Mao Werke


Mao Tse-tung:

BERICHT AUF DER ZWEITEN PLENARTAGUNG DES VOM SIEBTEN PARTEITAG GEWÄHLTEN ZENTRALKOMITEES DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI CHINAS*

(5. März 1949)

 

* Das vom 7. Parteitag gewählte Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas hielt vom 5. bis 13. März 1949 im Dorf Hsibaipo, Kreis Pingschan, Provinz Hopeh, seine 2. Plenartagung ab. An dieser Tagung nahmen 34 Mitglieder und 19 Kandidaten des Zentralkomitees teil. Diese Tagung, die stattfand am Vorabend des Sieges der chinesischen Volksrevolution im ganzen Land, war von größter Bedeutung. In seinem Bericht auf der Tagung stellte Genosse Mao Tse-tung eine Reihe von Richtlinien auf, die der schnellen Erringung des Sieges der Revolution im ganzen Land förderlich sein und den Sieg organisieren sollten. Er erklärte, daß mit diesem Sieg der Schwerpunkt der Parteiarbeit vom Lande in die Städte verlegt werden müßte; er legte die grundlegenden politischen Richtlinien fest, von denen sich die Partei nach dem Sieg im ganzen Land auf den Gebieten der Politik, der Wirtschaft und der auswärtigen Beziehungen leiten lassen sollte, sowie die allgemeinen Aufgaben und hauptsächlichen Wege, um China aus einem Agrarland in ein Industrieland und von einer neudemokratischen Gesellschaft in eine sozialistische zu verwandeln. In diesem Bericht analysierte Genosse Mao Tse-tung besonders eingehend die damalige Lage in den verschiedenen Sektoren der chinesischen Wirtschaft und die richtige Politik, die die Partei einschlagen müßte; er wies den für die Verwirklichung der sozialistischen Umgestaltung Chinas erforderlichen Weg, übte Kritik an verschiedenen "linken" und rechten Abweichungen in dieser Frage und verlieh seiner Überzeugung Ausdruck, daß sich die chinesische Wirtschaft verhältnismäßig rasch entwickeln würde. Genosse Mao Tse-tung gab eine Einschätzung der neuen Lage im Klassenkampf in China und im Ausland nach dem Sieg der chinesischen volksdemokratischen Revolution, warnte rechtzeitig vor den "in Zucker gehüllten Geschossen' der Bourgeoisie, die nun für das Proletariat zur Hauptgefahr werden würden. Durch all dies erhält das Dokument eine große Bedeutung für eine lange Geschichtsperiode. Dieser Bericht des Genossen Mao Tse-tung und seine im Juni desselben Jahres verfaßte Schrift "Über die demokratische Diktatur des Volkes" bildeten die Grundlage der politischen Richtlinien für das "Gemeinsame Programm", das von der r. Vollversammlung der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes angenommen wurde und das nach der Gründung des neuen China als provisorische Verfassung diente. Die 2. Plenartagung des 7. Zentralkomitees der Partei nahm einen entsprechenden Beschluß auf der Grundlage des Berichts des Genossen Mao Tse-tung an. Nach dieser Tagung verlegte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas seinen Sitz von Hsibaipo im Kreis Pingschan der Provinz Hopeh nach Peiping.

Nach den Operationen von Westliaoning-Schenyang, Huai-Hai und Peiping-Tientsin sind die Hauptkräfte der Kuomintang-Armee bereits vernichtet. Von den Kampftruppen der Kuomintang sind nur noch etwas mehr als eine Million Mann übriggeblieben, die über das weite Gebiet zwischen Sinkiang und Taiwan und an den langausgedehnten Fronten verteilt sind. Von nun an kann mit diesen etwas über eine Million zählenden Kuomintang-Truppen nur nach einer von drei Methoden verfahren werden: nach der von Tientsin, der von Peiping oder der von Suiyüan1. Wir müssen nach wie vor in erster Linie darauf achten und uns darauf vorbereiten, den Feind in Kampfhandlungen zu erledigen, wie wir es bei Tientsin getan haben. Die Kommandeure und Kämpfer der Volksbefreiungsarmee dürfen unter keinen Umständen auch nur im geringsten in ihrem Kampfwillen nachlassen; jeder Gedanke, der ein Nachlassen des Kampfwillens verursacht oder eine Geringschätzung des Feindes bedeutet, ist falsch. Die Möglichkeit wächst, die Frage mit der Methode von Peiping zu lösen, das heißt, die Truppen des Feindes zu zwingen, auf eine friedliche Lösung einzugehen, sich schnell und gründlich nach dem System der Volksbefreiungsarmee zu reorganisieren und sich ihr einzugliedern. Für die rasche Ausmerzung der Überreste der Konterrevolution und ihres politischen Einflusses ist diese Art der Lösung nicht ganz so effektiv wie die Lösung durch Kampfhandlungen. Nach der Vernichtung der Hauptkräfte der feindlichen Truppen wird sich jedoch bestimmt die Methode von Peiping ergeben, das wird unweigerlich so kommen ; sie nützt gleichzeitig unserer Armee und dem Volk, denn sie ermöglicht es, Verluste und Zerstörungen zu vermeiden. Die führenden Genossen aller unserer Feldarmeen sollen daher dieser Kampfform Aufmerksamkeit widmen und sie lernen. Es ist eine der Kampfformen, eine Form des Kampfes ohne Blutvergießen; sie bedeutet nicht, daß Probleme kampflos gelöst werden können. Die Methode von Suiyüan besteht darin, absichtlich einen Teil der Kuomintang-Truppen völlig oder im wesentlichen in ihrem ursprünglichen Zustand zu belassen, das heißt diesen Truppenteilen zeitweilige Konzessionen zu machen, um es zu erleichtern, sie politisch für uns zu gewinnen oder sie zu neutralisieren. Dadurch können wir unsere Kräfte zuerst darauf konzentrieren, mit dem Hauptteil der restlichen Kuomintang-Streitkräfte fertig zu werden, und dann nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne (z. B. nach ein paar Monaten, einem halben Jahr oder einem Jahr) darangehen, diese Truppen nach dem System der Volksbefreiungsarmee zu reorganisieren und sie dieser einzugliedern. Das ist eine weitere Form des Kampfes. Dabei bleiben die Überreste der Konterrevolution und ihr politischer Einfluß in größerem Umfang und auf längere Zeit erhalten als bei der Methode von Peiping. Dennoch besteht kein Zweifel, daß diese Überreste und dieser politische Einfluß der Konterrevolution schließlich liquidiert werden. Keinesfalls darf man annehmen, daß die Konterrevolutionäre, wenn sie sich uns fügen, damit schon zu Revolutionären werden, daß ihr konterrevolutionäres Denken und Trachten damit ein Ende findet. Das ist durchaus nicht der Fall. Viele von ihnen werden umerzogen, ein Teil wird ausgeschieden und manche eingefleischte Konterrevolutionäre werden unterdrückt werden.

