksmiliz und der Selbstschutzabteilungen angewendet und Mißbrauch und Verschwendung von Menschenreserven vermieden werden.

Die Kuomintang verfügt über riesige Gebiete, die reich an Getreide sind; das Volk liefert ihr alljährlich 7o bis 100 Millionen Dan Getreide. Der größere Teil davon wandert jedoch in die Taschen der zuständigen Beamten, wodurch die Kuomintang-Armee ständig an Nahrungsmittelmangel leidet und ihre Soldaten unterernährt und ausgemergelt sind. Der Hauptteil der befreiten Gebiete Chinas befindet sich abgeschnitten im Hinterland des Feindes und wird durch dessen Politik des "dreifachen Total" - total niederbrennen, total niedermetzeln, total ausplündern - verwüstet, und einige dieser Gebiete wie Nordschensi sind sehr unfruchtbar. Dennoch wurde das Nahrungsmittelproblem erfolgreich gelöst, indem wir mit unseren eigenen Händen die landwirtschaftliche Produktion entwickelt haben.

Die Kuomintang-Gebiete machen eine äußerst ernste Wirtschaftskrise durch, der größte Teil der Industriebetriebe ist ruiniert, selbst solche Massenbedarfsgüter wie Baumwollstoffe müssen aus den USA importiert werden. Die befreiten Gebiete Chinas dagegen sind imstande, durch Entwicklung der Industrie selbständig ihren Bedarf an Baumwollstoffen und anderen Massenbedarfsartikeln zu befriedigen.

In den Kuomintang-Gebieten leben die Arbeiter, Bauern, Handlungsgehilfen, Staatsangestellten, Intellektuellen und Kulturschaffenden in größtem Elend. In den befreiten Gebieten Chinas dagegen ist die gesamte Bevölkerung mit Nahrung, Kleidung und Arbeit versorgt.

Ein charakteristischer Zug der Kuomintang-Gebiete ist, daß dort die Beamten den Widerstandskrieg ausnutzen, um sich an der nationalen Not zu bereichern, und sich als Geschäftsleute betätigen, daß überall Korruption herrscht und von Ehrgefühl und Anstand keine Spur geblieben ist. Einer der charakteristischen Züge der befreiten Gebiete Chinas ist, daß die Kader hier durch ihre aufopfernde Arbeit unter allen Schwierigkeiten und Härten als Beispiel wirken, daß sie sich neben ihren täglichen Verpflichtungen noch an der Produktion beteiligen und daß das Ehrgefühl hier gefördert wird und Korruption streng verpönt ist.

In den Kuomintang-Gebieten ist das Volk aller Freiheiten beraubt. In den befreiten Gebieten Chinas dagegen sind dem Volk alle Freiheiten gewährt.

Wer ist nun schuld an diesen anormalen Erscheinungen, denen die Kuomintang-Herrscher gegenüberstehen? Sind andere schuld oder sie selbst? Sind es die anderen Länder wegen ungenügender Hilfeleistung oder die Kuomintang-Regierung wegen ihrer diktatorischen Herrschaft, ihrer Korruption und Unfähigkeit? Sollte das etwa noch nicht klar sein?

WER "HINTERTREIBT DEN WIDERSTANDSKRIEG UND GEFÄHRDET DEN STAAT"?

Ist es denn noch nicht völlig durch Tatsachen erwiesen, daß es die Kuomintang-Regierung selbst ist, die den Widerstandskrieg des chinesischen Volkes hintertreibt und unser Land in Gefahr bringt? Volle zehn Jahre hat sich diese Regierung dem Bürgerkrieg mit Haut und Haar verschrieben, die Spitze ihres Schwertes war gegen die eigenen Landsleute gerichtet, während die nationale Verteidigung völlig vernachlässigt wurde, und durch ihre Politik des Nichtwiderstands hat sie die vier nordöstlichen Provinzen dem Feind preisgegeben. Als die japanischen Eindringlinge südlich der Großen Mauer vorstießen, trat ihnen die Kuomintang-Regierung unvorbereitet und in kopfloser Hast entgegen, um sich dann die ganze Strecke von Lugoutjiao bis zur Provinz Kueitschou zurückzuziehen. Trotzdem behaupten die Kuomintang-Leute: "Die Kommunistische Partei hintertreibt den Widerstandskrieg und gefährdet den Staat" (siehe Resolutionen der II. Plenartagung des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang vom September I943). Ihre einzige Begründung ist, daß die Kommunistische Partei im Bündnis mit allen Bevölkerungskreisen die befreiten Gebiete Chinas geschaffen hat, die heroisch gegen die japanischen Aggressoren kämpfen. Die Logik dieser Kuomintang-Leute unterscheidet sich von der Logik des chinesischen Volkes so sehr, daß man sich über das Mißlingen, bei vielen Problemen zu einer gemeinsamen Sprache zu kommen, nicht zu wundern braucht.

Zwei Fragen tauchen auf.

Die erste Frage: Was eigentlich hat die Kuomintang-Regierung dazu gebracht, das riesige Territorium mit seiner zahlreichen Bevölkerung von Heilungkiang bis Lugoutjiao und sodann von Lugoutjiao bis zur Provinz Kueitschou aufzugeben? Kann es etwas anderes sein als die von ihr betriebene Politik des Nichtwiderstands und dann des passiven Widerstands gegen Japan sowie ihre gegen das Volk gerichtete Innenpolitik?

Die zweite Frage: Was eigentlich hat es den befreiten Gebieten Chinas ermöglicht, die anhaltenden und erbitterten Angriffe der japanischen und der Marionettentruppen erfolgreich abzuwehren, ein so riesiges Territorium aus den Klauen des Feindes der Nation zurückzugewinnen und eine so zahlreiche Bevölkerung zu befreien? Kann es etwas anderes sein als die richtige Linie des Volkskriegs?

DIE ANGEBLICHE NICHTBEFOLGUNG VON REGIERUNGSANORDNUNGEN UND MILITÄRISCHEN BEFEHLEN

Ferner beschuldigt die Kuomintang-Regierung ständig die Kommunistische Partei Chinas der "Nichtbefolgung von Regierungsanordnungen und militärischen Befehlen". Dazu haben wir nur folgendes zu sagen: Zum Glück haben sich die chinesischen Kommunisten ihren gesunden Menschenverstand, wie er dem chinesischen Volk eigen ist, bewahrt und die sogenannten Regierungsanordnungen und militärischen Befehle nicht befolgt, die faktisch die Übergabe der befreiten Gebiete Chinas an die japanischen Aggressoren bedeutet hätten, befreite Gebiete, die das chinesische Volk unter soviel Schwierigkeiten und Härten aus deren Klauen zurückerobert hat. Zu derartigen "Regierungsanordnungen und militärischen Befehlen" zählen zum Beispiel die "Maßnahmen zur Einschränkung der Tätigkeit fremder Parteien" vom Jahre 1939, die Befehle zur "Auflösung der Neuen Vierten Armee" und zum "Abzug der Truppen in das Gebiet nördlich vom alten Lauf des Gelben Flusses" vom Jahre 1941, die Anordnung über die "Auflösung der Kommunistischen Partei Chinas" vom Jahre 1943, der Befehl an uns zur "Auflösung aller Truppen bis auf zehn Divisionen innerhalb einer festgesetzten Frist" vom Jahre 1944 und schließlich die bei den kürzlichen Verhandlungen gestellte Forderung, unsere Truppen und örtlichen Machtorgane der Kuomintang auszuliefern, wofür sich diese als Gegenleistung, statt in die Bildung einer Koalitionsregierung einzuwilligen, lediglich bereit erklärte, den Kommunisten einige Pöstchen in der diktatorischen Regierung der Kuomintang einzuräumen, was als ein "Zugeständnis" von Seiten der Kuomintang-Regierung bezeichnet wurde. Glücklicherweise sind wir nicht auf diese Dinge eingegangen und haben so dem chinesischen Volk einen Teil seines Bodens unbesudelt erhalten und ihm eine tapfere antijapanische Armee bewahrt. Sollte sich das chinesische Volk zu einer solchen "Nichtbefolgung" nicht gratulieren? Genügt es denn der Kuomintang-Regierung immer noch nicht, durch ihre faschistischen Regierungsanordnungen und defätistischen militärischen Befehle den japanischen Aggressoren das riesige Territorium von Heilungkiang bis Kueitschou mit seiner zahlreichen Bevölkerung überlassen zu haben? Die japanischen Aggressoren und die Reaktionäre begrüßen natürlich diese "Regierungsanordnungen" und "militärischen Befehle"; könnte sich denn auch nur ein einziger patriotisch gesinnter, ehrlicher Chinese finden, der diese Dinge gutheißen würde? Wäre es denkbar, daß das chinesische Volk, solange keine Koalitionsregierung - eine Koalitionsregierung dem Wesen und nicht der Form nach, eine demokratische, nicht faschistisch-diktatorische Regierung - gebildet ist, den chinesischen Kommunisten gestatten wird, die befreiten Gebiete Chinas, wo das Volk seine Freiheit gewonnen hat, und die Volkstruppen, die sich große Verdienste im Widerstandskrieg erworben haben, an die defätistische, faschistischdiktatorische Regierung der Kuomintang eigenmächtig abzugeben? Gäbe es nicht die befreiten Gebiete und deren Armeen, könnte da die Sache des Widerstandskriegs des chinesischen Volkes so sein, wie sie heute ist? Und kann sich einer noch vorstellen, wie die Zukunft der chinesischen Nation aussehen würde?

DIE GEFAHR EINES BÜRGERKRIEGS

Bis auf den heutigen Tag beharrt die herrschende Hauptclique in der Kuomintang auf ihrem reaktionären Kurs der Diktatur und des Bürgerkriegs. Viele Anzeichen deuten darauf hin, daß diese Clique schon seit langem und heute besonders eifrig dazu rüstet, einen Bürgerkrieg zu entfesseln, sobald das chinesische Festland durch die Truppen einer gewissen alliierten Macht bis zu einem gewissen Grad von den japanischen Aggressoren gesäubert ist. Gleichzeitig hofft diese Clique, daß die Generäle gewisser alliierter Mächte in China die gleichen Funktionen ausüben werden, wie sie der britische General Scobie4 in Griechenland ausübt. Sie bejubelt die blutigen Gemetzel, die von Scobie und der reaktionären griechischen Regierung angerichtet werden. Sie versucht, China noch einmal wie in den Jahren 1927 bis 1937 in den Strudel eines Bürgerkriegs zu stürzen. Hinter dem Nebelschleier des Geredes von der "Einberufung der Nationalversammlung" und der "Lösung durch politische Mittel" rüstet sie insgeheim zum Bürgerkrieg. Wenn unsere Landsleute nicht auf der Hut sind, wenn sie diese Ränke nicht entlarven und diese Vorbereitungen nicht verhindern, dann werden sie eines schönen Morgens den Geschützdonner des Bürgerkriegs zu hören bekommen.

VERHANDLUNGEN

Um die japanischen Aggressoren niederzuschlagen und ein neues China aufzubauen, um den Bürgerkrieg zu verhüten, hat die Kommunistische Partei Chinas mit Zustimmung der anderen demokratischen Parteien und Gruppen auf der Tagung des Politischen Nationalrats im September 1944 die Forderung nach unverzüglicher Abschaffung der Einparteiendiktatur der Kuomintang und nach der Bildung einer demokratischen Koalitionsregierung erhoben. Diese Forderung war zweifellos zeitgemäß und fand innerhalb weniger Monate ein lebhaftes Echo unter den breiten Volksmassen.

Wir haben mit der Kuomintang-Regierung mehrmals über die Abschaffung der Einparteiendiktatur, die Bildung einer Koalitionsregierung und die Durchführung der notwendigen demokratischen Reformen verhandelt, aber alle unsere Vorschläge wurden von ihr abgelehnt. Die Kuomintang ist nicht nur nicht gewillt, die Einparteiendiktatur abzuschaffen und eine Koalitionsregierung zu bilden, sondern sie will keine einzige der dringend erforderlichen demokratischen Reformen durchführen, wie zum Beispiel die Auflösung des Geheimdienstes, die Aufhebung der reaktionären Gesetze und Verordnungen, welche die Freiheiten des Volkes unterdrücken, die Freilassung der politischen Häftlinge, die Anerkennung des legalen Status der verschiedenen politischen Parteien und Gruppen, die Anerkennung der befreiten Gebiete, den Abzug der Truppen, die diese Gebiete blockieren und angreifen. Infolgedessen sind die politischen Verhältnisse in China außerordentlich gespannt.

ZWEI PERSPEKTIVEN

Angesichts der Gesamtsituation und nach der Analyse aller eben dargelegten Aspekte der internationalen und der inneren Lage möchte ich alle Genossen davor warnen, zu glauben, für unsere Sache würde alles glatt und reibungslos vonstatten gehen. Nein, das wird nicht der Fall sein. In Wirklichkeit gibt es zwei Möglichkeiten, zwei Perspektiven: eine günstige und eine ungünstige. Eine Möglichkeit oder Perspektive ist, daß die faschistische Diktatur weiterbesteht und keine demokratischen Reformen zugelassen werden, daß der Schwerpunkt eher auf den Kampf gegen das Volk als gegen die japanischen Aggressoren gelegt wird und daß ein Bürgerkrieg, selbst wenn die japanischen Aggressoren niedergeschlagen werden sollten, im Land ausbrechen wird, wodurch China in den alten elenden Zustand eines abhängigen, unfreien, undemokratischen, ungeeinten, armen und schwachen Staates zurückgeworfen würde. Diese Möglichkeit, diese Perspektive besteht nach wie vor, und sie ist keineswegs deshalb ausgeschlossen oder automatisch verschwunden, nur weil die internationale Lage günstig ist und innerhalb des Landes das politische Bewußtsein des Volkes und seine organisierten Kräfte gewachsen sind. Die Realisierung dieser Möglichkeit, dieser Perspektive in China wünschen innerhalb des Landes die volksfeindliche Clique in der Kuomintang und im Ausland die imperialistisch gesinnten Reaktionäre. Das ist die eine Seite der Sache, die man nicht außer acht lassen darf.

Andererseits aber verleihen uns diese Gesamtsituation und die Analyse aller eben dargelegten Aspekte der internationalen und der inneren Lage noch mehr Zuversicht und Mut, für die zweite Möglichkeit, für die zweite Perspektive zu kämpfen: alle Schwierigkeiten zu überwinden, das ganze Volk zusammenzuschließen, die faschistische Diktatur der Kuomintang zu beseitigen, demokratische Reformen durchzuführen, die antijapanischen Kräfte zu festigen und zu mehren, die japanischen Aggressoren endgültig niederzuschlagen und China zu einem unabhängigen, freien, demokratischen, geeinten, reichen und mächtigen neuen Staat aufzubauen. Die Realisierung dieser Möglichkeit, dieser Perspektive in China wünschen innerhalb des Landes die breiten Volksmassen, die Kommunistische Partei Chinas und andere demokratische Parteien und Gruppen, im Ausland alle Nationen, die uns als gleichberechtigt behandeln, die fortschrittlichen Menschen und die breiten Volksmassen.

Wir begreifen sehr gut, daß uns und dem chinesischen Volk noch große Schwierigkeiten, noch viele Hindernisse bevorstehen, daß noch ein langer Weg mit vielen Windungen und Wendungen zurückzulegen ist. Doch wir begreifen auch, daß wir gemeinsam mit dem ganzen chinesischen Volk alle Schwierigkeiten und Hindernisse überwinden und die vor China stehenden historischen Aufgaben erfüllen werden. Mit allen Kräften gegen die erste Möglichkeit, für die zweite Möglichkeit, gegen die erste Perspektive, für die zweite Perspektive zu kämpfen - das ist die große Aufgabe, vor der wir und das ganze chinesische Volk stehen. Die Hauptaspekte der internationalen und der inneren Lage sind günstig für uns und unser ganzes Volk. Das habe ich bereits erläutert. Wir hoffen, daß die Kuomintang-Führung angesichts der allgemeinen Entwicklungstendenz in der Welt und des Willens des chinesischen Volkes nicht zögert, ihre gegenwärtige falsche Politik zu ändern, damit der Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression zum Sieg geführt wird, das chinesische Volk weniger Leiden zu ertragen hat und bald ein neues China geboren wird. Man muß sich darüber klarwerden, daß - welche Zickzack-Wendungen unser Weg auch aufweisen möge - die Aufgabe, die Unabhängigkeit und Freiheit des chinesischen Volkes zu erkämpfen, dennoch erfüllt werden wird, und die Zeit dazu ist bereits gekommen. Die hehren Ideale, für die seit mehr als hundert Jahren unzählige Helden das Leben hingegeben haben, werden durch unsere Generation verwirklicht werden. Wer uns daran hindern will, der wird unweigerlich eine Niederlage erleiden.

IV. DIE POLITIK DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI CHINAS

Ich habe bereits die zwei Linien in Chinas Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression analysiert. Eine solche Analyse ist unbedingt notwendig. Denn unter den breiten Massen des chinesischen Volkes wissen viele bis heute noch nicht, was eigentlich in diesem Krieg vor sich geht. Infolge der von der Kuomintang-Regierung betriebenen Blockade-Politik sind vielen - in den Gebieten der Kuomintang-Herrschaft wie auch im Ausland - die Augen zugebunden. Sie wußten praktisch nichts über die befreiten Gebiete, bis eine Gruppe chinesischer und ausländischer Journalisten im Jahre 1944 zu einem Besuch in diese Gebiete kam. Die Kuomintang-Regierung hat große Angst, daß Informationen über die wirklichen Verhältnisse in den befreiten Gebieten nach außen durchsickern könnten. Deshalb hat sie unverzüglich, nachdem 1944 die Journalistengruppe abgereist war, Tür und Tor verriegelt und nunmehr allen Journalisten die Einreise in die befreiten Gebiete verweigert. In gleicher Weise hat die Kuomintang-Regierung die wahren Zustände in den Kuomintang-Gebieten verschleiert. Deshalb sind wir, so glaube ich, verpflichtet, alles Mögliche zu tun, um der Öffentlichkeit ein wahres Bild über "die zweierlei Gebiete" zu vermitteln. Nur wenn man eine klare Vorstellung von der Gesamtlage Chinas hat, wird man verstehen können, warum ein derartiger Unterschied zwischen der Politik der beiden größten Parteien Chinas - der Kommunistischen Partei und der Kuomintang - besteht und warum ein solcher Kampf zwischen den beiden Linien im Gange ist. Nur so wird man begreifen können, daß der Streit zwischen den beiden Parteien nicht - wie von manchen behauptet wird - ein unnötiger, unwichtiger Streit oder gar eine Stänkerei, sondern ein prinzipieller Streit ist, bei dem es um Leben oder Tod von Hunderten Millionen Menschen geht.

In der gegenwärtigen ernsten Lage Chinas hofft das chinesische Volk, hoffen alle demokratischen Parteien und Gruppen, alle Demokraten im Land sowie die Völker der ganzen Welt, denen all das, was in China geschieht, am Herzen liegt, daß an Stelle der Spaltung in China wieder Zusammenschluß treten wird und daß im Land demokratische Reformen durchgeführt werden können. Sie alle möchten wissen, wie die Politik der Kommunistischen Partei Chinas zur Lösung der vielen wichtigen Probleme aussieht, vor denen jetzt das Land steht. Die Mitglieder unserer Partei sind daran natürlich noch mehr interessiert.

Unsere Politik der antijapanischen nationalen Einheitsfront ist von jeher klar, sie hat sich in acht Jahren Krieg bewährt. Unser Parteitag muß daraus seine Schlußfolgerungen ziehen, die uns im weiteren Kampf als Anleitung dienen werden.

Jetzt will ich auf eine Reihe bestimmter Schlußfolgerungen eingehen, die unsere Partei in bezug auf die wichtigen politischen Richtlinien zur Lösung der vor China stehenden Probleme gezogen hat.

