Mao AW Band IV

Mao Werke


Mao Tse-tung: 

DIE FRIEDENSBEDINGUNGEN MÜSSEN DIE BESTRAFUNG DER JAPANISCHEN UND DER KUOMINTANG-KRIEGSVERBRECHER EINSCHLIESSEN-ERKLÄRUNG DES SPRECHERS DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI CHINAS

(5. Februar 1949)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 353-357


Auf die Erklärung zur Frage der Friedensverhandlungen, die der Sprecher der Kommunistischen Partei Chinas am 28. Januar abgegeben hatte, wurde am 31. Januar von einem Sprecher der reaktionären landesverräterischen Kuomintang-Regierung entgegnet. In dieser Entgegnung machte der Kuomintang-Sprecher zu den vom Sprecher der Kommunistischen Partei Chinas aufgeworfenen Fragen nur elende Ausflüchte. Im Hinblick auf unsere Forderungen, denen zufolge die reaktionäre landesverräterische Kuomintang-Regierung verpflichtet ist, den Hauptverbrecher im Aggressionskrieg Japans gegen China, Yasuji Okamura, wieder zu verhaften, und Vorkehrungen treffen soll, ihn der Volksbefreiungsarmee auszuliefern, ferner dafür verantwortlich gemacht wird, daß die anderen japanischen Kriegsverbrecher in Haft behalten werden und ihr Entkommen verhindert wird, sagte der Sprecher der Kuomintang: "Das ist eine Justizfrage. Das hat überhaupt nichts mit den Friedensverhandlungen zu tun, noch weniger kann das zu einer Vorbedingung für Friedensverhandlungen gemacht werden." In bezug auf die Forderung der Kommunistischen Partei Chinas, wonach die reaktionäre landesverräterische Kuomintang-Regierung verpflichtet ist, Tschiang Kai-schek und andere Kriegsverbrecher zu verhaften, sagte der Kuomintang-Sprecher: "Für einen wahren Frieden sollten keine Vorbedingungen gestellt werden." Die Erklärung des Sprechers der Kommunistischen Partei Chinas, fügte er hinzu, "scheint nicht ernst genug gehalten zu sein" und "verursacht unnötige Verwicklungen". Dazu stellt der Sprecher der Kommunistischen Partei Chinas fest: Unsere Haltung war in der Tat nicht ernst genug, insofern als wir damals, am 28. Januar, immer noch von der reaktionären landesverräterischen Kuomintang-Regierung als einer Regierung sprachen. Existiert diese "Regierung" tatsächlich noch? Existiert sie in Nanking? In Nanking gibt es kein Verwaltungsorgan mehr. Existiert sie in Kanton? In Kanton gibt es kein Oberhaupt der Verwaltung. Existiert sie in Schanghai? In Schanghai gibt es weder ein Verwaltungsorgan noch ein administratives Oberhaupt. Existiert sie in Fenghua? In Fenghua gibt es nur einen Pseudopräsidenten, der schon seinen "Rücktritt in den Ruhestand" verkündet hat; etwas anderes gibt es dort nicht. Darum hätten wir sie, ernsthaft gesprochen, nicht als Regierung betrachten dürfen; sie ist höchstens eine hypothetische oder eine symbolische Regierung. Aber nehmen wir trotzdem an, daß sie so etwas wie eine symbolische "Regierung" sei und es da einen Sprecher gebe, der ausreichend befugt ist, im Namen dieser "Regierung" zu sprechen; dann sollte dieser Sprecher verstehen, daß diese hypothetische, symbolische, reaktionäre landesverräterische Kuomintang-Regierung nicht nur nichts zu den Friedensverhandlungen beigetragen, sondern in der Tat ununterbrochen unnötige Komplikationen verursacht hat. Habt ihr nicht unnötige Komplikationen verursacht, als ihr z. B. plötzlich erklärtet, daß Yasuji Okamura nicht schuldig sei, während ihr so begierig um Verhandlungen nachsuchtet? Habt ihr nicht weitere unnötige Komplikationen verursacht, als ihr ihn samt anderen 260 japanischen Kriegsverbrechern nach Japan schicktet, nachdem die Kommunistische Partei Chinas seine Wiederverhaftung gefordert hatte? Welche Leute regieren heute in Japan? Regiert dort etwa das japanische