Die Volksbefreiungsarmee wird immer eine Kampftruppe sein. Auch nach dem Sieg im ganzen Land wird unsere Armee während der Geschichtsperiode, in der in unserem Land die Klassen noch nicht beseitigt sind und in der Welt noch das imperialistische System existiert, eine Kampftruppe bleiben. Hierüber darf es keinerlei Mißdeutungen oder Schwankungen geben. Die Volksbefreiungsarmee ist auch eine Arbeitstruppe; das wird besonders dann der Fall sein, wenn im Süden die Probleme nach der Methode von Peiping oder der von Suiyüan gelöst werden. Mit der allmählichen Verringerung der Kampfhandlungen wird ihre Rolle als Arbeitstruppe zunehmen. Es besteht die Möglichkeit, daß sich die ganze Volksbefreiungsarmee in nicht allzu ferner Zeit in eine Arbeitstruppe verwandeln wird, und wir müssen damit rechnen. Die 53000 Kader, die nun bereit sind, mit der Armee südwärts zu ziehen, werden keineswegs für die riesigen neuen Gebiete ausreichen, die wir in Kürze einnehmen werden; wir müssen uns darauf vorbereiten, alle unsere Feldarmeen mit ihren 2,1 Millionen Mann in eine Arbeitstruppe zu verwandeln. Dann werden wir genügend Kader haben und die Arbeit in den weiten Gebieten entfalten können. Wir müssen unsere Feldarmeen mit ihren 2,1 Millionen Mann als eine riesige Kaderschule betrachten.

Von 1927 bis jetzt lag der Schwerpunkt unserer Arbeit auf dem Lande; auf dem Lande sammelten wir Kraft, wir umzingelten die Städte vom Lande aus und nahmen sie dann ein. Die Periode, in der wir eine solche Arbeitsmethode anwandten, ist nun bereits abgeschlossen. Jetzt beginnt die Periode "von der Stadt aufs Land, von der Stadt aus das Land anleiten". Der Schwerpunkt der Parteiarbeit verlagert sich vom Lande in die Stadt. Im Süden wird die Volksbefreiungsarmee erst die Städte und dann die ländlichen Gebiete besetzen. Sowohl Stadt als auch Land ist Beachtung zu schenken und eine enge Verbindung zwischen der Arbeit in Stadt und Land, zwischen Arbeitern und Bauern sowie zwischen Industrie und Landwirtschaft herzustellen. Keinesfalls dürfen wir die ländlichen Gebiete vernachlässigen und nur den Städten Beachtung schenken; eine solche Auffassung wäre völlig falsch. Aber der Schwerpunkt der Arbeit der Partei und der Armee muß in den Städten liegen, es müssen größte Anstrengungen unternommen werden zu lernen, die Städte zu verwalten und aufzubauen. Wir müssen lernen, in der Stadt den Kampf auf den Gebieten der Politik, der Wirtschaft und der Kultur gegen die Imperialisten, die Kuomintang und die Bourgeoisie zu führen sowie die Imperialisten auf diplomatischem Gebiet zu bekämpfen. Wir müssen lernen, wie man den offenen Kampf gegen sie führt, wir müssen auch lernen, wie man ihnen im heimlichen Kampf entgegentritt. Wenn wir diese Probleme nicht beachten und nicht lernen, solche Kämpfe gegen solche Leute auszutragen, und in diesen Kämpfen nicht den Sieg erringen, werden wir die politische Macht nicht behaupten können, werden wir uns nicht halten, werden wir eine Niederlage erleiden. Nachdem die Feinde, die mit Gewehren bewaffnet waren, vernichtet worden sind, wird es immer noch Feinde ohne Gewehre geben, die uns bestimmt bis aufs äußerste bekämpfen werden, und wir dürfen diese Feinde keinesfalls leichtnehmen. Wenn wir jetzt diese Frage nicht so aufwerfen und begreifen, werden wir äußerst schwere Fehler begehen.