UNSER ALLGEMEINES PROGRAMM

Um alle antijapanischen Kräfte des chinesischen Volkes zu mobilisieren und zu vereinigen, um die japanischen Aggressoren restlos zu vernichten und ein unabhängiges, freies, demokratisches, geeintes, reiches und mächtiges neues China aufzubauen, braucht das chinesische Volk, braucht die Kommunistische Partei Chinas ebenso wie alle antijapanischen demokratischen Parteien und Gruppen dringend ein vereinbartes gemeinsames Programm.

Dieses Programm kann man in zwei Teile gliedern: einen allgemeinen und einen konkreten Teil. Wir wollen zunächst das allgemeine Programm behandeln und anschließend zum konkreten übergehen.

Unter der Hauptvoraussetzung einer völligen Vernichtung der japanischen Aggressoren und des Aufbaus eines neuen China sind wir Kommunisten im gegenwärtigen Stadium Chinas mit der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung des Landes in den folgenden grundlegenden Punkten einig: Erstens darf die Staatsordnung Chinas keine feudale, faschistische, volksfeindliche Ordnung unter der Diktatur der großen Grundherren und der Großbourgeoisie sein, denn achtzehn Jahre Herrschaft der Hauptclique der Kuomintang haben bereits den kompletten Bankrott dieser volksfeindlichen Staatsordnung gezeigt. Zweitens ist es in China unmöglich, und folglich sollte man es auch gar nicht erst versuchen, einen Staat der demokratischen Diktatur alten Typus ausschließlich unter der nationalen Bourgeoisie aufzubauen, weil sich einerseits die nationale Bourgeoisie in China ökonomisch und politisch als äußerst schwach erwiesen hat, andererseits aber in China schon seit langem ein neuer Faktor aufgetreten ist, nämlich das politisch bewußte, seine große Macht auf der politischen Bühne Chinas demonstrierende und die breiten Massen der Bauernschaft, des städtischen Kleinbürgertums, der Intelligenz sowie die übrigen demokratischen Kräfte führende chinesische Proletariat und sein Führer - die Kommunistische Partei Chinas. Drittens ist es für das chinesische Volk ebenso unmöglich, im gegenwärtigen Stadium Chinas eine sozialistische Staatsordnung aufzubauen, solange die Aufgabe des chinesischen Volkes nach wie vor der Kampf gegen die ausländische und die feudale Unterdrückung bleibt und die notwendigen sozial-ökonomischen Bedingungen noch fehlen.

Wofür sind wir also? Wir sind dafür, daß nach der völligen Niederwerfung der japanischen Aggressoren eine Staatsordnung des demokratischen Bündnisses der Einheitsfront errichtet werden muß, die sich auf die überwiegende Mehrheit des Volkes stützt und unter Führung der Arbeiterklasse steht. Eine solche Staatsordnung nennen wir eine neudemokratische Ordnung.

Diese Staatsordnung entspricht wirklich den Forderungen der überwiegenden Mehrheit des chinesischen Volkes, weil sie die Billigung erhalten hat oder erhalten kann, erstens von Millionen Industriearbeitern und Dutzenden Millionen Handwerkern und Landarbeitern, zweitens von der Bauernschaft, die 360 von 450 Millionen der Bevölkerung Chinas, das heißt 80 Prozent, ausmacht, und drittens von der breiten Masse des städtischen Kleinbürgertums, von der nationalen Bourgeoisie, von den aufgeklärten Schenschi und anderen Patrioten.

Selbstverständlich gibt es zwischen diesen Klassen nach wie vor Widersprüche, von denen beispielsweise der Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital besonders augenfällig ist. Deshalb stellt jede dieser Klassen unterschiedliche Forderungen. Diese Widersprüche und diese unterschiedlichen Forderungen abzuleugnen wäre eine Heuchelei und ein Fehler. Doch diese Widersprüche, diese unterschiedlichen Forderungen werden im Verlauf des ganzen neudemokratischen Stadiums nicht derart anwachsen, daß sie die gemeinsamen Forderungen übersteigen, und dürfen es auch nicht. Sie können geregelt werden. Durch eine solche Regelung können die erwähnten Klassen gemeinsam alle Aufgaben beim politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau des neudemokratischen Staates erfüllen.

Die Politik der Neuen Demokratie, für die wir eintreten, besteht darin, das fremde nationale Joch abzuwerfen sowie die einheimische feudalistische und faschistische Unterdrückung zu beseitigen, danach nicht die politische Ordnung einer Demokratie alten Typus, sondern eine auf der Einheitsfront des Bündnisses aller demokratischen Klassen beruhende politische Ordnung zu errichten. Diese unsere Ansichten stimmen voll und ganz mit den revolutionären Ansichten Dr. Sun Yatsens überein. Im Manifest des 1. Nationalkongresses der Kuomintang schrieb er:

Das sogenannte demokratische System in den modernen Staaten wird häufig von der Bourgeoisie monopolisiert und verwandelt sich somit in ein Instrument zur Unterdrückung des einfachen Volkes: Aber die Demokratie, wie sie die Kuomintang zu einem ihrer Prinzipien gemacht hat; ist Gemeingut des einfachen Volkes und nicht Privatbesitz einer kleinen Minderheit.

Das ist eine große politische Weisung Dr. Sun Yat-sens. Das chinesische Volk, die Kommunistische Partei Chinas und alle anderen demokratischen Kräfte müssen diese Weisung respektieren und resolut in die Tat umsetzen; sie müssen entschieden gegen alle Personen und Gruppen kämpfen, die dieser Weisung zuwiderhandeln oder sie sogar bekämpfen, um so dieses vollkommen korrekte politische Prinzip der Neuen Demokratie zu verteidigen und zu entwickeln.

Der Aufbau der neudemokratischen Staatsmacht muß auf dem Prinzip des demokratischen Zentralismus basieren, wobei die Volkskongresse verschiedener Ebenen die Hauptrichtlinien bestimmen und die Organe der Staatsmacht wählen. Eine solche Macht ist sowohl demokratisch als auch zentralisiert; sie ist, mit anderen Worten, Zentralisierung auf der Grundlage der Demokratie und Demokratie bei zentralisierter Führung. Nur eine solche Ordnung gestattet es, eine breite Demokratie zu verwirklichen, und gibt den Volkskongressen aller Ebenen die ganze Fülle der Macht; gleichzeitig gewährleistet sie eine zentralisierte Regelung der Staatsangelegenheiten und ermöglicht es den Machtorganen aller Ebenen, die Angelegenheiten, die von den entsprechenden Volkskongressen übertragen werden, zentralisiert zu behandeln, und sichert dem Volk zugleich alle notwendige demokratische Tätigkeit.

Die Armee und die anderen bewaffneten Kräfte sind ein wichtiger Bestandteil des Apparats der neudemokratischen Staatsmacht. Ohne sie kann der Staat nicht verteidigt werden. Ebenso wie alle anderen Machtorgane gehören alle bewaffneten Kräfte des neudemokratischen Staates dem Volk und schützen es. Sie haben nichts gemein mit der Armee, der Polizei usw. von altem Typus, die einem Häuflein Menschen unterstehen und das Volk unterdrücken.

Die neudemokratische Wirtschaft, für die wir sind, entspricht ebenfalls den Prinzipien Dr. Sun Yat-sens. In der Agrarfrage erhob Dr. Sun Yat-sen die Forderung: "Jedem Pflüger sein Feld!" Zur Frage der Industrie und des Handels schrieb Dr. Sun Yat-sen im Manifest des 1. Nationalkongresses der Kuomintang:

Unternehmen, ob in chinesischer oder ausländischer Hand, die monopolistischen Charakter tragen oder deren Umfang für eine private Verwaltung zu groß ist, wie Banken, Eisenbahnen und Zivilluftfahrt, sollen vom Staat geführt und verwaltet werden, damit nicht das Privatkapital die Lebenshaltung der Nation kontrolliert; das eben ist das Hauptprinzip der Regulierung des Kapitals.

Im gegenwärtigen Stadium sind wir auf dem Gebiet der Wirtschaft mit diesen Ansichten Dr. Sun Yat-sens voll und ganz einverstanden. Manche Leute argwöhnen, die chinesischen Kommunisten wären gegen die Entfaltung der individuellen Initiative, gegen die Entwicklung des Privatkapitals und gegen den Schutz des Privateigentums. Das ist aber ein Irrtum. Die ausländische und die feudale Unterdrückung fesseln brutal die Entfaltung der individuellen Initiative des chinesischen Volkes und die Entwicklung des Privatkapitals und zerstören das Eigentum der breiten Volksmassen. Die Aufgabe der neudemokratischen Ordnung dagegen, für die wir eintreten, besteht gerade darin, diese Fesseln abzuschütteln und diesem Zerstörungswerk ein Ende zu setzen, damit den breiten Massen des Volkes die Möglichkeit gewährleistet wird, die Individualität im Gemeinschaftsleben frei zu entfalten, damit die privatkapitalistische Wirtschaft, die "nicht die Lebenshaltung der Nation kontrolliert", sondern ihr Nutzen bringt, frei entwickelt werden kann, damit das gesamte, auf anständige Weise erworbene Privateigentum geschützt wird.

In Übereinstimmung mit den Prinzipien Dr. Sun Yat-sens und den Erfahrungen der chinesischen Revolution muß die Volkswirtschaft Chinas im gegenwärtigen Stadium aus einem staatlichen, einem privaten und einem genossenschaftlichen Sektor bestehen. Doch darf der Staat, den wir mit "staatlich" meinen, unter keinen Umständen der "Privatbesitz einer kleinen Minderheit", sondern muß unbedingt ein neudemokratischer Staat sein, der unter Führung des Proletariats steht und "Gemeingut des einfachen Volkes" ist.

Die Kultur der Neuen Demokratie muß ebenfalls "Gemeingut des einfachen Volkes" sein, das heißt, sie muß eine nationale, wissenschaftliche und Massenkultur und darf keinesfalls "Privatbesitz einer kleinen Minderheit" sein.

Alles hier Dargelegte bildet das allgemeine oder grundlegende Programm, für das wir Kommunisten im gegenwärtigen Stadium, also während des gesamten Stadiums der bürgerlich-demokratischen Revolution eintreten. Im Unterschied zu unserem Zukunfts- oder Maximalprogramm des Sozialismus und Kommunismus ist dies unser Minimalprogramm. Die Erfüllung dieses Programms wird es China ermöglichen, von seinen gegenwärtigen Zuständen in Staat und Gesellschaft einen Schritt vorwärts zu machen, d. h. sich von einem kolonialen, halbkolonialen und halbfeudalen Staat und einer ebensolchen Gesellschaft zum neudemokratischen Staat und zur neudemokratischen Gesellschaft weiterzuentwickeln.

Die Führung des Proletariats in der Politik und die von ihm geleiteten staatlichen und genossenschaftlichen Sektoren in der Wirtschaft, wie sie alle in diesem Programm vorgesehen sind, sind Faktoren des Sozialismus. Mit der Verwirklichung dieses Programms wird China jedoch noch nicht in eine sozialistische Gesellschaft umgewandelt.

Wir Kommunisten machen aus unseren politischen Ansichten niemals ein Hehl. Es steht doch fest und kann nicht im geringsten bezweifelt werden, daß es unser Programm für die Zukunft oder unser Maximalprogramm ist, China zum Sozialismus und Kommunismus zu führen. Der Name unserer Partei und unsere marxistische Weltanschauung weisen klar auf dieses unendlich strahlende und schöne, dieses höchste Zukunftsideal hin. Beim Eintritt in die Partei hat jeder Kommunist zwei feststehende Ziele klar vor Augen: die neudemokratische Revolution in der Gegenwart sowie den Sozialismus und Kommunismus in der Zukunft. Für alles dieses wird er kämpfen, ungeachtet der Feindseligkeit, der Verleumdung, der Beschimpfung oder der Spötteleien von unwissenden und gemeinen Feinden des Kommunismus; all das müssen wir entschieden zurückweisen. Ehrlich zweifelnde Menschen aber darf man nicht angreifen, sondern man muß sie mit gutem Willen und mit Geduld aufklären. Das alles ist absolut klar, bestimmt und eindeutig.

Die chinesischen Kommunisten sowie alle Chinesen, die mit dem Kommunismus sympathisieren, müssen jedoch um die Erreichung des Zieles im gegenwärtigen Stadium kämpfen: für die Beseitigung des fremden und des feudalen Jochs, für die Befreiung des chinesischen Volkes von dem tragischen Zustand eines kolonialen, halbkolonialen und halbfeudalen Landes und für den Aufbau eines vom Proletariat geführten neudemokratischen China, dessen Hauptaufgabe die Befreiung der Bauernschaft ist - mit anderen Worten, für den Aufbau eines China der revolutionären Drei Volksprinzipien Dr. Sun Yat-sens, eines China, das unabhängig, frei, demokratisch, geeint, reich und mächtig ist. Und das haben wir auch wirklich getan. Gemeinsam mit den breiten Massen des chinesischen Volkes haben wir Kommunisten seit vierundzwanzig Jahren für dieses Ziel heroisch gekämpft.

Wenn irgendein Kommunist oder einer von denen, die mit der Kommunistischen Partei sympathisieren, nur leere Phrasen über Sozialismus und Kommunismus drischt, aber nicht für dieses Ziel kämpft, wenn er diese bürgerlich-demokratische Revolution geringschätzt und infolgedessen bei dieser Revolution in seinen Bestrebungen auch nur ein wenig nachläßt oder sich ein bißchen den Schlendrian erlaubt, wenn er auch nur die geringste Untreue oder Apathie zeigt oder die Bereitschaft vermissen läßt, sein Blut und Leben dafür hinzugeben dann verrät er, wissentlich oder unbeabsichtigt, mehr oder weniger, den Sozialismus und Kommunismus und ist kein bewußter und ergebener Kommunist mehr. Nur über die Demokratie kann man zum Sozialismus gelangen - das ist ein unerschütterliches Gesetz des Marxismus. Und in China wird der Kampf für die Demokratie noch lange dauern. Eine sozialistische Gesellschaft auf den Trümmern der kolonialen, halbkolonialen und halbfeudalen Ordnung aufbauen zu wollen, ohne einen geeinten neudemokratischen Staat, ohne Entwicklung eines staatlichen Sektors der neudemokratischen Wirtschaft, ohne Entwicklung eines privatkapitalistischen und eines genossenschaftlichen Sektors, ohne Entwicklung einer nationalen, wissenschaftlichen und Massenkultur, das heißt einer neudemokratischen Kultur, ohne Emanzipation und Entwicklung der Individualität von Hunderten Millionen Menschen - kurz, ohne eine gründliche bürgerlich-demokratische Revolution, eine bürgerlich-demokratische Revolution neuen Typus, die von der Kommunistischen Partei geführt wird, das wäre nichts als eine vollkommene Utopie.

Manche verstehen nicht, weshalb die Kommunisten nicht nur keine Furcht vor dem Kapitalismus haben, sondern sogar unter bestimmten Bedingungen seine Entwicklung fördern. Unsere Antwort ist sehr einfach: Wenn an die Stelle der Unterdrückung durch den ausländischen Imperialismus und durch den eigenen Feudalismus eine gewisse Entwicklung des Kapitalismus tritt, so stellt das nicht nur einen Fortschritt, sondern auch einen unvermeidlichen Prozeß dar. Das kommt nicht nur der Bourgeoisie, sondern auch dem Proletariat zugute, und letzterem sogar noch mehr. Es sind der ausländische Imperialismus und der einheimische Feudalismus, die für das heutige China überflüssig sind, aber nicht der eigene Kapitalismus; im Gegenteil, es gibt bei uns zuwenig Kapitalismus. Merkwürdigerweise wagen es manche Wortführer der chinesischen Bourgeoisie nicht, offen die Forderung nach Entwicklung des Kapitalismus zu erheben, sondern reden darüber nur durch die Blume. Es gibt auch andere Leute, die glatt bestreiten, daß China eine gewisse Entwicklung des Kapitalismus - soweit es notwendig ist - zulassen muß; sie behaupten, man könne mit einem Satz in eine sozialistische Gesellschaft hineinspringen, man könne die Aufgaben der Drei Volksprinzipien und des Sozialismus "auf einen Schlag vollenden". Es ist sonnenklar, daß derartige Äußerungen entweder die Schwäche der chinesischen nationalen Bourgeoisie widerspiegeln oder Tricks seitens der großen Grundherren und der Großbourgeoisie zur Irreführung der Volksmassen darstellen. Auf Grund unserer marxistischen Erkenntnis der Gesetze der gesellschaftlichen Entwicklung verstehen wir Kommunisten ganz klar, daß es unter den gegebenen Verhältnissen Chinas, im Rahmen eines neudemokratischen Staatssystems notwendig ist, neben dem staatlichen Sektor, der Einzelwirtschaft und dem genossenschaftlichen Sektor der Werktätigen auch dem privatkapitalistischen Sektor eine Entwicklungsmöglichkeit zu gewähren, und zwar ohne dem Privatkapital zu gestatten, die Lebenshaltung der Nation zu kontrollieren; nur auf diese Weise wird die Entwicklung der Gesellschaft gefördert. Wir chinesischen Kommunisten sind Menschen mit einem klaren Kopf und lassen uns durch keinerlei leeres Geschwätz und durch keinerlei Betrug beirren.

Manche zweifeln an der Aufrichtigkeit der Erklärung der Kommunisten: "Die Drei Volksprinzipien sind für das heutige China unerläßlich, und unsere Partei ist bereit, für ihre restlose Verwirklichung zu kämpfen." Solche Zweifel erklären sich aus der Unkenntnis, daß die von uns anerkannten grundlegenden Leitsätze der Drei Volksprinzipien, wie sie 1924 im Manifest des 1. Nationalkongresses der Kuomintang von Dr. Sun Yat-sen gedeutet wurden, mit gewissen grundlegenden Leitsätzen des Programms unserer Partei für das gegenwärtige Stadium, das heißt unseres Minimalprogramms, übereinstimmen. Man muß jedoch hervorheben, daß diese Drei Volksprinzipien Dr. Sun Yatsens mit dem Programm unserer Partei für das gegenwärtige Stadium nur in gewissen grundlegenden Leitsätzen und keineswegs völlig übereinstimmen. Das neudemokratische Programm unserer Partei ist natürlich weitaus vollständiger als das Programm Dr. Sun Yat-sens. Besonders mit dem Fortgang der chinesischen Revolution in den zwanzig Jahren seit dem Tod Dr. Sun Yat-sens haben die Theorie, das Programm und die Praxis unserer Partei hinsichtlich der Neuen Demokratie eine sehr bedeutende Entwicklung genommen und werden sich noch mehr entwickeln. Doch diese Drei Volksprinzipien Dr. Sun Yat-sens sind ihrem Wesen nach ein neudemokratisches Programm, das sich von den früheren alten Drei Volksprinzipien unterscheidet, und natürlich sind sie "für das heutige China unerläßlich", und selbstverständlich ist "unsere Partei bereit, für ihre restlose Verwirklichung zu kämpfen". Für die chinesischen Kommunisten ist der Kampf um das Minimalprogramm unserer Partei und der Kampf um die revolutionären, das heißt die neuen Drei Volksprinzipien Dr. Sun Yat-sens, im wesentlichen (aber nicht in allem) ein und dasselbe. Deshalb hat es sich nicht nur in der Vergangenheit und in der Gegenwart bereits erwiesen, sondern es wird sich auch in der Zukunft erweisen, daß die chinesischen Kommunisten die treuesten und konsequentesten Kämpfer für die Verwirklichung der revolutionären Drei Volksprinzipien sind.

