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KOSOVO Antikriegsseite


GELSENKIRCHEN, 19. Mai 1999

KOLLATERALSCHÄDEN BOMBEN TÖTEN IMMER MENSCHEN

von DIETMAR KESTEN

 

Jeder Krieg ist im Kern gegen Menschen gerichtet, jeder Krieg ruft einen Exodus der leidenden Bevölkerungen hervor, und jeder Krieg sei er noch so präzise geführt steigert das Risiko der sog. 'Kollateralschäden', soll heißen, daß unschuldige Menschen, die sich in der Regel rein zufällig im Kampfgebiet aufhalten, dabei unkommen. Die NATO bedauert diese 'Zwischenfälle', die sich in den letzten Wochen dramatisch erhöht haben, und sie soll für einen Angriff auf das Dorf Korisa bei Prizren, bei dem 100 Zivilisten getötet sein sollen, verantwortlich sein. Das Hauptquartier in Brüssel, SHEA und JERTZ demetierten heftigst, daß sie entgegen internationaler Ächtung Streubomben einsetzen würden; die NATO würde Belgrad nicht mit 'inhumanen Waffen' bekämpfen, hieß es. Das macht unschuldige Opfer nicht lebendig, die weder etwas mit Sieg oder Niederlage im Krieg, noch mit moralischer Größe oder Inhumanität etwas anfangen können. Im Sog der sich bekämpfenden Kräfte und Mächte, müssen die Befürworter oder die Gegner von Kriegen wie armselige Philosophen erscheinen, die sich mit physischer Macht vor irgendeinem Richterstuhl zu rechtfertigen gedenken. Krieg ist ein Bazillus, Sündenbock und Ritualopfer; er wird geführt gegen Schwache und Benachteiligte und hat im Grunde nichts mit grundsätzlicher Emanzipation menschlicher Verkehrsformen in der Geschichte zu tun.

Krieg ist im Kontext der NATO zur Doktrin erhoben worden, die dann, wenn Kredite an Energien, Ressourcen, Macht und Valuta abgelaufen sind, mit zerstörerischer Macht gegen die Zivilisation ausbricht.

Jede Verteidigung dieser kriegerischen Handlungen ist nicht nur eine kulturelle Heausforderung für die vielleicht letzten Jahrzehnte der Menschen auf diesem Planeten, sondern eine Aufforderung an alle, ENDLICH Kriege zu ächten, seine Natur und Gesetzmäßigkeit zu begreifen, die Symbiose von Schmerz und Tod.

'Der Tod ist nicht nur ein Meister aus Deutschland', (LEA ROSH) sondern der modernisierten Barbarei insgesamt. Sein Empordrängen geschieht auf Kosten aller, besonders derjenigen, die die akutuelle Brutalität erfahren müssen. Krieg ist Tod, Absurdität, Rechengrößen wie bei 'unvorhergesehenen' Schäden; Krieg ist mit Herrschaftstechniken ausgerüstet, die in jeden Situationen immer wieder aufs neue ausgereizt werden; Krieg ist Kulturentwurf ohne konsequenten Widerstand der Völker.

Wenn es nicht mehr um das Wesen der Lebenswelt geht, in der wir existieren, dann bedeutet Krieg die Zerstörung, die allerletze Zerstörung dieser Welt.

Sich von dieser Einsicht abzuwenden ist mehr als töricht und gefährlich, weil das globale Entwicklungsprogramm der selbstgeschaffenen Unterwerfung zur Normalität geworden ist, so zynisch das klingen mag. Krieg kennt keine Alternative; nur das Schlachtfeld, auf dem alle gegen alle kämpfen. Es ist unsinnig, wenn behauptet wird, daß viele durch den Tod aller anderen überleben werden. Der 'Grüne' Schluß auf dem Sonderparteitag in Bielefeld Kein Mensch kann durch den Tod anderer überleben, weder heute noch morgen, in naher Zukunft, noch für alle Zeiten. Wer für den Krieg ist, kann keine moralisierenden Reden halten, und noch schlimmer ist, daß man sich einst für eine Anti-Kriegspartei hielt; sich für Gewaltfreiheit entschieden hatte -jetzt ist diese Unschuld verloren, es ist Geschichte. Und um des Verbleibs in der Regierung kündigt man die politische Teilnahme am Krieg nicht auf. Doch Krieg ist immer Wissen um die Zerstörung des Körpers, des Geistes, der Biosphäre, der Lebenswelt.

