Mao Ausgewählte Werke Band III

Mao Tse-tung


Mao Tse-tung:

MAN MUSS LERNEN, AUF WIRTSCHAFTLICHEM GEBIET ZU ARBEITEN*

 (10. Januar 1945)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band III, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S.219-227


Helden der Arbeit und vorbildliche Mitarbeiter!

Ihr seid zu dieser Konferenz zusammengekommen und habt eure Erfahrungen zusammengefaßt; wir alle begrüßen und ehren euch. Ihr zeichnet euch durch drei Vorzüge aus, spielt eine dreifache Rolle. Erstens: die Rolle des Initiators. Das heißt, daß dank eurer großen Mühe und euren zahlreichen Neuerungen eure Arbeit zum Vorbild für andere geworden ist und den Arbeitsstandard gehoben hat, daß sie bei jedermann das Bestreben auslöste, von euch zu lernen. Zweitens: die Rolle des Rückgrats. Die meisten von euch sind vorläufig noch keine Funktionäre, aber ihr seid bereits das Rückgrat der Massen, deren Kern, und mit euch kann man die Arbeit gut voranbringen. In Zukunft könnt ihr Funktionäre werden; jetzt seid ihr eine Kaderreserve. Drittens: die Rolle der Brücke. Ihr seid eine Brücke zwischen den leitenden Funktionären und den breiten Massen. Durch euch wird die Meinung der Massen an die Führung und die Meinung der Führung an die Massen weitergegeben.

Ihr habt viele gute Eigenschaften, habt euch große Verdienste erworben, doch müßt ihr stets daran denken, daß man nicht überheblich werden darf. Ihr werdet von jedermann geachtet, und das mit Recht, doch wird man dadurch auch leicht zur Überheblichkeit verleitet. Wenn ihr überheblich werdet, wenn ihr unbescheiden seid und keine Anstrengungen mehr unternehmt, wenn ihr andere Menschen, die Funktionäre und die Massen nicht achtet, dann werdet ihr aufhören, Helden und Vorbilder zu sein. In der Vergangenheit gab es Leute, die sich so verhielten, und ich hoffe, ihr werdet nicht von ihnen lernen.

Diese Konferenz hat eine Bilanz eurer Erfahrungen gezogen. Das Dokument ist eine sehr gute Zusammenfassung, und eure Erfahrungen können nicht nur hier, sondern auch in den anderen Gebieten angewandt werden, doch darüber werde ich jetzt nicht sprechen. Ich möchte nur einige Worte über unsere Wirtschaftsarbeit sagen.

In den letzten Jahren haben wir begonnen, die Wirtschaftsarbeit meistern zu lernen, und haben auf diesem Gebiet bedeutende Erfolge erzielt. Aber das ist erst der Anfang. Wir müssen innerhalb von zwei bis drei Jahren erreichen, daß unsere Bedürfnisse an Getreide und Industriewaren im Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia und in allen befreiten Gebieten im Rücken des Feindes völlig oder zu einem bedeutenden Teil durch eigene Kräfte befriedigt werden und daß uns darüber hinaus noch einige Überschüsse bleiben. Wir müssen weitere, noch größere Erfolge in unserer Landwirtschaft, unserer Industrie und unserem Handel erzielen. Erst dann wird man sagen können, daß wir auf wirtschaftlichem Gebiet mehr gelernt, besser gelernt haben. Wenn sich die Lebensbedingungen der Armee und der Bevölkerung in irgendeinem Gebiet nicht verbessern, wenn dort die für die Gegenoffensive vorbereitete materielle Basis nicht stabil ist, sich Landwirtschaft, Industrie und Handel nicht von Jahr zu Jahr aufwärts entwickeln, sondern auf der Stelle treten oder gar abwärts gleiten, dann beweist das, daß die dortigen Partei-, Verwaltungs- und Militärfunktionäre die Wirtschaftsarbeit noch nicht meistern, und man wird dort unweigerlich auf gewaltige Schwierigkeiten stoßen.