Manche sind mißtrauisch, ob die Kommunistische Partei, wenn sie einmal an die Macht gelangt ist, nicht die Diktatur des Proletariats und ein Einparteiensystem nach dem Vorbild Rußlands schaffen wird. Wir antworten darauf, daß zwischen einem neudemokratischen Staat des Bündnisses einiger demokratischer Klassen und einem sozialistischen Staat unter proletarischer Diktatur ein prinzipieller Unterschied besteht. Es unterliegt keinem Zweifel, daß unsere neudemokratische Ordnung unter Führung des Proletariats, unter Führung der Kommunistischen Partei geschaffen werden wird. Doch in China ist die Diktatur einer einzigen Klasse und die Monopolstellung einer einzigen Partei in der Regierung während der gesamten Periode der Neuen Demokratie unmöglich, und es darf daher diese Staatsordnung nicht geben. Wir haben keinen Grund, die Zusammenarbeit mit irgendeiner politischen Partei, gesellschaftlichen Gruppe oder Einzelperson abzulehnen, die der Kommunistischen Partei nicht feindlich gegenüberstehen, sondern mit ihr zusammenarbeiten wollen. Die Ordnung in Rußland ist durch die historische Entwicklung Rußlands hervorgebracht worden. Dort wurde die Gesellschaftsordnung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abgeschafft und die politische, ökonomische und kulturelle Ordnung der Demokratie neuesten Typus, nämlich des Sozialismus, verwirklicht. Alle Parteien, die gegen den Sozialismus auftraten, wurden vom Volk über den Haufen geworfen. Es unterstützte nur die Partei der Bolschewiki. Deshalb bildete sich in Rußland eine Lage heraus, die für Rußland absolut notwendig und völlig vernünftig ist. Doch selbst in Rußland, wo es keine anderen Parteien außer der Partei der Bolschewiki gibt, ist in den Organen der Staatsmacht ein System des Bündnisses der Arbeiter, Bauern und Intellektuellen oder des Bündnisses von Kommunisten und Parteilosen eingeführt worden; dort ist es nicht der Fall, daß nur Angehörige der Arbeiterklasse oder nur die Bolschewiki in den Machtorganen tätig sein dürfen. Die historische Entwicklung Chinas im gegenwärtigen Stadium wird ebenfalls eine diesem Stadium entsprechende Ordnung hervorbringen. Im Verlauf einer langen Zeit wird in China eine besondere Form des Staates und der Staatsmacht entstehen, die für uns absolut notwendig und völlig vernünftig ist und sich gleichzeitig von der Ordnung in Rußland unterscheidet, nämlich der neudemokratische Staat und die neudemokratische Staatsmacht, beruhend auf dem Bündnis mehrerer demokratischer Klassen.

UNSER KONKRETES PROGRAMM

Entsprechend dem eben dargelegten allgemeinen Programm muß unsere Partei auch ein konkretes Programm für jeden Zeitabschnitt haben. Unser allgemeines neudemokratisches Programm wird während des ganzen Stadiums der bürgerlich-demokratischen Revolution, das heißt für mehrere Jahrzehnte, unverändert bleiben. Aber während dieses Stadiums haben sich die Umstände von Phase zu Phase geändert oder sind in Veränderung begriffen. Es ist daher nur selbstverständlich, daß wir unser konkretes Programm entsprechend zu ändern haben. So blieb beispielsweise unser allgemeines neudemokratisches Programm in der Periode des Nordfeldzugs, in der Periode des Agrarrevolutionären Krieges und in der Periode des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression immer das gleiche, aber in unserem konkreten Programm wurden Änderungen vorgenommen, weil in diesen drei Perioden unsere Freunde und Feinde nicht die gleichen geblieben sind.

Gegenwärtig befindet sich das chinesische Volk in folgender Lage:

1. Die japanischen Aggressoren sind noch nicht geschlagen;

2. das chinesische Volk braucht dringend den Zusammenschluß zur Durchführung einer demokratischen Umgestaltung, um die nationale Einheit zu erreichen, um alle antijapanischen Kräfte rasch zu mobilisieren und zu vereinigen und im Zusammenwirken mit den alliierten Mächten die japanischen Aggressoren niederzuschlagen;

3. die Kuomintang-Regierung hintertreibt die nationale Einheit und verhindert eine solche demokratische Umgestaltung. Wie sieht unter diesen Umständen unser konkretes Programm aus, oder mit anderen Worten, was sind die gegenwärtigen Forderungen des chinesischen Volkes?

Wir sind der Meinung, daß folgende Forderungen angemessen und die Minimalforderungen sind:

Alle verfügbaren Kräfte mobilisieren, um im Zusammenwirken mit den alliierten Mächten die japanischen Aggressoren endgültig niederzuschlagen und einen internationalen Frieden herzustellen;

die Einparteiendiktatur der Kuomintang abschaffen, eine demokratische Koalitionsregierung und eine vereinigte oberste Heeresleitung bilden;

die projapanischen Elemente, Faschisten und Defätisten, welche die nationale Einheit hintertreiben und gegen das Volk kämpfen, bestrafen, um die nationale Einheit zu erreichen;

die reaktionären Elemente, die die Gefahr eines Bürgerkriegs heraufbeschwören, bestrafen, um den Frieden im Land zu gewährleisten ;

Landesverräter bestrafen, gegen die zum Feind übergelaufenen Offiziere Straffeldzüge unternehmen und japanische Spione bestrafen ;

den reaktionären Geheimdienst, der das Volk unterdrückt, restlos auflösen, all seiner Agententätigkeit ein Ende setzen und die Konzentrationslager auflösen;

alle reaktionären Gesetze und Verordnungen, die gegen die Rede-, Presse-, Versammlungs-, Vereinigungs-, Gedanken- und Glaubensfreiheit, gegen die Freiheit der Person gerichtet sind, aufheben, um dem Volk alle seine Freiheitsrechte zu gewährleisten;

den legalen Status aller demokratischen Parteien und Gruppen anerkennen;

alle patriotischen politischen Häftlinge freilassen;

alle Truppen, die die befreiten Gebiete Chinas umzingeln und angreifen, zurückziehen und an der Front gegen die japanischen Aggressoren einsetzen;

alle gegen die japanischen Aggressoren kämpfenden Streitkräfte und die vom Volk gewählten Machtorgane in den befreiten Gebieten Chinas anerkennen;

die befreiten Gebiete und ihre Streitkräfte festigen und erweitern, alle verlorenen Gebiete zurückgewinnen;

der Bevölkerung der japanisch besetzten Gebiete bei der Organisierung von Untergrundtruppen für bewaffnete Aufstände Hilfe leisten;

dem chinesischen Volk erlauben, sich zur Verteidigung von Heim und Herd und seines Vaterlands zu bewaffnen;

die unmittelbar dem Kuomintang-Oberkommando unterstellten Streitkräfte, die ständig Niederlagen erleiden, das Volk unterdrücken und Truppen verdrängen, die nicht derselben Clique angehören, politisch und militärisch umformen und die für die Niederlagen - verbunden mit einer Massenflucht - verantwortlichen Befehlshaber bestrafen;

das System der Militärdienstpflicht und die Lebensbedingungen der Offiziere und Soldaten verbessern;

den Familienangehörigen der Widerstandskämpfer eine Vorzugsbehandlung zukommen lassen, damit die an der Front stehenden Offiziere und Soldaten unbeschwert Krieg führen können;

die Familien von Gefallenen und die Kriegsversehrten bevorzugt versorgen; den demobilisierten Soldaten helfen, Fragen ihres Lebensunterhalts und ihrer Arbeit zu lösen;

die Rüstungsindustrie im Interesse der Kriegführung entwickeln;

die Waffen und Geldmittel, die von den alliierten Mächten zur Verfügung gestellt werden, gerecht unter alle im Widerstandskrieg kämpfenden Armeen aufteilen;

korrupte Beamte bestrafen und eine Regierung sauberen Stils verwirklichen ;

die materielle Lage der mittleren und unteren Staatsangestellten verbessern ;

dem chinesischen Volk demokratische Rechte geben;

das Bao-Djia-System5, das der Unterdrückung des Volkes dient, abschaffen;

Kriegsflüchtlingen und Opfern von Naturkatastrophen Nothilfe leisten ;

beträchtliche Geldmittel als Hilfsfonds bereitstellen, um der Bevölkerung, die unter der feindlichen Besatzung gelitten hat, nach der Rückgewinnung der besetzten Gebiete weitgehende Hilfe zu leisten ;

alle drückenden Steuern und Abgaben aufheben, eine einheitliche Progressivsteuer einführen;

im Dorf Reformen durchführen, Pacht- und Darlehenszinsen senken, das bäuerliche Recht auf Pachtung in gebührender Weise gewährleisten, den armen Bauern Kredite mit niedrigem Zinssatz gewähren und den Bauern helfen, sich zu organisieren, um so die Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion zu fördern;

das bürokratische Kapital verbieten;

die gegenwärtige Politik der Wirtschaftskontrolle aufheben; der ins Uferlose gehenden Inflation und Preissteigerung Einhalt gebieten ;

die private Industrie fördern, ihr bei Kreditaufnahme, bei Einkauf von Rohstoffen und bei Absatz von Erzeugnissen Erleichterungen gewähren;

die Lebensbedingungen der Arbeiter verbessern, die Arbeitslosen unterstützen und den Arbeitern helfen, sich zu organisieren, um die Entwicklung der industriellen Produktion zu fördern;

in der Volksbildung das vom Kuomintang-Geist durchdrungene Bildungssystem6 liquidieren und eine nationale, wissenschaftliche und Massenkultur und -bildung entwickeln;

den Lehrern und Angestellten der Lehranstalten ihren Lebensunterhalt und ihre akademische Freiheit gewährleisten;

die Interessen der Jugend, der Frauen und der Kinder schützen, den ihrer Ausbildungsmöglichkeit beraubten Jugendlichen Hilfe erweisen, den Jugendlichen und Frauen helfen, sich zu organisieren, damit sie gleichberechtigt an allen Tätigkeiten teilnehmen können, die für den Widerstandskrieg und den sozialen Fortschritt von Nutzen sind; die Freiheit der Eheschließung sowie die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gewährleisten und den Jugendlichen und Kindern eine nützliche Bildung ermöglichen;

die Stellung der nationalen Minderheiten im Land verbessern; allen nationalen Minderheiten das Recht auf nationale Autonomie gewähren;

die Interessen der Auslandschinesen schützen, die Heimgekehrten unter ihnen unterstützen;

Ausländern, die vor der Unterdrückung durch die japanischen Aggressoren nach China geflüchtet sind, Schutz gewähren und sie in ihrem Kampf gegen die japanischen Aggressoren unterstützen;

die chinesisch-sowjetischen Beziehungen verbessern, usw.

Um das alles zu verwirklichen, ist es das Wichtigste, unverzüglich die Einparteiendiktatur der Kuomintang zu beseitigen und eine demokratische provisorische zentrale Koalitionsregierung zu bilden, die die Unterstützung des ganzen Landes genießt und in der alle antijapanischen Parteien und Gruppen sowie parteilosen Persönlichkeiten vertreten sind. Ohne diese Voraussetzung ist es unmöglich, einigermaßen ernsthafte Reformen auch in den von der Kuomintang beherrschten Gebieten, also im gesamtnationalen Maßstab durchzuführen.

Diese Forderungen - das ist die Stimme der breiten Massen des chinesischen Volkes, das ist auch die Stimme der breiten demokratischen Öffentlichkeit in den alliierten Staaten.

Ein zwischen allen antijapanischen demokratischen Parteien und Gruppen vereinbartes konkretes Minimalprogramm ist unbedingt notwendig, und wir sind bereit, mit ihnen auf der Basis des dargelegten Programms zu beraten. Die verschiedenen Parteien können verschiedene Forderungen haben, aber sie müssen sich über ein gemeinsames Programm einigen.

Was die Kuomintang-Gebiete betrifft, so ist dieses Programm vorläufig lediglich ein Programm, für dessen Verwirklichung noch gekämpft wird; für die von Japanern besetzten Gebiete ist es ein Programm, das mit Ausnahme des einen Punktes über die Organisierung von Untergrundtruppen für bewaffnete Aufstände erst nach der Rückgewinnung dieser Gebiete verwirklicht werden kann; in den befreiten Gebieten ist es ein Programm, das bereits seit langem durchgeführt wird und auch weiterhin durchgeführt werden soll.

Die gegenwärtigen Forderungen oder das konkrete Programm des chinesischen Volkes, das ich umrissen habe, enthalten viele wichtige Fragen der Kriegs- und Nachkriegsperiode, die einer weiteren Klärung bedürfen. Bei der nachfolgenden Klärung dieser Fragen werden wir an einigen falschen Ansichten der herrschenden Hauptclique der Kuomintang Kritik üben und gleichzeitig auch einige von anderen Leuten aufgeworfene Fragen beantworten.

1. Die japanischen Aggressoren vollständig vernichten und keinen Kompromiß auf halbem Weg zulassen.

Auf der Konferenz in Kairo7 wurde ganz richtig beschlossen, daß die japanischen Aggressoren zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen werden müßten. Nun aber sind die japanischen Eindringlinge hinter den Kulissen am Werk für einen Kompromißfrieden, während die projapanischen Elemente in der Kuomintang-Regierung über die Marionettenregierung in Nanking mit geheimen japanischen Emissären die Köpfe zusammenstecken, und dem ist kein Einhalt geboten worden. Deshalb ist die Gefahr eines Kompromisses auf halbem Weg noch nicht ganz vorüber. Es ist sehr gut, daß auf der Konferenz in Kairo ferner beschlossen wurde, China die vier nordöstlichen Provinzen, Taiwan und die Penghu-Inselgruppe zurückzugeben. In Anbetracht der gegenwärtigen Politik der Kuomintang-Regierung ist jedoch kein Verlaß darauf, daß sie den ganzen Weg bis zum Yalu-Fluß durchkämpfen und alle unsere verlorenen Gebiete zurückerobern würde. Was soll das chinesische Volk unter diesen Umständen tun? Es soll von der Kuomintang-Regierung fordern, daß die japanischen Aggressoren vollständig vernichtet werden; sie darf keinen Kompromiß auf halbem Weg eingehen. Alle Intrigen, die einen solchen Kompromiß zum Ziel haben, sind unverzüglich zu unterbinden. Das chinesische Volk muß die Kuomintang-Regierung auffordern, ihre gegenwärtige Politik des passiven Widerstands gegen Japan aufzugeben und alle ihre militärischen Kräfte im aktiven Kampf gegen Japan einzusetzen. Das chinesische Volk muß seine eigenen Streitkräfte - die Achte Route-Armee, die Neue Vierte Armee und andere bewaffnete Kräfte des Volkes - verstärken und überall dort, wo der Feind eingedrungen ist, aus eigener Initiative die antijapanischen bewaffneten Kräfte auf breiter Basis entfalten und sich bereithalten, in unmittelbarem Zusammenwirken mit den alliierten Mächten zu kämpfen und alle verlorenen Gebiete zurückzugewinnen; es darf sich unter keinen Umständen ausschließlich auf die Kuomintang verlassen. Es ist das heilige Recht des chinesischen Volkes, die japanischen Aggressoren niederzuschlagen. Wenn die Reaktionäre versuchen, ihm dieses heilige Recht zu nehmen; seine antijapanischen Aktionen zu unterdrücken oder seine antijapanischen Kräfte zu untergraben, dann muß das chinesische Volk, wenn alle Mittel der Überzeugung erschöpft sind, zur Selbstverteidigung greifen und entschlossen zurückschlagen. Denn eine solche reaktionäre Tätigkeit der chinesischen Reaktionäre, die einen Verrat an den nationalen Interessen bedeutet, kann nur den japanischen Aggressoren helfen.

2. Die Einparteiendiktatur der Kuomintang abschaffen und eine demokratische Koalitionsregierung bilden.

Zur vollständigen Vernichtung der japanischen Aggressoren sind demokratische Reformen im ganzen Land erforderlich. Aber das ist ohne Abschaffung der Einparteiendiktatur der Kuomintang und ohne Bildung einer demokratischen Koalitionsregierung unmöglich.

Die Einparteiendiktatur der Kuomintang ist faktisch die Diktatur der volksfeindlichen Clique in der Kuomintang. Sie hintertreibt die nationale Einheit, verschuldet im Widerstandskrieg die Niederlagen an der Kuomintang-Front und ist das Haupthindernis für die Mobilisierung und Vereinigung der antijapanischen Kräfte des chinesischen Volkes. Durch die bitteren Erfahrungen der acht Jahre Widerstandskrieg hat das chinesische Volk das Teuflische dieser Diktatur völlig erkannt und fordert daher ganz selbstverständlich ihre sofortige Abschaffung. Diese volksfeindliche Diktatur ist auch die Brutstätte eines Bürgerkriegs. Wenn man sie nicht unverzüglich aus dem Weg räumt, werden die Schrecken eines Bürgerkriegs wieder über uns kommen.

Der Ruf des chinesischen Volkes nach Abschaffung dieser volksfeindlichen Diktatur ist so weitreichend und weithallend, daß sich selbst die Kuomintang-Führung genötigt sah, öffentlich einer "vorfristigen Beendigung der politischen Vormundschaft" zuzustimmen. Daran erkennt man, wie unpopulär bereits diese "politische Vormundschaft" oder "Einparteiendiktatur" geworden ist und wie sehr sie an Ansehen verloren hat. In China wagt keiner mehr zu behaupten, die "politische Vormundschaft" oder die "Einparteiendiktatur" sei irgendwie gut und sollte nicht abgeschafft oder "beendet" werden. Das zeugt von einer großen Änderung der gegenwärtigen Lage in China.

Es ist ganz bestimmt und ohne jeden Zweifel, daß die "politische Vormundschaft" "beendet" werden muß. Aber die Meinungen über das "Wie" gehen auseinander. Die einen sagen: Man muß sie unverzüglich beenden und eine provisorische demokratische Koalitionsregierung bilden. Die anderen sagen: Man muß sich gedulden, wir werden die "Nationalversammlung" einberufen und dann die "Macht dem Volk zurückgeben", aber unter keinen Umständen einer Koalitionsregierung.

Was soll das bedeuten?

Es bedeutet, daß es zwei Verfahrensweisen gibt - eine aufrichtige und eine unaufrichtige.

Zunächst die aufrichtige: unverzüglich die Abschaffung der Einparteiendiktatur der Kuomintang verkünden, eine provisorische zentrale Regierung bilden, bestehend aus Vertretern der Kuomintang, der Kommunistischen Partei, der Demokratischen Liga und parteilosen Persönlichkeiten, und ein demokratisches Regierungsprogramm veröffentlichen, wie es die dargelegten gegenwärtigen Forderungen des chinesischen Volkes sind, um die nationale Einheit wiederherzustellen und die japanischen Aggressoren niederzuschlagen. Zur Erörterung dieser Fragen ist es notwendig, eine Konferenz am runden Tisch mit Vertretern der verschiedenen Parteien, Gruppen und parteilosen Persönlichkeiten einzuberufen, um zu einem Übereinkommen zu gelangen und dann dementsprechend die Sache in Angriff zu nehmen. Das ist der Kurs auf Zusammenschluß, der vom chinesischen Volk entschieden unterstützt wird.

Die zweite Verfahrensweise ist unaufrichtig: die Forderungen der breiten Volksmassen und aller demokratischen Parteien und Gruppen mißachten, willkürlich und eigenmächtig eine durch die volksfeindliche Clique innerhalb der Kuomintang arrangierte sogenannte Nationalversammlung einberufen, die eine sogenannte Verfassung annehmen soll, welche faktisch die Diktatur dieser Clique aufrechterhalten würde und gegen die Demokratie gerichtet wäre, und auf diese Weise die unrechtmäßige sogenannte Nationalregierung in die Toga der Rechtmäßigkeit hüllen, eine Regierung, die nur von wenigen Dutzenden Kuomintang-Leuten hinter geschlossenen Türen eingesetzt wurde, sich nicht im geringsten auf den Willen des Volkes stützt und dem Volk mit Gewalt aufgehalst worden ist; mit solchen Gebärden die "Rückgabe der Macht an das Volk" vortäuschen, faktisch aber derselben volksfeindlichen Clique innerhalb der Kuomintang die "Macht zurückgeben". Wer aber nicht damit einverstanden ist, wird als Saboteur der "Demokratie" und der "Einheit" hingestellt, was als "Grund" benutzt werden soll, einen Straffeldzug gegen ihn zu verkünden. Das ist der Kurs auf Spaltung, der vom chinesischen Volk entschieden bekämpft wird.

