Mao AW Band IV

Mao Werke


Mao Tse-tung: 

ARBEIT DER BODENREFORM UND DER KONSOLIDIERUNG DER PARTEI IM JAHRE 1948*

(25. Mai 1948)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 269-276


I

Man muß auf die Jahreszeiten achten. In Gebieten, die von den Regionalbüros und Zweigregionalbüros des Zentralkomitees festgelegt werden, sollen der ganze kommende Herbst und Winter, d. h. die sieben Monate von September dieses Jahres bis März kommenden Jahres, für die Erfüllung folgender Aufgaben in der richtigen Reihenfolge ausgenutzt werden: 1. Untersuchung der Verhältnisse auf dem Lande. 2. Anfangsarbeit für die Konsolidierung der Partei auf Grund einer richtigen Politik. Das Arbeitskorps bzw. die Arbeitsgruppe, die von der höheren Stelle in ein ländliches Gebiet entsandt werden, müssen sich in erster Linie mit allen Aktivisten und aktiveren Mitgliedern der örtlichen Parteizellen zusammenschließen und gemeinsam mit ihnen die Arbeit für die Bodenreform im betreffenden Ort leiten. 3. Organisierung bzw. Reorganisierung oder Verstärkung der Verbände der armen Bauern und der Bauernvereinigungen und Entfaltung des Kampfes für die Bodenreform. 4. Bestimmung der Klassenzugehörigkeit auf Grund der richtigen Kriterien. 5. Verteilung des feudalen Bodens und sonstigen feudalen Vermögens auf Grund einer richtigen Politik. Das Endresultat der Verteilung muß so sein, daß es von allen hauptsächlichen Schichten als gerecht und vernünftig anerkannt wird und daß die Angehörigen der Grundherrenklasse fühlen, daß da noch ein Weg für sie offen steht, um ihr Leben fristen zu können, und daß ihnen die Existenz gesichert ist. 6. Errichtung von Volksvertreterversammlungen in drei Stufen - Gemeinde- (oder Dorf-), Distriktsund Kreisvolksvertreterversammlungen - und Wahl der entsprechenden Vollzugsorgane. 7. Ausfertigung von Bodenurkunden, die das Eigentumsrecht an Grund und Boden festsetzen. 8. Regulierung oder Neufestlegung der Sätze für die landwirtschaftliche Steuer (Getreideabgaben an den Staat). Diese Sätze müssen mit dem Prinzip der Berücksichtigung sowohl von staatlichen wie von privaten Interessen übereinstimmen, das heißt, sie müssen einerseits zur Unterstützung des Krieges beitragen, andererseits das Interesse der Bauern an der Wiederherstellung und Entwicklung der Produktion wecken, was dazu beitragen wird, ihre Lebenshaltung zu verbessern. 9. Abschluß der Arbeit der Konsolidierung der Parteizellen auf Grund einer richtigen Politik. 10. Umorientierung unserer Arbeit von der Bodenreform auf den Zusammenschluß aller Werktätigen auf dem Lande und auf die Organisierung der Arbeitskräfte der Grundherren und Großbauern zum gemeinsamen Kampf für die Wiederherstellung und Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion. Beginn der Organisierung von kleinen Arbeitsaustauschgruppen und anderen genossenschaftlichen Vereinigungen nach den Prinzipien der Freiwilligkeit und des gleichwertigen Austausches; Vorbereitung von Saatgut, Dünger und Brennmaterial; Ausarbeitung von Produktionsplänen; Gewährung von landwirtschaftlichen Krediten, wenn dies notwendig und möglich ist (hauptsächlich Anleihen für Produktionsmittel, die zurückgezahlt werden und sich streng von den unentgeltlichen Unterstützungsgeldern unterscheiden müssen) ; Erstellung von Plänen für den Bau von Be- und Entwässerungsanlagen, wo dies durchführbar ist. Das ist ein ganzer Prozeß von Arbeiten, der von der Bodenreform bis zur Produktion reicht, ein Arbeitsprozeß, den alle Genossen, die unmittelbar an der Arbeit für die Bodenreform teilnehmen, verstehen müssen, damit sie eine Einseitigkeit in ihrer Arbeit vermeiden und, ohne die Saisonmäßigen Fristen zu versäumen, alle eben erwähnten Aufgaben im kommenden Herbst und Winter vollenden können.