Es gibt eine Frage, auf die noch einmal die allgemeine Aufmerksamkeit gelenkt werden muß: Unsere Vorstellungen müssen der Lage entsprechen, in der wir uns befinden. Daß wir gegenwärtig in einem dörflichen Milieu leben, daran scheint kein Zweifel zu bestehen. Weiß denn nicht ein jeder, daß wir auf dem Lande leben? In Wirklichkeit weiß das nicht ein jeder. Obwohl viele unserer Genossen tagtäglich im Dorf arbeiten und sich sogar einbilden, daß sie das Dorf verstehen, verstehen sie es nicht oder zumindest nicht gründlich genug. Da sie nicht davon ausgehen, daß wir in einem Milieu ländlicher Gebiete leben, die auf individueller Wirtschaft beruhen, die durch den Feind voneinander isoliert sind und in denen ein Partisanenkrieg geführt wird, behandeln sie politische, militärische, wirtschaftliche und kulturelle Fragen, Parteiangelegenheiten sowie Fragen der Arbeiter-, Bauern-, Jugend- und Frauenbewegung häufig in unangebrachter oder in nicht ganz angebrachter Weise. Sie gehen an die ländlichen Angelegenheiten von einem städtischen Gesichtspunkt heran, stellen subjektivistisch viele unangebrachte Pläne auf, führen sie zwangsweise durch und rennen immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand. In den letzten Jahren haben unsere Genossen infolge der Ausrichtungsbewegung sowie der Tatsache, daß sie sich in ihrer Arbeit Beulen geholt haben, viele Fortschritte gemacht. Nichtsdestoweniger müssen wir alle noch darauf achten, daß unsere Vorstellungen völlig der Lage entsprechen, in der wir leben; erst dann können wir auf allen Arbeitsgebieten einen Erfolg, und zwar einen raschen Erfolg erzielen. Wenn wir wirklich die Tatsache begreifen, daß die ländlichen Stützpunktgebiete, in denen wir uns befinden, auf individueller Wirtschaft beruhen, durch den Feind voneinander isoliert sind, und daß hier ein Partisanenkrieg geführt wird - und wenn wir hiervon ausgehen bei allem, was wir tun, dann erhebt sich die Frage: Wie verhalten sich in Wirklichkeit unsere dem Anschein nach sehr langsamen und keineswegs großartigen Ergebnisse zu den Ergebnissen, die man bei einem anderen Ausgangspunkt erzielen kann, z. B. vom städtischen Gesichtspunkt ausgehend? Da kann nicht die Rede sein von sehr langsamen, sondern nur von sehr schnellen Ergebnissen. Gingen wir vom städtischen Gesichtspunkt aus und lösten uns von unserer heutigen Wirklichkeit los, dann handelte es sich nicht mehr um schnelle oder langsame Ergebnisse, sondern darum, daß wir uns immer wieder den Kopf einrennen und überhaupt keine Ergebnisse erzielen würden.

Ein klarer Beweis hierfür ist zum Beispiel die Tatsache, daß die auf unsere Initiative in der Armee und unter der Bevölkerung organisierte Produktionsbewegung in ihrer gegenwärtigen Form bereits große Erfolge gebracht hat.

Wir wollen den japanischen Eindringlingen harte Schläge versetzen und wollen uns außerdem darauf vorbereiten, die Städte einzunehmen und das verlorene Gebiet wiederzugewinnen. Wie können wir denn dieses Ziel erreichen, da wir uns in einem Milieu ländlicher Gebiete befinden, die auf individueller Wirtschaft beruhen, die durch den Feind voneinander isoliert sind und in denen ein Partisanenkrieg geführt wird? Wir dürfen nicht in die Fußtapfen der Kuomintang treten, die keinen Finger rührt, sondern sich ausschließlich auf die Ausländer stützt, die sogar in der Versorgung mit solchen täglichen Gebrauchsgütern wie Baumwollstoffe vom Ausland abhängig ist. Wir treten für das Vertrauen auf die eigene Kraft ein. Wir hoffen auf Hilfe von auswärts, können uns aber nicht von ihr abhängig machen; wir verlassen uns auf die eigenen Anstrengungen, auf die schöpferischen Kräfte der ganzen Armee und des gesamten Volkes. Welche Methoden gibt es da? Wir bedienen uns einer Methode, nämlich der gleichzeitigen Entfaltung einer großangelegten Produktionsbewegung sowohl in der Armee als auch unter der Bevölkerung.

