Mao Ausgewählte Werke Band III

Mao Tse-tung


Mao Tse-tung:

AUCH IN DEN PARTISANENGEBIETEN KANN MAN SICH MIT PRODUKTION BEFASSEN*

 (31. Januar 1945)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band III, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S.229-233


Daß wir in den relativ stabilen Stützpunktgebieten der befreiten Gebiete im Rücken des Feindes die Produktionsbewegung in der Armee und unter der Bevölkerung entfalten können und müssen, das ist längst entschieden und kein Problem mehr. Doch die Frage, ob man das gleiche in den Partisanengebieten und in den Hinterlandsgebieten des Feindes auf dem Kriegsschauplatz hinter der feindlichen Linie tun kann, war im Bewußtsein vieler Menschen noch unentschieden, da es an Beweisen für eine solche Möglichkeit fehlte.

Aber jetzt liegt das Beweismaterial vor. Wie in dem am 28. Januar in der Tageszeitung Djiäfang Jibao veröffentlichten Bericht des Genossen Dschang Ping-kai über die Produktionsbewegung in den Partisanenabteilungen des Grenzgebiets Schansi-Tschahar-Hopeh mitgeteilt wird, wurde dort bereits im Jahre 1944 in vielen Partisanengebieten eine Produktionstätigkeit großen Maßstabs durchgeführt, wobei großartige Erfolge erzielt wurden. In seinem Bericht erwähnt Genosse Li-schang folgende Militärbezirke und Militärabteilungen: in Zentralhopeh - den 6. Unterbezirk, die 4. regionale Abteilung des 2. Unterbezirks, die 8. regionale Abteilung des 4. Unterbezirks, die Kolonne von Hsüschui-Dinghsing, die Kolonne von Baoding-Mantscheng, die Yünbiao-Kolonne; in der Provinz Schansi - die Abteilungen in den Kreisen Daihsiän und Guohsiän. Die Lage in diesen Gebieten ist sehr ungünstig:

Auf Schritt und Tritt Stützpunkte und Blockhäuser der japanischen und der Marionettentruppen, ein enges Netz von Gräben, Wällen und Chausseen; unter Ausnutzung seiner militärischen Überlegenheit und der bequemen Verkehrsverhältnisse überfällt uns der Gegner ständig, kesselt uns ein und führt "Säuberungsaktionen" gegen uns durch; um diesen Umständen Rechnung zu tragen, müssen die Partisanentruppen ihre Stellungen oft mehrmals täglich wechseln.

Und dennoch waren sie imstande, sich in den Kampfpausen mit Produktionstätigkeit zu befassen.

Infolgedessen verbesserte sich die Verpflegung, die Tagesration für Speiseöl und für Salz wurde auf 5 Tjiän, die Gemüsetagesration auf 1 Djin pro Kopf erhöht; im Monat kamen nunmehr auf jeden bis zu anderthalb Djin Fleisch. Außerdem werden jetzt auch solche Dinge beschafft, die schon seit einigen Jahren nicht mehr verfügbar waren: Zahnbürsten, Zahnpulver, Lehrbücher für den Unterricht im Lesen und Schreiben.

Urteilt selbst, ob da noch jemand behaupten könnte, daß die Produktion in den Partisanengebieten unmöglich sei!

Viele sagen, in den dichtbesiedelten Gebieten gäbe es keinen freien Boden. Ist das wirklich der Fall? Wenden wir uns dem Grenzgebiet Schansi-Tschahar-Hopeh zu:

Dem Kurs folgend, wonach der Landwirtschaft der erste Platz gebühren soll, wurde vor allem das Problem des Bodens gelöst.