Die Maßnahmen, die unsere volksfeindlichen Recken gemäß diesem Spalterkurs treffen wollen, drohen sie selbst in den Abgrund zu stürzen. Sie sind dabei, sich um den eigenen Hals eine Schlinge zu legen, und zwar so, daß sie niemals mehr abgestreift werden kann, und diese Schlinge heißt "Nationalversammlung". Sie beabsichtigen, sich der "Nationalversammlung" als eines Zaubermittels zu bedienen, erstens, um die Bildung einer Koalitionsregierung zu verhindern, zweitens, um das diktatorische Regime aufrechtzuerhalten, und drittens, um die Rechtfertigung für einen Bürgerkrieg zu finden. Doch die Logik der Geschichte verläuft entgegen ihren Vorstellungen, und "der Stein, den sie erhoben haben, fällt auf ihre eigenen Füße". Heute weiß doch bereits jedermann, daß die Menschen in den Kuomintang-Gebieten keine Freiheit besitzen; die Bevölkerung in den von den Japanern besetzten Gebieten kann nicht an den Wahlen teilnehmen, während die befreiten Gebiete Chinas, wo das Volk die Freiheit erlangt hat, von der Kuomintang-Regierung nicht anerkannt werden. Wo sollen unter solchen Umständen die nationalen Vertreter, wo soll die "Nationalversammlung" herkommen? Die "Nationalversammlung", um deren Einberufung so viel Aufhebens gemacht wird, ist die gleiche "Nationalversammlung", wie sie die diktatorische Regierung der Kuomintang vor acht Jahren, noch in der Periode des Bürgerkriegs, eigenmächtig zurechtgebastelt hat. Wenn eine derartige Versammlung einberufen werden sollte, wird sich die ganze Nation unweigerlich dagegen erheben. Es sei gestattet zu fragen: Wie wollen sich dann unsere volksfeindlichen Recken aus der Affäre ziehen? Alles in allem - kommt diese Pseudo-Nationalversammlung tatsächlich zustande, werden diese Recken sich selbst damit in den Abgrund stoßen.

Um mit der Einparteiendiktatur der Kuomintang Schluß zu machen, schlagen wir Kommunisten folgende zwei Maßnahmen vor: erstens, in der gegenwärtigen Phase eine provisorische Koalitionsregierung durch gemeinsame Vereinbarung zwischen den Vertretern aller Parteien, Gruppen und parteilosen Persönlichkeiten zu bilden; zweitens, in der nächsten Phase durch freie und unbehinderte Wahlen eine Nationalversammlung einzuberufen und eine reguläre Koalitionsregierung zu bilden. Zusammengefaßt - in beiden Fällen muß es eine Koalitionsregierung sein, in der die Vertreter aller Klassen und Parteien, die eine Beteiligung wünschen, vereinigt sind, um auf der Grundlage eines demokratischen gemeinsamen Programms heute gegen die japanischen Aggressoren und morgen für den Aufbau des Landes zu kämpfen.

Unabhängig davon, was die Kuomintang-Leute oder sonstige Parteien und Gruppen oder Einzelpersonen darüber denken, ob sie es wollen oder nicht, ob sie sich dessen bewußt sind oder nicht, kann China nur diesen Weg gehen. Das ist eine Gesetzmäßigkeit der Geschichte, das ist eine notwendige und unvermeidliche Entwicklungstendenz, die keine Macht ändern kann.

Zu dieser Frage und zu allen anderen Fragen, welche die demokratischen Reformen betreffen, erklären wir Kommunisten: Wie halsstarrig auch die Kuomintang-Führung immer noch an ihrer falschen Politik festhält und Verhandlungen nur als ein Mittel benutzt, um Zeit zu gewinnen und die öffentliche Meinung zu besänftigen wir sind bereit, mit ihr wieder Verhandlungen aufzunehmen, sobald sie bereit ist, ihre gegenwärtige falsche Politik aufzugeben und den demokratischen Reformen zuzustimmen. Den Verhandlungen muß jedoch der allgemeine Kurs auf den Widerstand gegen Japan, auf den Zusammenschluß und auf die Demokratie zugrunde gelegt werden. Wir werden auf keinen Fall auf irgendwelche sogenannten Maßnahmen, Pläne oder nichtssagenden Redensarten eingehen, die von diesem allgemeinen Kurs abweichen, wie schön sie auch klingen mögen.

3. Freiheit für das Volk.

Gegenwärtig ist der Kampf des chinesischen Volkes um seine Freiheit vor allem und in der Hauptsache gegen die japanischen Aggressoren gerichtet. Doch die Kuomintang-Regierung beraubt das Volk seiner Freiheit und bindet ihm Hände und Füße, so daß es nicht gegen die japanischen Aggressoren kämpfen kann. Solange dieses Problem nicht gelöst ist, wird es unmöglich sein, alle antijapanischen Kräfte im Landesmaßstab zu mobilisieren und zu vereinigen. Gerade um das Volk von den ihm angelegten Fesseln zu befreien und ihm die Freiheit zu gewährleisten für den Widerstand gegen Japan, für den Zusammenschluß und für Demokratie, haben wir in unserem Programm Forderungen gestellt wie Abschaffung der Einparteiendiktatur, Bildung einer Koalitionsregierung, Auflösung des Geheimdienstes, Aufhebung der Gesetze und Verordnungen, welche die Freiheit unterdrücken, Bestrafung von Landesverrätern, Spionen, projapanischen Elementen, Faschisten und korrupten Beamten, Freilassung der politischen Häftlinge, Anerkennung des legalen Status aller demokratischen Parteien und Gruppen, Zurückziehung der Truppen, welche die befreiten Gebiete umzingeln und angreifen, Anerkennung der befreiten Gebiete, Abschaffung des Bao-Djia-Systems und viele andere Forderungen, die Wirtschaft, Kultur und Massenbewegung betreffen.

Die Freiheit wird vom Volk selbst erkämpft, sie wird nicht als Gnadengeschenk von irgend jemandem gegeben. Die Bevölkerung der befreiten Gebiete Chinas hat bereits die Freiheit erkämpft, die Bevölkerung in den anderen Gebieten kann und muß ebenfalls die Freiheit erkämpfen. Je mehr Freiheit das chinesische Volk erkämpft, je mächtiger seine organisierten demokratischen Kräfte sind, desto größer ist die Möglichkeit, eine einheitliche provisorische Koalitionsregierung zu bilden. Sobald eine solche Regierung gebildet ist, wird sie ihrerseits dem Volk volle Freiheit gewähren und dadurch ihre Basis festigen. Nur dann wird es möglich sein, nach Niederschlagung der japanischen Aggressoren freie und unbehinderte Wahlen im ganzen Land durchzuführen, eine demokratische Nationalversammlung zu schaffen und eine einheitliche, reguläre Koalitionsregierung zu bilden. Besitzt das Volk keine Freiheit, dann kann es keine wirklich vom Volk gewählte Nationalversammlung, kann es auch keine wirklich vom Volk gewählte Regierung geben. Ist das nicht völlig klar?

Die Freiheit der Rede, der Presse, der Versammlung und der Vereinigung, Gedanken- und Glaubensfreiheit sowie die Freiheit der Person sind für das Volk die wichtigsten Freiheiten. In China sind nur in den befreiten Gebieten diese Freiheiten voll und ganz gegeben.

Dr. Sun Yat-sen sagte 1926 - kurz vor seinem Tode - in seinem Testament:

Ich habe meine Kräfte vierzig Jahre lang der nationalen Revolution gewidmet, um Freiheit und Gleichheit für China zu erringen. Auf Grund vierzigjähriger Erfahrung bin ich zu der festen Überzeugung gekommen, daß wir, um dieses Ziel zu erreichen, die Volksmassen wecken und uns zum gemeinsamen Kampf mit jenen Nationen der Welt verbünden müssen, die uns als gleichberechtigt behandeln.

Die unwürdigen Nachfolger Dr. Sun Yat-sens, die an ihm Verrat geübt haben, unterdrücken die Volksmassen, anstatt sie zu wecken; sie haben die Volksmassen ganz und gar ihrer Freiheitsrechte wie der Freiheit der Rede, der Presse, der Versammlung und der Vereinigung, der Gedanken- und Glaubensfreiheit sowie der Freiheit der Person beraubt, während sie die Kommunistische Partei, die Achte Route-Armee, die Neue Vierte Armee und die befreiten Gebiete - sie alle wecken wirklich die Volksmassen und verteidigen wirklich deren Freiheitsrechte - als "Verräterpartei", "Verräterarmeen" und "Verrätergebiete" bezeichnen. Wir hoffen, daß die Zeit, da die Tatsachen auf den Kopf gestellt werden, möglichst rasch vorbei sein wird. Wenn das noch länger so weitergehen sollte, wird das chinesische Volk bald alle Geduld verlieren.

4. Die Einheit des Volkes.

Um die japanischen Aggressoren zu vernichten, einen Bürgerkrieg abzuwenden und ein neues China aufzubauen, ist es notwendig, das gespaltene China in ein geeintes China zu verwandeln. Das ist die historische Aufgabe des chinesischen Volkes.

Aber wie ist die Einheit zu erreichen? Durch Despotie eines Diktators oder durch Demokratie des Volkes? Seit der Zeit von Yüan Schi-kai[4] legten die Militärmachthaber des Nordens Nachdruck auf Einigung durch Despotie. Was aber kam dabei heraus? Entgegen ihren Absichten erreichten diese Militärmachthaber anstelle einer Einigung nur die Spaltung und purzelten schließlich selbst von ihrem Thron herunter. Die volksfeindliche Clique der Kuomintang, die den ausgetretenen Pfad Yüan Schi-kais ging und die Einheit durch Despotie anstrebte, führte volle zehn Jahre Bürgerkrieg, mit dem Resultat, daß die japanischen Aggressoren in das Land einfielen, während sich diese Clique selbst auf dem Ome-Berg8 verbarg. Jetzt macht sie schon wieder marktschreierisch von der Bergspitze herab Reklame für ihre Theorie der Einigung durch Despotie. An wen richtet sich ihr Geschrei? Wird auch nur ein einziger patriotisch gesinnter, ehrlicher Chinese auf sie hören? Nachdem das Volk sechzehn Jahre Herrschaft von Militärmachthabern des Nordens und achtzehn Jahre Kuomintang-Diktatur durchgemacht hat, besitzt es reichlich Erfahrung und Scharfblick. Es will die demokratische Einigung durch die Volksmassen und keine despotische Einigung durch einen Diktator. Wir Kommunisten haben bereits im Jahre 1936 den Kurs der antijapanischen nationalen Einheitsfront vorgeschlagen und haben seitdem keinen einzigen Tag den Kampf darum unterbrochen. Im Jahre 1939, als die Kuomintang die reaktionären "Maßnahmen zur Einschränkung der Tätigkeit fremder Parteien" durchführte und dadurch die Gefahr der Kapitulation, der Spaltung und des Rückschritts heraufbeschwor, als sie ihre Theorie von der despotischen Einigung hinausschrie, erklärten wir wiederum: Es muß eine Einigung sein, die nicht auf die Kapitulation, sondern auf den Widerstandskrieg, nicht auf die Spaltung, sondern auf den Zusammenschluß, nicht auf den Rückschritt, sondern auf den Fortschritt basiert ist. Nur eine solche Einheit ist die wahre Einheit, jede andere Einheit ist eine Pseudo-Einheit.9 Seitdem sind weitere sechs Jahre vergangen, aber das Problem ist das gleiche geblieben.

Ist eine Einheit überhaupt möglich, wenn das Volk keine Freiheit und keine Demokratie besitzt? Sobald es beides hat, wird die Einheit erreicht sein. Die Bewegung des chinesischen Volkes für Freiheit und Demokratie sowie für eine Koalitionsregierung ist gleichzeitig eine Bewegung für die Einheit. Wenn wir in unserem konkreten Programm eine Reihe Forderungen nach Freiheit und Demokratie sowie die Forderung nach einer Koalitionsregierung erheben, haben wir damit auch die Einheit zum Ziel. Es sagt einem einfach schon der gesunde Menschenverstand: Ohne die Diktatur der volksfeindlichen Clique in der Kuomintang zu beseitigen und eine demokratische Koalitionsregierung zu bilden, wird es nicht nur unmöglich sein, irgendwelche demokratischen Reformen in den Kuomintang-Gebieten durchzuführen oder dort Armee und Bevölkerung zur Niederschlagung der japanischen Aggressoren zu mobilisieren, sondern es wird auch das Unheil eines Bürgerkriegs folgen. Weshalb fordern denn so viele Demokraten mit oder ohne Parteizugehörigkeit, einschließlich vieler von der Kuomintang, einmütig die Bildung einer Koalitionsregierung? Gerade weil sie sich über die gegenwärtige Krise im klaren sind und begreifen, daß es keinen anderen Weg gibt, sie zu überwinden sowie den Zusammenschluß zum Kampf gegen den Feind und zum Aufbau des Landes zu erreichen.

5. Die Armee des Volkes.

Ohne eine Armee, die den Standpunkt des Volkes vertritt, ist es für das chinesische Volk unmöglich, Freiheit und Einheit zu gewinnen, eine Koalitionsregierung zu bilden, die japanischen Aggressoren endgültig niederzuschlagen und ein neues China aufzubauen. Gegenwärtig sind nur die zahlenmäßig nicht sehr starken Streitkräfte der befreiten Gebiete, die Achte Route-Armee und die Neue Vierte Armee, die einzigen Streitkräfte, die konsequent auf diesem Standpunkt stehen. Das genügt bei weitem nicht. Die volksfeindliche Clique in der Kuomintang zermartert sich jedoch den Kopf darüber, wie sie die Armeen der befreiten Gebiete unterminieren und vernichten kann. Im Jahre I944 legte die Kuomintang-Regierung ein sogenanntes Memorandum vor, in dem gefordert wurde, daß die Kommunistische Partei vier Fünftel aller Truppen der befreiten Gebiete "innerhalb einer festgesetzten Frist auflösen" sollte. Im Jahre 1946, und zwar während der jüngsten Verhandlungen, verlangte sie sogar von der Kommunistischen Partei die Übergabe aller Truppen der befreiten Gebiete, mit dem Versprechen, danach der Kommunistischen Partei "den legalen Status" zu gewähren.

Diese Leute sagen den Kommunisten: "Gebt eure Truppen ab, und wir werden euch Freiheit gewähren." Nach dieser Theorie müßten Parteien und Gruppen ohne bewaffnete Kräfte schon Freiheit genießen. Die Kommunistische Partei Chinas jedoch hatte in den Jahren 1924 bis 1927 nur eine kleine bewaffnete Truppe, aber kaum hatte die Kuomintang-Regierung die Politik der "Parteisäuberung" und der blutigen Gemetzel eingeschlagen, als von der Freiheit auch nicht die Spur blieb. Gegenwärtig haben die Demokratische Liga Chinas und die Demokraten in der Kuomintang keine Truppen - sie alle haben zur gleichen Zeit auch keine Freiheit. Seit nunmehr achtzehn Jahren haben die Arbeiter, Bauern, Studenten und alle den Fortschritt wünschenden Menschen in den kulturellen, pädagogischen und industriellen Kreisen unter der Herrschaft der Kuomintang-Regierung keine Truppen - sie alle haben zur gleichen Zeit auch keine Freiheit. Verweigert man all diesen demokratischen Parteien und Gruppen sowie Bevölkerungskreisen die Freiheit etwa aus dem Grund, daß sie irgendeine Armee aufgestellt, ein "feudales Separatregime" errichtet, "Verrätergebiete" geschaffen und gegen "Regierungsanordnungen und militärische Befehle" verstoßen haben? Keineswegs. Im Gegenteil, sie werden gerade deshalb ihrer Freiheit beraubt, weil sie das alles nicht getan haben.

"Die Armee gehört dem Staat" - das ist völlig richtig, und es gibt in der ganzen Welt keine Armee, die nicht einem Staat gehörte. Aber was für einem Staat soll sie denn gehören: einem Staat der feudalfaschistischen Diktatur der großen Grundherren, der Großbankiers und der Großkompradoren oder einem neudemokratischen Staat der breiten Volksmassen? Die einzige Staatsform, die China einführen muß, ist ein neudemokratischer Staat, und auf dieser Grundlage muß es eine neudemokratische Koalitionsregierung bilden. Einer solchen Regierung eines derartigen Staates müssen alle Truppen Chinas gehören, damit sie die Freiheit des Volkes schützen und wirksam gegen die ausländischen Aggressoren kämpfen können. Sobald in China eine neudemokratische Koalitionsregierung geschaffen ist, werden ihr die Truppen der befreiten Gebiete unverzüglich übergeben. Aber gleichzeitig sind ihr auch sämtliche Kuomintang-Truppen zu übergeben.

Im Jahre 1924 sagte Dr. Sun Yat-sen: "Der heutige Tag soll den Beginn einer neuen Epoche in der nationalen Revolution markieren . . . Der erste Schritt ist die Verbindung der bewaffneten Kräfte mit dem Volk, der zweite Schritt ihre Verwandlung in bewaffnete Kräfte des Volkes."10 Die Achte Route-Armee und die Neue Vierte Armee siegen gerade deshalb, weil sie diesen Kurs eingehalten haben und zu "bewaffneten Kräften des Volkes", das heißt zu einer Armee des Volkes, geworden sind. Die Kuomintang-Truppen haben im ersten Stadium des Nordfeldzugs den "ersten Schritt", von dem Dr. Sun Yat-sen sprach, getan und haben deshalb gesiegt. Seit dem späteren Stadium des Nordfeldzugs bis auf den heutigen Tag haben sie sogar diesen "ersten Schritt" aufgegeben und einen volksfeindlichen Standpunkt eingenommen, deshalb verkommen und degenerieren sie von Tag zu Tag mehr; während sie "Meister des Bürgerkriegs" sind, können sie nichts anderes sein als Laien im Kampf gegen den äußeren Feind. Alle patriotisch gesinnten, ehrlichen Offiziere der Kuomintang-Truppen sollen sich dafür einsetzen, den Geist Dr. Sun Yat-sens zu neuem Leben zu erwecken und ihre Truppen umzugestalten.

Bei der Umgestaltung der alten Armeen muß man allen jenen Offizieren, die umerzogen werden können, eine angemessene Erziehung geben und ihnen helfen, sich von ihrer überholten Anschauung freizumachen und sich eine richtige Anschauung anzueignen, damit sie bleiben und in der Armee des Volkes dienen können.

Für die Schaffung einer Armee des chinesischen Volkes zu kämpfen, das ist die Pflicht des ganzen Volkes. Gibt es keine Volksarmee, dann gibt es nichts für das Volk. In dieser Frage darf man sich unter keinen Umständen mit leerem Geschwätz begnügen.

Wir Kommunisten sind bereit, die Sache der Umgestaltung der chinesischen Armee zu unterstützen. Die Achte Route-Armee und die Neue Vierte Armee müssen alle Armeen, die zum Zusammenschluß mit dem Volk und zum Kampf gegen die japanischen Aggressoren bereit sind und keinen Kampf gegen die befreiten Gebiete Chinas führen, als befreundete Truppen ansehen und ihnen angemessenen Beistand leisten.

6. Die Agrarfrage.

Zur Vernichtung der japanischen Aggressoren und zum Aufbau eines neuen China ist es notwendig, das System des Bodenbesitzes zu reformieren und die Bauern zu befreien. Die Losung Dr. Sun Yat-sens "Jedem Pflüger sein Feld!" ist eine richtige Losung für die gegenwärtige Periode der Revolution, die ihrem Charakter nach eine bürgerlichdemokratische Revolution ist.