Da wir es mit dem Dorf zu tun haben, wo die Menschen- und Materialreserven zersplittert sind, haben wir bezüglich der Produktion und der Versorgung auf eine "einheitliche Leitung und dezentralisierte Wirtschaftsführung" Kurs genommen.

Da wir es mit dem Dorf zu tun haben, wo die Bauern eine zersplitterte Masse von Einzelproduzenten sind, die rückständige Produktionsinstrumente benutzen, wo der größere Teil des Bodens immer noch den Grundherren gehört und die Bauern durch den Pachtzins der feudalen Ausbeutung unterworfen sind, haben wir, um das Interesse der Bauernschaft an der Produktion zu heben und die Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft zu steigern, die beiden politischen Richtlinien der Herabsetzung der Pacht- und Darlehenszinsen sowie der Organisierung der gegenseitigen Arbeitshilfe verwirklicht. Die Senkung des Pachtzinses hat das Interesse der Bauern an der Produktion gehoben, während die gegenseitige Arbeitshilfe die Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft gesteigert hat. Die Daten, die ich aus den verschiedenen Gebieten Nord- und Zentralchinas erhalten habe, zeigen, daß sich das Interesse der Bauern an der Produktion nach der Herabsetzung des Pachtzinses stark erhöht hat, daß sie gern solche Organisationen für gegenseitige Hilfe gründen, wie es hier die Arbeitsaustauschbrigaden sind, und daß in solchen Organisationen drei Menschen ebensoviel leisten können, wie sonst vier geleistet haben. Und wenn das stimmt, können 90 Millionen Menschen ebensoviel schaffen, wie sonst 120 Millionen vollbracht haben. Es gibt auch solche Fälle, da zwei soviel leisten, wie sonst drei geleistet haben. Wenn wir statt der Politik des Zwanges und Befehls, die wegen der Eile nicht zum Ziel führt, die Politik der geduldigen Überzeugung und der Veranschaulichung durch gute Beispiele befolgen, dann werden wir in einigen Jahren die große Mehrheit der Bauern in die Organisationen der gegenseitigen Hilfe für die landwirtschaftliche und handwerkliche Produktion einbeziehen können. Wenn solche Produktionsorganisationen in den Alltag eingegangen sein werden, werden nicht nur die Erträge bedeutend erhöht und alle möglichen Neuerungen hervorgebracht, sondern auch politische Fortschritte gemacht, das Kulturniveau wird gehoben, der Hygiene Beachtung geschenkt, deklassierte Elemente werden umerzogen und die Sitten geändert werden; und in nicht allzu langer Zeit werden auch die Produktionsinstrumente verbessert sein. Wenn es so weit ist, dann wird sich unsere ländliche Gesellschaft allmählich auf neuer Grundlage gestalten.

Wenn unsere Funktionäre dieses Arbeitsgebiet sorgfältig studieren und der ländlichen Bevölkerung mit aller Tatkraft helfen, die Produktionsbewegung zu entfalten, wird es im Dorf schon in wenigen Jahren Getreide und tägliche Gebrauchsgüter in Hülle und Fülle geben, und wir werden in der Lage sein, nicht nur den Krieg durchzuhalten und mit Mißernten fertigzuwerden, sondern auch für die Zukunft beträchtliche Vorräte an Getreide und täglichen Gebrauchsgütern anzulegen.