Wer das nicht begreift, wird sich ewig den naiven Doktrin unterwerfen, oder der unsichtbaren Hand, die Hoffnungen schürt, obwohl sie keine mehr sind, und auf den eschatologischen Erlöser warten, der in den meisten säkularisierten Seelen noch herumspukt.

Was für eine Welt, wo der Mensch nicht mehr die 'Krone der Schöpfung' ist, ausgezehrt, aufgesogen vom kaltblütigsten Massenvernichtungsmittel der Geschichte Krieg ist konsequenter Teilnehmer der zeitgeschichtlichen Debatten, DAS Ereignis, daß mit Hilfe der Geschichtswissenschaft und der Geschichtsphilosophie unseren Weg plant; selbstverschuldete und selbstgeplante Unmündigkeit, in die wir hineinwachsen, und weil wir alle Kinder des Krieges sind, fällt es uns so schwer, ihn als fremdes Dasein zu begreifen. Krieg bringt die Komsumtion hervor; denn erst die Zerstörung fordert neue Bewegungsmöglichkeiten ein, Räume, Emanzipation, Aufklärung, Standansichten, Bildung, Kuriosiäten, Vereinigungen und wieder neue Herrenmenschen. Krieg zerstört politische Freiheiten und gesellschaftliche Strukturen -Krieg ist der gesellschaftliche Tunnel, der sich mit Bewußtheit und Gefühle durchsetzt. Seine Strömungen bestimmen den Lauf der Geschichte.

Überall auf der Welt ist Krieg, überall gibt es 'Kollateralschäden' das ist der große Widerspruch zwischen einem herkömmlichen Krieg, und einem, der durch den Kollaps des Unvernünftigen hervorgerufen wird; Krieg war ein Naturereignis, und bleibt ein Naturereignis; er ist Vulkanausbruch und Flutwelle, ein Meteroiteneinschlag und ein Erdbeben. Er durchschlägt Europa, durchzieht den Nahen Osten, macht Afrika zunicht, die großen Kontinente, die Kathedralen, die Juden, läßt Paläste zerbersten, pflügt die Äcker um, legt Wohngebiete in Schutt und Asche, zündet die Wälder an, und vernichtet zuletzt seinen eigenen Emporkömmling den Menschen, der an ihm solange partizipiert, bis dem Analytiker oder Historiker nichts anderes mehr übrigbleibt, als ihn in die Abteilung 'des Vergessens' einzuordnen. Krieg ist Kostümierung. Requisit, Bildnis, Dämon, schwarzer SS-Ritus und Reichsadler-Tornado; Krieg ist ein Marschflugkörper mit Daimler-Schnauzen und CLINTON-Fratzen, er ist Volksgeist, fanatischer Eifer, Glaube, Meinung, beste Kampfbedingungen, der Haufen aus einem Guss, kunstvolle Fertigkeit, Gehorsam, Ordnung, Regel, Tugend und Enthusiasmus.

Krieg ist Folterkammer, im tiefsten Keller der menschlichen Psyche immer erweckbar, ihn kann kein meterdicker Schutt ablenken kein Wahn ist so tief in uns eingesetzt wie der Krieg; seine Wiederkehr kann endgültig NICHT verhindert werden.

Er existiert lebensgroß und monströs, verbindet die verlorene Zeit mit den Grundlinien des Gesellschaftsbau; er vereinigt nationalen Größenwahn, Antisemitismus, Chauvinismus, Rassismus, Ethnizismus, den Rückfall in den Biologismus, er ist die öffentliche Errötung, oftmals scheintot, aber immer wieder erweckbar, wenn die tumbe Volksseele einen Schlußstrich ziehen will, der nie einer war; er ist wie die Unmöglichkeit, HITLER aus dem Krieg und aus der Geschichte verschwinden zu lassen.

Krieg liest Karten und Landschaften macht sie zu Schnittmustern und katalogisiert sie. Danach richtet er seine Attacken, die mit schrecklicher Wirklichkeit die verstümmelten, verbrannten, entstellten, grauenvoll zugerichteten Opfer hervorrufen.

Krieg kann keine Würde herstellen, keine Demut, keine Solidarität sein Muster hebt die Friedensschlüsse und Kapitulationen immer wieder auf; er realisiert Alpträume und läßt den Planten nie zur Ruhe kommen.

Krieg ist Macht und Wohlstand, Zerstörung und Wiederaufbau, Kredit, Verlust, Börse, Kapitalanlage, Glanz und Gloria, schreckliche Versteinerung, politischer Betrieb, Neonazismus, Modernisierung und Globalisierung.

