Mao AW Band V

Mao Werke


Mao Tse-tung:

DER GROSSE SIEG IM KRIEG DES WIDERSTANDS GEGEN DIE  USA-AGGRESSION UND DER HILFE FÜR KOREA UND UNSERE NACHSTEN AUFGABEN*

    (12. September 1953)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band V, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1978, S.127-133


|127| Nach drei Jahren haben wir im Krieg des Widerstands gegen die USA-Aggression und der Hilfe für Korea einen großen Sieg errungen. Nun ist dieser Krieg zum Stillstand gekommen.

Wie war dieser Sieg möglich? Eben sagten Sie, meine Herren, er sei der korrekten Führung zu verdanken. Die Führung ist einer der Faktoren; ohne eine korrekte Führung kann nichts gelingen. Hauptsächlich aber siegten wir, weil unser Krieg ein Volkskrieg war, der von der ganzen Nation unterstützt wurde, und weil die Völker Chinas und Koreas Schulter an Schulter kämpften.

Wir kämpften gegen den USA-Imperialismus, einen Feind, dessen Waffen den unseren um ein Vielfaches überlegen waren, und waren doch imstande, ihn zu besiegen und zur Einwilligung in einen Waffenstillstand zu zwingen. Wie konnte es zu diesem Waffenstillstand kommen?

Erstens: Militärisch war die Lage der USA-Aggressoren ungünstig, sie waren in Bedrängnis. Wenn sie den Waffenstillstand nicht akzeptiert hätten, wäre ihre gesamte Kampflinie zusammengebrochen, und Soeul wäre wieder in die Hände des koreanischen Volkes gefallen. Dies war bereits im Sommer vorigen Jahres absehbar.

Jede kriegführende Seite nennt ihre Kampflinien einen ehernen Wall. Unsere Kampflinien sind es wirklich. Unsere Soldaten und Kader sind findig wie tapfer und wagen, dem Tod ins Auge zu sehen.

|128| Im Gegensatz dazu fürchten die USA-Aggressionstruppen den Tod, und ihre Offiziere handeln ziemlich schematisch, sind nicht sehr flexibel. Ihre Kampflinien halten nicht viel aus und sind alles andere als ein eherner Wall.

Auf unserer Seite stellte sich zuerst die Frage, ob wir kämpfen, dann, ob wir uns behaupten, später, ob wir die Versorgung sicherstellen, und schließlich, ob wir den Bakterienkrieg vereiteln könnten. Wir haben diese vier Probleme eines nach dem anderen gelöst. Je länger unsere Truppen kämpften, desto mehr gewannen sie an Stärke. In diesem Sommer waren wir schon in der Lage, die feindlichen Positionen an einer 21 Kilometer breiten Front innerhalb einer Stunde zu durchbrechen, einige Hunderttausende Artilleriegeschosse in einem konzentrierten Angriff abzufeuern und 18 Kilometer ins feindliche Gebiet vorzudringen. Noch zwei, drei oder vier solcher Angriffe hätten genügt, um die gesamte Kampflinie des Feindes zu überrennen.

Zweitens: In politischer Hinsicht hatte der Feind mit zahlreichen unlösbaren Widersprüchen im Innern zu kämpfen, und die Völker der Welt forderten Frieden.

Drittens: In wirtschaftlicher Hinsicht mußte der Feind für den Aggressionskrieg gegen Korea ungeheure Summen ausgeben, und seine Budgeteinnahmen und -ausgaben hielten sich nicht die Waage.

Alle diese Ursachen wirkten zusammen und zwangen den Feind, einen Waffenstillstand einzugehen. Die erste Ursache ist die wichtigste, ohne sie wäre es schwer gewesen, den Feind dazu zu zwingen. Die USA-Imperialisten sind äußerst arrogant; solange ihnen ein Ausweg bleibt, weigern sie sich, Vernunft anzunehmen, und erst wenn die Verhältnisse sie dazu zwingen, zeigen sie sich etwas verständiger.

Der Feind mußte im Korea-Krieg Verluste von 1 090 000 Mann an Toten und Verwundeten hinnehmen. Natürlich haben wir auch unseren Preis bezahlt. Doch hatten wir viel weniger Tote und Verwundete, als wir ursprünglich gerechnet hatten, und nach dem Bau der Tunnel wurden es noch weniger. Wir erstarkten im Kampf immer mehr. Den Amerikanern gelang es nicht, unsere Stellungen zu stürmen; im Gegenteil, ihre Einheiten wurden immer wieder von uns aufgerieben.