Auf wen sollen wir uns beim Kampf in den Städten stützen? Manche verworrene Genossen glauben, daß wir uns nicht auf die Arbeiterklasse, sondern auf die Massen der Armen stützen sollen. Manche noch verworrenere Genossen sind der Ansicht, man solle sich auf die Bourgeoisie stützen. Was die Richtung der Entwicklung der Industrie betrifft, meinen manche verworrene Genossen, es ginge in der Hauptsache nicht darum, die Entwicklung der staatlichen Unternehmen zu fördern, sondern darum, die Entwicklung der privaten Unternehmen zu unterstützen; andere meinen im Gegenteil, es genüge, sich lediglich um die staatlichen Betriebe zu kümmern, während die privaten Betriebe überhaupt keine Bedeutung hätten. Wir müssen diese wirren Ansichten kritisieren. Wir müssen uns von ganzem Herzen auf die Arbeiterklasse stützen, uns mit den anderen werktätigen Massen zusammenschließen, die Intellektuellen für uns gewinnen, möglichst viele Menschen aus den Kreisen der nationalen Bourgeoisie und ihrer Vertreter, die mit uns zusammenarbeiten können, auf unsere Seite ziehen oder sie zur Neutralität veranlassen, so daß wir entschlossen den Kampf gegen die Imperialisten, die Kuomintang und die bürokratische Bourgeoisie führen und Schritt für Schritt diese Feinde besiegen können. Gleichzeitig müssen wir unverzüglich mit unserem Aufbauwerk beginnen und allmählich lernen, die Städte zu verwalten, dort die Produktion wiederherstellen und entwickeln. Was die Wiederherstellung und Entwicklung der Produktion betrifft, muß festgelegt werden: An erster Stelle steht die Produktion der staatlichen Industrie, an zweiter die der privaten Industrie und an dritter die des Handwerks. Von dem Tag an, da wir die Verwaltung einer Stadt übernehmen, müssen wir dort unser Augenmerk auf die Wiederherstellung und Entwicklung der Produktion lenken. Auf alle Fälle muß vermieden werden, daß man blind und willkürlich vorgeht und die zentrale Aufgabe vergißt, so daß einige Monate nach der Einnahme einer Stadt Produktion und Aufbau noch nicht in Gang gebracht und sogar viele Industriebetriebe stillgelegt worden sind, was zu Arbeitslosigkeit der Arbeiter, zur Verschlechterung ihrer Lebenshaltung und zu ihrer Unzufriedenheit mit der Kommunistischen Partei führt. Solche Zustände sind absolut unzulässig. Aus diesem Grund müssen unsere Genossen die allergrößten Anstrengungen machen, die Produktionstechnik und die Methode der Produktionsleitung sowie die eng mit der Produktion verbundene Arbeit in Handel, Bankwesen und auf anderen Gebieten zu lernen. Erst wenn die Produktion in den Städten wiederhergestellt ist und sich entwickelt, wenn sich Verbraucherstädte in Produktionsstädte verwandeln, kann sich die Volksmacht festigen. Andere Arbeitsgebiete in den Städten, z. B. die Organisationsarbeit der Partei, die Arbeit der Machtorgane, die Arbeit in den Gewerkschaften und anderen Massenorganisationen, in Kultur und Volksbildung, die Liquidierung der Konterrevolutionäre, die Arbeit in Nachrichtenagenturen, Presse und Rundfunk, kreisen alle um die zentrale Aufgabe Produktion und Aufbau - und dienen ihr. Wenn wir von der Produktion keine Ahnung haben und nicht in der Lage sind, schnell genug die Produktionsarbeit zu lernen, die Produktion so schnell wie möglich wiederherzustellen und zu entwickeln und wirkliche Erfolge zu erringen, in erster Linie die Lebensbedingungen der Arbeiter und außerdem der anderen einfachen Menschen zu verbessern, werden wir die politische Macht nicht behaupten können, werden wir uns nicht halten, werden wir eine Niederlage erleiden.

Die Verhältnisse sind im Süden anders als im Norden, und die Aufgaben der Partei müssen daher auch unterschiedlich sein. Der Süden befindet sich noch unter der Herrschaft der Kuomintang. Partei und Volksbefreiungsarmee haben dort die Aufgabe, die reaktionären bewaffneten Kräfte der Kuomintang in Stadt und Land zu vernichten, Parteiorganisationen und Machtorgane zu errichten, die Massen aufzurütteln, Gewerkschaften, Bauernvereinigungen und andere Massenorganisationen zu gründen, bewaffnete Kräfte des Volkes aufzubauen, die Überreste der Kuomintang-Kräfte zu beseitigen, die Produktion wiederherzustellen und zu entwickeln. Auf dem Lande besteht die Aufgabe vor allem darin, Schritt für Schritt den Kampf zur Ausrottung der Banditen und gegen die örtlichen Despoten, d. h. gegen die herrschende Clique der Grundherrenklasse, zu entfalten sowie die Vorbereitungen zur Senkung der Pacht- und Darlehenszinsen abzuschließen, damit innerhalb von ein oder zwei Jahren nach Ankunft der Volksbefreiungsarmee die Senkung der Pacht- und Darlehenszinsen durchgeführt werden kann und so die Voraussetzungen für die Aufteilung des Bodens geschaffen werden können. Gleichzeitig muß darauf geachtet werden, daß das gegenwärtige Niveau der landwirtschaftlichen Produktion möglichst erhalten bleibt und nicht absinkt. Im Norden ist, außer in den wenigen neuen befreiten Gebieten, die Lage völlig anders. Hier wurde die Herrschaft der Kuomintang bereits gestürzt und die Herrschaft des Volkes errichtet, hier ist das Bodenproblem von Grund auf gelöst. Die zentrale Aufgabe der Partei ist hier, alle Kräfte zur Wiederherstellung und Entwicklung der Produktion zu mobilisieren; darin liegt der Schwerpunkt der gesamten Arbeit. Gleichzeitig müssen aber auch Kultur und Volksbildung wiederhergestellt und entwickelt, die Überreste der reaktionären Kräfte aus dem Weg geräumt, der ganze Norden konsolidiert und die Volksbefreiungsarmee unterstützt werden.