Man wandte insgesamt folgende neun Methoden an:

1. Wälle und Gräben, die vom Feind für Blockadezwecke errichtet worden waren, wurden abgetragen und zugeschüttet;

2. Autostraßen, die der Feind benutzen konnte, wurden zerstört und die Streifen zu beiden Seiten mit Getreide besät;

3. kleine brachliegende Bodenparzellen wurden nutzbar gemacht;

4. der Volksmiliz wurde Hilfe geleistet, damit unter Waffenschutz in mondhellen Nächten die vor den feindlichen Befestigungen gelegenen Bodenstücke bebaut werden konnten;

5. mit den Bauern, denen es an Arbeitskräften mangelte, wurden die Felder in Partnerschaft bestellt;

6. verkleidete Soldaten bearbeiteten mehr oder weniger offen den Boden in der Nähe feindlicher Stützpunkte und Blockhäuser;

7. den Flüssen wurden durch Errichtung von Dämmen auf dem Schwemmland und durch Befestigung der Sandbänke Bodenstücke abgerungen;

8. den Bauern wurde geholfen, unbewässerte Felder in bewässerte zu verwandeln;

9. den Bauern aller Dörfer im Aktionsbereich der Abteilung wurde bei den Feldarbeiten Beistand geleistet.

Man kann sich also mit der landwirtschaftlichen Produktion befassen. Ist es aber vielleicht unmöglich, handwerkliche und andere Produktionsarten zu betreiben? Kann man das wirklich nicht? Wenden wir uns dem Grenzgebiet Schansi-Tschahar-Hopeh zu:

Die Produktionstätigkeit in den Abteilungen, die sich jenseits der feindlichen Blockadegräben und Blockadelinie befinden, beschränkt sich nicht auf die Landwirtschaft; hier sind ebenso wie in den stabilen Gebieten das Handwerk und das Transportwesen entwickelt worden. Die 4. regionale Abteilung richtete eine Werkstatt zur Herstellung von Filzhüten, eine Ölpresse und eine Mühle ein und erzielte innerhalb von sieben Monaten Gewinne in Höhe von 500 000 Yüan örtlicher Währung. So wurden nicht nur die eigenen Schwierigkeiten gelöst, sondern auch die Bedürfnisse der Volksmassen des Partisanengebiets befriedigt. Die Soldaten konnten sich völlig mit Wolljacken, Wollsocken und sonstigem versorgen.

In den Partisanengebieten kommt es ja so häufig zu Kämpfen; müßte sich da nicht eine Produktionstätigkeit der Truppen unvermeidlich auf die Kampfhandlungen auswirken? Ist das wirklich der Fall? Wenden wir uns dem Grenzgebiet Schansi-Tschahar-Hopeh zu:

Das Prinzip der Verbindung von Arbeitskraft und Kampfkraft wurde verwirklicht; den Kampf- und den Produktionsaufgaben wurde die gleiche Bedeutung beigemessen.

Und weiter:

Nehmen wir beispielsweise die 4. regionale Abteilung des 2. Unterbezirks. Zu Beginn der Frühjahrsbestellung wurde eine Sonderabteilung ausgeschickt, um Schläge gegen den Feind zu führen, gleichzeitig wurde eine wuchtige politische Offensive durchgeführt. Gerade deswegen wurden die Kampfhandlungen aktiver, und auch die Kampffähigkeit der Truppen wurde gehoben. Diese kleine Sonderabteilung führte von Februar bis Anfang September 71 Gefechte durch, eroberte die Stützpunkte Dschudungschö, Schangdschuang, Yädschuang, Fengdjiadschai und Yaitou; 165 Soldaten der japanischen und der Marionettenarmee wurden getötet oder verwundet, 9I Soldaten der Marionettenarmee gefangengenommen, ; leichte Maschinengewehre sowie 101 Gewehre und Pistolen erbeutet.

Ferner: Während man die Kampfhandlungen mit der Propaganda für die

große Produktionsbewegung verband, wurde gleichzeitig eine politische Offensive entfaltet unter der Losung "Schlagt jeden nieder, der die große Produktionsbewegung zu vereiteln sucht". In den Kreisstädten Daihsiän und Guohsiän fragten die Feinde die Einwohner:

"Warum ist die Achte Route-Armee in der letzten Zeit so wütend geworden?" Die Einwohner antworteten: "Weil ihr die große Produktionsbewegung im Grenzgebiet zu vereiteln sucht." Die Soldaten der Marionettentruppen äußerten unter sich: "Bei ihnen dort ist eine große Produktionsbewegung im Gange; es ist besser, nicht auszugehen."