Weshalb bezeichnen wir die Revolution in der gegenwärtigen Periode als eine ihrem Charakter nach bürgerlich-demokratische Revolution? Damit meinen wir, daß diese Revolution nicht gegen die Bourgeoisie im allgemeinen, sondern gegen die ausländische und die feudale Unterdrückung gerichtet ist. Die Maßnahmen dieser Revolution sind im allgemeinen nicht auf die Abschaffung des Privateigentums, sondern auf seinen Schutz gerichtet. Infolge dieser Revolution wird der Arbeiterklasse die Möglichkeit gegeben, Kräfte zu sammeln und dadurch China in die Richtung des Sozialismus zu lenken; doch eine ziemlich lange Periode hindurch wird es dem Kapitalismus noch möglich sein, sich in angemessenem Umfang zu entwickeln. Die Losung "Jedem Pflüger sein Feld!" bedeutet die Übergabe des Grund und Bodens aus den Händen der feudalen Ausbeuter in die Hände der Bauern und die Umwandlung des Privateigentums der feudalen Grundherren in das Privateigentum der Bauern, um die Bauern aus den feudalen Bodenverhältnissen zu befreien und damit die Umwandlung eines Agrarlands in einen Industriestaat zu ermöglichen. Deshalb hat die Losung "Jedem Pflüger sein Feld!" bürgerlich-demokratischen und nicht proletarisch-sozialistischen Charakter; es ist das die Losung aller revolutionären Demokraten und nicht nur unsere Losung, die Losung der Kommunisten. Der Unterschied besteht lediglich darin; daß unter den Bedingungen Chinas nur wir Kommunisten diese Losung besonders ernst nehmen, daß wir sie nicht nur im Mund führen, sondern auch in die Tat umsetzen. Wer sind die revolutionär-demokratischen Kräfte? Außer dem Proletariat, der konsequentesten revolutionär-demokratischen Kraft, stellt die Bauernschaft die zahlenmäßig größte revolutionär-demokratische Kraft dar. Die überwiegende Mehrheit der Bauern, das heißt alle Bauern mit Ausnahme der Großbauern, denen noch der feudale Schwanz anhängt, fordern mit Nachdruck, daß jeder Pflüger sein Feld haben müsse. Das städtische Kleinbürgertum ist gleichfalls eine revolutionär-demokratische Kraft. Für es ist die Verwirklichung dieser Losung günstig, weil dadurch die Entwicklung der Produktivkräfte in der Landwirtschaft gewährleistet wird. Die nationale Bourgeoisie ist eine schwankende Klasse. Sie braucht Märkte, und deshalb ist sie mit der Losung "Jedem Pflüger sein Feld!" ebenfalls einverstanden. Da sie aber in ihrer Mehrheit mit dem Grundbesitz verbunden ist, schrecken viele aus dieser Klasse vor dieser Losung zurück. Sun Yat-sen war der erste revolutionäre Demokrat in China; als Vertreter der revolutionären Kräfte der nationalen Bourgeoisie sowie des städtischen Kleinbürgertums und der Bauernschaft führte er eine bewaffnete Revolution durch und stellte die Losungen "Ausgleich der Bodenrechte" und "Jedem Pflüger sein Feld!" auf. Aber als er an der Macht war, ergriff er leider nie die Initiative zu Reformen des Agrarsystems. Seitdem die volksfeindliche Clique in der Kuomintang zur Macht kam, hat sie dieser Losung Sun Yat-sen völlig den Rücken gewandt. Es ist gerade diese volksfeindliche Clique, die sich heute hartnäckig gegen die Verwirklichung der Losung "Jedem Pflüger sein Feld!" stemmt, denn sie repräsentiert die Schichten der großen Grundherren, Großbankiers und Großkompradoren. In China gibt es keine Partei, die ausschließlich die Interessen der Bauern vertritt. Die Parteien der nationalen Bourgeoisie haben kein konsequentes Agrarprogramm. Deshalb ist es einzig und allein die Kommunistische Partei Chinas, die ein konsequentes Agrarprogramm ausgearbeitet hat und es durchführt, die ernsthaft für die Interessen der Bauernschaft kämpft und dadurch die breiteste Masse der Bauern als ihren großen Verbündeten für sich gewonnen hat - sie ist zur Führerin der Bauern und aller anderen revolutionär-demokratischen Kräfte geworden.

In den Jahren 1927 bis 1936 führte die Kommunistische Partei Chinas verschiedene Maßnahmen für eine gründliche Reform des Agrarsystems durch und setzte die Losung Dr. Sun Yat-sens "Jedem Pflüger sein Feld!" in die Tat um. Und es war genau die volksfeindliche Clique in der Kuomintang, diese Bande sämtlicher unwürdigen Nachfolger Sun Yat-sens, die zähnefletschend und prankenschlagend auf die Bildfläche trat und einen zehnjährigen Krieg gegen das Volk, d. h. gegen die Verwirklichung der Losung "Jedem Pflüger sein Feld!" führte.

In der Periode des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression machte die Kommunistische Partei Chinas ein großes Zugeständnis, indem sie die Richtlinie "Jedem Pflüger sein Feld!" durch die Politik der Herabsetzung von Pacht- und Darlehenszinsen ersetzte. Dieses Zugeständnis war richtig; es trug dazu bei, die Kuomintang zur Teilnahme am Widerstandskrieg gegen Japan zu treiben, und schwächte ferner den Widerstand der Grundherren in den befreiten Gebieten gegen die Mobilisierung der Bauern für diesen Krieg. Wenn keine besonderen Hindernisse auftauchen, sind wir bereit, diese Politik auch in der Nachkriegsperiode fortzusetzen. Wir werden zunächst die Herabsetzung von Pacht- und Darlehenszinsen im ganzen Land durchführen und später durch geeignete Maßnahmen schrittweise erreichen, daß jeder Pflüger sein Feld erhält.

Jedoch diejenigen, die Dr. Sun Yat-sen verraten haben, sind nicht nur dagegen, daß jeder Pflüger sein Feld erhält, sondern sie sträuben sich sogar gegen die Herabsetzung von Pacht- und Darlehenszinsen. Die Kuomintang-Regierung hält sich nicht an das Gesetz über die "25 prozentige Herabsetzung der Pachtzinsen" und dergleichen Verordnungen, die sie selbst erlassen hat. Solche Gesetze befolgen nur wir in den befreiten Gebieten, und eben darin wird ein Verbrechen erblickt, dem zufolge die befreiten Gebiete als "Verrätergebiete" beschimpft werden.

In der Periode des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression kam die sogenannte Theorie von den zwei Stadien der Revolution auf: einem Stadium der nationalen Revolution und einem anderen der Revolution für Demokratie und Volkswohl. Diese Theorie ist falsch.

Da wir einem mächtigen Feind gegenüberstehen, sollten wir die Fragen über demokratische Reformen und Verbesserung des Volkswohls nicht aufwerfen, damit sollten wir lieber warten, bis die Japaner abgezogen sind - das ist die absurde Theorie der volksfeindlichen Clique in der Kuomintang; der Sinn liegt darin, daß dieser Clique der vollständige Sieg im Widerstandskrieg unerwünscht ist. Dennoch plappern manche Leute solchen Unsinn nach und segeln in ihrem Kielwasser.

Da wir einem mächtigen Feind gegenüberstehen, müssen wir die Probleme der Demokratie und des Volkswohls lösen, sonst ist es unmöglich, antijapanische Stützpunktgebiete zu schaffen und dem Angriff der japanischen Eindringlinge zu widerstehen - das ist die Einstellung der Kommunistischen Partei Chinas, nach der sie bereits mit ausgezeichneten Ergebnissen gehandelt hat.

In der Periode des Widerstandskriegs dienen die Herabsetzung von Pacht- und Darlehenszinsen sowie alle übrigen demokratischen Reformen dem Kampf gegen die japanischen Aggressoren. Um den Widerstand der Grundherren gegen diesen Krieg zu schwächen, werden lediglich Pacht- und Darlehenszinsen gesenkt, ihr Eigentumsrecht an Grund und Boden wird aber nicht aufgehoben; daneben wird die Übertragung der Vermögenswerte der Grundherren in die Industrie gefördert, während aufgeklärte Schenschi zusammen mit Vertretern der anderen Bevölkerungsschichten zur Teilnahme an der antijapanischen Tätigkeit im öffentlichen Leben und in den Machtorganen herangezogen werden. Die Großbauern werden zur Entwicklung der Produktion ermuntert. Das alles ist in der Linie des entschlossenen Kampfes für die demokratischen Reformen im Dorf enthalten und ist absolut notwendig.

Es gibt also zwei Linien: Entweder man widersetzt sich stur den Bestrebungen der chinesischen Bauern, die Probleme der Demokratie und des Volkswohls zu lösen, wodurch man korrupt und ohnmächtig wird und völlig unfähig, gegen Japan zu kämpfen; oder man unterstützt entschlossen die chinesischen Bauern in ihren eben erwähnten Bestrebungen und gewinnt für sich den größten, 80 Prozent der gesamten Bevölkerung umfassenden Bundesgenossen, wodurch man mächtige Kampfkräfte schmieden kann. Die erste Linie ist die der Kuomintang-Regierung; die zweite - die Linie der befreiten Gebiete Chinas.

Zwischen diesen beiden Linien zu schwanken - in Worten die Bauernschaft zu unterstützen, in Taten aber die Politik der Herabsetzung von Pacht- und Darlehenszinsen, der Bewaffnung der Bauern und der Errichtung einer demokratischen Macht im Dorf nicht entschieden zu befolgen - ist die Linie der Opportunisten.

Die volksfeindliche Clique in der Kuomintang hat all ihre Kräfte mobilisiert und schnellt gegen die Kommunistische Partei Chinas allerlei giftige Pfeile ab: offene und versteckte, militärische und politische, blutige und unblutige. Der Streit zwischen den beiden Parteien ist in gesellschaftlicher Hinsicht dem Wesen nach ein Streit um die Verhältnisse im Dorf. Wodurch haben wir uns denn letzten Endes den Zorn der volksfeindlichen Clique in der Kuomintang zugezogen? Etwa nicht durch unsere Haltung gerade in dieser Frage? Begünstigen und fördern die japanischen Aggressoren etwa nicht gerade deswegen die volksfeindliche Clique in der Kuomintang, weil sie ihnen in dieser Frage große Dienste geleistet hat? Die Beschuldigung, "die Kommunistische Partei hintertreibt den Widerstandskrieg und gefährdet den Staat", die Bezeichnungen "Verräterpartei", "Verräterarmee", "Verrätergebiete", die Beschuldigung "Nichtbefolgung von Regierungsanordnungen und militärischen Befehlen" - ist das alles etwa nicht deswegen fabriziert worden, weil die Kommunistische Partei Chinas gerade in dieser Frage ein verantwortungsvolles Werk im wirklichen Interesse der Nation vollbracht hat?

Die Bauern - sie sind es, von denen die chinesischen Arbeiter abstammen. In Zukunft werden noch Dutzende von Millionen Bauern in die Städte, in die Fabriken ziehen. Wenn China eine mächtige nationale Industrie und viele moderne Großstädte aufbauen will, wird es einen langen Prozeß der Umwandlung von Landbevölkerung in Stadtbevölkerung erleben müssen.

Die Bauern - sie sind die Hauptfigur auf dem Markt der chinesischen Industrie. Nur sie vermögen die reichlichsten Mengen an Lebensmitteln und Rohstoffen zu liefern und Industriewaren in größten Mengen aufzunehmen.

Die Bauern - sie sind die Quelle der chinesischen Armee. Die Soldaten sind Bauern in Uniform, die Todfeinde der japanischen Aggressoren.

Die Bauern - sie sind die Hauptkraft im Kampf für die Demokratie Chinas im gegenwärtigen Stadium. Die chinesischen Demokraten werden nichts erreichen, wenn sie sich nicht auf die Hilfe der 360 Millionen zählenden Bauernmassen stützen.

Die Bauern - sie sind das Hauptobjekt der Kulturbewegung Chinas im gegenwärtigen Stadium. Sind nicht größtenteils alle Reden über Beseitigung des Analphabetentums, über Einführung einer allgemeinen Volksbildung, über die Literatur und Kunst für die Massen, über das Volksgesundheitswesen leeres Geschwätz, solange die 360 Millionen Bauern ausgeschlossen bleiben?

Wenn ich dies sage, bedeutet das keineswegs, daß ich die wichtige Rolle der übrigen 90-Millionen-Bevölkerung in Politik, Wirtschaft und Kultur außer acht lasse, am wenigsten die Rolle der Arbeiterklasse, die politisch die bewußteste Klasse und kraft dessen dazu berufen ist, die gesamte revolutionäre Bewegung zu führen. Darüber sollte es kein Mißverständnis geben.

Das alles zu verstehen ist nicht nur für die chinesischen Kommunisten, sondern auch für alle Demokraten absolut notwendig.

Sobald Reformen im Agrarsystem durchgeführt werden, und sei es auch nur der erste Schritt - z. B. Herabsetzung von Pacht- und Darlehenszinsen -, wird das Interesse der Bauern an der Produktion steigen. Wenn man dann den Bauern hilft, sich nach dem Prinzip der Freiwilligkeit Schritt für Schritt in landwirtschaftlichen Produktions- und sonstigen Genossenschaften zu organisieren, werden die Produktivkräfte wachsen. Vorläufig können diese landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften nur kollektive Arbeitsorganisationen der gegenseitigen Hilfe sein, die auf der bäuerlichen Einzelwirtschaft (auf dem Privateigentum der Bauern) basieren, wie beispielsweise Arbeitsaustauschbrigaden und -gruppen sowie Gruppen der gegenseitigen Hilfe; aber selbst das ergibt bereits ein erstaunliches Wachstum an Arbeitsproduktivität und an Erträgen. In den befreiten Gebieten Chinas hat dieses System bereits breite Anwendung gefunden, und von nun an muß es mit allen Kräften weiter verbreitet werden.

Hier muß man darauf hinweisen, daß es solche genossenschaftlichen Organisationen in der Art der Arbeitsaustauschbrigaden unter den Bauern auch früher gegeben hat, doch damals waren sie nur ein Mittel, zu dem die Bauern Zuflucht nahmen, um sich ihr elendes Leben zu erleichtern. Heute sind die Arbeitsaustauschbrigaden in den befreiten Gebieten Chinas sowohl der Form als auch dem Inhalt nach andere geworden; sie sind jetzt ein Mittel der Bauernmassen in ihrem Kampf für die Entwicklung der Produktion und für ein besseres Leben.

Die Frage, welche Rolle die Politik und die Praxis dieser oder jener politischen Partei Chinas im Leben des chinesischen Volkes spielt, ob eine positive oder negative, eine große oder kleine, wird letzten Endes dadurch bestimmt, ob und inwieweit die Politik und die Praxis der betreffenden Partei die Entwicklung der Produktivkräfte des chinesischen Volkes fördern, ob sie die Produktivkräfte fesseln oder freimachen. Nur die Vernichtung der japanischen Aggressoren, die Durchführung der Bodenreform, die Befreiung der Bauernschaft, die Entwicklung einer modernen Industrie, der Aufbau eines unabhängigen, freien, demokratischen, geeinten, reichen und mächtigen neuen China - nur die Verwirklichung all dessen kann die gesellschaftlichen Produktivkräfte in China freimachen und wird die Billigung des chinesischen Volkes finden.

Man muß ferner darauf hinweisen, daß es für Intellektuelle, die aus der Stadt zur Arbeit ins Dorf kommen, nicht leicht ist, die Besonderheit des heutigen Dorfes zu verstehen, daß dort nämlich die zersplitterte und rückständige Einzelwirtschaft vorläufig die Grundlage darstellt; in den befreiten Gebieten ist außerdem noch eine Besonderheit zu beachten: Diese Gebiete sind vorläufig noch durch den Feind voneinander getrennt und leben unter den Bedingungen des Partisanenkriegs. Gerade weil sie diese Besonderheiten nicht verstehen, gehen solche Intellektuellen oft unpassend vom Standpunkt ihrer Lebensweise und Arbeit in der Stadt an die Probleme des Dorfes und an die Arbeit im Dorf heran. Deshalb halten sie sich von der Wirklichkeit des Dorfes fern und können nicht mit den Bauern verschmelzen. Solche Erscheinungen muß man durch Erziehungsarbeit überwinden.

Die breite Masse der revolutionären Intellektuellen Chinas muß die Notwendigkeit einsehen, sich eng mit den Bauern zu verbinden. Die Bauern brauchen sie und erwarten ihre Hilfe. Sie müssen voller Enthusiasmus aufs Land gehen, die Kleidung eines Intellektuellen ablegen, grobes Bauernzeug anziehen, es sich nicht verdrießen lassen, mit irgendwelchen unscheinbaren Kleinarbeiten zu beginnen; sie müssen dort die Forderungen der Bauern kennenlernen, zum Wachstum ihres politischen Bewußtseins beitragen, ihnen helfen, sich zu organisieren, um für die Erfüllung einer der wichtigsten Aufgaben der chinesischen demokratischen Revolution - die Durchführung der demokratischen Revolution auf dem Lande - zu kämpfen.

Nach der Vernichtung der japanischen Aggressoren müssen die von ihnen besetzten Ländereien sowie der Bodenbesitz der Hauptlandesverräter beschlagnahmt und unter die landlosen und landarmen Bauern verteilt werden.

7. Fragen der Industrie.

Um die japanischen Aggressoren niederzuschlagen und ein neues China aufzubauen, ist es notwendig, die Industrie zu entwickeln. Aber unter der Herrschaft der Kuomintang-Regierung ist alles vom Ausland abhängig. Ihre Finanz- und Wirtschaftspolitik ist darauf abgestellt, das gesamte Wirtschaftsleben des Volkes zu untergraben. Selbst die ohnehin sehr wenigen kleinen Industriebetriebe in den von der Kuomintang beherrschten Gebieten können sich in den meisten Fällen nicht vor dem Bankrott retten. Ohne politische Reformen sind alle Produktivkräfte zum Ruin verurteilt. So ist es mit der Landwirtschaft; mit der Industrie ist das auch der Fall.

Im ganzen gesehen: Ohne ein unabhängiges, freies, demokratisches und geeintes China ist die Entwicklung der Industrie nicht möglich. Die Vernichtung der japanischen Aggressoren bedeutet - die Unabhängigkeit erstreben; die Beseitigung der Einparteiendiktatur der Kuomintang, die Bildung einer demokratischen, einheitlichen Koalitionsregierung, die Umwandlung aller Truppen des Landes in bewaffnete Kräfte des Volkes, die Durchführung der Bodenreform und die Befreiung der Bauernschaft bedeuten - um Freiheit, Demokratie und Einheit ringen. Ohne Unabhängigkeit, Freiheit, Demokratie und Einheit ist es unmöglich, eine wirklich großangelegte Industrie zu schaffen. Ohne Industrie gibt es keine sichere Landesverteidigung, keinen Wohlstand für das Volk, kein Aufblühen und keine Stärke des Landes. Die Geschichte der hundertfünf Jahre seit dem Opiumkrieg von 1840 und besonders die Geschichte der achtzehn Jahre, seitdem die Kuomintang an die Macht kam, haben dem chinesischen Volk diesen wichtigen Punkt klar vor Augen geführt. China hört nur dann auf, ein armes und schwaches Land zu sein, und wird nur dann zu einem reichen und mächtigen Land, wenn es sich aus einem kolonialen und halbkolonialen in ein unabhängiges Land, aus einem halbfeudalen in ein freies und demokratisches Land, aus einem gespaltenen in ein geeintes Land verwandelt. Wie viele Menschen haben wie viele Jahre davon geträumt, in diesem halbkolonialen, halbfeudalen gespaltenen China die Industrie zu entwickeln, die Landesverteidigung aufzubauen, dem Volk zum Wohlstand und China zum Aufblühen und zur Stärke zu verhelfen! Aber alle ihre Träume lösten sich in nichts auf. Viele wohlmeinende Pädagogen, Wissenschaftler und Studenten gingen in ihrer Arbeit oder ihrem Studium völlig auf und kümmerten sich nicht um die Politik, in dem Glauben, daß sie dem Land durch ihr Wissen dienen könnten, aber auch das erwies sich als ein bloßer Traum, der sich in nichts auflöste. Dies ist aber ein gutes Zeichen, denn die Auflösung solcher kindischen Träume ist eben der erste Schritt zu Chinas Aufblühen und Stärke. Im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression hat das chinesische Volk vieles gelernt; es hat die Notwendigkeit eingesehen, daß man nach der Niederschlagung der japanischen Aggressoren ein China der Neuen Demokratie, ein unabhängiges, freies, demokratisches, geeintes, reiches und mächtiges China aufbauen muß, wobei alle diese Bedingungen miteinander zusammenhängen und jede davon unerläßlich ist. Wenn dies wirklich der Fall ist, eröffnet sich China eine lichte Zukunft. Die Produktivkräfte des chinesischen Volkes werden erst dann befreit sein und volle Entwicklungsmöglichkeiten erhalten, wenn in ganz China die politischen Bedingungen der Neuen Demokratie erfüllt sind. Von Tag zu Tag wächst die Anzahl der Menschen, die das begreifen.