Wir führen bereits in großem Umfang den Aufbau der Wirtschaft durch, die Wirtschaftspolitik der Partei wird bereits in der Praxis angewandt und hat auch schon zu sichtbaren Erfolgen geführt. Warum man eine solche Wirtschaftspolitik und keine andere betreiben soll, darüber gibt es jedoch theoretisch und prinzipiell innerhalb der Partei noch viele unklare Ansichten. Wie soll man diese Frage beantworten? Unserer Meinung nach muß sie folgendermaßen beantwortet werden: Was das Verhältnis von Industrie und Landwirtschaft in der gesamten chinesischen Volkswirtschaft vor dem Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression betrifft, so entfielen etwa 10 Prozent auf die moderne Industrie und etwa 90 Prozent auf Landwirtschaft und Handwerk. Das war das Ergebnis der Unterdrückung Chinas durch Imperialismus und Feudalismus, das war der wirtschaftliche Ausdruck des halbkolonialen, halbfeudalen Charakters der Gesellschaft im alten China, das ist auch in der Periode der chinesischen Revolution und während einer ziemlich langen Zeit nach dem Sieg der Revolution der grundlegende Ausgangspunkt für alle Probleme. Daraus ergeben sich eine Reihe von Problemen für die Strategie, Taktik und Politik unserer Partei. Derzeit besteht eine wichtige Aufgabe unserer Partei darin, zu einem klareren Verständnis dieser Probleme zu gelangen und sie zu lösen. Das bedeutet also:

1. China besitzt bereits eine moderne Industrie, die etwa 10 Prozent seiner Wirtschaft ausmacht; das ist fortschrittlich, das ist ein Unterschied zur alten Zeit. Infolgedessen hat China bereits neue Klassen und neue Parteien - das Proletariat und die Bourgeoisie, die Partei des Proletariats und bürgerliche Parteien. Weil das Proletariat und seine Partei von verschiedenartigen Feinden unterdrückt wurden, haben sie sich gestählt und sind befähigt, die chinesische Volksrevolution zu führen. Wer das übersieht oder unterschätzt, wird rechtsopportunistische Fehler begehen.

2. Die chinesische Wirtschaft besteht noch zu etwa 90 Prozent aus zersplitterten und individuellen Bauernwirtschaften und Handwerksbetrieben; das ist rückständig, das unterscheidet sich wenig von der alten Zeit, das bedeutet, daß unser Wirtschaftsleben noch zu 90 Prozent in der alten Zeit steckengeblieben ist. In der alten Zeit gab es den Feudalbesitz an Grund und Boden. Wir haben ihn abgeschafft oder werden ihn bald abschaffen; darin unterscheiden wir uns also bereits von der alten Zeit, oder wir werden uns bald davon unterscheiden; wir haben die Möglichkeit oder werden sie bald haben, unsere Landwirtschaft und unser Handwerk schrittweise zu modernisieren. Aber selbst heute sind unsere Landwirtschaft und unser Handwerk ihrer grundlegenden Form nach zersplittert und individuell, das heißt ähnlich wie in der alten Zeit, und werden es noch ziemlich lange bleiben. Wer das übersieht oder unterschätzt, wird "links" opportunistische Fehler begehen.

3. Obwohl die moderne Industrie in China lediglich erst etwa 10 Prozent der Bruttoproduktion der Volkswirtschaft erzeugt, ist sie doch höchst konzentriert; der größte und wichtigste Teil des Kapitals ist in den Händen der Imperialisten und ihrer Lakaien, der chinesischen bürokratischen Bourgeoisie, konzentriert. Die Beschlagnahme dieses Kapitals und seine Überführung in das Eigentum der vom Proletariat geführten Volksrepublik wird es dieser ermöglichen, die Lebensadern der Wirtschaft Chinas zu kontrollieren, und den staatlichen Sektor zum führenden Sektor der gesamten Volkswirtschaft machen. Dieser Sektor der Volkswirtschaft ist seinem Charakter nach sozialistisch und nicht kapitalistisch. Wer das übersieht oder unterschätzt, wird rechtsopportunistische Fehler begehen.

4. Chinas privatkapitalistische Industrie nimmt in seiner modernen Industrie die zweite Stelle ein und ist eine nicht zu ignorierende Kraft. Da Chinas nationale Bourgeoisie und ihre Vertreter vom Imperialismus, Feudalismus und bürokratischen Kapitalismus unterdrückt oder gehemmt wurden, haben sie häufig in der volksdemokratischen Revolution mitgekämpft oder sich ihr gegenüber neutral verhalten. Aus diesem Grund und weil Chinas Wirtschaft noch immer rückständig ist, wird es während einer ziemlich langen Periode nach dem Sieg der Revolution noch nötig sein, die positiven Seiten des Privatkapitalismus in Stadt und Land im Interesse der Entwicklung der Volkswirtschaft soweit wie möglich zu nutzen. In dieser Periode ist die Existenz und Entwicklung aller kapitalistischen Faktoren in Stadt und Land, die der Volkswirtschaft nicht schaden, sondern ihr nutzen, zuzulassen. Das ist nicht nur unvermeidlich, sondern wirtschaftlich notwendig. Doch die Existenz und Entwicklung des Kapitalismus in China wird nicht wie in kapitalistischen Ländern uneingeschränkt und zügellos sein. Er wird in mehrfacher Hinsicht eingeschränkt werden - in seinem Tätigkeitsfeld, durch die Steuerpolitik, die Marktpreise und die Arbeitsbedingungen. Wir werden in jeder Hinsicht entsprechend den konkreten Gegebenheiten in jedem Ort, in jedem Wirtschaftszweig und in jeder Periode eine wohlausgewogene, elastische Politik der Einschränkung des Kapitalismus betreiben. Die Losung Sun Yat-sens von der "Regulierung des Kapitals" ist für uns immer noch notwendig und anwendbar. Aber im Interesse der gesamten Volkswirtschaft, im gegenwärtigen und zukünftigen Interesse der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen dürfen wir die privatkapitalistische Wirtschaft keinesfalls zu sehr oder zu rigoros einschränken, sondern müssen im Rahmen der Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsplanung der Volksrepublik Spielraum für ihre Existenz und Entwicklung lassen. Gegen eine Politik der Einschränkung des Privatkapitalismus wird die Bourgeoisie, werden besonders die Besitzer großer privater Betriebe, die Großkapitalisten, unausbleiblich in verschiedenem Grad und auf verschiedene Weise Widerstand leisten. Einschränkung und Widerstand gegen die Einschränkung werden im neudemokratischen Staat die Hauptform des Klassenkampfes sein. Es wäre völlig falsch anzunehmen, wir brauchten jetzt den Kapitalismus nicht einzuschränken, wir könnten die Losung "Regulierung des Kapitals" über Bord werfen; das wäre ein Standpunkt des Rechtsopportunismus. Andererseits wäre es ebenso völlig falsch anzunehmen, daß man das Privatkapital zu sehr und zu rigoros einschränken sollte oder daß es gar möglich sei, es sehr schnell zu beseitigen; das wäre ein Standpunkt des "Links" Opportunismus oder des Abenteurertums.

