Mao AW Band IV

Mao Werke


Mao Tse-tung: 

TEIL ÜBER DIE INDUSTRIE- UND HANDELSPOLITIK*

(27. Februar 1948)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 213-215


1. In gewissen Orten verstoßen die Parteiorganisationen gegen die Industrie- und Handelspolitik des Zentralkomitees der Partei und fügen so der Industrie und dem Handel ernsten Schaden zu. Diese Fehler müssen schnellstens korrigiert werden. Die Parteikomitees in den betreffenden Gegenden müssen bei der Korrektur der Fehler in zweierlei Hinsicht eine gewissenhafte Prüfung vornehmen: hinsichtlich der leitenden Richtlinien und hinsichtlich der Führungsmethoden.

2. Die leitenden Richtlinien. Man muß verhüten, daß die auf dem Lande zum Kampf gegen die Grundherren und Großbauern sowie zur Beseitigung der feudalen Kräfte durchgeführten Maßnahmen fälschlicherweise in den Städten angewendet werden. Ein strenger Unterschied muß gemacht werden zwischen der von den Grundherren und Großbauern praktizierten feudalen Ausbeutung, die abgeschafft werden muß, und den von den Grundherren und Großbauern betriebenen Industrie- und Handelsunternehmungen, die geschützt werden müssen. Ebenso muß man streng unterscheiden zwischen dem richtigen Kurs auf die Entwicklung der Produktion, auf das Aufblühen der Wirtschaft, auf die Berücksichtigung sowohl der staatlichen wie der privaten Interessen und auf den beiderseitigen Nutzen für Arbeit und Kapital einerseits und der einseitigen und engstirnigen Unterstützungspolitik - eine Politik der sogenannten Förderung des materiellen Wohls der Arbeiter -, die in Wirklichkeit Industrie und Handel ruiniert und die Sache der Volksrevolution schädigt, andererseits. Unter den Genossen, die in den Gewerkschaften arbeiten, und unter den Massen der Arbeiter muß eine Aufklärungstätigkeit entfaltet werden, damit sie einsehen, daß man keinesfalls nur die einseitigen Interessen des unmittelbaren materiellen Wohls sehen und dabei die langfristigen Interessen der Arbeiterklasse vergessen darf. Man muß die Arbeiter und die Kapitalisten dazu anleiten, daß sie unter der Führung der örtlichen Machtorgane gemeinsam Ausschüsse für die Produktionsleitung organisieren, um mit Anspannung aller Kräfte die Selbstkosten zu senken, die Produktion zu steigern und für einen guten Absatz zu sorgen, damit sowohl die staatlichen wie die Privatinteressen Berücksichtigung finden, Arbeit und Kapital gleichermaßen Nutzen ziehen und der Krieg unterstützt wird. Die Fehler, die in vielen Orten begangen wurden, rühren daher, daß man sich dort die eben erwähnten Richtlinien, sei es überhaupt nicht, sei es mehr oder minder unvollständig angeeignet hat. Die Regionalbüros und Zweigregionalbüros des Zentralkomitees müssen diese Frage unmißverständlich aufwerfen, hierauf Analysen und Prüfungen vornehmen, korrekte Richtlinien festlegen sowie innerparteiliche Direktiven und Regierungsanordnungen erlassen.

3. Die Führungsmethoden. Sind die Richtlinien festgesetzt und die Weisungen ausgegeben, dann müssen die Regionalbüros und Zweigregionalbüros des Zentralkomitees mit den Gebiets- und Bezirkskomitees oder mit den von ihnen selbst entsandten Arbeitsgruppen durch Telegraph, Telephon, durch radelnde oder reitende Kuriere oder persönliche Aussprachen enge Fühlung nehmen und die Presse zu einem äußerst wichtigen Instrument für ihre Organisations- und Leitungsarbeit machen. Man muß beständig den Fortgang der Arbeit unter Kontrolle halten, Erfahrungen austauschen und Fehler korrigieren. Man darf nicht monatelang, ein halbes Jahr oder gar ein Jahr warten, ehe man eine Versammlung abhält, um das Gesamtresultat zusammenzufassen, eine Generalbilanz zu ziehen und eine Pauschalberichtigung der begangenen Fehler vorzunehmen. Dann wäre der Schaden zu groß, wogegen er geringer ist, wenn man die Korrekturen laufend vornimmt. Unter normalen Umständen müssen die Regionalbüros des Zentralkomitees sich bemühen, engen Kontakt zu den unteren Ebenen zu halten, stets darauf bedacht sein, einen klaren Trennungsstrich zwischen dem, was zu tun ist, und dem, was nicht getan werden darf, zu ziehen, und diese Unterscheidung beständig den unteren Ebenen in Erinnerung rufen, damit die Genossen dort weniger Fehler machen. Das alles sind Fragen der Führungsmethoden.

4. Alle Genossen in der Partei müssen wissen, daß der Feind jetzt völlig isoliert ist. Die Isolierung des Feindes ist jedoch nicht gleichbedeutend mit unserem Sieg. Wenn wir in unserer Politik Fehler machen, werden wir den Sieg nicht erringen können. Konkret gesprochen:

Wenn wir bezüglich der politischen Richtlinien, die den Krieg, die Konsolidierung der Partei, die Bodenreform, Industrie und Handel sowie die Unterdrückung der Konterrevolution betreffen, in irgendeiner dieser fünf Fragen prinzipielle Fehler begehen und diese nicht berichtigen, dann werden wir unterliegen. Die Politik ist der Ausgangspunkt aller praktischen Handlungen einer revolutionären Partei, und sie kommt auch im Verlauf dieser Handlungen und in deren Endergebnis zum Ausdruck. Jegliche Aktivität einer revolutionären Partei ist die Durchführung ihrer Politik. Führt sie keine richtige Politik durch, dann betreibt sie eben eine falsche; führt sie eine bestimmte Politik nicht bewußt durch, dann tut sie das blindlings. Was man Erfahrungen nennt, das sind der Verlauf der Durchführung einer Politik und ihr Endergebnis. Nur durch die Praxis des Volkes, d. h. durch die Erfahrungen, kann sich erweisen, ob eine Politik richtig oder falsch ist, nur dadurch kann man feststellen, inwieweit sie richtig beziehungsweise falsch war. Es gibt aber keine Praxis der Menschen, insbesondere keine Praxis einer revolutionären Partei und der revolutionären Volksmassen, die nicht mit dieser oder jener Politik verbunden wäre. Daher müssen wir vor jeder Aktion den Parteimitgliedern und den Massen unsere den Umständen gemäß festgelegte Politik klarmachen. Andernfalls werden die Parteimitglieder und die Massen aufhören, sich von unserer Politik leiten zu lassen, sie werden blindlings handeln und eine falsche Politik durchführen. 

ANMERKUNGEN

 

* Eine von Genossen Mao Tse-tung verfaßte innerparteiliche Direktive des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas.

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