Wir müssen die Produktion nicht nur der Bauern, sondern auch der Armee-Einheiten und Institutionen organisieren.

Da wir es mit dem Dorf zu tun haben, das ständig der Verwüstung durch den Feind ausgesetzt ist und wo der Krieg lange andauert, müssen sich unsere Truppen und Institutionen mit der Produktion befassen. Der aufgelockert geführte Partisanenkrieg macht ihnen das auch möglich. In unserem Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia machen die Militärangehörigen und die Mitarbeiter der Institutionen einen sehr hohen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung aus, und wenn sie sich nicht selbst mit der Produktion befassen, werden sie zum Hungern verurteilt sein; wenn sie zuviel von der Bevölkerung fortnehmen, wird die Bevölkerung eine solche Belastung nicht aushalten können und ebenfalls zum Hungern verurteilt sein. Das ist der Grund, weshalb wir beschlossen haben, eine großangelegte Produktionsbewegung zu entfalten. Nehmen wir das Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia als Beispiel. Der Jahresbedarf der Truppen und Institutionen an Getreide (Hirse) beläuft sich auf 260 000 Dan (300 Djin pro Dan), von denen 160 000 Dan von der Bevölkerung geliefert und die übrigen 100 000 Dan von ihnen selbst erzeugt werden. Würden sie sich nicht selbst mit der Produktion befassen, müßten entweder sie oder die Bevölkerung hungern. Dank der Produktionsbewegung hungern wir nicht, sowohl die Armee als auch die Bevölkerung ernähren sich alle sehr gut.

Im Grenzgebiet versorgen sich unsere Institutionen zu einem bedeutenden Teil - und einige Organisationen sogar völlig - selbst mit allem Notwendigen außer Getreide und Bekleidung. Noch mehr: Manche Organisationen versorgen sich zum Teil mit Getreide und Bekleidung.

Noch bedeutender sind die Verdienste der Truppenteile des Grenzgebiets. Viele Truppenteile versorgen sich voll und ganz mit Getreide und Bekleidung sowie allem übrigen, also zu 100 Prozent, und brauchen überhaupt nichts von der Regierung. Das ist der höchste Standard, sozusagen Standard Nr. 1 ; er wurde nach und nach, im Laufe einiger Jahre erreicht.

Wir können von den Frontgebieten, wo man kämpfen muß, nicht diesen Standard verlangen. Dort können wir einen Standard Nr. 2 und Nr. ; einführen. Standard Nr. 2 heißt, daß man sich bis auf Getreide und Bekleidung, die man von der Regierung erhält, durch eigene Produktionstätigkeit mit allem übrigen selbst versorgt: mit Speiseöl (6 Tjiän pro Kopf täglich), Salz (6 Tjiän pro Kopf täglich), Gemüse (1-1,6 Djin pro Kopf täglich), Fleisch (1-2 Djin pro Kopf monatlich), mit Mitteln zur Beschaffung von Heizmaterial und Bürobedarfsartikeln, mit Mitteln für verschiedene kleine Ausgaben, mit Mitteln für das Bildungswesen, den Gesundheitsdienst, für die Waffenreinigung sowie mit Tabak, Schuhwerk, Socken, Handschuhen, Handtüchern, Zahnbürsten usw. - was etwa 50 Prozent aller Ausgaben ausmacht. Ein solcher Standard kann nach und nach, innerhalb von zwei bis drei Jahren erreicht werden; hier und da ist er schon heute erreicht. Diesen Standard kann man in den stabilen Gebieten einführen.

Der dritte Standard ist für die Randgebiete sowie für die Partisanengebiete gedacht. Dort kann man seinen Bedarf nicht zu 50, sondern zu 15 bis 25 Prozent mit eigenen Kräften decken. Kann man das erreichen, so ist auch das recht gut.