Eben haben alle vom Faktor der Führung gesprochen. Meiner Ansicht nach war die Führung tatsächlich ein Faktor, aber das Wichtigste war die schöpferische Initiative der Massen. Unsere Kader und Soldaten dachten sich alle Arten von Methoden aus, wie man den Feind bekämpfen kann. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen. Im ersten Monat des Krieges waren unsere Verluste an Kraftwagen sehr
|129| groß. Was war zu tun? Die Leiter sannen natürlich auf Gegenmaßnahmen, aber hauptsächlich verließen wir uns auf den Einfallsreichtum der Massen. Über zehntausend Menschen wurden auf beiden Seiten der Landstraßen postiert und gaben Warnschüsse ab, wenn sich Flugzeuge näherten. Unsere Fahrer wichen, sobald sie diese Signale hörten, aus oder suchten Deckung für ihre Wagen. Gleichzeitig wurden die vorhandenen Straßen verbreitert und viele neue gebaut, so daß die Wagen ungehindert hin und her fahren konnten. Auf diese Weise sanken die Verluste an Kraftwagen von anfangs 40 Prozent auf weniger als 1 Prozent. Später wurden unterirdische Speicher und sogar unterirdische Versammlungsräume gebaut. Während über uns die Bomben des Feindes auf die Erde fielen, hielten wir unter der Erde unsere Versammlungen ab. Mancher, der in Peking lebt, stellt sich beim Gedanken an das Schlachtfeld Korea dort alles sehr gefährlich vor. Natürlich war es gefährlich, aber so schrecklich war es auch wieder nicht, solange nur jeder seine Ideen beisteuerte.

Die Erfahrung lehrt uns, daß das Vertrauen in das Volk zusammen mit einer relativ korrekten Führung uns befähigt, mit einer minderwertigen Ausrüstung einen besser ausgerüsteten Feind zu besiegen.

Der Sieg in diesem Krieg des Widerstands gegen die USA-Aggression und der Hilfe für Korea ist ein großartiger Sieg von weitreichender Bedeutung.

Erstens haben wir uns zusammen mit dem koreanischen Volk wieder bis zum 38. Breitengrad vorgekämpft und dort die Stellung gehalten. Das war sehr wichtig. Wenn uns das nicht gelungen wäre, wenn unsere Frontlinie an den Flüssen Yalu und Tumen geblieben wäre, hätte die Bevölkerung von Schenyang, Anschan und Fuschun nicht ruhig arbeiten können.

Zweitens haben wir militärische Erfahrungen gesammelt. Die Chinesischen Volksfreiwilligen - ob Land-, Luft- oder Seestreitkräfte, ob Infanterie, Artillerie, Pionier-, Panzer-, Eisenbahn-, Luftabwehr-oder Nachrichtentruppen, ob Sanitäts-, logistische oder andere Ein­heiten - haben im Kampf gegen die USA-Aggressionstruppen praktische Erfahrungen gewonnen. Diesmal haben wir die Kraft der USA­Streitkräfte gemessen. Solange man nicht mit ihnen in Berührung kommt, hat man Angst vor ihnen. Wir haben 33 Monate lang gegen sie gekämpft und sie gründlich kennengelernt. Der USA-Imperialismus hat nichts Schreckenerregendes an sich, nichts, was das Aufhebens um ihn rechtfertigen würde. Das ist die Erfahrung, die wir gemacht haben, und sie ist von großem Wert.

|130| Drittens wurde das politische Bewußtsein des ganzen chinesischen Volkes erhöht.

Aus den genannten drei Punkten ergibt sich noch ein vierter Punkt:. Ein neuer imperialistischer Aggressionskrieg gegen China und der dritte Weltkrieg wurden aufgeschoben.

Die imperialistischen Aggressoren sollten sich eines merken: Das chinesische Volk ist jetzt organisiert und läßt sich nichts mehr gefallen. Wer es reizt, dem wird es schlecht ergehen.