Volk an Stelle der Imperialisten? Japan ist ein Land, das ihr so heiß liebt, daß ihr glaubt, die japanischen Kriegsverbrecher würden dort größere Sicherheit und mehr Komfort genießen und würdiger behandelt werden als in den Gebieten, die ihr beherrscht. Ist das eine Justizfrage? Und warum ist diese Justizfrage aufgetaucht? Habt ihr denn vergessen, daß die japanischen Aggressoren volle acht Jahre Krieg gegen uns geführt haben? Hat denn das überhaupt nichts mit den Friedensverhandlungen zu tun? Als die Kommunistische Partei Chinas am 14. Januar die acht Bedingungen für Friedensverhandlungen aufstellte, da war Yasuji Okamura noch nicht freigelassen worden. Das geschah am 26. Januar, und daher muß diese Frage aufgeworfen werden, sie hängt durchaus mit den Friedensverhandlungen zusammen. Darüber hinaus habt ihr am 31. Januar den Befehl Mac-Arthurs befolgt und 260 japanische Kriegsverbrecher zusammen mit Yasuji Okamura nach Japan geschickt; um so mehr hat diese Angelegenheit mit den Friedensverhandlungen zu tun. Warum sucht ihr um Friedensverhandlungen nach? Weil ihr geschlagen wurdet. Und warum wurdet ihr geschlagen? Weil ihr einen volksfeindlichen Bürgerkrieg entfacht hattet. Und wann habt ihr diesen Bürgerkrieg entfesselt? Nach der Kapitulation Japans. Und gegen wen wurde dieser Krieg entfesselt? Gegen die Volksbefreiungsarmee und die befreiten Gebiete des Volkes, die sich große Verdienste im Widerstandskrieg gegen Japan erworben hatten. Und mit welchen Mitteln habt ihr diesen Bürgerkrieg geführt? Abgesehen von der Unterstützung der USA, mit Menschenkräften und materiellen Gütern, die ihr dem Volk in den von euch beherrschten Gebieten erpreßt und geraubt habt. Der große Entscheidungskampf des chinesischen Volkes gegen die japanischen Aggressoren, ein Krieg gegen den äußeren Feind, war kaum zu Ende, da habt ihr diesen Bürgerkrieg entfesselt. Ihr wurdet geschlagen und suchtet um Verhandlungen nach, doch plötzlich erklärtet ihr den japanischen Hauptkriegsverbrecher Yasuji Okamura für unschuldig. Und sobald wir protestierten und forderten, daß ihr diesen Kriegsverbrecher wieder ins Gefängnis werft und Vorkehrungen trefft, ihn der Volksbefreiungsarmee auszuliefern, schicktet ihr ihn in hektischer Eile mit 260 anderen japanischen Kriegsverbrechern nach Japan. Ihr Herren der reaktionären landesverräterischen Kuomintang-Regierung, diese eure Handlungsweise ist höchst rechtswidrig und hat den Willen des Volkes aufs gröbste verletzt. Wir haben nun mit Absicht eurem Namen das schmückende Beiwort "landesverräterisch" hinzugefügt, und ihr sollt das akzeptieren. Eure Regierung ist schon seit langem eine landesverräterische, und es war nur der Kürze halber, daß wir manchmal dieses Wort ausließen; jetzt aber können wir es nicht mehr auslassen. Zu all den Verbrechen des Verrats an der Nation, die ihr in der Vergangenheit begingt, habt ihr nun noch einen Verrat begangen und noch dazu einen sehr schweren, der unbedingt auf der Konferenz für Friedensverhandlungen besprochen werden muß. Einerlei, ob ihr das ein Verursachen von unnötigen Komplikationen nennt oder nicht, diese Angelegenheit muß besprochen werden; und da dies nach dem 14. Januar geschah und nicht in den acht Bedingungen, die wir ursprünglich vorbrachten, eingeschlossen ist, halten wir es für notwendig, der ersten Bedingung eine neue Klausel beizufügen: über die Bestrafung japanischer Kriegsverbrecher. So besteht nun die erste Bedingung aus zwei Klauseln: (a) die Bestrafung der japanischen Kriegsverbrecher, (b) die Bestrafung der Bürgerkriegsverbrecher. Wir haben Grund, diese neue Klausel beizufügen; sie widerspiegelt den Willen des ganzen