II

Um diese Ziele zu erreichen, muß man in den nächsten drei Monaten - von Juni bis Ende August - folgende Aufgaben abschließen: 1. Die Gebiete festlegen, wo die Bodenreform durchgeführt werden soll. Jedes dieser Gebiete muß folgenden drei Bedingungen gerecht werden: Erstens müssen das solche Gebiete sein, wo alle feindlichen bewaffneten Kräfte völlig vernichtet sind und die Lage stabilisiert ist, nicht aber unstabile Partisanengebiete. Zweitens muß in diesen Gebieten bereits die überwältigende Mehrheit der Hauptmasse (die Landarbeiter, die armen Bauern und die Mittelbauern) - nicht bloß eine Minderheit - die Bodenverteilung verlangen. Drittens müssen quantitativ und qualitativ ausreichende Parteikader vorhanden sein, damit sie die Arbeit für die Bodenreform im jeweiligen Ort tatsächlich in die Hand nehmen und sie nicht der spontanen Aktion der Massen überlassen. Ein Gebiet, wo auch nur eine dieser drei Bedingungen fehlt, darf nicht in die im Jahre 1948 durchzuführende Bodenreform einbezogen werden. So sollen z. B. jene Teile der befreiten Gebiete in Nordund Ostchina sowie im Nordosten und Nordwesten des Landes, die an feindliches Territorium grenzen, nicht in den diesjährigen Plan der Bodenreform einbezogen werden, ebenso der größte Teil des dem Regionalbüro des Zentralkomitees für die Zentralebene unterstehenden Gebiets, das zwischen dem Yangtse, dem Huai-Fluß, dem Gelben Fluß und dem Han-Fluß liegt, da in allen diesen Gebieten die erste Bedingung nicht gegeben ist. Ob sie im nächsten Jahr in den Plan einbezogen werden können, hängt von den Umständen ab. In diesen Gebieten müssen wir die während des Widerstandskriegs gegen Japan gesammelten Erfahrungen voll auswerten und die Sozialpolitik der Senkung von Pacht- und Darlehenszinsen sowie der ausgewogenen Regulierung der Vorräte an Saatgut und Getreide für die Ernährung wie auch die Finanzpolitik der vernünftigen Lastenverteilung durchführen, um die Vereinigung oder Neutralhaltung aller gesellschaftlichen Kräfte, die wir vereinigen oder Neutralhalten können, zu ermöglichen, um der Volksbefreiungsarmee zu helfen, alle bewaffneten Kräfte der Kuomintang zu vernichten und den örtlichen Despoten, die politisch die reaktionärsten Elemente sind, Schläge zu versetzen. Weder Boden noch bewegliche Vermögenswerte sollen in diesen Gebieten verteilt werden, denn soweit es sich um die neuen befreiten und an feindliches Territorium grenzenden Gebiete handelt, würde sich dies nachteilig auswirken auf die Erfüllung der grundlegenden Aufgabe - die Vereinigung oder Neutralhaltung aller gesellschaftlichen Kräfte, die wir vereinigen oder Neutralhalten können, sowie die Vernichtung der reaktionären Kuomintang-Kräfte. 2. Die Kaderkonferenzen zu einem Erfolg gestalten. Auf Kaderkonferenzen, die sich mit der Bodenreform und der Parteikonsolidierung befassen, müssen alle richtigen politischen Richtlinien, die diese beiden Aufgaben betreffen, gründlich dargelegt und muß eine klare Trennungslinie gezogen werden zwischen dem, was erlaubt ist, und dem, was nicht erlaubt ist. Alle Kader, die sich mit der Bodenreform und der Parteikonsolidierung befassen, müssen verpflichtet werden, die vom Zentralkomitee ausgegebenen wichtigen Dokumente gewissenhaft zu studieren und vollständig zu erfassen; den Kadern muß die Verpflichtung auferlegt werden, sich in allen Punkten an diese Dokumente zu halten und keine eigenmächtigen Abänderungen vorzunehmen. Falls sich ein Teil der Dokumente für die örtlichen Verhältnisse nicht eignet, dürfen und sollen Vorschläge für Abänderungen gemacht werden; bevor man aber eine Abänderung vornimmt, muß die Zustimmung des Zentralkomitees eingeholt werden. Für die Kaderkonferenzen, die dieses Jahr auf verschiedenen Ebenen abgehalten werden, müssen die höheren leitenden Organe der jeweiligen Gebiete vorher ausreichende und zweckmäßige Vorbereitungen treffen. Das heißt, vor der Einberufung der Konferenz sollen einige Genossen zu einer Besprechung zusammenkommen (einer davon übernimmt die Hauptverantwortung), bei der Fragen aufgeworfen und analysiert werden sollen und die Hauptthesen schriftlich festzulegen sind, die in bezug auf Inhalt und Ausdruck sorgfältig abgewogen sein müssen. (Es ist darauf zu achten, daß sie kurz und bündig gehalten sind und den Kern der Sache treffen, und jedes lange, leere Wortgeprassel ist zu vermeiden.) Dann wird der Kaderkonferenz davon berichtet, die eine Diskussion darüber abhält und hierauf die während der Diskussion vorgebrachten Meinungen auswertet, die Thesen ergänzt und revidiert, um ihnen schließlich die endgültige Fassung zu geben. Dieses Dokument soll der ganzen Partei zur Kenntnis gebracht und, soweit dies möglich ist, in der Presse veröffentlicht werden. Wir müssen jene empiristische Methode bekämpfen, die darin besteht, daß man vor der Konferenz nicht die geringsten Vorbereitungen trifft, keine Fragen aufwirft, die Probleme nicht analysiert, der Kaderkonferenz keinen sorgfältig ausgearbeiteten, sowohl dem Inhalt wie dem Ausdruck nach gut abgewogenen Bericht vorlegt, sondern es den Teilnehmern überläßt, sich einem zwecklosen und verworrenen Geschwätz hinzugeben, so daß die Konferenz sich in die Länge zieht und man zu keiner klaren, reiflich überlegten Schlußfolgerung kommt. Man muß darauf achten, daß diese schädliche empiristische Methode überwunden wird, wenn sie sich in der Leitungsarbeit eines Regional- oder Zweigregionalbüros des Zentralkomitees sowie eines Gebiets-, Provinz- oder Bezirksparteikomitees geltend macht. An Konferenzen, die der Diskussion über die einzuschlagende Politik gewidmet sind, sollen nicht zu viel Personen teilnehmen. Wenn hinreichende Vorbereitungen getroffen worden sind, kann die Dauer solcher Konferenzen gekürzt werden. Es ist zweckmäßig, wenn jeweils etwa ein Dutzend oder zwanzig bis dreißig oder vierzig bis fünfzig Personen - je nach den Umständen - an derartigen Konferenzen teilnehmen und diese ungefähr eine Woche lang dauern. Zu Konferenzen, auf denen politische Richtlinien weitergegeben werden, ist eine größere Teilnehmerzahl zulässig, aber auch solche Konferenzen dürfen nicht zu lange dauern. Nur an jenen Konferenzen der höheren bzw. mittleren Kader, die für die Konsolidierung der Partei bestimmt sind, kann eine höhere Zahl von Personen teilnehmen, und sie dürfen auch länger dauern. 3. In der ersten oder spätestens in der zweiten Septemberhälfte müssen alle Kader, die unmittelbar an der Bodenreform teilnehmen, in den Dörfern eintreffen und mit der Arbeit beginnen; sonst wird es unmöglich sein, sich den ganzen kommenden Herbst und Winter zunutze zu machen, um die gesamte Arbeit der Bodenreform, der Parteikonsolidierung und des Aufbaus der politischen Macht sowie der Vorbereitung für die Frühjahrsbestellung zu vollenden.

