Mao AW Band V

Mao Werke


Mao Tse-tung:

SCHLIESSEN WIR UNS ZUSAMMEN,

UNTERSCHEIDEN WIR KLAR ZWISCHEN

UNS UND DEM FEIND!*

    (4. August 1952)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band V, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1978, S.84-88


|084| In den vergangenen zwölf Monaten haben wir gleichzeitig Krieg geführt, verhandelt und für Stabilität gearbeitet.
Die Lage im Korea-Krieg hat sich nach dem Juli des vergangenen Jahres stabilisiert, aber damals waren wir nicht sicher, ob auch die Finanz- und Wirtschaftslage bei uns gefestigt werden konnte. Wir sagten: "Die Preise sind im wesentlichen stabil, Einnahmen und Ausgaben halten sich nahezu die Waage", womit gemeint war, daß es noch nicht gelungen war, die Preise völlig zu stabilisieren, und daß Einnahmen und Ausgaben noch nicht ganz ausgeglichen waren. Es wurde mehr ausgegeben als eingenommen, und das war ein Problem. Aus diesem Grund berief das ZK der KP Chinas im letzten September eine Versammlung ein und rief zur Steigerung der Produktion und zu strikter Sparsamkeit auf. Im Oktober wiederholte ich diesen Aufruf auf der 3. Tagung des I. Nationalkomitees der Politischen Konsultativkonferenz. Die spätere Kampagne für Produktionssteigerung und Wirtschaftlichkeit brachte ziemlich schwere Fälle von Korruption, Verschwendung und Bürokratismus ans Licht. Im Dezember wurde die Bewegung gegen die "drei Übel" eingeleitet, ihr folgte die Bewegung gegen die "fünf Übel". Diese beiden Bewegungen sind erfolgreich zu Ende geführt worden; die Lage ist nun völlig geklärt, und es herrscht große Stabilität.

Im vergangenen Jahr haben wir für den Krieg des Widerstands gegen die USA-Aggression und der Hilfe für Korea etwa gleich viel
|085| ausgegeben wie für den Aufbau des Landes; das Verhältnis war fünfzig zu fünfzig. Dieses Jahr wird das anders sein, die Ausgaben für den Krieg werden schätzungsweise nur halb so hoch sein wie im vergangenen Jahr. Unsere Truppen sind nun zahlenmäßig geringer geworden, aber sie sind besser ausgerüstet. Über zwanzig Jahre haben wir ohne Luftwaffe gekämpft und waren immer den Bombenangriffen des Feindes ausgesetzt. jetzt haben wir unsere eigene Luftwaffe, haben wir Fliegerabwehrkanonen, Geschütze und auch Panzer. Der Krieg, den wir führen, um der USA-Aggression Widerstand zu leisten und Korea zu helfen, ist eine große Schule für die umfassende Ausbildung in Militärmanövern, und Manöver dieser Art sind mehr wert als eine Militärakademie. Sollte der Kampf im nächsten Jahr andauern, können alle unsere Landstreitkräfte turnusweise nach Korea gehen, um dort eine Zeitlang militärisch ausgebildet zu werden.

Zu Beginn dieses Krieges stellten sich uns drei Fragen: erstens, ob wir fähig sein würden zu kämpfen; zweitens, ob wir fähig sein würden, uns zu behaupten; drittens, ob wir genug zu essen haben würden.

Die Frage nach unserer Kampffähigkeit wurde in den ersten zwei, drei Monaten beantwortet. Der Feind hatte mehr Geschütze als wir, aber seine Kampfmoral war niedrig - viel Eisen, wenig Moral.

Auch die Frage nach unserer Fähigkeit zur Selbstbehauptung wurde im vergangenen Jahr beantwortet. Unsere Methode war, unter die Erde zu gehen. Wir bauten zwei Ebenen von Befestigungsanlagen. Wenn der Feind angriff, verschwanden wir in den Tunneln. Manchmal nahm der Feind die oberen Stellungen, aber die unteren blieben in unserer Hand. War er in unsere Stellungen eingedrungen, gingen wir zum Gegenangriff über und fügten ihm schwere Verluste zu. Wir wendeten diese einheimische Methode an, um ausländische Geschütze einzusammeln. Der Feind war völlig ratlos, er wußte nicht, wie er mit uns fertig werden sollte.

Es dauerte ziemlich lange, bis das Ernährungsproblem gelöst war, also das Problem der gesicherten Versorgung mit Lebensmitteln. Zunächst war uns noch nicht klar, daß man Tunnel graben konnte, um dort Getreidevorräte anzulegen. jetzt wissen wir es. jede Division hat Getreidevorräte für drei Monate, eigene Lagerräume und einen Versammlungssaal, und unseren Leuten geht es gut.

Heute ist unsere Politik klar und eindeutig, sind unsere Stellungen sicher, ist unsere Versorgung gewährleistet. Und jeder Soldat weiß, daß er bis zu Ende kämpfen muß.

|086| Doch wie lange wird sich der Krieg noch hinziehen, und wann werden die Verhandlungen endlich zu einem Abschluß kommen? Ich sage, die Verhandlungen werden weitergehen, und der Kampf wird weitergehen, aber schließlich werden die Waffen schweigen.

Warum wird schließlich Ruhe sein? Ein dreißigjähriger oder gar hundertjähriger Krieg ist höchst unwahrscheinlich, denn solch ein langwieriger Krieg ist sehr gegen die Interessen der Vereinigten Staaten.

Erstens fordert der Krieg Menschenleben. Während die Feinde weiterkämpften, um über zehntausend Kriegsgefangene nicht herausgeben zu müssen, fielen bei ihnen über dreißigtausend Mann. Letzten Endes haben sie weitaus weniger Menschen als wir.