Krieg ist nicht mehr Wachsamkeit in uns Barbarei als Aufgabe, Bierköpfe, Stammtischgelalle, Springerstiefel, NATOWirklichkeit im Osten, die Schatten des künftigen Ritts. Krieg läßt Entscheidungen der Menschheit gegen ihn wie einen Geschäftsgang ausgehen: Mit dem Sieg oder der Niederlage stabilisiert sich sein Innungsgeist; er ist gewissermaße das Bindemittel zwischen Pflichten und Tugenden, der Katechismus des Geistes der Menschheit. Darum ist auch die Alttäglichkeit Krieg die Maschinerie der Vernichtung; Bomben fallen nicht nur auf Zivilisten, Bomben sind Vernichtungspraktiken im sozialen Umfeld -das ist Logik und Programm des Krieges; er ist ein sozialpolitisches Problem, pathologische Intrige, Dämonisierungen des vermeintlichen Gegners, brutale Modernität, ideengeschichtlicher Zusammenhang und ehrenvolle Absichtserklärung.

Krieg ist der Bauplan für demokratische Unsittlichkeiten, geschwängerter Rassismus, subtiles Evangelium, selbstverschuldete Unmündigkeit -die dämmernde Ahnung des herannahenden Endes jedweder Ressourcen.

KARL KRAUS nannte ihn die 'Kasernierung der politischen Prostitution' der Konservatismus, der Liberalismus, das Räderwerk bei den Abstimmungen, Fortschrittspartei, Partei der Bauern und Werktätigen, Volkspartei und SPD, Grüne und FISCHER, BLAIR und Bündnistreue, Winkeladvokaten, Adelsherrschaft, Klerus und 'wirkliche' Demokratie Krieg ist immer Gegnerschaft zum modernen Staat und seinem Wirtschaftssystem; er ist Hausknecht und Hilfssaboteur; er ist demagogischer Funktionär und Krimineller; seine Ware, die er zu verkaufen hat, ist die der Macht und des Einflusses. Krieg ist die im Menschen beherbergte Unmenschlichkeit; nationalistische Runderneuerungen; vom Norden bis zum Westen, vom Süden bis zum Osten, er ist Nationalismus in Belgrad, Fundamentalismus in Peripherien, etatistische Krisenund Notstandsverwaltung in Rußland, globale Vernetzung des Geldes, Zerstörungslogik, Transformation und katastrophische Ereignisse.

Krieg ist warenförmige Verblendung und Manifestation des warenproduzierenden Systems Krieg ist Selbstmordaktion im Weltmaßstab; er ist die einzige 'Reform', die die moderne Ware und ihr Weltsystem perspektiviert.

Krieg richtet seine Strahlen, seine Zerstörungskraft, seine entfremdende Naturromantik, seine literarischen Allgemeinplätze, seine Dienstbotendialekte und Trümmerfelde , die Schüsse von Sarajevo und GOEBBELs 'Wollt ihr den totalen Krieg' auf die Kinder und deren Enkel dieser einen Welt. Das sind die 'Kollateralschäden', die die Seelen und die Geister vernichten, die sich eines Tages vom menschenleeren Erdball 'freiheitliche Gesittung' erhoffen. Krieg ist grundsätztliche Verachtung, Entrechtung des polischen Gegners, militärische Macht und paramilitärische Einheiten er ist die Politik der Stärkung eines Staates, Wiederherstellung seiner Erhabenheit und Schreckensmacht; Krieg ist Propanda und Deutscher Schäferhund, westliche Massenarmut und östliche Mangelwirtschaft; Krieg ist das alltägliche Konsumparadies in den Fußgängerzonen, der Einbruch durch den Tourismus in andere Länder Krieg ist Luxusideologie und Notverpflegung, Massenelend, Flüchlingstrecks, der Kampf ums tägliche Wasser, um Lebensmittelrationen.

Krieg ist Biwak, Militarisierung und Verpreußung der westlichen modernen Gesellschaften; er besteht aus Kommandoverhältnissen und den Ware-Geld-Monaden. Krieg ist Uniformität, Lagerleben, Wandervögel, Jugendkriminalität, Leistungsideologie und Ellenbogenstöße, Erpressungen auf dem Schulhof, Suizid und Nachbarschaftsklagen wegen Nichtigkeiten.

Würde es den Krieg nicht geben, dann müßte er erfunden werden.