Können die Volksmassen der Partisanengebiete ebenfalls die Produktionsbewegung entfalten? Sind die Bauern dieser Gebiete, wo möglicherweise die Herabsetzung des Pachtzinses noch nicht oder noch nicht restlos verwirklicht worden ist, an der Steigerung der Produktion interessiert? Im Grenzgebiet Schansi-Tschahar-Hopeh wurde auch darauf eine positive Antwort gegeben.

Die Entfaltung der Produktionsbewegung in den Abteilungen, die sich jenseits der feindlichen Blockadegräben und Blockadelinie befanden, hat auch der örtlichen Bevölkerung unmittelbar geholfen. Einerseits schützten diese Abteilungen die Volksmassen während ihrer Produktionstätigkeit mit bewaffneten Kräften, und andererseits halfen sie ihnen auch überall durch ihre Arbeit. Einige Abteilungen haben folgende Regel eingeführt: In der Hochsaison werden 50 Prozent ihres Bestands bereitgestellt, um den Massen bei ihrer Arbeit unentgeltlich zu helfen. Infolgedessen stieg die Produktionsaktivität der Massen stark an, die Beziehungen zwischen Armee und Bevölkerung wurden noch einträchtiger gestaltet, die ganze Bevölkerung hatte zu essen. Von dieser Zeit an sind die Sympathien der Volksmassen in den Partisanengebieten für die Kommunistische Partei und die Achte Route-Armee noch mehr gewachsen, und die Unterstützung durch die Massen wurde noch stärker.

Somit unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß in den Partisanengebieten die Truppen und die Bevölkerung eine breite Produktionsbewegung entfalten können und müssen. Wir fordern, daß sich alle Partei-, Verwaltungs- und Armeefunktionäre in den befreiten Gebieten und besonders in den Partisanengebieten restlos von dieser Einsicht durchdringen lassen; wenn sie dieses "Können" und "Müssen" begreifen, wird die Bewegung überall entfaltet werden können. Gerade damit hat man auch im Grenzgebiet Schansi-Tschahar-Hopeh begonnen:

Da die Kader ihre Ansichten änderten, der Produktion, der Verbindung von Arbeitskraft und Kampfkraft Beachtung schenkten, unter den Volksmassen Helden der Arbeit und vorbildliche Arbeiter heranbildeten (nach vorläufigen Angaben gibt es hier 66 Helden der Arbeit und vorbildliche Arbeiter), haben unsere Abteilungen, die sich jenseits der Blockadegräben und Blockadelinie befinden, im Rahmen ihrer Produktionsbewegung innerhalb von nur fünf Monaten nicht nur ihre Produktionspläne termingemäß erfüllt, sondern dabei auch eine ganze Reihe von praktischen Neuerungen geschaffen.

Im Jahre 1945 müssen die Armee und die Bevölkerung in allen befreiten Gebieten mit vereinten Kräften die Produktionsbewegung in einem noch größeren Maßstab als bisher entfalten, und im kommenden Winter werden wir die von den verschiedenen Gebieten erzielten Erfolge vergleichen.

Der Krieg ist nicht nur ein militärischer und politischer Wettkampf, er ist auch ein Wettkampf auf wirtschaftlichem Gebiet. Um die japanischen Eindringlinge zu besiegen, müssen wir neben allem anderen auch noch Anstrengungen in der Wirtschaftsarbeit machen, müssen diese Arbeit in zwei bis drei Jahren voll und ganz meistern; in diesem Jahr 1945 aber müssen wir größere Erfolge als bisher erzielen. Das ist es, was das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas von allen Mitarbeitern sowie von der gesamten Bevölkerung der befreiten Gebiete sehnlichst erwartet. Wir hoffen, daß dieser Plan erfüllt werden wird.

 

ANMERKUNGEN

 

* Leitartikel, den Genosse Mao Tse-tung für die Yenaner Tageszeitung Djiäfang Jibao schrieb.

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