III

Auf Kaderkonferenzen wie auch bei der Arbeit müssen die Kader darüber unterrichtet werden, wie man es verstehen soll, eine konkrete Situation zu analysieren und, von den konkreten Verhältnissen der verschiedenen Gebiete und der verschiedenen historischen Bedingungen ausgehend, über Aufgabe und Methode der Arbeit im gegebenen Ort und zur gegebenen Zeit zu entscheiden. Zwischen den Städten und den ländlichen Gebieten muß unterschieden werden, ebenso zwischen den alten befreiten Gebieten, den jüngeren befreiten Gebieten, den an feindliches Territorium grenzenden Gebieten und den neuen befreiten Gebieten; sonst werden Fehler gemacht.

IV

Das Bodenproblem muß als gelöst betrachtet werden in Gebieten, wo das Feudalsystem von Grund auf liquidiert wurde, wo die armen Bauern und die Landarbeiter ungefähr einen durchschnittlichen Bodenanteil erhalten haben und wo zwar noch ein Unterschied (der statthaft ist) zwischen ihrem Grundbesitz und dem der Mittelbauern besteht, der aber nicht groß ist, und die Frage der Bodenreform soll dort nicht noch einmal aufgeworfen werden. In diesen Gebieten lauten die zentralen Aufgaben: die Produktion wiederherstellen und entwickeln, die Arbeit für die Konsolidierung der Partei und den Aufbau der politischen Macht vollenden und die Front unterstützen. Wenn in manchen Dörfern dieser Gebiete immer noch Boden verteilt oder die Bodenverteilung noch geregelt werden muß, die Klassenzugehörigkeit bestimmter Leute immer noch revidiert und noch weitere Bodeneigentumsurkunden ausgefertigt werden müssen, sind diese Arbeiten natürlich den jeweiligen wirklichen Verhältnissen gemäß zu vollenden.