Krieg ist in sich DER 'Kollateralschaden' überhaupt; er ist westliche Konkurrenzwirtschaft, nationalökonomischer Gewinner, SCHUMPETER und ERHARD, KEYNES, EUCKEN und SCHMOLLER er ist Verstümmelung, Sklaverei, Opfer, Eugentik, Euthanasie, Menschenvertilgung, Ausrottung, Voraussetzung für die große Irrlehre, daß die Gleichheit aller Menschen sich in der einen gleichen Würde aller Menschen, der Aufhebung der Benachteiligten und Schwachen niederschlagen könnte.

Krieg sind Tränen, Ängste, ein ewiges Rätsel von Geheimnissen wer hat ihn in unser Herz gesetzt? Er ist Heilslehre und Methode, Erfolg und Mißerfolgdoch meistens siegt er unter dem Banner der Einvernehmlichkeit zwischen Staaten, Mächten, Männern, Monopolen, Menschen und ihren Gewohnheiten

Krieg ist DAS letzte Gefecht der Moderne, die Durchschreitung seiner Humangeschichter; das letzte Ende der Verkehrsform des Lebens; Krieg ist endgültige Lebenslosigkeit des Planeten, das letzte Programm von Herrenrassen. Krieg ist die Ursünde der Menschheit, die Selektion der Besten, das Absorbieren des Schwachen Krieg ist der satanische Bazillus für alle Zeiten, parasitär und mästend, Lebensraumtheorie und ökonomische Prosperität.

Krieg hat Traditionund wenn er ein Irrweg wäre, dann bleibt er doch bystander der modernen Staatenwelt.

Krieg ist Kriegswirtschaft, politisch, militärisch und historisch; Krieg ist permanentes Zerstörungspotential das oberste Segment der Weltmarktpyramide, Außenund Innenpotik; um Schadensbegrenzung bemüht, doch sich selbst in die Ausweglosigkeit hineinmanöverierend; Krieg ist Katastrope und unhaltbarer Zustand.

Krieg ist 'Normalität' in der es irgendwie weitergeht. Wer den Exodus der Menschen im Kosovo begreifen will, muß begreifen lernen, daß unser Opfergang womöglich erst bevorstehtKrieg ist an den globalen Blutkreislauf des Geldes geknüpft, verengen sich seine Adern, dann versagt das Hauptbindemittel, sie verkalken und lassen den Patienten zur mimosischen Kreatur werden.

Der Krieg, der Totengräber der Moderne hat nichts von seiner Zielsetzung verloren; er schafft verslumte Massen, verjagt und stürzt Leben ins Elend; er ist Logik des Weltmarktes, Kommandounternehmen, Massenvernichtung, Rachefeldzug und Terroranschläge; Leben in der Warteschlage, Hungerrevolten und Verzweifelungstaten wer all das ignorieren will, der darf sich nicht wundern, wenn der Zusammenbruch der weltweiten Märkte ihn erst dann erreicht, wenn er von Progromen und Bürgerkriegen womöglich erst aus den Medien erfährt. Krieg ist die äußerste Brutalität der postkatastrophalen Gesellschaften; Löwengrube und Mordzentrale; Modernisierung mit Tango und Kaffeehäusern, umgedrehten Gewehren und Hooligans auf den Fußballplätzen -Krieg ist so allgegenwärtig wie nur etwas allgegenwärtig sein kann.

Krieg ist Hakenkreuz und Stahlhelm, SCHRÖDER, SCHARPING, das Osmanische Reich, die germanische Seemacht, Wiederaufnahme der mittelalterlichen Expansion nach Osten; Herrschaft über baltische und slawischen Völker, im Zeichen des Kreuzes, oder der Demokratie, Krieg ist immer Stärke und Größe des Volksgebietes -nicht eine Entscheidung einer Außenpolitik kann dagegen gerichtet sein. Dafür muß man den Rücken frei bekommen, die Oberherrschaft erlangen; Deutschland muß im Krieg so zur Verfügung stehen, wie Generationen über Generationen 'germanisiert' wurden, nach dem Lasttier-Schema: Jeder muß seinen Packen selber (er-)tragen.

Krieg sind Erbhöfe und Thingstätten, die Errungenschaften des modernen Zeitalters, wo nur noch die zu den Auserwählten gehören, die mit der 'Ganzheit' der rassischen Überlegenheit ausgestattet sind.

