Mao Werke


Mao Tse-tung:

"FREUNDSCHAFT" ODER AGGRESSION?

(30. August 1949)

Um die Aggression zu begründen, redet Acheson immer wieder von "Freundschaft" und trägt dazu noch haufenweise "Prinzipien" zusammen.

Acheson sagt:

Das Interesse, das das Volk und die Regierung der Vereinigten Staaten an China haben, reicht weit in unsere Geschichte zurück. Trotz der geographischen Entfernung und der großen Unterschiede in der geschichtlichen Entwicklung, die China und die Vereinigten Staaten voneinander trennen, hat sich unsere Freundschaft für dieses Land durch die religiösen, philanthropischen und kulturellen Bindungen, die unsere beiden Völker vereint haben, immer mehr vertieft, und sie hat sich über lange Jahre durch viele Taten guten Willens bestätigt, wie zum Beispiel durch die Verwendung der Boxer-Entschädigung für die Ausbildung chinesischer Studenten, durch die Abschaffung der Exterritorialität während des zweiten Weltkriegs, durch unsere großzügige Hilfe für China während des Krieges und seit seinem Ende. Die Dokumente zeigen, daß die Vereinigten Staaten die grundlegenden Prinzipien ihrer Außenpolitik gegenüber China, zu der auch die Politik der offenen Tür, die Achtung der administrativen und territorialen Integrität Chinas und die Opposition gegen jede Fremdherrschaft über China gehören, konsequent aufrechterhalten haben und noch immer aufrechterhalten.

Acheson lügt schamlos, wenn er Aggression als "Freundschaft" bezeichnet.

Die Geschichte der Aggressionen der amerikanischen Imperialisten gegen China seit ihrer Hilfe für die Engländer im Opiumkrieg 1840 bis zu dem Zeitpunkt, da das chinesische Volk sie aus China hinauswarf, sollte in einem Lehrbuch für die Unterrichtung der chinesischen Jugend kurz und klar beschrieben werden. Die USA waren eins der ersten Länder, die China gezwungen haben, ihnen Exterritorialität1 zu gewähren, nämlich durch den im Weißbuch erwähnten Vertrag von Wanghsia von 18442, den ersten Vertrag, der jemals zwischen China und den USA geschlossen wurde. Gerade in diesem Vertrag zwangen die USA China neben der Öffnung von fünf Häfen für den Handel und anderen Bedingungen die Missionstätigkeit durch die Amerikaner auf. Lange Zeit hindurch legten die USA-Imperialisten mehr als andere imperialistische Länder Wert auf die geistige Aggression; diese begann mit einer religiösen Tätigkeit und dehnte sich bis auf "philanthropische" und kulturelle Unternehmungen aus. Statistische Angaben besagen, daß die Missionen und "philanthropischen" Organisationen der USA eine Gesamtsumme von 41.900000 USA-Dollar in China investierten; 14,7 Prozent der Mittel der Missionen wurden für medizinische Zwecke verwandt, 38,2 Prozent für Bildungszwecke und 47,1 Prozent für religiöse Betätigung 3. Viele bekannte Bildungsinstitute in China wie zum Beispiel die Yändjing-Universität, die Medizinische Unionshochschule, die Huiwen-Oberschulen, die St. Johns-Universität, die Nanking-Universität, die Sudschou-Universität, das Christliche College von Hangdschou, die Medizinische Hochschule von Hsiangya, die Unionsuniversität von Westchina und die Lingnan-Universität wurden von Amerikanern gegründet.4 Gerade auf diesem Gebiet machte sich Leighton Stuart einen Namen, so wurde er auch Botschafter der USA in China. Acheson und seinesgleichen wissen, wovon sie sprechen, und es gibt eine Vorgeschichte zu seinen Worten, daß "sich unsere Freundschaft für dieses Land durch die religiösen, philanthropischen und kulturellen Bindungen, die unsere beiden Völker vereint haben, immer mehr vertieft hat". Nur um diese "Freundschaft zu vertiefen", so sagt man, haben die USA 105 Jahre lang seit dem Abschluß des Vertrags von 1844 für derartige Unternehmungen so große Mühe und so viel Raffinesse aufgeboten.

Die Teilnahme an den verbündeten Streitkräften der acht Mächte zur Niederschlagung Chinas, die Erpressung der "Boxer-Entschädigung" und ihre spätere Verwendung "für die Ausbildung chinesischer Studenten" zum Zweck der geistigen Aggression - all das sollte auch als Ausdruck der "Freundschaft" gelten.

Trotz der "Abschaffung" der Exterritorialität wurde der Schuldige an der Vergewaltigung Schen Tschungs vom Marineministerium der USA nach seiner Rückkehr in die USA für unschuldig erklärt und freigelassen5 - ein weiterer Beweis der "Freundschaft".

"Hilfe für China während des Krieges und seit seinem Ende" nach den Berichten des Weißbuchs wurden insgesamt mehr als 4.500 Millionen USA-Dollar, nach unseren Berechnungen aber über 5.914 Millionen USA-Dollar Tschiang Kai-schek als Unterstützung gezahlt, um mehrere Millionen Chinesen abzuschlachten - ein weiterer Beweis der "Freundschaft".