Nachdem die politischen Bedingungen der Neuen Demokratie gegeben sind, müssen das chinesische Volk und seine Regierung wirksame Maßnahmen ergreifen, um über mehrere Jahre hinaus Schritt für Schritt die Schwer- und die Leichtindustrie aufzubauen und China aus einem Agrar- in ein Industrieland zu verwandeln. Der neudemokratische Staat kann nicht gefestigt werden, wenn er nicht eine solide Wirtschaft zur Grundlage hat - eine fortschrittliche, weit höher entwickelte Landwirtschaft, als sie heute ist, und eine großangelegte Industrie, welche in der gesamten Volkswirtschaft eine absolut dominierende Stellung einnimmt, mit entsprechend entwickeltem Verkehrswesen, Handel und Finanzwesen. Wir Kommunisten sind bereit, gemeinsam mit allen demokratischen Parteien und Gruppen sowie mit allen Unternehmerkreisen des Landes für dieses Ziel zu kämpfen. Die chinesische Arbeiterklasse wird bei der Erfüllung dieser Aufgabe eine große Rolle spielen.

Schon mit dem ersten Weltkrieg trat die chinesische Arbeiterklasse als eine bewußte Kraft auf und kämpfte seither ständig für die Unabhängigkeit und Befreiung Chinas. Im Jahre 1921 wurde ihre Avantgarde, die Kommunistische Partei Chinas, geboren, und der Befreiungskampf in China ging von nun an in ein neues Stadium über. Im Verlauf von drei Perioden, dem Nordfeldzug, dem Agrarrevolutionären Krieg und dem Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression, haben die chinesische Arbeiterklasse und die Kommunistische Partei Chinas kolossale Anstrengungen für die Sache der Befreiung des chinesischen Volkes gemacht und dazu einen äußerst wertvollen Beitrag geleistet. Die chinesische Arbeiterklasse wird eine außerordentlich große Rolle im Kampf für die endgültige Niederschlagung der japanischen Aggressoren und besonders im Kampf für die Rückgewinnung der Großstädte und der wichtigsten Verkehrslinien spielen. Man kann voraussagen, daß nach Beendigung des Widerstandskriegs die Anstrengungen der chinesischen Arbeiterklasse und damit ihr Beitrag noch größer sein werden. Die Aufgabe der chinesischen Arbeiterklasse ist nicht nur der Kampf für die Schaffung eines neudemokratischen Staates, sondern auch der Kampf für die Industrialisierung Chinas und für die Modernisierung seiner Landwirtschaft.

Unter dem neudemokratischen Staatssystem wird eine Politik der Regelung der Verhältnisse zwischen Arbeit und Kapital betrieben werden. Auf der einen Seite schützt man die Interessen der Arbeiter - es wird je nach den Umständen der Acht- bis Zehnstundentag eingeführt und für eine angemessene Arbeitslosenunterstützung und Sozialversicherung gesorgt, und es werden die Rechte der Gewerkschaften bewahrt. Auf der anderen Seite garantiert man einen rechtmäßigen Gewinn aus der vernünftigen Bewirtschaftung staatlicher, privater und genossenschaftlicher Unternehmen. Das alles soll bewirken, daß sich sowohl der staatliche als auch der private Sektor und sowohl Arbeit als auch Kapital gemeinsam um die Entwicklung der Industrieproduktion bemühen.

Nach der Niederschlagung der japanischen Aggressoren müssen die Betriebe und das Eigentum der japanischen Aggressoren und der Hauptlandesverräter beschlagnahmt und der Verfügung der Regierung unterstellt werden.

8. Fragen der Kultur, des Bildungswesens und der Intelligenz.

Das durch ausländische und feudale Unterdrückung über das chinesische Volk hereingebrochene Unheil hat auch seine nationale Kultur in Mitleidenschaft gezogen. Besonders schwer leiden die kulturellen und Bildungsinstitutionen, die für den Fortschritt von Bedeutung sind, sowie die fortschrittlichen Kulturschaffenden und Pädagogen. Um die ausländische und die feudale Unterdrückung hinwegzufegen, um einen neudemokratischen Staat aufzubauen, bedarf es einer großen Anzahl von volksverbundenen Pädagogen, Lehrern, Wissenschaftlern, Ingenieuren, Technikern, Ärzten, Journalisten, Schriftstellern, Literatur- und Kunstschaffenden sowie einfachen Mitarbeitern auf kulturellem Gebiet. Sie müssen von dem Geist durchdrungen sein, dem Volk zu dienen, und harte Arbeit leisten. Alle Intellektuellen, die durch ihren Dienst am Volk anerkennenswerte Leistungen erzielt haben, müssen geachtet und als wertvoller Schatz für Staat und Gesellschaft betrachtet werden. Das Problem der Intelligenz ist in China von besonderer Bedeutung, weil das Land durch ausländische und feudale Unterdrückung kulturell rückständig ist und weil die Intellektuellen für den Volksbefreiungskampf in China dringend gebraucht werden. Im Volksbefreiungskampf der letzten fünfzig Jahre, besonders seit der Bewegung des 4. Mai und in den acht Jahren des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression hat die breite Masse der revolutionären Intellektuellen bei der Befreiung des chinesischen Volkes eine bedeutende Rolle gespielt. Im weiteren Kampf wird sie eine noch bedeutendere Rolle spielen. Die Regierung des Volkes muß daher nunmehr planmäßig aus den breiten Volksmassen intellektuelle Kader für alle Arbeitsbereiche heranbilden und dafür sorgen, sich mit allen gegenwärtig vorhandenen Intellektuellen, die dem Volk nützen, zusammenzuschließen und sie umzuerziehen.

Die Liquidierung des Analphabetentums bei 8o Prozent der Bevölkerung ist eine wichtige Aufgabe des neuen China.

Es sind angemessene und entschiedene Maßnahmen zu ergreifen, um die sklavische, feudalistische, faschistische Kultur und Bildung auszuschalten.

Es sind energisch alle vorbeugenden Maßnahmen sowie Maßnahmen zur ärztlichen Behandlung der Bevölkerung zu ergreifen und die medizinische Betreuung und das Gesundheitswesen des Volkes zu erweitern.

Den Mitarbeitern auf dem Gebiet der Kultur und auf dem Gebiet des Volksbildungswesens sowie den Ärzten - alle drei vom alten Typus - muß durch angemessene Methoden eine Umerziehung gewährt werden, damit sie nach Aneignung neuer Anschauungen und Arbeitsmethoden dem Volk dienen.

Die Volkskultur und die Volksbildung Chinas müssen ihrer Zielsetzung nach neudemokratisch sein; mit anderen Worten, China muß eine eigene nationale, wissenschaftliche neue Kultur und Volksbildung der Volksmassen aufbauen.

Was die Kultur des Auslands betrifft, wäre es eine falsche Politik, sie in Bausch und Bogen abzulehnen. Wir müssen möglichst von ihr alles das in uns aufnehmen, was an ihr fortschrittlich ist, und das Aufgenommene für die Entwicklung einer neuen chinesischen Kultur auswerten. Aber es wäre auch eine falsche Politik, sie blindlings zu kopieren. Man muß, von den praktischen Bedürfnissen des chinesischen Volkes ausgehend, die ausländische Kultur kritisch übernehmen. Die in der Sowjetunion geschaffene neue Kultur muß uns als Vorbild beim Aufbau einer Kultur des Volkes dienen. Was die chinesische Kultur der alten Zeit betrifft, so darf auch diese weder in Bausch und Bogen abgelehnt noch blindlings kopiert werden. Man muß sie sich im Interesse der Förderung einer neuen chinesischen Kultur kritisch aneignen.

9. Die Frage der nationalen Minderheiten.

Die volksfeindliche Clique in der Kuomintang bestreitet, daß es in China zahlreiche Nationalitäten gibt, und bezeichnet alle nationalen Minderheiten, die neben den Han in China leben, als "Zweigsippen"11. Den nationalen Minderheiten gegenüber betreibt sie eine reaktionäre Politik, die gänzlich von der Regierung der Tjing-Dynastie und von der Regierung der nördlichen Militärmachthaber als Erbe übernommen wurde: Sie unterdrückt und beutet die nationalen Minderheiten auf jede nur mögliche Art und Weise aus. Ganz klare Beweise dafür sind das Blutbad, das im Jahre 1943 unter der mongolischen Bevölkerung des Ikhdschao-Bundes angerichtet wurde, die bewaffnete Unterdrückung der nationalen Minderheiten in Sinkiang seit 1944 bis auf den heutigen Tag und die Massaker gegen die Hui in Kansu während der letzten Jahre. Das sind Beispiele falscher Gesinnung und Politik des Groß-Han-Chauvinismus gegenüber den nationalen Minderheiten.

Dr. Sun Yat-sen schrieb im Jahre 1924. im Manifest des 1. Nationalkongresses der Kuomintang: "Das Kuomintang-Prinzip des Nationalismus hat zweierlei Bedeutung: erstens die Selbstbefreiung der chinesischen Nation und zweitens die Gleichberechtigung aller Nationalitäten in China." "Die Kuomintang erklärt feierlich, daß sie allen Nationalitäten in China das Selbstbestimmungsrecht zuerkennt und daß nach dem Sieg der Revolution, die gegen die Imperialisten und Militärmachthaber gerichtet ist, eine freie, einheitliche (auf der Grundlage des freiwilligen Bündnisses aller Nationalitäten gebildete) Republik China geschaffen wird."

Die Kommunistische Partei Chinas ist mit dieser Nationalitätenpolitik Dr. Sun Yat-sens voll und ganz einverstanden. Die Kommunisten müssen die breiten Volksmassen der nationalen Minderheiten im Kampf um die Verwirklichung dieser Politik aktiv unterstützen. Sie müssen ihnen, einschließlich ihrer mit den Massen verbundenen Führer, Hilfe erweisen im Kampf um ihre politische, wirtschaftliche und kulturelle Befreiung und Entwicklung sowie bei der Aufstellung ihrer eigenen Truppen, welche die Interessen der Massen schützen sollten. Ihre Sprache, ihre Schrift, ihre Sitten und Gebräuche sowie ihr religiöser Glaube müssen geachtet werden.

Die Haltung, die das Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia und die befreiten Gebiete Nordchinas seit Jahren gegenüber den Mongolen und den Hui einnehmen, ist korrekt, und die Arbeit, die dort in dieser Hinsicht geleistet wurde, war erfolgreich.

10. Fragen der Außenpolitik.

Die Kommunistische Partei Chinas billigt die Atlantikcharta und die Beschlüsse der internationalen Konferenzen von Moskau, Kairo, Teheran und der Krim12, weil all diese Beschlüsse zur Niederschlagung der faschistischen Aggressoren sowie zur Aufrechterhaltung des Weltfriedens beitragen.

Das Grundprinzip der Außenpolitik der Kommunistischen Partei Chinas besteht darin, daß China auf der Basis der völligen Niederwerfung der japanischen Aggressoren, der Aufrechterhaltung des Weltfriedens; der gegenseitigen Achtung der nationalen Unabhängigkeit und Gleichberechtigung und der Förderung der gemeinsamen Interessen und der Freundschaft der Staaten und Völker diplomatische Beziehungen zu allen Ländern aufnehmen und festigen und alle Fragen der gegenseitigen Beziehungen, wie zum Beispiel die Koordinierung der militärischen Operationen, Friedenskonferenzen, Handelsverkehr und Kapitalanlagen, lösen soll.

Die Kommunistische Partei Chinas ist mit den Vorschlägen der Konferenz von Dumbarton Oaks und mit den Beschlüssen der Krimkonferenz über die Bildung einer Organisation zur Gewährleistung des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit nach dem Krieg voll und ganz einverstanden. Sie begrüßt die Konferenz der Vereinten Nationen in San Francisco. Sie hat ihren eigenen Vertreter als Mitglied der chinesischen Delegation zu dieser Konferenz entsandt, um den Willen des chinesischen Volkes zum Ausdruck zu bringen.13

Wir sind der Meinung, daß die Kuomintang-Regierung ihre feindselige Haltung gegenüber der Sowjetunion aufgeben und die chinesisch-sowjetischen Beziehungen unverzüglich verbessern muß. Die Sowjetunion hat als erster Staat auf die ungleichen Verträge verzichtet und mit China neue Verträge auf der Basis der Gleichberechtigung abgeschlossen. zur Zeit des 1. Nationalkongresses der Kuomintang, der von Dr. Sun Yat-sen im Jahre 1924 einberufen wurde, und später beim Nordfeldzug war die Sowjetunion der einzige Staat, der den Befreiungskrieg Chinas unterstützte. Als im Jahre 1937 der Widerstandskrieg gegen Japan begann, kam die Sowjetunion wiederum als erster Staat China in seinem Kampf gegen die japanischen Aggressoren zu Hilfe. Das chinesische Volk ist der Sowjetregierung und dem Sowjetvolk für diese Hilfe dankbar. Wir sind der Meinung, daß die endgültige und vollständige Lösung der Probleme im Pazifik-Raum ohne die Beteiligung der Sowjetunion unmöglich ist.

Wir fordern, daß die Regierungen der alliierten Mächte, vor allem die Regierungen der USA und Großbritanniens, der Stimme der breitesten Volksmassen Chinas ernsthaft Gehör schenken und nicht der Freundschaft mit dem chinesischen Volk schaden durch eine Außenpolitik, die dem Willen des chinesischen Volkes zuwiderläuft. Wir sind der Meinung, daß jede ausländische Regierung einen äußerst schweren Fehler begeht, wenn sie die chinesischen Reaktionäre unterstützt und sich der demokratischen Sache des chinesischen Volkes widersetzt.

Das chinesische Volk begrüßt die Erklärung einer Reihe ausländischer Regierungen über den Verzicht auf die ungleichen Verträge mit China und begrüßt ihre Maßnahmen zum Abschluß neuer Verträge auf der Basis der Gleichberechtigung mit unserem Land. Wir sind jedoch der Meinung, daß der Abschluß solcher Verträge an sich noch nicht bedeutet, China habe in der Tat bereits wahre Gleichberechtigung erlangt. Die wirkliche, die wahre Gleichberechtigung kann nicht einfach aus den Händen ausländischer Regierungen empfangen werden; das chinesische Volk muß sie sich vor allem durch die eigenen Anstrengungen erkämpfen, und diese Anstrengungen müssen darauf gerichtet sein, China in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht zu einem neudemokratischen Staat aufzubauen; andernfalls wird es nur eine formale und keine tatsächliche Unabhängigkeit und Gleichberechtigung sein. Mit anderen Worten, bei einer Politik, wie sie jetzt von der Kuomintang-Regierung betrieben wird, kann China niemals wahre Unabhängigkeit und Gleichberechtigung erlangen.

Wir sind der Meinung, daß es nach Niederschlagung der japanischen Aggressoren und nach ihrer bedingungslosen Kapitulation notwendig sein wird, zur vollständigen Ausrottung des japanischen Faschismus und Militarismus - mit ihren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Wurzeln - allen demokratischen Kräften des japanischen Volkes zu helfen, seine eigene demokratische Ordnung zu errichten. Solange das japanische Volk keine demokratische Ordnung hat, ist es unmöglich, den japanischen Faschismus und Militarismus völlig zu vernichten und den Frieden im Pazifik-Raum zu sichern.

Wir halten den Beschluß der Kairo-Konferenz hinsichtlich der Unabhängigkeit Koreas für richtig. Das chinesische Volk muß dem koreanischen Volk helfen, sich zu befreien.

Wir hoffen, daß Indien unabhängig wird, denn ein unabhängiges und demokratisches Indien ist nicht nur für das indische Volk selbst, sondern auch für den Weltfrieden notwendig.

Was die Länder in Südostasien - Burma, Malaga, Indonesien, Vietnam und die Philippinen - betrifft, so hoffen wir, daß nach der Niederwerfung der japanischen Aggressoren die Völker dieser Länder das Recht erlangen können, sich eine unabhängige und demokratische Staatsordnung zu schaffen. Thailand muß wie die faschistischen Satellitenstaaten in Europa behandelt werden.

Das ist im wesentlichen alles, was unser konkretes Programm betrifft.

Ich wiederhole: Kein einziger Punkt dieses konkreten Programms kann erfolgreich für ganz China durchgeführt werden ohne eine demokratische Koalitionsregierung, die vom ganzen Volk unterstützt wird.

In den vierundzwanzig Jahren des Kampfes für die Sache der Befreiung des chinesischen Volkes hat sich die Kommunistische Partei Chinas eine solche Position erkämpft, daß diejenigen - ganz gleich, um welche politische Partei oder gesellschaftliche Gruppe es sich handelt, ob Chinesen oder Ausländer - einen schweren Fehler begehen und unweigerlich einen Mißerfolg erleiden würden, die den Ansichten der Kommunistischen Partei Chinas in Fragen, die China betreffen, keine Beachtung schenkten. Es gab und es gibt auch heute noch Menschen, die versuchen, ihre eigenen Ansichten eigenmächtig durchzusetzen, ohne auf unsere Meinung zu achten, aber sie sind schließlich alle in einer Sackgasse gelandet. Wie erklärt sich das? Das erklärt sich ausschließlich dadurch, daß unsere Ansichten den Interessen der breitesten Massen des chinesischen Volkes entsprechen. Die Kommunistische Partei Chinas ist der treueste Wortführer des chinesischen Volkes, und wer die Kommunistische Partei Chinas nicht respektiert, der respektiert in Wirklichkeit nicht die breitesten Volksmassen Chinas und ist zum Scheitern verurteilt.

AUFGABEN IN DEN GEBIETEN DER KUOMINTANG-HERRSCHAFT

Ich habe nun das allgemeine und das konkrete Programm unserer Partei ausführlich dargelegt. Zweifellos werden diese Programme in ganz China durchgeführt werden; die gesamte internationale und innenpolitische Lage eröffnet dem chinesischen Volk die Aussicht darauf. Da aber die Zustände in den Kuomintang-Gebieten, in den vom Feind besetzten Gebieten und in den befreiten Gebieten gegenwärtig jeweils verschieden sind, müssen wir bei der Verwirklichung dieser Programme in den dreierlei Gebieten unterschiedlich vorgehen. Verschiedene Bedingungen rufen verschiedene Aufgaben hervor. Einige dieser Aufgaben habe ich bereits erwähnt, andere müssen noch erläutert werden.