Er ist der Keim der Dekadenz; rassistische Prämisse und PAX GERMANICA über dem Erdenkreis; er ist altes und neues Muster der modernen traditionellen Gesellschaften, der Stämme, der Vielvölker, der Staaten, der Clans, der Sprachenvielfalt, der Rassen, der Alten, der Jungen, der Gruppen er ist Marterpfahl und Gastfreundschaft, setzt sich zu Tisch, ist Knüppel aus dem Sack; Massaker und Knechtschaft, Frömmigkeit und tragisches Schicksal. Mit dem Krieg schwindet die Massenkaufkraft; er ist Kampf um die letzten Marktanteile, Ausgangsund Endpunkt der Produktion, das Ende der Arbeit und weltweiter Produktivitätsverlust.

Er ist Rüstungsspirale und politische Auslandshilfe; Krieg ist Truppenstationierung und Absicherung von 'Krisengebieten', er ist Schandfleck, Muttermal und der Verkauf von Fertigwaren in die Länder der dritten Welt, die damit sowieso nichts anfangen können.

Krieg ist wissentliche ökonomische Destabilisierung und 'Flurbereinigung', Exportüberschuß, Weltmarktbewegung, monetärer Gewinn und Gesamtstaat -The Party ab Geldkapital, Sparkassensysteme, Spekulationen und Immobilienmarkt; Krieg ist Modellwechsel und Prosperitätshoffnung, Vermitlungsinstanz, Devisenüberweisung, Eliminierung von prodktiver Arbeit, Sonntagspredigt und tautologische Selbstbewegung all das ist der Krieg.

Er beschränkt sich nicht auf die Verhütung von Nachwuchs, er ist der Nachwuchs deutschen Erziehungsideals; er ist Rangordnung, Gleichmacherei, Niederlage im Feld und tägliche Berichterstattung der Bomberpiloten. Krieg ist vermutlich die schlimmste Erfahrung, die wir wohl durchleben werdener kann zum Schock werden, so wie der Versailler Vertrag mit seinen Gebietsabtretungen zum Schock wurdebis alles Altpapier war, ohne finanzielle Sicherheit, mit den Weltwirtschafskrisen, mit den Entbehrungen, seinem paranoiden System, mit den Staatstreuen, den Nationalbolschewisten, den Bandentreuen, der rückwärtsgewandten Dogmatik.

Auf seinem Scheiterhaufen breitet sich der gesamte erbkranke Nachwuchs aus, Sieg-Heil Rufe, Siegermentalität, Assimilation, Integration, Stacheldrahtzäune, Gefangenenlager, Aufpasser mit Gewehren, technisches Gerät, Feldzüge und Mehrfrontenkriege -die Sinnlosigkeit der Konkurrenzökonomie in den Nebelschwaden der Pogrome abtauchend: Die Mega-Hektabombe von Ausschwitz -'Nie wieder Krieg Nie wieder Ausschwitz', ein Versprechen, ein Fanal, Kampfansage, Leidensweg, Opfergang, auf die Fahnen geschrieben, Sturmentfachung; und doch im Blut der Tötung wehrlosen Lebens nichts als eine Verkündung. Deutschland im Krieg und man verweigert ihnen nicht die Gefolgschaft, den Feldherren, dem Vernichtungsprinzip, den kriegerischen Elementarkräften, den Reklameschlachten der PR, der Medien und ihren Unterorganen. Krieg ist töricht und tödlich, kann zur Protesperspektive werden, zu Skandalen, zur Logik von Weltmarktstabilität und linsintelektuellem Dissens, zur systemimmanenten Kritik, zum berühmten Gang durch die Institututionen, zu anfechtbaren Urteilen und Fehlurteilen der Wissenschaftler -Krieg ist immer Grundsatzdiskussion und Prognostik, er ist das Floß mit dem die Menschheit durch die Geschichte schwimmt. Krieg ist der große Kommunikator des reitenden Hollywood; Krieg ist ein Basar, der die Innenausstattung verhökert, um nach großem Einkauf die neuerworbenen Bomben zu teste er ist wie der Falke, der auf seinen Einsatz wartet, bis der nervöse Ingenieur am Steuerruder die Nacht auffrißt und das Tauwetter nicht mehr abwartet, um seine angerichteten 'Kollateralschäden' zu inspizieren.

'Wozu noch Haltung? Wir müssen abdanken was für eine Welt haben wir vorgefunden? Elend, Niedrigkeit und Abfall überall. Selbst die Landschaft ist von uns abgefallen. Die schönen Bäume sind enthauptet von Drähten, und jenseits der Gebirge sehen wir dicke Rauchwolken und hören einen Donner von Kanonen, und nirgends ein guter Mensch, der durchkommt!' (BERTOLT BRECHT: Der gute Mensch von Sezuan).

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