Mao AW Band V

Mao Werke


Mao Tse-tung:

KRITIK AN DEN VON DER GENERALLINIE ABWEICHENDEN RECHTEN AUFFASSUNGEN*

    (15. Juni 1953)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band V, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1978, S.101-103


|101| Die Generallinie oder allgemeine Aufgabe der Partei in der Übergangsperiode ist es, in zehn bis fünfzehn oder noch etwas mehr Jahren die Industrialisierung des Landes und die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft, des Handwerks, der kapitalistischen Industrie und des kapitalistischen Handels im wesentlichen zu verwirklichen. Diese Generallinie ist der Leitstern für all unsere Arbeit. Wir dürfen von dieser Generallinie nicht abgehen, sonst werden wir "linke" oder rechte Fehler begehen.

Manche Leute meinen, für die Übergangsperiode sei eine zu lange Zeit angesetzt, und verfallen in Ungeduld. Das führt zu "linken" Fehlern. Andere wieder sind nach dem Sieg der demokratischen Revolution stehengeblieben. Sie verstehen nicht, daß sich der Charakter der Revolution geändert hat, und machen mit ihrer "Neuen Demokratie" weiter, statt sich der sozialistischen Umgestaltung zu widmen. Das führt zu rechten Fehlern. Für die Landwirtschaft zum Beispiel ist in unserem Land nur ein Weg gangbar: der sozialistische. Die Bewegung der gegenseitigen Hilfe und des genossenschaftlichen Zusammenschlusses zu entfalten und die Produktivität der Landwirtschaft stetig zu erhöhen, das ist die zentrale Aufgabe der Parteiarbeit auf dem Lande.

Die rechte Abweichung manifestiert sich in drei Schlagworten:

"Die neudemokratische Gesellschaftsordnung fest verankern". Das ist eine schädliche Formulierung. In der Übergangsperiode sind die Dinge ständig in Bewegung, tagtäglich treten sozialistische Faktoren

|102| hervor. Wie also kann diese "neudemokratische Gesellschaftsordnung" "fest verankert" werden? Sie "fest verankern" zu wollen läuft wirklich auf ein sehr schwieriges Unterfangen hinaus! Die private Industrie und der private Handel zum Beispiel werden gerade umgestaltet. Sollte es in der zweiten Hälfte dieses Jahres zur "Verankerung" einer Ordnung kommen, wird sie wohl im kommenden Jahr schon nicht mehr so "fest" sein. Und auch bei der gegenseitigen Hilfe und dem genossenschaftlichen Zusammenschluß in der Landwirtschaft treten Jahr für Jahr Änderungen ein. Die Übergangsperiode ist voller Widersprüche und Kämpfe. Unser revolutionärer Kampf von heute geht sogar noch tiefer als die bewaffneten revolutionären Kämpfe in der Vergangenheit. Es handelt sich dabei um eine Revolution, die das kapitalistische System und alle anderen Ausbeutungssysteme ein für allemal zu Grabe tragen wird. Die Idee, "die neudemokratische Gesellschaftsordnung fest verankern" zu wollen, widerspricht der tatsächlichen Kampfsituation und behindert das Fortschreiten des Sozialismus.

"Von der Neuen Demokratie aus dem Sozialismus entgegenschreiten". Das ist eine vage Formulierung. Entgegenschreiten und sonst nichts, jahraus, jahrein entgegenschreiten, und das noch in 15 Jahren? Entgegenschreiten bedeutet, daß das Ziel noch nicht erreicht ist. Zwar klingt diese Formulierung plausibel, sie hält aber der genaueren Untersuchung nicht stand.

"Gesicherter Schutz des Privateigentums". Da die Mittelbauern fürchten, sie würden "zu sehr auffallen" und ihr Eigentum werde "kommunistisch gemacht" werden, geben gewisse Leute diese Losung aus, um sie zu beruhigen. Aber das ist nicht richtig.

Wir haben einen schrittweisen Übergang zum Sozialismus vorgeschlagen, das ist eine bessere Formulierung. Wenn wir "schrittweise" sagen, so meinen wir, daß die Schritte auf 15 Jahre zu verteilen sind, und in jedem Jahr auf zwölf Monate. Zu schnell gehen bedeutet, nach "links" abzuweichen; überhaupt nicht gehen bedeutet, zu sehr nach rechts abzuweichen. Wir müssen sowohl gegen "links" als auch gegen rechts kämpfen und einen schrittweisen Übergang vollziehen, bis der ganze Prozeß vollendet ist.

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ANMERKUNGEN

*Auszüge aus einer Rede von Genossen Mao Tsetung auf einer Sitzung des Politbüros des ZK der KP Chinas. Darin wies er von Liu Schao-tschi und anderen vertretene rechtsopportunistische Auffassungen wie "die neudemokratische Gesellschaftsordnung fest verankern" zurück.

1 Hier ist mit "Übergangsperiode" die Periode von der Gründung der Volksrepublik China bis zum grundlegenden Abschluß der sozialistischen Umgestaltung gemeint. Die Generallinie oder allgemeine Aufgabe der Partei in dieser Übergangsperiode war es, die Industrialisierung des Landes und die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft, des Handwerks, der kapitalistischen Industrie und des kapitalistischen Handels im Verlauf einer ziemlich langen Zeitspanne im wesentlichen zu verwirklichen. Der Begriff "Übergangsperiode" wurde von Genossen Mao Tsetung später, ab der 10. Plenartagung des VIII. ZK der KP Chinas im September 1962, in einem anderen Sinn gebraucht: Nunmehr war die gesamte historische Periode des Übergangs vom Kapitalismus zum Kommunismus gemeint.

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