5. Landwirtschaft und Handwerk, die zersplittert und individuell sind und 9o Prozent der Bruttoproduktion unserer Volkswirtschaft ausmachen, können und müssen umsichtig, schrittweise und tatkräftig auf den Weg der Modernisierung und Kollektivierung geführt werden; die Auffassung, daß sie dem Selbstlauf überlassen werden könnten, ist falsch. Man muß Produktions-, Konsum- und Kreditgenossenschaften und ihre führenden Organe bilden - zentral, in den Provinzen, Städten, Kreisen und Distrikten. Solche Genossenschaften sind kollektive Wirtschaftsorganisationen der werktätigen Massen auf der Grundlage des Privateigentums, die von der vom Proletariat geführten Staatsmacht gelenkt werden. Die kulturelle Rückständigkeit des chinesischen Volkes und sein Mangel an genossenschaftlicher Tradition wird uns eventuell Schwierigkeiten bereiten; doch wir können solche Organisationen schaffen, wir müssen sie schaffen, sie ausbreiten und entwickeln. Gäbe es nur einen staatlichen Sektor der Wirtschaft und keinen genossenschaftlichen, dann könnten wir die Einzelwirtschaften der Werktätigen nicht schrittweise zur Kollektivierung führen, dann wäre es nicht möglich, von der neudemokratischen Gesellschaft zur sozialistischen Gesellschaft der Zukunft fortzuschreiten, dann könnte die führende Position des Proletariats in der Staatsmacht nicht gefestigt werden. Wer das übersieht oder unterschätzt, wird ebenfalls außerordentlich große Fehler begehen. Der staatliche Sektor der Wirtschaft trägt sozialistischen Charakter, der genossenschaftliche Sektor halbsozialistischen; diese bilden zusammen mit den Sektoren des Privatkapitalismus, der Einzelwirtschaften und des Staatskapitalismus, bei dem Staat und Privatkapitalisten zusammenarbeiten, die Hauptsektoren der Wirtschaft der Volksrepublik, sie gestalten die Struktur der neudemokratischen Wirtschaft.

6. Die Wiederherstellung und Entwicklung der Volkswirtschaft in der Volksrepublik ist ohne eine Politik der Kontrolle des Außenhandels unmöglich. Selbst wenn Imperialismus, Feudalismus und bürokratischer Kapitalismus sowie das Kuomintang-Regime (es ist ihr konzentrierter Ausdruck) innerhalb der Grenzen Chinas beseitigt sind, ist damit das Problem des Aufbaus eines unabhängigen, integrierten Industriesystems noch immer nicht gelöst; es wird erst endgültig gelöst sein, nachdem unser Land eine gewaltige wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht und sich aus einem rückständigen Agrarland in ein fortschrittliches Industrieland verwandelt hat. Dieses Ziel ist ohne Kontrolle des Außenhandels nicht zu erreichen. Nachdem die chinesische Revolution im ganzen Land gesiegt hat und das Bodenproblem gelöst ist, wird es in China noch immer zwei grundlegende Widersprüche geben. Der erste ist ein innerer Widerspruch, der Widerspruch zwischen der Arbeiterklasse und der Bourgeoisie. Der zweite ist ein äußerer Widerspruch, der Widerspruch zwischen China und den imperialistischen Staaten. Daher darf nach dem Sieg der volksdemokratischen Revolution die Staatsmacht der Volksrepublik unter der Führung der Arbeiterklasse nicht geschwächt, sondern muß gestärkt werden. Regulierung des Kapitals im Inland und Kontrolle des Außenhandels sind zwei grundlegende politische Richtlinien dieses Staates im ökonomischen Kampf. Wer das übersieht oder unterschätzt, wird außerordentlich große Fehler begehen.

7. China hat eine rückständige Wirtschaft, die als Erbe übernommen wurde. Doch das chinesische Volk ist mutig und arbeitsam. Mit dem Sieg der chinesischen Volksrevolution und der Gründung der Volksrepublik, mit der Führung durch die Kommunistische Partei Chinas und dazu mit Hilfe der Arbeiterklasse aller Länder der Welt, hauptsächlich mit der Hilfe der Sowjetunion, wird sich der Aufbau der Wirtschaft Chinas nicht sehr langsam, sondern wahrscheinlich recht schnell vollziehen. Der Tag kann nicht fern sein, da China aufblühen und gedeihen wird. In der Frage des Wiederauflebens der chinesischen Wirtschaft besteht durchaus kein Grund zum Pessimismus.