V

In allen befreiten Gebieten, gleichgültig ob dort die Bodenreform durchgeführt wurde oder nicht, müssen wir die Bauern in diesem Herbst anleiten, Weizen anzubauen und einen Teil des Bodens umzupflügen. Im Winter müssen wir die Bauern dazu aufrufen, Dünger zu sammeln. Alles das ist für die landwirtschaftliche Produktion und die Ernte im Jahre 1949 in den befreiten Gebieten von größter Wichtigkeit und muß durch administrative Maßnahmen, die mit der Massenarbeit zu koordinieren sind, bewerkstelligt werden.

VI

Wir müssen gewisse Zustände von Disziplinlosigkeit oder Anarchie, die es an vielen Orten gibt, entschieden überwinden. Es gibt nämlich Leute, welche eigenmächtig die vom Zentralkomitee oder von anderen höheren Parteikomitees festgelegte Politik und Taktik abändern und eine äußerst schädliche Politik und Taktik durchführen, die sie eigensinnig als richtig betrachten, die jedoch dem einheitlichen Willen und der einheitlichen Disziplin zuwiderlaufen. Es gibt auch Leute, die unter dem Vorwand von Arbeitsdruck die falsche Haltung einnehmen, weder vor der Erledigung einer Sache Anweisungen einzuholen, noch nachher Bericht zu erstatten, und die die von ihnen verwalteten Gebiete als ihr unabhängiges Reich betrachten. All diese Zustände fügen den Interessen der Revolution äußerst großen Schaden zu. Die Parteikomitees auf jeder Ebene müssen diese Angelegenheit immer wieder besprechen und solche Zustände wie Disziplinlosigkeit oder Anarchie ernsthaft überwinden, so daß alle Macht, die konzentriert werden kann und muß, in den Händen des Zentralkomitees und seiner Vertretungsorganel konzentriert wird.

VII

Das Zentralkomitee, seine Regionalbüros (bzw. Zweigregionalbüros), die Gebiets- (bzw. Provinz) Parteikomitees und die Bezirks-, Kreis- und Distriktsparteikomitees bis hinunter zu den Parteizellen müssen engen Kontakt miteinander halten, damit sie über die Bewegungen auf dem laufenden bleiben, ständig Informationen und Erfahrungen austauschen, rechtzeitig Fehler korrigieren und Erfolge ausbauen. Zu diesem Zweck müssen sie von nachstehenden Mitteln vollen Gebrauch machen: Kommunikationsmittel wie Radio, Telegraph, Telephon, Post und Kuriere; Konsultationsmethoden wie kleine Sitzungen (an denen z. B. vier bis fünf Personen teilnehmen), gemeinsame Regionalkonferenzen (mehrerer Kreise) und persönliche Aussprachen; Inspektionsreisen von kleineren Gruppen (bestehend aus drei bis fünf Personen) oder von einzelnen angesehenen Komiteemitgliedern; daneben auch Nachrichtenagentur und Zeitungen. Man darf nicht Monate, ein halbes Jahr oder sogar noch länger abwarten, bis die untergeordnete Stelle dem leitenden Organ ihren zusammenfassenden Bericht unterbreitet oder bis das übergeordnete Organ einer ihm untergeordneten Stelle allgemeine Anweisungen gibt. Denn solche Berichte und Anweisungen sind dann oft veraltet, verlieren gänzlich oder teilweise ihre Wirkung. Fehler könnten gemacht worden sein, die nicht zur rechten Zeit korrigiert wurden, so daß ernstlicher Schaden entstünde. Was die ganze Partei dringend benötigt, sind rechtzeitige, lebendige und konkrete Berichte und Anweisungen.

VIII

Die Arbeit sowohl in der Stadt als auch im Dorf, die Aufgaben der industriellen wie der landwirtschaftlichen Produktion müssen in der Leitungsarbeit der Regional- und Zweigregionalbüros des Zentralkomitees sowie der Gebiets-, Provinz-, Bezirks- und Stadtparteikomitees einen entsprechenden Platz einnehmen. Das heißt, die Büros bzw. Komitees dürfen nicht deshalb, weil sie die Bodenreform und landwirtschaftliche Produktion leiten, die Leitung der Arbeit in den Städten und der industriellen Produktion ignorieren oder nachlässig behandeln. Da wir nun viele große, mittlere und kleine Städte und ein immenses Netz von Industriebetrieben, Bergwerken und Verkehrsbetrieben besitzen, werden wir Fehler begehen, wenn die betreffenden Leitungen ihre Arbeit in dieser Hinsicht vernachlässigen oder erschlaffen lassen.

ANMERKUNGEN

* Eine von Genossen Mao Tse-tung verfaßte innerparteiliche Direktive des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas.

1. Die hier erwähnten Vertretungsorgane des Zentralkomitees sind seine Regional und Zweigregionalbüros.

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