Es kann sein, daß der Feind später den Krieg wiederaufnehmen wird. Auch wenn er es nicht tut, wird er sicher auf alle mögliche Weise Unruhe stiften, zum Beispiel durch Entsendung von Geheimagenten zu Sabotagezwecken. Er hat unter anderem in Taiwan, Hongkong und Japan riesige Spionagezentren errichtet. Aber wir haben in der Bewegung des Widerstands gegen die USA-Aggression und der Hilfe für Korea die Erfahrung gemacht: Solange wir die Massen mobilisieren und uns auf das Volk stützen, können wir mit dem Feind fertig werden.

Unsere heutige Situation ist nicht mehr die vom Winter 1950. Standen damals die USA-Aggressoren jenseits des 38. Breitengrades? Nein. Sie standen an den Flüssen Yalu und Tumen. Hatten wir irgendwelche Erfahrungen im Kampf gegen die USA-Aggressoren? Nein. Kannten wir die USA-Truppen? Nein. jetzt ist alles anders. Nehmen wir an, der USA-Imperialismus schiebt seinen neuen Aggressionskrieg nicht auf, sondern sagt: "Ich will jetzt kämpfen!", dann helfen uns die ersten drei Punkte, es mit ihm aufzunehmen. Und wenn er sagt: "Ich will jetzt nicht kämpfen!", dann gilt der vierte Punkt. Das ist ein Beweis für die Überlegenheit unserer demokratischen Diktatur des Volkes.

Haben wir vor, andere zu überfallen? Nein, wir wollen nichts und niemanden überfallen. Aber wenn andere uns angreifen, werden wir kämpfen, und zwar bis zu Ende.

Das chinesische Volk bleibt dabei: Wir sind für den Frieden, aber wir fürchten uns nicht vor dem Krieg; wir sind auf beides vorbereitet. Wir haben die Unterstützung des Volkes. Im Krieg des Widerstands gegen die USA-Aggression und der Hilfe für Korea meldeten sich die Volksmassen begeistert zur Armee. Die Aufnahmebedingungen für die Rekruten waren sehr streng, "von hundert wurde einer auserwählt". Die Leute sagten, es sei strenger zugegangen als bei der Wahl eines Schwiegersohns. Wenn der USA-Imperialismus den Kampf wiederaufnehmen will, werden wir weiter gegen ihn kämpfen.

|131| Krieg kostet Geld. Aber dieser Krieg kostete nicht allzu viel. Obwohl er mehrere Jahre dauerte, betrugen die Kosten weniger als das Steueraufkommen eines Jahres aus Industrie und Handel. Natürlich wäre es besser, wenn man den Krieg nicht hätte führen und dieses Geld nicht hätte ausgeben brauchen, weil jetzt finanzielle Mittel für den Aufbau des Landes benötigt werden und die Bauern noch Entbehrungen leiden. Im vorigen und im vorvorigen Jahr wurde etwas mehr Landwirtschaftssteuer eingezogen, so daß sich einige Freunde bemüßigt fühlten, sich dazu zu äußern. Sie forderten eine "humane Politik", als ob sie die Interessen der Bauern verträten. Teilten wir diese Ansicht? Nein, das taten wir nicht. Damals mußten wir unser Äußerstes tun, um im Krieg des Widerstands gegen die USA-Aggression und der Hilfe für Korea zu siegen. Was entsprach wirklich den Interessen der Bauern und des Volkes im ganzen Land? Die Entbehrungen zeitweilig auszuhalten und nach dem Sieg zu streben? Oder keinen Widerstand gegen die USA-Aggression zu leisten und Korea nicht zu helfen, um ein bißchen Geld zu sparen? Zweifellos, den Krieg zu gewinnen. Und für den Krieg brauchte man Geld, deshalb hoben wir im vorigen und im vorvorigen Jahr die Landwirtschaftssteuer etwas an. In diesem Jahr ist es anders. Wir haben die Landwirtschaftssteuer nicht angehoben und eine Höchstgrenze für den Steuerbetrag festgesetzt.

Wenn von "humaner Politik" die Rede ist, so sind wir selbstverständlich dafür. Aber was war die humanste Politik? Der USA-Aggression Widerstand und Korea Hilfe zu leisten. Um diese Politik zu verfolgen, mußte man Opfer bringen und Kosten auf sich nehmen, mußte mehr Landwirtschaftssteuer eingezogen werden. Und weil nun etwas mehr Steuern eingezogen wurden, machten einige Leute, die auch noch behaupteten, sie verträten die Interessen der Bauern, ein großes Geschrei. Ich lehne solche Phrasen ab.