Kurzum, alle Truppenteile und Regierungsinstitutionen sowie andere Organisationen, mit Ausnahme besonderer Fälle, müssen sich in der Zeit, die nicht mit Kämpfen, Kampfausbildung und Arbeit ausgefüllt ist, mit Produktion befassen. Neben der kollektiven Teilnahme an der Produktionstätigkeit in einer solchen Zwischenzeit müssen sie speziell Leute bereitstellen, die Ackerbaubetriebe, Gemüsegärten, Viehweiden, Werkstätten, kleine Fabriken, Transportbrigaden, Genossenschaften einzurichten oder in Partnerschaft mit den Bauern Getreide und Gemüse anzubauen haben. Unter den gegenwärtigen Bedingungen muß sich jede Institution und jeder Truppenteil eine eigene "Hauswirtschaft" anlegen, um die Schwierigkeiten zu überwinden. Widerwille gegen die Gründung einer eigenen "Hauswirtschaft", wie er Faulenzern eigen ist, ist schändlich. Man muß ferner ein nach der Arbeitsqualität gestaffeltes System der individuellen Gewinnverteilung einführen, damit die unmittelbar mit der Produktion Beschäftigten einen Anteil erhalten können und so die Produktion angespornt wird. Um die Produktionstätigkeit erfolgreich vorantreiben zu können, müssen die Leiter jeder Organisation die Verantwortung übernehmen, persönlich mit Hand anlegen und die Methode der Verbindung der führenden Gruppe mit den breiten Massen, der allgemeinen Aufrufe mit konkreten Anleitungen anwenden.

Manche Leute sagen: Wenn sich die Armee mit Produktion befaßt, ist sie nicht mehr imstande zu kämpfen und sich auszubilden; wenn sich die Regierungsinstitutionen und andere Organisationen mit Produktion befassen, sind sie nicht mehr imstande, ihre Tätigkeit auszuüben. Dieses Argument ist nicht richtig. In den letzten Jahren hat sich unsere Armee im Grenzgebiet in großem Maßstab mit der Produktion befaßt, so daß sie mit Nahrung und Kleidung reichlich versorgt war, und gleichzeitig wurde sowohl die Ausbildung der Truppen als auch politische Schulung und allgemeine Bildungsarbeit durchgeführt, und dabei mit größerem Erfolg als zuvor; auch die Einheit innerhalb der Armee sowie die Einheit zwischen Armee und Volk ist stärker als früher. An der Front wurde im vergangenen Jahr eine großangelegte Produktionsbewegung durchgeführt, und zugleich wurden in demselben Jahr große Kampferfolge erzielt und setzte überdies eine umfassende Kampagne zur Truppenausbildung ein. In den Regierungsinstitutionen und sonstigen Organisationen wurde die Lebenshaltung der Mitarbeiter dank ihrer Produktionstätigkeit verbessert, und diese arbeiteten mit größerer Hingabe und größerem Effekt auf ihrem Gebiet; dies gilt sowohl für das Grenzgebiet wie für die Front.

Daraus ist ersichtlich, daß die Kampftätigkeit, die Ausbildung, die Arbeit der Truppenteile, Regierungsinstitutionen und anderer Organisationen, die sich unter den Bedingungen des Partisanenkriegs im Dorf befinden, energischer und lebhafter verläuft, wenn sie alle die Produktion zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse entfalten, während ihre Disziplin, ihre innere Geschlossenheit und ihre Einheit mit dem Volk noch fester wird. Die Produktion für den eigenen Bedarf ist eine Frucht unseres langdauernden Partisanenkriegs, sie ist unser Stolz. Wenn wir es lernen, diese Arbeit zu leisten, dann brauchen wir keinerlei materielle Schwierigkeiten zu fürchten. Wir werden von Jahr zu Jahr mehr Lebenskraft, mehr Energie haben, werden mit jedem Kampf stärker werden; wir werden den Feind bezwingen und niemals zu befürchten haben, von ihm bezwungen zu werden.