In den Kuomintang-Gebieten hat das Volk nicht die Freiheit, sich patriotisch zu betätigen, und die demokratische Bewegung wird als gesetzwidrig angesehen; trotzdem entwickelt sich dort immer mehr aktive Tätigkeit in den verschiedensten Schichten, in einer ganzen Reihe demokratischer Parteien und Gruppen sowie bei vielen Demokraten. Die Demokratische Liga Chinas hat im Januar dieses Jahres eine Deklaration veröffentlicht, in der gefordert wird, mit der Einparteiendiktatur der Kuomintang Schluß zu machen und eine Koalitionsregierung zu bilden. Mit ähnlichen Deklarationen sind auch zahlreiche andere Gesellschaftskreise hervorgetreten. Auch innerhalb der Kuomintang bringen viele Leute immer stärker Zweifel an der Politik ihrer leitenden Organe und Unzufriedenheit mit dieser Politik zum Ausdruck, werden sich der Gefahr der Isolierung ihrer Partei von den breiten Massen des Volkes immer klarer bewußt und fordern zeitgemäße demokratische Reformen. In Tschungking und an anderen Orten entwickelt sich die demokratische Bewegung unter den Arbeitern, Bauern, Kulturschaffenden, Studierenden, Lehrkräften, unter den Frauen, Industriellen und Geschäftsleuten, Staatsangestellten und sogar unter einem Teil des Militärs. All das kündigt an, daß sich die demokratischen Bewegungen aller unterdrückten Schichten allmählich zu einem gemeinsamen Strom vereinigen werden, der ein und demselben Ziel zustrebt. Eine Schwäche der gegenwärtigen Bewegung besteht darin, daß die Grundschichten der Gesellschaft sich noch nicht in umfangreichem Maß daran beteiligen, daß sich die außerordentlich wichtigen Kräfte - die Bauern, Arbeiter, Soldaten, die unteren Staatsangestellten und Lehrer, die alle unter unsagbaren Entbehrungen leiden - noch nicht organisiert haben. Eine andere Schwäche dieser Bewegung besteht darin, daß unter den daran beteiligten Demokraten viele sich über den Grundkurs, nämlich auf der Grundlage demokratischer Prinzipien den Kampf um die Veränderung der bestehenden Lage zu entfesseln, noch nicht im klaren sind und deshalb zaudernd an ihn herangehen. Doch die objektive Lage zwingt alle unterdrückten Schichten, Parteien und gesellschaftlichen Gruppen, allmählich zu erwachen und sich zusammenzuschließen. Keinerlei Druckmittel der Kuomintang-Regierung vermag die Entwicklung dieser Bewegung aufzuhalten.

Alle unterdrückten Schichten, Parteien und Gruppen in den Kuomintang-Gebieten müssen ihre demokratische Bewegung weitgehend entwickeln und allmählich ihre verstreuten Kräfte zum Kampf für die nationale Einheit, für die Bildung einer Koalitionsregierung, für die Niederschlagung der japanischen Aggressoren und für den Aufbau eines neuen China vereinigen. Die Kommunistische Partei Chinas und die Bevölkerung der befreiten Gebiete müssen ihnen jede nur mögliche Hilfe geben.

In den Kuomintang-Gebieten müssen die Kommunisten die Politik der breiten antijapanischen nationalen Einheitsfront fortsetzen. Im Kampf für die Verwirklichung des gemeinsamen Zieles müssen wir mit jedem zusammenarbeiten, der heute nicht gegen uns ist, auch wenn er es gestern noch war.

AUFGABEN IN DEN VOM FEIND BESETZTEN GEBIETEN

In den vom Feind besetzten Gebieten müssen die Kommunisten alle gegen Japan kämpfenden Menschen aufrufen, sich dem Beispiel der Patrioten Frankreichs und Italiens folgend in verschiedenen Organisationen zu organisieren und Untergrundtruppen zu schaffen, um den bewaffneten Aufstand vorzubereiten und, sobald der rechte Augenblick kommt, von innen her in Koordination mit den von außen angreifenden Truppen die japanischen Aggressoren zu vernichten. Infolge der Greueltaten, Plünderungen, Vergewaltigungen und Demütigungen, welche die japanischen Aggressoren und ihre getreuen Lakaien an unseren Brüdern und Schwestern in den besetzten Gebieten verüben, sind alle Chinesen von flammender Wut gepackt. Die Stunde der Abrechnung ist nicht mehr fern. Durch die Siege an der europäischen Front sowie die Siege der Achten Route-Armee und der Neuen Vierten Armee ist die antijapanische Stimmung der Volksmassen in den vom Feind besetzten Gebieten außerordentlich gewachsen. Sie haben das dringende Bedürfnis, sich zu organisieren, um so schnell wie möglich die Befreiung zu erlangen. Deshalb müssen wir der Arbeit in den vom Feind besetzten Gebieten das gleiche Gewicht beimessen wie der Arbeit in den befreiten Gebieten. In die besetzten Gebiete muß eine große Anzahl Funktionäre zur Arbeit geschickt werden. Für die Arbeit an Ort und Stelle sind Aktivisten aus der Bevölkerung dieser Gebiete massenweise auszubilden und zu befördern. Wir müssen die illegale Arbeit in den vier nordöstlichen Provinzen verstärken, die länger als jedes andere Gebiet vom Feind gehalten werden und außerdem Industriezentrum der japanischen Aggressoren und wichtiger Standort ihrer Truppen sind. Wir müssen unsere Anstrengungen für den Zusammenschluß mit den Menschen verstärken, die aus dem Nordosten in die Gebiete südlich der Großen Mauer geflüchtet sind, um uns auf die Rückgewinnung der verlorenen Territorien vorzubereiten.

In allen vom Feind besetzten Gebieten müssen die Kommunisten die Politik der breitesten antijapanischen nationalen Einheitsfront durchführen. Alle Menschen, wer es auch sei, müssen sich, soweit sie gegen die japanischen Aggressoren und gegen deren getreue Lakaien sind, zum Kampf für die Niederschlagung des gemeinsamen Feindes vereinigen.

Es ist notwendig, eine Warnung sowohl an sämtliche Marionettentruppen wie auch an die Marionettenpolizei und andere Elemente zu richten, welche alle dem Feind im Kampf gegen ihre Landsleute helfen: Sie müssen so schnell wie möglich das Verbrecherische ihres Tun und Treibens einsehen, sich rechtzeitig wandeln und ihren Landsleuten im Kampf gegen den Feind helfen, um so ihre Verbrechen zu sühnen. Andernfalls haben sie, wenn der Feind zusammengebrochen ist, vor dem Gericht der Nation keine Gnade zu erwarten.

Die Kommunisten müssen gegenüber all jenen Marionettenorganisationen, die eine breite Anhängerschaft besitzen, Überzeugungsarbeit leisten und somit diese irregeführten Massen bewegen, auf unsere Seite zum Kampf gegen den nationalen Feind überzugehen. Gleichzeitig muß man gegen die Landesverräter, die schwerste Verbrechen begangen haben und keine Reue zeigen, Beweismaterial sammeln, damit sie nach Rückgewinnung der verlorenen Territorien vor Gericht gestellt werden können.

Die reaktionären Elemente in der Kuomintang, die Landesverräter zum Kampf gegen das chinesische Volk, gegen die Kommunistische Partei Chinas, gegen die Achte Route-Armee und die Neue Vierte Armee und andere Streitkräfte des Volkes organisieren und dadurch die Interessen der Nation verraten, müssen gewarnt werden: Sie müssen ihre Verbrechen so schnell wie möglich eingestehen und Reue zeigen. Andernfalls werden sie unweigerlich nach Rückgewinnung der verlorenen Territorien samt den Landesverrätern für ihre Verbrechen bestraft werden, sie werden keinerlei Gnade finden.

AUFGABEN IN DEN BEFREITEN GEBIETEN

In den befreiten Gebieten haben wir das gesamte neudemokratische Programm unserer Partei bereits mit offensichtlichen Erfolgen durchgeführt und somit gewaltige Kräfte gegen die japanische Aggression gesammelt, die wir nunmehr in jeder Weise entwickeln und festigen müssen.

Unter den gegenwärtigen Bedingungen müssen die Truppen der befreiten Gebiete eine breite Offensive gegen all jene Gebiete unternehmen, die von den japanischen Aggressoren und Marionettentruppen besetzt sind und dem Feind abgerungen werden können, um die befreiten Gebiete zu erweitern und die vom Feind besetzten Gebiete zu verringern.

Doch gleichzeitig ist zu berücksichtigen, daß augenblicklich der Feind noch stark ist und weitere Angriffe gegen die befreiten Gebiete unternehmen kann. Die Armee und die Bevölkerung dieser Gebiete müssen jederzeit bereit sein, solche Angriffe zu zerschlagen, und all der Arbeit zur Festigung dieser Gebiete große Aufmerksamkeit schenken.

Man muß die Armee, die Partisanenabteilungen, die Volksmiliz und die Selbstschutzabteilungen der befreiten Gebiete vergrößern sowie ihre Ausbildung und Konsolidierung intensivieren und ihre Kampfkraft heben, um ausreichende Kräfte für die endgültige Niederschlagung der Aggressoren vorzubereiten.

In den befreiten Gebieten muß die Armee die Machtorgane unterstützen und sich um die Volksmassen kümmern, während die Organe der demokratischen Macht das Volk bei der Unterstützung der Armee und Vorzugsbehandlung der Familien der Widerstandskämpfer leiten müssen, um auf diese Weise die Beziehungen zwischen Armee und Volk in noch erheblicherem Maße zu verbessern.

Bei der Arbeit in den örtlichen Koalitionsmachtorganen sowie in den Massenorganisationen müssen die Kommunisten nach wie vor auf der Grundlage des neudemokratischen Programms mit allen antijapanischen Demokraten eng zusammenarbeiten.

Bei der militärischen Arbeit müssen die Kommunisten ebenfalls sowohl innerhalb als auch außerhalb der Truppen der befreiten Gebiete - mit allen antijapanischen Demokraten eng zusammenarbeiten, die mit uns zusammenzuarbeiten gewillt sind.

Um die Aktivität der Massen der Arbeiter, Bauern und anderen Werktätigen im Widerstandskrieg gegen Japan und in der Produktion zu heben, ist es notwendig, die Politik der Herabsetzung der Pacht- und Darlehenszinsen sowie der Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiter und Angestellten in vollem Umfang durchzuführen. Die Funktionäre der befreiten Gebiete müssen eifrig lernen, Wirtschaftsarbeit zu betreiben. Es gilt, alle verfügbaren Kräfte für die umfassende Entwicklung der Landwirtschaft, der Industrie und des Handels in den befreiten Gebieten zu mobilisieren, damit die Lebensbedingungen der Armee und der Bevölkerung verbessert werden. Zu diesem Zweck muß der Arbeitswettbewerb entfaltet, müssen die Helden der Arbeit und die vorbildlichen Mitarbeiter ausgezeichnet werden. Nach der Vertreibung der japanischen Aggressoren aus den Städten werden unsere Funktionäre rasch lernen müssen, sich mit Wirtschaftsarbeit in der Stadt zu beschäftigen.

Um das Bewußtsein der Volksmassen in den befreiten Gebieten, vor allem der breiten Massen der Arbeiter, Bauern und Soldaten, zu heben, sowie um zahlreiche Funktionäre heranzubilden, muß man das Kultur- und Bildungswesen in den befreiten Gebieten entwickeln. Die Kulturschaffenden und Mitarbeiter im Volksbildungswesen dieser Gebiete müssen bei der Entfaltung ihrer Arbeit Form und Inhalt entsprechend den Besonderheiten der gegenwärtigen Umstände auf dem Lande sowie den Bedürfnissen der ländlichen Bevölkerung und nach dem Prinzip der Freiwilligkeit festlegen.

Bei der Entfaltung unserer gesamten Arbeit in den befreiten Gebieten müssen wir mit den örtlichen Arbeitskräften und materiellen Hilfsquellen sehr sorgsam umgehen. Man muß überall langfristig vorausplanen und muß Mißbrauch und Verschwendung vermeiden. Das ist nicht nur für die Niederschlagung der japanischen Aggressoren notwendig, sondern auch für den Aufbau eines neuen China.

Bei der Entfaltung unserer gesamten Arbeit in den befreiten Gebieten müssen wir große Aufmerksamkeit darauf richten, der örtlichen Bevölkerung zu helfen, die Angelegenheiten dort selbst zu verwalten und unter den besten Vertretern der örtlichen Bevölkerung Funktionäre in großer Zahl heranzubilden. Funktionäre, die von außerhalb gekommen sind, werden die große Aufgabe der demokratischen Revolution im Dorf nicht erfüllen können, wenn sie nicht mit der örtlichen Bevölkerung verschmelzen, wenn sie nicht mit glühender Begeisterung und unermüdlichem Eifer sowie in einer den gegebenen Umständen entsprechenden Art und Weise den örtlichen Funktionären helfen, wenn sie nicht für diese sorgen wie für ihre eigenen Brüder und Schwestern.

Die Achte Route-Armee, die Neue Vierte Armee und die anderen Streitkräfte des Volkes müssen überall, wohin sie kommen, sofort der örtlichen Bevölkerung helfen, nicht nur eine Volksmiliz und Selbstschutzabteilungen, sondern auch örtliche Truppeneinheiten und regionale Verbände zu organisieren, die alle von Funktionären aus der örtlichen Bevölkerung geführt werden. Dann kann man reguläre Einheiten und Verbände aufstellen, an deren Führung örtliche Kader teilnehmen. Das ist eine außerordentlich wichtige Aufgabe. Erfüllt man sie nicht, dann kann man weder feste antijapanische Stützpunktgebiete errichten noch die Streitkräfte des Volkes erweitern.

Selbstverständlich muß die gesamte örtliche Bevölkerung ihrerseits die revolutionären Funktionäre und Volkstruppen, die aus anderen Gebieten eintreffen, herzlich begrüßen und unterstützen.

Der Frage der Behandlung von versteckten Saboteuren gegen die Nation müssen alle Aufmerksamkeit schenken. Man kann nämlich offene Feinde und Saboteure gegen die Nation leicht erkennen und auch leicht Maßnahmen gegen sie ergreifen; verborgene Feinde und Saboteure gegen die Nation hingegen sind schwer zu erkennen, und folglich sind auch schwer Maßnahmen gegen sie zu ergreifen. Deshalb muß man gegen die letzteren mit großem Ernst vorgehen und gleichzeitig, wenn man Maßnahmen gegen sie ergreift, sehr vorsichtig sein.

Gemäß dem Prinzip der Glaubensfreiheit sind in den befreiten Gebieten Chinas alle Religionen zugelassen. Die Volksregierung gewährt Protestanten, Katholiken, Moslems, Buddhisten und Anhängern aller anderen Religionen Schutz, solange sie die Gesetze der Volksregierung einhalten. Es steht jedem frei, an eine Religion zu glauben oder nicht; in dieser Hinsicht ist weder Zwang noch Diskriminierung zulässig.

Unser Parteitag muß der Bevölkerung aller befreiten Gebiete vorschlagen, so schnell wie möglich eine Konferenz der Volksvertreter der befreiten Gebiete Chinas14 nach Yenan einzuberufen, um zu erörtern: Wie kann man die Aktionen aller befreiten Gebiete koordinieren, wie die antijapanische Tätigkeit in diesen Gebieten verstärken; wie kann man die antijapanische demokratische Bewegung der Bevölkerung in den Kuomintang-Gebieten, die Bewegung der Volksmassen in den vom Feind besetzten Gebieten für die Schaffung von Untergrundtruppen unterstützen, wie die Einheit des ganzen Volkes und die Bildung einer Koalitionsregierung fördern. Die befreiten Gebiete Chinas sind gegenwärtig bereits zum Zentrum des Kampfes der breiten Volksmassen des ganzen Landes gegen die japanischen Aggressoren und für die Rettung des Vaterlands geworden; die breiten Volksmassen des Landes setzen ihre Hoffnungen auf uns, und wir sind verpflichtet, diese Hoffnungen zu rechtfertigen. Die Einberufung der Konferenz der Volksvertreter der befreiten Gebiete Chinas wird der Sache der nationalen Befreiung des chinesischen Volkes einen mächtigen Auftrieb geben.

V. DIE GANZE PARTEI GEEINT ZUM KAMPF FÜR DIE ERFÜLLUNG IHRER AUFGABEN!

Genossen! Wir sind uns über unsere Aufgaben und die politischen Richtlinien zu ihrer Erfüllung klargeworden. Wie haben wir nun zu arbeiten, um diese Richtlinien durchzuführen und diese Aufgaben zu erfüllen?

Die gegenwärtige internationale und innere Lage eröffnet uns und dem ganzen chinesischen Volk eine leuchtende Zukunft und schafft nie dagewesene günstige Voraussetzungen; das ist offenkundig und unterliegt keinem Zweifel. Gleichzeitig aber haben wir es nach wie vor mit ernsten Schwierigkeiten zu tun. Wer nur die Lichtseiten sieht und die Schwierigkeiten nicht wahrnimmt, der wird nicht erfolgreich für die Erfüllung der vor der Partei stehenden Aufgaben kämpfen können.

Seite an Seite mit dem chinesischen Volk hat unsere Partei in ihrer ganzen vierundzwanzigjährigen Geschichte, einschließlich der acht Jahre des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression, kolossale Kräfte für das chinesische Volk geschaffen. Die Erfolge unserer Tätigkeit sind offenkundig und nicht zu bezweifeln. Daneben aber gibt es in unserer Arbeit nach wie vor Mängel. Wer nur die Erfolge sieht, nicht aber die Mängel, der kann gleichfalls nicht erfolgreich für die Erfüllung der Aufgaben der Partei kämpfen.

Im Verlauf ihrer 24 jährigen Geschichte, seit ihrer Gründung im Jahre 1921, hat die Kommunistische Partei Chinas drei große Kämpfe erlebt: den Nordfeldzug, den Agrarrevolutionären Krieg und den heute noch andauernden Widerstandskrieg gegen Japan. Unsere Partei steht seit Anbeginn auf dem Boden der Theorie des Marxismus-Leninismus, weil sich in dieser Lehre das folgerichtigste und revolutionärste wissenschaftliche Denken des Weltproletariats kristallisiert. Sobald die allgemeingültige Wahrheit des Marxismus-Leninismus mit der konkreten Praxis der chinesischen Revolution integriert wurde, erhielt die chinesische Revolution ein völlig neues Aussehen, entstand eine ganze historische Periode, die Periode der Neuen Demokratie. Die mit der Theorie und den Ideen des Marxismus-Leninismus ausgerüstete Kommunistische Partei Chinas hat dem chinesischen Volk einen neuen Arbeitsstil gebracht, einen Arbeitsstil, der sich hauptsächlich durch die Verbindung von Theorie und Praxis, durch die engste Verbundenheit mit den Volksmassen und durch Selbstkritik auszeichnet.

Indem die allgemeingültige Wahrheit des Marxismus-Leninismus, die die Praxis des Kampfes des Weltproletariats widerspiegelt, mit der konkreten Praxis des revolutionären Kampfes des Proletariats und der breiten Volksmassen Chinas integriert wird, verwandelt sie sich in eine unfehlbare, siegbringende Waffe des chinesischen Volkes. Und das ist es gerade, was die Kommunistische Partei Chinas vollbracht hat. Wenn unsere Partei sich entwickelt und Fortschritte gemacht hat, so geschah das im Verlauf ihres beharrlichen Kampfes gegen alle Formen des Dogmatismus und Empirismus, die der Wahrheit des Marxismus Leninismus zuwiderlaufen. Der Dogmatismus, der von der konkreten Praxis losgelöst ist, und der Empirismus, der fälschlicherweise Teilerfahrungen für die allgemeingültige Wahrheit hält - diese beiden Arten opportunistischer Denkweise widersprechen dem Marxismus. Im Laufe ihres vierundzwanzig Jahre währenden Kampfes hat unsere Partei erfolgreich gegen diese falsche Denkweise angekämpft und tut das weiterhin, dadurch hat sie sich ideologisch ungemein gefestigt. Gegenwärtig zählt unsere Partei bereits 110000 Mitglieder. Der weitaus größte Teil von ihnen ist der Partei während des Widerstandskriegs beigetreten, und unter ihnen bestehen noch verschiedene Unreinheiten in der Ideologie. Dasselbe gilt auch für manche Parteimitglieder, die sich schon vor dem Krieg der Partei angeschlossen haben. Die in den letzten Jahren durchgeführte Ausrichtungsbewegung hat hervorragende Resultate gezeitigt und viel zur Beseitigung dieser ideologischen Unreinheiten beigetragen. Nunmehr müssen wir diese Bemühungen fortsetzen und im Geiste der Losung "Aus früheren Fehlern lernen, um künftige zu vermeiden; die Krankheit bekämpfen, um den Patienten zu retten" die ideologische Erziehung in der Partei noch breiter entfalten. Die führenden Parteifunktionäre aller Ebenen müssen verstehen lernen, daß die enge Verbindung von Theorie und Praxis eins der markanten Merkmale ist, durch die wir Kommunisten uns von allen anderen Parteien unterscheiden. Daher ist die ideologische Erziehung das zentrale Kettenglied, das wir ergreifen müssen, um die ganze Partei für die großen politischen Kämpfe zusammenzuschließen. Wird diese Aufgabe nicht gelöst, dann kann keine einzige der politischen Aufgaben der Partei erfüllt werden.