Das alte China war ein vom Imperialismus beherrschtes halbkoloniales Land. Der konsequent antiimperialistische Charakter der chinesischen volksdemokratischen Revolution hat den stärksten Haß der Imperialisten gegen diese Revolution hervorgerufen, und sie unterstützen mit ganzer Kraft die Kuomintang. Das hat aber die zornige Empörung des chinesischen Volkes gegen die Imperialisten gesteigert und sie um den letzten Rest ihres Ansehens bei ihm gebracht. Überdies ist das ganze System des Imperialismus nach dem zweiten Weltkrieg bedeutend geschwächt, während die Kräfte der antiimperialistischen Weltfront mit der Sowjetunion an der Spitze so stark geworden sind wie noch nie zuvor. Unter diesen Umständen können und sollen wir auf die schrittweise und gründliche Zerschlagung der imperialistischen Vorherrschaft in China Kurs nehmen. Diese imperialistische Vorherrschaft zeigt sich auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet. In jeder Stadt und an jedem Ort, wo die Kuomintang-Truppen vernichtet werden und die Kuomintang-Regierung gestürzt wird, wird zugleich die politische Vorherrschaft der Imperialisten und ihre Vorherrschaft auf den Gebieten der Wirtschaft und Kultur gestürzt. Jedoch die der direkten Leitung der Imperialisten unterstehenden wirtschaftlichen Unternehmen und kulturellen Institutionen existieren nach wie vor, ebenso wie die von der Kuomintang anerkannten diplomatischen Vertreter und Journalisten. Alle diese Fragen müssen wir je nach Dringlichkeit früher oder später richtig lösen. Nach dem Einzug in die Großstädte wird es zu unseren ersten Schritten gehören, allen ausländischen diplomatischen Vertretungen und ihrem Personal aus der Kuomintang-Zeit den legalen Status abzuerkennen, alle landesverräterischen Verträge aus der Kuomintang-Zeit zu annullieren, alle imperialistischen Propagandaorgane in China aufzulösen, sofort eine Kontrolle über den Außenhandel auszuüben und eine Reform des Zollsystems durchzuführen. Wenn das getan ist, wird das chinesische Volk dem Imperialismus aufrecht gegenüberstehen. Was die noch übriggebliebenen wirtschaftlichen Unternehmen und kulturellen Institutionen der Imperialisten betrifft, können sie unter unserer Überwachung und Kontrolle zeitweilig bestehen bleiben, bis wir nach dem Sieg im ganzen Land an die Lösung dieser Frage herangehen werden. Was die gewöhnlichen Ausländer betrifft, werden ihre rechtmäßigen Interessen geschützt und nicht beeinträchtigt. Die Frage der Anerkennung unseres Landes durch die imperialistischen Länder brauchen wir jetzt nicht in aller Eile zu lösen, und selbst nach dem Sieg im ganzen Land wird es eine ziemlich lange Zeit nicht notwendig sein, diese Sache übers Knie zu brechen. Wir sind bereit, nach dem Prinzip der Gleichberechtigung mit jedem Land diplomatische Beziehungen aufzunehmen, doch wird uns der Imperialismus, der dem chinesischen Volk immer feindlich gegenübergestanden hat, bestimmt nicht sehr rasch als gleichberechtigt behandeln. Solange die imperialistischen Länder uns gegenüber ihre feindselige Haltung nicht ändern, werden wir den imperialistischen Staaten in China keinen legalen Status zuerkennen. Was den Handel mit den Ausländern anbelangt, ist das gar keine Frage; wo es Handelsmöglichkeiten gibt, werden wir sie nutzen und haben bereits damit begonnen; die Geschäftsleute einiger kapita1istischer Länder laufen sich dabei gegenseitig den Rang ab. Wir müssen nach Möglichkeit vor allem mit den sozialistischen und volksdemokratischen Ländern Handel treiben, doch werden wir gleichzeitig auch mit den kapitalistischen Ländern Geschäfte tätigen.