Hier ist die Aufmerksamkeit unserer Genossen aus den Frontgebieten noch auf einen weiteren Punkt zu lenken. Einige kürzlich von uns geschaffene Gebiete verfügen über ausreichende Hilfsquellen, und aus diesem Grund wollen die Funktionäre dort weder sparsam sein noch sich mit der Produktion befassen. Das ist sehr schlecht, und sie werden in Zukunft zweifellos dafür büßen müssen. Wir müssen überall mit den Arbeitskräften und materiellen Hilfsquellen sehr sorgsam umgehen, dürfen unter keinen Umständen bloß auf den Augenblick schauen und dabei Liederlichkeit und Verschwendung zulassen. Wir müssen überall von dem ersten Jahr an, in dem wir zu arbeiten beginnen, mit den vielen kommenden Jahren rechnen; wir müssen damit rechnen, daß wir einen langwierigen Krieg auszuhalten haben, daß unsere Gegenoffensive bevorsteht, daß wir nach der Vertreibung des Feindes an den Aufbau schreiten werden. Einerseits darf es keine Liederlichkeit und Verschwendung geben, andererseits muß man sich um die Entwicklung der Produktion bemühen. Früher kam es uns stellenweise teuer zu stehen, daß es an einer langfristigen Vorausplanung mangelte, daß man nicht darauf achtete, mit den Arbeitskräften und den materiellen Hilfsquellen sparsam umzugehen und die Produktion zu entwickeln. Man muß die Lehre daraus ziehen und von nun an darauf achten.

Was die Industriewaren anbelangt, so hat man im Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia beschlossen, innerhalb von zwei Jahren aus der eigenen Produktion die volle Befriedigung der Bedürfnisse an solchen Waren wie Rohbaumwolle, Baumwollgarn und -stoffe, Eisenwaren, Papier und viele andere zu erreichen. Alles, was hier früher überhaupt nicht oder in geringen Mengen erzeugt wurde, müssen wir jetzt selbst anpflanzen, erzeugen und liefern, ohne in irgendeiner Weise von auswärts abhängig zu sein. Diese Aufgaben müssen von den drei Sektoren der Wirtschaft - dem staatlichen, dem privaten und dem genossenschaftlichen Sektor - erfüllt werden. Bei allen Erzeugnissen muß man nicht nur eine große Menge, sondern auch eine gute Qualität, das heißt Haltbarkeit und Gediegenheit anstreben. Diese ganze Arbeit wird von der Regierung des Grenzgebiets, von dem Vereinten Verteidigungskommando der Achten Route-Armee und vom Nordwestbüro des Zentralkomitees der Partei energisch angepackt, und das ist absolut richtig. Ich hoffe, daß in allen Frontgebieten das gleiche getan wird. An vielen Orten geschieht das auch schon, und ich wünsche den dortigen Genossen gute Erfolge.

Unser Grenzgebiet und alle anderen befreiten Gebiete werden noch zwei bis drei Jahre brauchen, um in vollem Maße zu lernen, Wirtschaftsarbeit zu leisten. Der Tag, an dem wir Getreide und Industriewaren in vollem oder in hohem Maße selbst anpflanzen, erzeugen und liefern können und dazu noch Überschüsse haben werden, wird eben jener Tag sein, an dem wir das Wirtschaften auf dem Lande vollauf meistern. In Zukunft, wenn unsere Städte vom Feind gesäubert sind, werden wir auch unter den neuen Bedingungen Wirtschaftsarbeit zu leisten verstehen. Der Aufbau Chinas hängt von uns ab, und wir müssen beharrlich lernen.

 

ANMERKUNGEN

 

* Rede des Genossen Mao Tse-tung auf der Konferenz der Helden der Arbeit und vorbildlicher Mitarbeiter des Grenzgebiets Schensi-Kansu-Ningsia.

Mao Ausgewählte Werke Band III

Mao Tse-tung