Volkes. Das ganze Volk fordert, daß die japanischen Kriegsverbrecher bestraft werden. Sogar innerhalb der Kuomintang halten viele die Bestrafung Yasuji Okamuras und anderer japanischer Kriegsverbrecher für ebenso selbstverständlich wie die Bestrafung Tschiang Kai-scheks und anderer Bürgerkriegsverbrecher. Was ihr auch sagen mögt, ob wir einen aufrichtigen Wunsch nach Frieden haben oder nicht: über die Frage dieser zwei Arten von Kriegsverbrechern muß verhandelt werden, und beide Arten müssen bestraft werden. Was unsere Forderung anbelangt, daß ihr eine Anzahl Bürgerkriegsverbrecher vor dem Beginn der Verhandlungen verhaftet und ihre Flucht verhindert, so meint ihr, daß "keine Vorbedingungen gestellt werden sollten". Ihr Herren der reaktionären landesverräterischen Kuomintang-Regierung, das ist keine Vorbedingung, sondern eine Forderung, die sich aus eurer Annahme der Bedingung über die Bestrafung der Kriegsverbrecher als eine Verhandlungsgrundlage folgerichtig ergibt. Wir haben euch angewiesen, sie zu verhaften, weil wir fürchteten, daß sie flüchten würden. Jetzt, wo wir die Vorbereitungen für die Verhandlungen noch nicht beendigt haben; bettelt ihr so pathetisch-inbrünstig um sofortige Verhandlungen; ihr seid unruhig geworden, weil ihr nicht wißt, was ihr mit soviel Muße anfangen sollt; darum haben wir euch eine vernünftige Arbeit zugeteilt. Diese Kriegsverbrecher müssen auf jeden Fall verhaftet werden; auch wenn sie in die entferntesten Winkel der Erde geflüchtet sind, werden sie letzten Endes verhaftet werden. Da ihr alle unendlich mitleidige und barmherzige Retter der leidenden Menschheit seid und wünscht, "die Kriegsdauer zu verkürzen", "die Leiden des Volkes zu mildern" und "die Rettung des Volkes als erste Voraussetzung zu betrachten", und weil ihr Leute von soviel Herzensgüte seid, solltet ihr nicht diejenigen liebevoll hegen und pflegen, die für das Gemetzel von Millionen unserer Landsleute verantwortlich sind. Betrachten wir eure Bereitwilligkeit, die Bestrafung von Kriegsverbrechern als eine Grundlage für Verhandlungen anzunehmen, dann scheint es, daß ihr diese Kreaturen auch nicht sehr liebevoll hegt und pflegt. Da ihr aber erklärt, daß ihre sofortige Verhaftung euch in eine heikle Lage versetzen würde, nun, dann hindert sie wenigstens an der Flucht; unter keinen Umständen dürft ihr diese Kreaturen entschlüpfen lassen. Stellt euch vor, ihr Herren, nachdem ihr es mit Ach und Krach so weit gebracht habt, eine Delegation zu entsenden, um mit uns über die Frage der Bestrafung der Kriegsverbrecher zu diskutieren: Was könnten wir da noch besprechen, wenn es sich herausstellen sollte, daß sie entwischt sind? Wie könnten da die Herren eurer Delegation noch ihr Gesicht wahren? Wie würdet ihr dann euren so "aufrichtigen Wunsch nach Frieden" zur Schau tragen? Wie könntet ihr Herren dann beweisen, daß ihr wirklich "die Kriegsdauer verkürzen", "die Leiden des Volkes mildern" und "die Rettung des Volkes als erste Voraussetzung betrachten" wollt, und daß ihr nicht im geringsten unehrlich seid? Euer Sprecher redete noch einen Haufen alberner Phrasen; damit kann man niemanden zum Narren halten, und wir halten es für unnötig, darauf zu antworten. Ihr Herren der hypothetischen, symbolischen, reaktionären landesverräterischen Kuomintang-" Regierung" (beachtet, das Wort Regierung steht in Gänsefüßchen) in Nanking oder Kanton oder Fenghua oder Schanghai! Wenn ihr denkt, daß unsere Haltung in dieser Erklärung wieder nicht ernst genug ist, dann entschuldigt bitte; denn das ist die einzige Haltung, die wir euch gegenüber einnehmen können.

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