Der Widerstand gegen die USA-Aggression und die Hilfe für Korea war eine humane Politik, und genauso human ist es heute, die Industrie aufzubauen.

Es gibt zwei Arten humaner Politik. Die eine ist es im Hinblick auf die kurzfristigen Interessen des Volkes; die andere ist es im Hinblick auf seine langfristigen Interessen, wie beispielsweise der Widerstand gegen die USA-Aggression und die Hilfe für Korea und der Aufbau der Schwerindustrie. Die erste Politik ist human im Kleinen und die zweite human im Großen. Beiden muß gleichzeitig Raum gegeben werden, sonst wird es falsch. Doch welcher soll der Vorrang gegeben werden? Der Politik, die human im Großen ist. Gegenwärtig

|132| sollte im Mittelpunkt unserer Humanitätspolitik der Aufbau der Schwer­industrie stehen. Aufbau braucht Geldmittel. Und wenn der Lebensun­terhalt des Volkes auch verbessert werden muß, so kann dies derzeit doch nur in bescheidenem Umfang geschehen. Mit anderen Worten, es gilt, den Lebensstandard des Volkes zu erhöhen, aber nicht zu viel; es soll Rücksicht darauf genommen werden, aber nicht zu viel. Der Humanität im Kleinen auf Kosten der Humanität im Großen den Vorrang zu geben wäre eine Abweichung.

Nun betonen einige Freunde einseitig die Politik der Humanität im Kleinen; in Wirklichkeit wollten sie seinerzeit, daß wir den Krieg des Widerstands gegen die USA-Aggression und der Hilfe für Korea aufgaben, und wollen sie jetzt, daß wir mit dem Aufbau der Schwerin­dustrie aufhören. Wir müssen diese falsche Ansicht kritisieren. Man findet sie auch in der Kommunistischen Partei; auch in Yenan hatten wir schon mit ihr zu tun. 1941 zogen wir im Schensi-Kansu-Ningsia­Grenzgebiet 200 000 Pikult Getreide ein, worauf einige Leute ein großes Geschrei machten, daß die Kommunistische Partei keine Rück­sicht auf die Bauern nehme. Sogar gewisse leitende Kader in der Partei warfen die Frage der humanen Politik auf. Ich kritisierte diese Ansicht schon damals. Was war zu jener Zeit die humanste Politik? Den japanischen Imperialismus niederzuschlagen. Hätten wir die Getreideabgaben der Bauern reduziert, dann hätte man die Achte Route-Armee und die Neue Vierte Armee verkleinern müssen. Das hätte nur im Interesse des japanischen Imperialismus gelegen. Wer diese Meinung vertrat, redete in Wirklichkeit dem japanischen Im­perialismus das Wort und erwies ihm einen Dienst.

Der Krieg des Widerstands gegen die USA-Aggression und der Hilfe für Korea ist jetzt zum Stillstand gekommen. Wenn die Vereinig­ten Staaten den Krieg wiederaufnehmen wollen, werden wir weiter-kämpfen. Wir werden dann von den Bauern Getreide einziehen müssen, werden unter ihnen arbeiten und sie von der Notwendigkeit überzeugen, daß sie mehr abliefern. So dienen wir tatsächlich den Interessen der Bauern. Wer aber ein lautes Geschrei erhebt, dient in Wirklichkeit den Interessen des USA-Imperialismus.

Es gibt größere und es gibt kleinere Grundsatzfragen. Der Lebensstandard des ganzen Volkes soll von Jahr zu Jahr erhöht wer­den, aber nicht zu viel. Wäre er zu stark erhöht worden, so hätten wir den Krieg des Widerstands gegen die USA-Aggression und der Hilfe für Korea nicht führen können oder doch nicht mit solchem Ernst. In diesem Krieg kämpften wir entschlossen, ernsthaft, unter

|133| Einsatz aller unserer Kräfte. Alles, was die Front in Korea benötigte, stellten wir ihr zur Verfügung, wenn es nur zu Hause erhältlich war. So haben wir es in den letzten Jahren gehalten.

 

 

ANMERKUNGEN

* Rede von Genossen Mao Tsetung auf der 24. Tagung des Rates der Zentralen Volksregieeung.

1 Das Pikul, ein Gewichtmaß für Getreide, variierte von Region zu Region in seinem Wert; im Schensi-Kansu-Ningsia-Grenzgebiet entsprach es etwa 150 kg.

 

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