Wir Kommunisten unterscheiden uns von allen übrigen Parteien noch durch ein anderes markantes Merkmal, nämlich durch unsere engste Verbundenheit mit den breitesten Massen des Volkes. Mit Leib und Seele dem Volk dienen und sich auch nicht für einen Augenblick von den Massen lösen; sich in allem von den Interessen des Volkes und nicht von den Interessen der Einzelperson oder kleiner Gruppen leiten lassen; unsere Verantwortung gegenüber dem Volk mit unserer Verantwortung gegenüber den leitenden Organen der Partei identifizieren - das ist unser Ausgangspunkt. Die Kommunisten müssen jederzeit bereit sein, sich für die Wahrheit einzusetzen, denn die Wahrheit stimmt mit den Volksinteressen überein; die Kommunisten müssen jederzeit bereit sein, ihre Fehler zu berichtigen, denn jeder Fehler läuft den Volksinteressen zuwider. Die vierundzwanzigjährigen Erfahrungen zeigen uns, daß alles, was sich in der Aufgabenstellung, den politischen Richtlinien und dem Arbeitsstil als richtig erwiesen hat, immer den Forderungen der Massen zum gegebenen Zeitpunkt und am jeweiligen Ort entsprach und uns mit den Massen verband; umgekehrt lief alles Falsche in der Aufgabenstellung, den politischen Richtlinien und dem Arbeitsstil stets den Forderungen der Massen zum gegebenen Zeitpunkt und am jeweiligen Ort zuwider und löste uns von den Massen los. Der Grund, warum üble Erscheinungen wie Dogmatismus, Empirismus, Kommandoregime, Nachtrabpolitik, Sektierertum, Bürokratismus, Überheblichkeit in der Arbeit unbedingt schädlich und unzulässig sind und warum die Menschen die Übel, an denen sie kranken, unbedingt überwinden müssen, liegt darin, daß diese Übel uns von den Massen loslösen. Unser Parteitag muß die ganze Partei aufrufen, die Wachsamkeit zu erhöhen und darauf zu achten, daß sich kein Genosse, auf welchem Abschnitt der Arbeit er auch tätig sei, von den Massen loslöst. Man muß jeden Genossen lehren, die Volksmassen zu lieben, ihrer Stimme aufmerksam zu lauschen; jeder Genosse soll, wohin auch immer er geht, mit den Volksmassen an dem betreffenden Ort verschmelzen, sich nicht über sie stellen, sondern in ihnen untertauchen; ausgehend vom gegebenen Bewußtseinsgrad der Massen, soll er sie aufklären und ihr Bewußtsein heben, ihnen helfen, sich nach dem Prinzip der tiefempfundenen Freiwilligkeit schrittweise zu organisieren und nach und nach alle notwendigen Kämpfe zu entfalten, welche die inneren und äußeren Umstände zur gegebenen Zeit und am gegebenen Ort erlauben. Bei jeder Arbeit ist ein Kommandoregime falsch, denn es bedeutet, daß man sich über den Bewußtseinsgrad der Massen hinwegsetzt und dem Prinzip der Freiwilligkeit der Massen zuwiderhandelt, also an Fiebrigkeit leidet. Unsere Genossen dürfen nicht annehmen, daß alles, was ihnen verständlich ist, auch von den breiten Massen verstanden werde. Ob die Massen etwas verstanden haben und bereit sind, in Aktion zu treten, kann man nur erfahren, wenn man sich mitten unter die Massen begibt und Nachforschungen anstellt. Wenn wir so verfahren, dann werden wir ein Kommandoregime verhüten können. Bei jeder Arbeit ist auch eine Nachtrabpolitik falsch, denn sie bedeutet, daß man hinter der Bewußtseinsreife der Massen zurückbleibt und dem Prinzip, die Massen Vorwärtszuführen, zuwiderhandelt, also an Lethargie leidet. Unsere Genossen dürfen nicht annehmen, daß etwas, was sie selbst noch nicht verstehen, durchweg auch den Massen unverständlich sei. Es kommt oft vor, daß die breiten Volksmassen uns vorauslaufen und dringend einen Schritt vorwärts verlangen, daß unsere Genossen aber nicht imstande sind, sich an ihre Spitze zu stellen, statt dessen die Ansichten gewisser rückständiger Elemente widerspiegeln, ja mehr noch, die Ansichten dieser Elemente fälschlicherweise für die Ansichten der breiten Massen halten und hinter den rückständigen Elementen einhertrotten. Mit einem Wort, man muß jedem Genossen klarmachen, daß das oberste Kriterium für die Worte und Taten eines Kommunisten darin liegt, ob sie den höchsten Interessen der breitesten Volksmassen entsprechen und deren Unterstützung finden. Man muß jedem Genossen begreiflich machen, daß wir nur dann, wenn wir uns auf das Volk stützen, fest an die unversiegbaren schöpferischen Kräfte der Volksmassen glauben, wenn wir also dem Volk vertrauen und mit ihm verschmelzen, jegliche Schwierigkeiten überwinden können; kein Feind wird uns dann niederringen können, wir aber werden alle Feinde überwältigen.

Ernsthaft Selbstkritik üben - das ist ein weiteres markantes Merkmal, das uns von anderen Parteien unterscheidet. Wir haben festgestellt: Man muß die Stube ständig auskehren, sonst wird sich Staub ablagern; man muß das Gesicht regelmäßig waschen, sonst wird das Gesicht schmutzig. Auch in den Köpfen unserer Genossen und in der Arbeit unserer Partei kann sich Staub ablagern, auch hier muß man fegen und waschen. "Fließendes Wasser fault nicht, Türangeln werden nicht wurmstichig", wie das Sprichwort besagt, weil sowohl das eine wie das andere sich fortwährend bewegt und daher beide gegen Mikroben widerstandsfähig sind, beziehungsweise von anderen Lebewesen nicht angefressen werden. Was uns betrifft, so besteht das einzige wirksame Mittel, um die Köpfe unserer Genossen und den Leib unserer Partei gegen jegliche politische Verunreinigung und allerlei politische Mikroben zu immunisieren, darin, beständig unsere Arbeit zu überprüfen und dabei den demokratischen Arbeitsstil zu fördern, keine Angst vor Kritik und Selbstkritik zu haben, die nützlichen Maximen des chinesischen Volkes zu befolgen: "Weißt du etwas, sprich, sprichst du, sage alles"; "Dem Sprecher nicht zum Tadel, dem Zuhörer zur Lehre" ; "Hast du Fehler gemacht, korrigiere sie, hast du keine gemacht, sei noch mehr auf der Hut". Die Ausrichtungsbewegung, deren Ziel darin bestand, "aus früheren Fehlern zu lernen, um künftige zu vermeiden; die Krankheit zu bekämpfen, um den Patienten zu retten", hat sich deshalb als so wirkungsvoll erwiesen, weil wir im Verlauf dieser Bewegung eine richtige und keine verzerrte, eine echte und keine formale Kritik und Selbstkritik entfalteten. Wir chinesischen Kommunisten, deren Ausgangspunkt die höchsten Interessen der breitesten Volksmassen Chinas sind, glauben an die absolute Gerechtigkeit unserer Sache, scheuen vor keinem persönlichen Opfer zurück und sind jederzeit bereit, unser Leben für die Sache hinzugeben. Können wir da noch etwa zögern, jene Ideen, Gesichtspunkte, Meinungen und Methoden aufzugeben, die den Forderungen des Volkes widersprechen? Können wir da noch gutheißen, daß irgendein politischer Schmutz unser reines Antlitz befleckt, daß irgendwelche politischen Mikroben unseren gesunden Körper anfressen? Wenn wir, die am Leben Gebliebenen, schmerzerfüllt an die zahllosen Helden der Revolution denken, die ihr Leben für die Interessen des Volkes hingegeben haben, kann es denn da noch irgendwelche persönlichen Interessen geben, die wir nicht opfern, irgendwelche Fehler, die wir nicht ausmerzen wollten?

Genossen! Nach Abschluß unseres Parteitags werden wir an die Front gehen und gemäß den Resolutionen des Parteitags für den endgültigen Sieg über die japanischen Aggressoren und für den Aufbau eines neuen China kämpfen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir uns mit dem ganzen Volk zusammenschließen. Ich wiederhole: Wir werden uns mit jeder Klasse, jeder Partei, jeder gesellschaftlichen Gruppe oder Einzelperson verbünden, wenn sie für die Niederschlagung der japanischen Aggressoren und für den Aufbau eines neuen China sind. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir alle Kräfte unserer Partei nach den organisatorischen und disziplinären Prinzipien des demokratischen Zentralismus fest zusammenschließen. Wir müssen uns mit jedem Genossen zusammenschließen, wenn er nur gewillt ist, das Programm, das Statut und die Beschlüsse der Partei einzuhalten. In der Periode des Nordfeldzugs zählte unsere Partei nicht mehr als 60 000 Mitglieder, von denen dann der größte Teil vom Feind versprengt wurde; in der Periode des Agrarrevolutionären Krieges hatten wir kaum 300000 Parteimitglieder, von denen wiederum der größte Teil vom Feind versprengt wurde. Jetzt beträgt unsere Mitgliederzahl mehr als 1,2 Millionen, und wir dürfen es diesmal auf keinen Fall zulassen, daß der Feind uns versprengt. Wenn wir die Erfahrungen dieser drei Perioden beherzigen, wenn wir bescheiden sind und uns vor Überheblichkeit hüten, wenn wir uns innerhalb der Partei mit allen Genossen und außerhalb der Partei mit dem gesamten Volk noch enger zusammenschließen, dann können wir dessen gewiß sein, daß wir nicht nur nicht vom Feind versprengt werden, sondern im Gegenteil die japanischen Aggressoren und ihre getreuen Lakaien entschieden, gründlich, restlos und vollständig vernichten und hierauf ein neudemokratisches China aufbauen werden.

Die Erfahrungen dreier Revolutionen und insbesondere die im Widerstandskrieg gegen Japan gewonnenen Erfahrungen haben uns und das ganze chinesische Volk davon überzeugt: Ohne die Anstrengungen der Kommunistischen Partei Chinas, ohne die chinesischen Kommunisten als festes Rückgrat des chinesischen Volkes ist es unmöglich, die Unabhängigkeit und die Befreiung Chinas zu erreichen, und ebenso unmöglich, China zu industrialisieren und seine Landwirtschaft zu modernisieren.

Genossen! Ich bin fest davon überzeugt, daß wir mit der Kommunistischen Partei Chinas, die die Erfahrungen dreier Revolutionen besitzt, unsere großen politischen Aufgaben erfüllen können.

Tausende und aber Tausende von Helden haben mutig ihr Leben für die Interessen des Volkes hingegeben. Laßt uns ihre Fahne hochheben und vorwärtsschreiten auf dem mit ihrem Blut getränkten Weg!

Schon naht der Tag, da ein neudemokratisches China geboren wird. Vorwärts also, diesem großen Tag entgegen!

ANMERKUNGEN

1) Die Avantgarde für die Nationale Befreiung Chinas war eine revolutionäre Jugendorganisation, welche unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas im Februar 1936 von der fortschrittlichen Jugend gegründet wurde, die aus der Bewegung des 9. Dezember 1935 hervorgegangen war. Nach dem Ausbruch des Widerstandskriegs gegen Japan nahmen viele Mitglieder dieser Organisation an Kampfaktionen und an der Arbeit zur Schaffung von Stützpunktgebieten hinter den feindlichen Linien teil. In den Kuomintang-Gebieten wurden die Organisationen der Avantgarde für die Nationale Befreiung Chinas im Jahre 19;8 durch die Tschiangkaischek-Regierung gewaltsam aufgelöst. In den befreiten Gebieten wurden sie später in eine Jugendorganisation mit einer noch breiteren Massenbasis eingegliedert, in den Bund der Jugend zur Rettung des Vaterlands.

2) Siehe Tatsachenmaterial über die von Tschiang Kai-schek entfesselten drei antikommunistischen Kampagnen in der Arbeit "Über das elfte Plenum des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang und die zweite Tagung des Politischen Nationalrats (3. Einberufung)", vorliegender Band, S. 157 ff.

3) Es handelt sich um die von den Kuomintang-Reaktionären während des Widerstandskriegs gegen Japan ausgeübte niederträchtige Praxis der Kapitulation vor Japan und des Kampfes gegen die Kommunistische Partei. Die Kuomintang-Reaktionäre wiesen einen Teil ihrer Truppen und ihrer Regierungsbeamten an, sich den japanischen Eindringlingen zu ergeben und dann, als Marionettentruppen und -beamte, gemeinsam mit den japanischen Truppen die befreiten Gebiete anzugreifen. Solche Praxis wurde arglistig für "Rettung des Vaterlands auf Umwegen" ausgegeben.

4) Scobie war Oberbefehlshaber der von den britischen Imperialisten nach Griechenland entsandten Aggressionstruppen. Im Oktober 1944, als die deutschen Invasoren auf dem europäischen Kontinent Niederlagen erlitten und den Rückzug antraten, rückte Scobie mit der reaktionären griechischen Regierung, die nach London geflohen war, an der Spitze der britischen Truppen in Griechenland ein. Er stiftete die reaktionäre Regierung Griechenlands an, die griechische Volksbefreiungsarmee, die jahrelang heldenhaft den deutschen Eindringlingen Widerstand geleistet hatte, anzugreifen und die griechischen Patrioten abzuschlachten, und unterstützte sie dabei. So wurde Griechenland in den Strudel eines blutigen Terrors gestürzt.

5) Das Bao-Djia-System war ein politisches System auf der untersten Ebene, mit dessen Hilfe die Kuomintang-Reaktionäre ihre faschistische Herrschaft ausübten. Am 1. August 1932 gab Tschiang Kai-schek in den Provinzen Honan, Hupeh und Anhui die "Verordnung über die Organisierung und Überprüfung der Einwohnerschaft der Kreise nach dem Bao-Djia-System" bekannt, worin es hieß: "Beim Bao-Djia-System gilt als Einheit der Haushalt, an dessen Spitze ein Vorsteher steht. Zehn Haushalte bilden ein Djia und zehn Djia ein Bao mit je einem Vorsteher an der Spitze." Ferner wurden Maßnahmen für kollektive Bestrafung eingeführt, wonach sich die Haushalte gegenseitig bespitzeln und denunzieren sollten; auch wurden verschiedene konterrevolutionäre Maßnahmen zur Zwangsarbeit getroffen. Am 7. November 1934 verkündete die Kuomintang-Regierung offiziell, daß dieses System faschistischer Herrschaft in allen unter ihrer Gewalt stehenden Provinzen und Städten eingeführt werden müsse.

6) Gemeint ist das von der Kuomintang-Regierung eingeführte feudalistische, kompradorische und faschistische Bildungswesen.

7) Im November 1943 trafen sich die Vertreter Chinas, der USA und Großbritanniens in der ägyptischen Hauptstadt Kairo zu einer internationalen Konferenz. Diese Konferenz veröffentlichte die Kairo-Deklaration, in der die Rückgabe der Insel Taiwan und anderer Gebiete an China klar und deutlich festgelegt wurde. Im Juni 1950 verletzte die USA-Regierung ganz offen diese Vereinbarung, indem sie zur Kontrolle über Taiwan ihre Kriegsflotte dorthin entsandte, in der Absicht, China seiner Souveränitätsrechte auf Taiwan zu berauben.

8) Der Ome-Berg ist ein bekannter Berg im Südwesten der Provinz Szetschuan. Hier symbolisiert Genosse Mao Tse-tung damit die Berggegend in Szetschuan, die der herrschenden Tschiangkaischek-Clique zur Zeit des Widerstandskriegs gegen Japan als letzter Zufluchtsort diente.

9) Siehe die Arbeiten "Die Reaktionäre müssen bestraft werden", "Alle antijapanischen Kräfte zusammenschließen, gegen die antikommunistischen Ultrakonservativen kämpfen ` und "Zehn Forderungen an die Kuomintang", Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. II, S. 297 ff., S. 457 ff., S. 465 ff.

10) Zitiert aus der "Deklaration vor der Abreise nach dem Norden", die Sun Yat-sen am 10. November 1924 veröffentlichte.

11) Dieser absurde Terminus wird in dem konterrevolutionären Machwerk Tschiang Kai-scheks Die Geschicke Chinas gebraucht.

12) Die Atlantikcharta ist ein Dokument, das von den USA und Großbritannien im August 1941 nach der Atlantik-Konferenz gemeinsam veröffentlicht wurde. Die Moskauer Konferenz fand im Oktober 1943 unter Teilnahme der Außenminister der Sowjetunion, der USA und Großbritanniens statt. Die Konferenz von Teheran wurde im November-Dezember 1943 von der Sowjetunion, den USA und Großbritannien in Teheran, der Hauptstadt des Irans, abgehalten. Die Krim-Konferenz war eine Konferenz der Sowjetunion, der USA und Großbritanniens, die im Februar 1945 in Jalta auf der Krim, im Süden der Sowjetunion, stattfand. Auf all diesen internationalen Konferenzen wurde beschlossen, mit vereinten Kräften das faschistische Deutschland und Japan zu zerschlagen sowie die Wiederbelebung der Kräfte der Aggression und der Überreste des Faschismus nach dem Krieg zu verhindern, den Weltfrieden zu erhalten und die Völker aller Länder in ihrem Streben nach Unabhängigkeit und Demokratie zu unterstützen. Aber gleich nach dem Krieg kehrten die Regierungen der USA und Großbritanniens diesen internationalen Abkommen den Rücken und verletzten sie.

13) Gemäß den Beschlüssen der Moskauer und der Teheran-Konferenz kamen die Vertreter der vier Staaten Sowjetunion, USA, Großbritannien und China von August bis Oktober 1944 zu einer Beratung in Dumbarton Oaks in den USA zusammen, wo sie einen Entwurf des Statuts der Organisation der Vereinten Nationen ausarbeiteten. Von April bis Juni 1945 fand eine Vollversammlung der Vereinten Nationen in San Francisco in den USA statt, an der Vertreter von 50 Staaten teilnahmen. Die befreiten Gebiete Chinas sandten Genossen Dung Bi-wu als ihren Delegierten zu dieser Konferenz.

14) Nach dem VII. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas wurde in Yenan das "Vorbereitende Komitee zur Einberufung einer Konferenz der Volksvertreter der befreiten Gebiete Chinas" gebildet und die Gründungsversammlung dieses Vorbereitenden Komitees abgehalten, an der Vertreter aus allen befreiten Gebieten teilnahmen. Nach der Kapitulation Japans veränderte sich die politische Lage im Land, so daß die Konferenz der Volksvertreter der befreiten Gebiete Chinas nicht stattfand.

ANMERKUNGEN DES ÜBERSETZERS

[1] Siehe die Arbeit "Eine Erklärung zur Erklärung Tschiang Kai-scheks", Anmerkung 1, Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. I, S. 303.

[2] Siehe die Arbeit "Der politische Kurs, die Maßnahmen und die Perspektiven im Kampf gegen den Angriff Japans", Anmerkung 1, Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. II, S. 17.

[3] Unter den bewaffneten Arbeitsgruppen sind jene kleineren Gruppen zu verstehen, die unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas standen und sich aus Kadern und ausgezeichneten Kämpfern der Armee sowie aus örtlichen Funktionären zusammensetzten. Ihre Aufgaben bestanden darin, tief in die vom Feind besetzten Gebiete einzudringen, um dort die Massen aufzurütteln und zu organisieren, Parteiorganisationen zu schaffen bzw. wiederherzustellen, geheime Organe der Volksmacht zu errichten, Marionettenorganisationen und -machtorgane zu zerschlagen sowie mittels aller möglichen Kampfformen den japanischen und Marionettentruppen Schläge zu versetzen und sie zu zersetzen.

[4] Siehe die Arbeit "Über die Taktik im Kampf gegen den japanischen Imperialismus", Anmerkung 2, Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. I, S. 200.

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