Zweitens kostet der Krieg Geld. jedes Jahr geben sie weit über zehn Milliarden US-Dollar aus. Wir geben viel weniger aus, und dieses Jahr werden wir unsere Ausgaben gegenüber dem Vorjahr auf die Hälfte kürzen. Das Geld, das durch die Abrechnung in den Bewegungen gegen die "drei Übel" und die "fünf Übel" hereingekommen ist, kann uns durch weitere anderthalb Jahre Krieg bringen. Also können all die Einnahmen, die sich aus der Produktionssteigerung und dem Sparsamkeitsregime ergeben, für den Aufbau des Landes verwendet werden.

Drittens sind sie im Inland wie im Ausland mit schwer überbrückbaren Widersprüchen konfrontiert.

Viertens ist da auch ein strategisches Problem. Der Schwerpunkt der amerikanischen Strategie ist Europa. Sie haben nicht damit gerechnet, daß wir Freiwillige entsenden würden, um Korea zu helfen, als sie ihre Invasionstruppen in Marsch setzten.

Wir haben es leichter. Wir sind Herr im eigenen Haus. Aber wir sind nicht der Stabschef der Vereinigten Staaten; die USA haben ihren eigenen Stabschef. Daraus folgt, daß es nur zur Hälfte an uns und den Koreanern liegt, ob der Korea-Krieg andauert oder nicht.

Kurz, unter dem Druck der allgemeinen Entwicklungstendenz werden die Vereinigten Staaten erkennen, daß es gegen ihre Interessen ist, den Frieden zu verweigern.

All das Gerede von einem unmittelbar bevorstehenden dritten Weltkrieg hat nichts weiter zu bedeuten, als daß es den Menschen Angst einjagen soll. Wir müssen uns bemühen, zehn Jahre Zeit für den Aufbau unserer Industrie und die Schaffung einer soliden Basis zu gewinnen.

Wir müssen uns eng zusammenschließen und zwischen uns und dem Feind einen klaren Trennungsstrich ziehen. Unsere heutige Stärke
|087|ist der Einheit des ganzen Volkes, der Zusammenarbeit aller hier Anwesenden, aller demokratischen Parteien und Massenorganisationen zu verdanken. Es ist äußerst wichtig, daß wir uns zusammenschließen und zwischen uns und dem Feind unterscheiden. Dr. Sun Yat-sen war ein rechtschaffener Mann, aber warum endete die von ihm geführte Revolution von 1911 mit einer Niederlage? Die Ursachen waren: Erstens wurde kein Land verteilt; zweitens wurde die Notwendigkeit, die Konterrevolutionäre zu unterdrücken, nicht erkannt; drittens wurde kein scharfer Kampf gegen den Imperialismus geführt. Über die Unterscheidung zwischen uns und dem Feind hinaus gilt es, in unseren eigenen Reihen zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Im Verhältnis dieser beiden Unterscheidungen ist die zweite sekundär. Zum Beispiel geht es bei den Veruntreuern in den meisten Fällen eben um die Frage von richtig oder falsch, denn sie unterscheiden sich von Konterrevolutionären und können umerzogen werden.

Es ist notwendig, in den demokratischen Parteien und in den religiösen Kreisen Erziehungsarbeit zu leisten, damit sie nicht in die Falle der Imperialisten gehen und sich nicht auf die Seite des Feindes stellen. Zum Beispiel der Buddhismus: Er hat nicht viel Kontakt mit dem Imperialismus, er ist vor allem mit dem Feudalismus verknüpft. Da im Kampf gegen den Feudalismus das Bodenproblem auf der Tagesordnung steht, werden auch die Mönche hineingezogen, wobei sich der Angriff gegen die Äbte und die Klosterältesten richtet. Ist diese kleine Handvoll einmal abgehalftert, befreien sich die "Lu Dschischen"'. Obwohl ich kein Buddhist bin, habe ich nichts dagegen, wenn die Buddhisten eine Vereinigung bilden, die es ihnen ermöglicht, sich zusammenzuschließen und klar zwischen dem Volk und dem Feind zu unterscheiden. Wird mit der Einheitsfront eines Tages Schluß gemacht werden? Ich jedenfalls bin nicht für ihre Liquidierung. Wir sollten uns mit jedem zusammenschließen, wenn er nur wirklich zwischen Volk und Feind einen klaren Unterschied macht und dem Volk dient.

Hell, voller Hoffnung ist die Zukunft unseres Landes. Wir haben uns gefragt, ob es möglich sein werde, die Volkswirtschaft in drei Jahren wiederherzustellen. Doch sie ist schon nach zweieinhalb Jahren harten Kampfes wiederhergestellt worden, und nicht nur das, auch der planmäßige Aufbau ist in Angriff genommen worden. Schließen wir uns zusammen, unterscheiden wir klar zwischen uns und dein

|088|Feind, arbeiten wir daran, daß unser Land sicheren Schrittes vorwärtsschreitet.

ANMERKUNGEN

*Hauptpunkte einer Ansprache von Genossen Mao Tsetung auf der 38. Sitzung des Ständigen Ausschusses des 1, Nationalkomitees der Politischen Konsultativkon- ferenz des Chinesischen Volkes.


1 Lu Dschi-schen ist einer der Helden des klassischen chinesischen Romans Geschichten vom Liangschan-Moor. Bevor er sich der aufständischen Bauernarmee vom Liangschan-Berg anschließt, ist er ein einfacher buddhistischer Mönch.



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