Die ganze "Freundschaft", die die USA-Imperialisten China in den letzten 109 Jahren (seit dem Opiumkrieg von 1840, in dem die USA mit Großbritannien zusammenwirkten) erwiesen haben, und besonders diese große "Freundschaft" in den letzten Jahren, durch die sie Tschiang Kai-schek halfen, einige Millionen Chinesen abzuschlachten - all das hatte nur einen Zweck, nämlich zu zeigen, daß sie "die grundlegenden Prinzipien ihrer Außenpolitik gegenüber China, zu der auch die Politik der offenen Tür, die Achtung der administrativen und territorialen Integrität Chinas und die Opposition gegen jede Fremdherrschaft über China gehören, konsequent aufrechterhalten haben und noch immer aufrechterhalten".

Mehrere Millionen Chinesen wurden nur deshalb getötet, um erstens die Politik der offenen Tür aufrechtzuerhalten, zweitens die administrative und territoriale Integrität Chinas zu achten und drittens gegen jede Fremdherrschaft über China zu opponieren.

Heute steht Acheson und seinesgleichen die Tür nur noch in kleinen Landstrichen offen, wie in Kanton und auf Taiwan, und nur dort wird das erste dieser heiligen Prinzipien "noch immer aufrechterhalten". In anderen Orten, zum Beispiel in Schanghai, war die Tür nach der Befreiung ursprünglich offen, aber jetzt verwendet jemand USA-Kriegsschiffe mit ihren Kanonen, um dort ein weit weniger heiliges Prinzip durchzusetzen: die Politik der blockierten Tür.

Heute werde dank Achesons zweitem heiligem Prinzip nur in schmalen Landstrichen wie Kanton und Taiwan die administrative und territoriale "Integrität" "noch immer aufrechterhalten". Allen anderen Orten wird dieses Glück versagt, dort sollen die Administration und das Territorium jämmerlich zerfallen sein.

Heute sei dank Achesons drittem heiligem Prinzip nur in Orten wie Kanton und Taiwan "jede Fremdherrschaft" - einschließlich der USA-Herrschaft - vertrieben worden, und das nur durch die "Opposition" eines Acheson und seinesgleichen; daher befinden sich diese Orte noch immer unter der Herrschaft der Chinesen. Der restliche Teil Chinas - allein die Erwähnung entlockt uns Tränen - sei ganz und gar verlorengegangen, werde von Ausländern beherrscht, und die Chinesen seien allesamt Sklaven geworden. Bis zu dieser Stelle hatte Seine Exzellenz Acheson in seinem Schreiben noch keine Zeit gefunden zu erwähnen, aus welchem Land diese Ausländer stammen, doch das wird klar, wenn man weiterliest, und es besteht also keine Notwendigkeit, danach zu fragen.

Ob die Nichteinmischung in Chinas innere Angelegenheiten auch zu den Prinzipien zählt, sagt Acheson nicht, doch anscheinend zählt sie nicht dazu. Das ist die Logik der USA-Mandarine. Jeder, der das Begleitschreiben Achesons zu Ende liest, wird sich von dieser gescheiten Logik überzeugen können.

ANMERKUNGEN

1. "Exterritorialität" bedeutet hier konsularische Gerichtsbarkeit. Sie war eins der Aggressionsprivilegien, die sich die imperialistischen aggressiven Kräfte von China erzwangen. Nach dieser sogenannten Konsulargerichtsbarkeit genossen Staatsbürger der imperialistischen Länder in China das Recht, nicht der chinesischen Gerichtsbarkeit zu unterstehen; wenn sie in China ein Verbrechen begingen oder Beklagte in einem Zivilprozeß waren, konnten sie nur von einem Konsulargericht ihrer betreffenden Länder in China verurteilt werden, und die chinesische Regierung durfte nicht intervenieren.

2. Der "Vertrag von Wanghsiä ` war der erste ungleiche Vertrag zwischen den USA und China, der als Ergebnis der Aggression der USA gegen China geschlossen wurde. Die USA, die Chinas Niederlage im Opiumkrieg ausnutzten, zwangen die Regierung der Tjing-Dynastie, im Juli 1844 im Dorf Wanghsia bei Makao den "chinesisch-amerikanischen Vertrag über die Öffnung von fünf Handelshäfen", auch "Vertrag von Wanghsia" genannt, zu unterzeichnen. In seinen 34 Artikeln wurde bestimmt, daß alle Privilegien, die Großbritannien durch den Vertrag von Nanking und seine Zusätze gewährt worden waren, einschließlich der konsularischen Gerichtsbarkeit, auch für die USA wirksam sein sollten.

3. Aus dem Werk des Amerikaners C. F. Remer, Ausländische Investitionen in China, Kapitel 15.

4. Die Yändjing-Universität und die Medizinische Unionshochschule waren in Peiping, die Huiwen-Oberschulen in Peiping und Nanking, die St. Johns-Universität in Schanghai, die Medizinische Hochschule von Hsiangya in Tschangscha, die Unionsuniversität von Westchina in Tschengdu und die Lingnan-Universität in Kanton.

5. William Pierson und andere Soldaten von der Marineinfanterie der USA vergewaltigten am 24. Dezember 1946 in Peiping Schen Tschung, eine Studentin der Peking-Universität. Das rief beim ganzen Volk große Entrüstung gegen die Gewaltakte der amerikanischen Soldateska hervor. Im Januar 1947 übergab die Kuomintang-Regierung ungeachtet der Proteste des Volkes den Hauptschuldigen, Pierson, den amerikanischen Behörden, die den Fall nach ihrem Gutdünken erledigen konnten. Im August dieses Jahres erklärte das USA-Marineministerium diesen Verbrecher für nicht schuldig und setzte ihn auf freien Fuß.

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