Alle Voraussetzungen für die Einberufung der Politischen Konsultativkonferenz und die Bildung einer demokratischen Koalitionsregierung sind bereits herangereift. Alle demokratischen Parteien und Gruppen, alle Massenorganisationen und parteilosen demokratischen Persönlichkeiten stehen auf unserer Seite. Die Bourgeoisie von Schanghai und dem Yangtse-Gebiet bemüht sich jetzt, Verbindung mit uns aufzunehmen. Schiffahrt und Postverbindung zwischen Nord und Süd sind bereits wiederhergestellt. Die aus allen Fugen geratene Kuomintang hat jeden Anhang unter den Massen verloren. Wir bereiten uns gegenwärtig auf Verhandlungen mit der reaktionären Nanking-Regierung vor 2. Die treibende Kraft seitens der reaktionären NankingRegierung sind bei diesen Verhandlungen die Militärmachthaber der Kuangsi-Clique und jene Gruppen in der Kuomintang, die für den Frieden eintreten, sowie die Bourgeoisie von Schanghai. Ihr Ziel ist es, sich einen Platz in der Koalitionsregierung zu sichern, ihre Truppenstärke so groß wie möglich zu halten, die Interessen der Bourgeoisie in Schanghai und im Süden zu wahren und ihr Bestes zu tun, um der Revolution eine mildere Nuance zu verleihen. Sie erkennen unsere acht Bedingungen als Grundlage für die Verhandlungen an, aber sie hoffen, durch Feilschen ihre Verluste verringern zu können. Tschiang Kai-schek und seine geschworenen Anhänger suchen dagegen diese Verhandlungen zu vereiteln. Tschiang Kai-schek hat noch immer sechzig Divisionen südlich des Yangtse, die sich weiterhin auf den Kampf vorbereiten. Unsere Politik ist es, Verhandlungen nicht abzulehnen, jedoch zu fordern, daß die Gegenseite unsere acht Bedingungen als Ganzes annimmt, und nicht zuzulassen, daß um sie gefeilscht wird. Als Gegenleistung würden wir keine Schläge gegen die Kuangsi-Clique und die anderen Gruppen in der Kuomintang, die für den Frieden eintreten, führen; die Reorganisation ihrer Truppen um etwa ein Jahr aufschieben; einem Teil der Mitglieder der Nanking-Regierung die Beteiligung an der Politischen Konsultativkonferenz und der Koalitionsregierung gestatten; der Bourgeoisie in Schanghai und im Süden zusichern, daß gewisse ihrer Interessen gewahrt bleiben. Diese Verhandlungen haben umfassenden Charakter; sie werden uns, wenn sie erfolgreich sind, bei unserem Vormarsch nach dem Süden und bei der Besetzung der dortigen Großstädte viele Hindernisse aus dem Weg räumen und daher große Vorteile bringen. Sind sie nicht von Erfolg gekrönt, werden bei unserem Vormarsch jeweils Verhandlungen örtlichen Charakters geführt werden. Die umfassenden Verhandlungen sind für Ende März geplant. Wir hoffen, im April oder Mai Nanking zu besetzen und danach die Politische Konsultativkonferenz nach Peiping einzuberufen, eine Koalitionsregierung zu bilden und Peiping zur Hauptstadt zu machen. Da wir zu Verhandlungen bereit sind, müssen wir uns also auf die vielen Komplikationen vorbereiten, die sich nach dem erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen ergeben werden; wir müssen einen klaren Kopf behalten, um der Taktik der Gegenseite gewachsen zu sein, der Taktik des Affenkönigs, der im Magen der Prinzessin mit dem Eisernen Fächer Unfug stiftet.3 Wenn wir innerlich gut vorbereitet sind, können wir mit jedem Unfug stiftenden Affenkönig fertig werden. Wir müssen - sei es bei umfassenden, sei es bei örtlichen Friedensverhandlungen - auf eine solche Möglichkeit vorbereitet sein. Wir sollten uns nicht aus Überdruß an Komplikationen und aus Drang nach Bequemlichkeit zu verhandeln weigern, noch dürfen wir uns auf Verhandlungen einlassen, ohne einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir müssen prinzipienfest sein, aber auch jegliche Geschmeidigkeit besitzen, die für die Durchführung unserer Prinzipien zulässig und erforderlich ist.

Die demokratische Diktatur des Volkes, die vom Proletariat geführt wird und auf dem Bündnis der Arbeiter und Bauern beruht, macht es erforderlich, daß unsere Partei gewissenhaft die ganze Arbeiterklasse, die ganze Bauernschaft und die breiten Massen der revolutionären Intellektuellen zusammenschließt, die die führenden und grundlegenden Kräfte dieser Diktatur bilden. Ohne diesen Zusammenschluß kann sich die Diktatur nicht festigen. Gleichzeitig ist es erforderlich, daß sich unsere Partei mit möglichst vielen Vertretern des städtischen Kleinbürgertums und der nationalen Bourgeoisie, die mit uns zusammenarbeiten können, mit ihren Intellektuellen und politischen Gruppierungen zusammenschließt, damit wir in der Periode der Revolution die Kräfte der Konterrevolution isolieren und sie ebenso wie die Kräfte des Imperialismus in China endgültig stürzen, nach dem Sieg der Revolution die Produktion rasch wiederherstellen und entwickeln, dem Imperialismus im Ausland die Spitze bieten, China mit festem Schritt aus einem Agrarland in ein Industrieland verwandeln und es zu einem großen sozialistischen Staat aufbauen können. Die Politik unserer Partei, auf lange Sicht mit demokratischen Persönlichkeiten, die außerhalb der Partei stehen, zusammenzuarbeiten, muß daher im Denken und in der Arbeit der ganzen Partei fest verwurzelt werden. Wir müssen die Mehrheit der nichtkommunistischen demokratischen Persönlichkeiten ebenso behandeln wie unsere eigenen Kader, mit ihnen aufrichtig und freimütig die Probleme erörtern und lösen, die zu erörtern und zu lösen sind, wir müssen ihnen Arbeit geben und dafür sorgen, daß sie auf ihrem Posten die Verantwortung tragen und die Autorität besitzen, die ihr Amt erfordert, und müssen ihnen helfen, erfolgreich zu arbeiten. Ausgehend davon, daß wir uns mit ihnen zusammenschließen, müssen wir ihre Fehler und Mängel ernsthaft und auf geziemende Art kritisieren oder bekämpfen, um zum Zusammenschluß mit ihnen zu gelangen. Es wäre falsch, ihren Fehlern oder Mängeln gegenüber nachgiebig zu sein. Es wäre aber ebenso falsch, sich ihnen gegenüber abzukapseln oder rein förmlich zu verhalten. In jeder Großstadt oder mittelgroßen Stadt, in jedem Gebiet von strategischer Bedeutung und in jeder Provinz müssen wir eine Anzahl von angesehenen demokratischen Persönlichkeiten, die nicht unserer Partei angehören und die mit uns zusammenarbeiten können, heranziehen. Die falsche Haltung gegenüber den nichtkommunistischen demokratischen Persönlichkeiten, die sich in unserer Partei durch den Arbeitsstil der "Politik der verschlossenen Tür" während des Agrarrevolutionären Krieges herausgebildet hatte, wurde während des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression nicht ganz überwunden und trat im Jahre 1947, zur Zeit des Höhepunkts der Bodenreform in den Stützpunktgebieten von neuem in Erscheinung. Eine solche Haltung kann nur dazu führen, unsere Partei zu isolieren, die Festigung der demokratischen Diktatur des Volkes zu verhindern und dem Feind Verbündete in die Arme zu treiben. Jetzt, da in Kürze zum erstenmal in China eine politische Konsultativkonferenz unter Führung unserer Partei zusammentreten und eine demokratische Koalitionsregierung gebildet werden wird, da die Revolution sehr bald im ganzen Land siegen wird, muß unsere ganze Partei allen Ernstes selbstkritisch dieses Problem prüfen und es richtig begreifen, sie muß die beiden Abweichungen die rechte Abweichung der übertriebenen Nachgiebigkeit und die "linke" Abweichung der sektiererischen Abkapselung oder des rein förmlichen Verhaltens - bekämpfen und eine völlig richtige Haltung einnehmen.

Wir werden sehr bald im ganzen Land siegen. Dieser Sieg wird die Front des Imperialismus im Osten durchbrechen und von großer internationaler Bedeutung sein. Um diesen Sieg zu erringen, benötigen wir nicht mehr viel Zeit und Mühe; aber ihn zu konsolidieren wird lange dauern und große Anstrengungen kosten. Die Bourgeoisie bezweifelt, daß wir fähig sind, den Aufbau durchzuführen. Die Imperialisten rechnen damit, daß wir sie schließlich doch um Almosen bitten müssen, um weiterleben zu können. Mit dem Sieg können in der Partei solche Stimmungen aufkommen wie Hochmut, Pochen auf alte Verdienste, Stillstand und Fortschrittsmüdigkeit, Genußsucht und Abneigung gegen die Fortführung eines harten Lebens. Weil] wir den Sieg errungen haben, wird uns das Volk dankbar sein, und die Bourgeoisie wird hervortreten, um uns zu schmeicheln. Daß uns der Feind mit Waffengewalt nicht unterkriegen kann, ist bereits bewiesen worden. Doch mit ihren Schmeicheleien kann die Bourgeoisie die Willensschwachen in unseren Reihen zu Fall bringen. Es mag Kommunisten geben, die sich vom bewaffneten Feind nicht besiegen ließen und sich angesichts des Feindes würdig erwiesen, Helden genannt zu werden, die jedoch einem Angriff mit "Geschossen in Zuckerhülle" nicht standhalten und den Zuckergeschossen erliegen werden. Wir müssen einer solchen Situation zuvorkommen. Den Sieg im ganzen Land erringen das ist bloß der erste Schritt auf einem langen Marsch von zehntausend Meilen. Wenn wir auch auf diesen Schritt schon stolz sein können, so ist er doch verhältnismäßig unbedeutend ; was uns zu noch größerem Stolz berechtigen wird, steht erst bevor. Nach einigen Jahrzehnten wird rückblickend der Sieg der chinesischen volksdemokratischen Revolution wie ein kurzer Prolog zu einem langen Drama erscheinen. Ein Drama beginnt zwar mit einem Prolog, aber der Prolog ist noch nicht der Höhepunkt. Die chinesische Revolution ist grandios, aber nach der Revolution wird die Wegstrecke noch länger, die Arbeit noch gewaltiger und härter sein. Dies muß in der Partei nunmehr klargestellt werden, und man muß dafür Sorge tragen, daß sich die Genossen den durch Bescheidenheit und Umsicht gekennzeichneten, von Überheblichkeit und Unbesonnenheit freien Stil weiterhin bewahren, daß sie den Stil harten Kampfes weiterhin beibehalten. Wir verfügen über die marxistisch-leninistische Waffe der Kritik und Selbstkritik. Wir sind imstande, einen schlechten Arbeitsstil aufzugeben und einen guten zu bewahren. Wir sind imstande, das zu lernen, was wir vorerst noch nicht wissen. Wir verstehen es nicht nur, die alte Welt zu zerstören, sondern wir werden es auch verstehen, eine neue aufzubauen. Das chinesische Volk kann weiterleben, ohne von den Imperialisten Almosen erbette]n zu müssen, es wird sogar ein noch besseres Leben führen können a]s die imperialistischen Länder.

ANMERKUNGEN

1. Am 19. September 1949 revoltierten der Kuomintang-Gouverneur der Provinz Suiyüan, Dung Tji-wu, und der Kommandeur einer Armee der Kuomintang, Sun Lanfeng, mit mehr als 40000 Mann. Die Umgruppierung dieser Truppen begann am 21. Februar 1950 unter Anleitung des Suiyüan-Militärbezirks der Volksbefreiungsarmee. Am 10. April 1950 wurden sie in die Volksbefreiungsarmee eingegliedert.

2. Zu den Friedensverhandlungen mit der reaktionären Kuomintang-Regierung in Nanking faßte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas am 26. März 1949 folgenden Beschluß:

(1) Beginn der Verhandlungen - 1. April;

(2) Ort der Verhandlungen - Peiping;

(3) Als Vertreter werden Tschou En-lai, Lin Bo-tjü, Lin Biao, Yä Djiän-ying und Li We-han ernannt [am 1. April beschloß das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas, auch Niä Jung-dschen auf die Liste seiner Vertreter zu setzen], Tschou En-lai ist der Chefdelegierte, und sie sollen mit der Delegation Nankings auf der Grundlage der Erklärung des Vorsitzenden Mao Tse-tung zur gegenwärtigen Lage vom 14. Januar und der darin dargelegten acht Bedingungen verhandeln;

(4) Die reaktionäre Kuomintang-Regierung in Nanking ist hiervon sofort durch den Rundfunk zu verständigen und aufzufordern, ihre Delegation zur genannten Zeit an den genannten Ort zu entsenden, die zur Erleichterung der Verhandlungen alle die acht Bedingungen betreffenden notwendigen Unterlagen mitzubringen hat.

3. Im 19. Kapitel des alten chinesischen mythologischen Romans Die Pilgerfahrt nach dem Westen wird erzählt, wie der Affenkönig Sun Wu-kung die Prinzessin mit dem Eisernen Fächer dadurch besiegte, daß er sich in ein winziges Insekt verwandelte und in ihren Magen schlüpfte.

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