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KOSOVO Antikriegsseite


GELSENKIRCHEN, 15. Mai 1999

EINE KURZE GESCHICHTE JUGOSLAWIENS

von DIETMAR KESTEN
 

Die frühere Republik in Mittel und Osteuropa, Jugoslawien, bestand aus den heute selbständigen Staaten Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Makedonien, Montenegro, Serbien (mit den ehemals autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina); die Hauptstadt war Belgrad.

Jugoslawien wurde von Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Albanien und der Adria begrenzt. Seit etwa 1000 v. Chr. war die Region von den Illyrern besiedel, die um etwa 700 v. Chr. zunächst unter griechischem, später unter römischem Einfluß standen. 395 n. Chr. kam es mit dem Tod THEODOSIUS I. zur endgültigen Teilung des Römischen Reiches, dessen Herrschaftsbereich sich aufteilte; im Osten (ARCADIUS bis 408), im Westen (HONORIUS bis 423).

Die Auseinanderentwicklung zwischen Ost und West, die erheblich durch KONSTANTIN vorbereitet wurden, der 326 Byzanz zur neuen Reichshauptstadt (Konstantinopel) ernannte, das Reich in vier Präfekturen, mit 14 Diözesen und 117 Provinzen einteilte, waren von häufigen Konflikten begleitet, u. a. über die Zugehörigkeit Makedoniens zum Westen oder Osten. Mit der Teilung des Römischen Reiches fiel das Gebiet Jugoslawiens am Byzanz

Im Zuge der ersten großen Völkerwanderungen kamen im 5. und 6. Jahrhundert slawische Stämme (u. a. Serben, Kroaten, Slowenen, Bulgaren und Makedonier) nach Südosteuropa und drängten die dort ansässige Bevölkerung in die Bergländer zurück.

Heftige Fehden mit den Nachbarvölkern und Machtinteressen führten dazu, daß sich die slawischen Stämme nicht einigen konnten. So bildete sich nur in Kroatien im 10. Jahrhundert ein unabhängiges Königreich, das seinen Machtbereich auch auf Slowenien ausdehnte, heraus.

Zusammen mit Ungarn wurde das Königreich seit 1077 in Personalunion regiert Ungarn gelang es, gegen das Byzantinische Reich den Anschluß Bosniens und Dalmatiens durchzusetzen. 1527 wählten kroatische Adelige den Habsburger FERDINAND I. zum König und begründeten so die bis 1918 andauernde österreichisch-ungarische Vorherrschaft. 1282 fiel das Kernland Sloweniens, die Krain, an die Habsburger und blieb bis 1918 zu einem erheblichen Teil österreichisch.

Diese sog. 'Militärgrenze', die Krajina, hatte sich ein Vierteljahrtausend lang als Abwehrstellung und Warnsystem des Habsburger Reiches und somit des gesamten Christentums gegen den Islam bewährt.

Erst im späten 19. Jahrhundert flammte die tödliche Gegnerschaft zwischen Wien und dem serbischen Nationalismus auf, die mit der Ermordung des Erzherzogs FRANZ FERDINAND in den 1. Imperialistischen Krieg einmündete.

Die Serben erkämpften sich nach der Fremdherrschaft durch Byzanz unter Großfürst STEPHAN NEMANJA 1180 die Unabhängigkeit. Unter seinen Nachfolgern konnten 1330 die Bulgaren besiegt werden und Serbien die Vormachtstellung und breiten Machteinfluß auf dem Balkan erringen. In seiner größten Ausdehnung umfaßte das serbische Reich Makedonien, Thessalien, Albanien und Epirus. Nach dem Tod von STEPHAN DUAN zerfiel das Reich in viele Einzelstaaten, die dem Ansturm der Türken keinerlei Widerstand entgegensetzen konnten.

Mit der Niederlage der Serben auf dem Amselfeld (1389) fiel die Region an das Osmanische Reich. 1463 eroberten die Türken Bosnien; 1482 schließlich die Herzegowina. Unter ihrer Herrschaft gewann der Islam zentrale Bedeutung, und die europäisch-abendländischen Einflüsse konnten weitgehend zurückgedrängt werden.

Im 19. Jahrhundert vertieften sich die heftigen Gegensätze zwischen den christlich-orthodoxen Serben, der muslimischen Mehrheit in Bosnien und den christlich-orthodoxen und muslimischen Makedoniern. Dazu kamen noch die österreichisch-ungarischen Kroaten, die katholischen Slowenen und die nicht-südslawischen Völker (Albaner, Ungarn, Türken, Italiener). Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkte Rußland seinen Einfluß auf die Staaten des Balkans (Panslawinismus) und konnte mit dem Sieg gegen die Türken (1878) seine Position auf dem Balkan festigen. Auf dem Berliner Kongreß, (1878) der zur Vermittlung zwischen den Großmächten einberufen wurde, sollte der Balkan neu gestaltet werden: Rumänien, Serbien und Montenegro wurden selbständig, Makedonien der Türkei zugesprochen und Bosnien und die Herzegowina der Verwaltung Österreichs unterstellt. In das politische Geschehen auf dem Balkan waren die Großmächte direkt (Italien, Rußland, Österreich-Ungarn) und indirekt (Großbritannien, Deutschland, Frankreich) verwickelt. 1907 forderten serbische Nationalisten, die ein panslawistisch-großserbisches Reich vertraten, den Anschluß Bosniens an Serbien. Österreich fürchtete, die von ihm verwalteten (ehemals türkischen) Reichsteile wieder abtreten zu müssen und annektierte deshalb 1908 die Provinzen Bosnien und Herzegowina. Als die Türkei wegen innerer Unruhen, Aufständen in Albanien und dem Krieg gegen Italien geschwächt war, schlossen sich Serbien und Bulgarien zum 'Balkanbund' zusammen, mit dem eine österreichische Expansion verhindert werden sollte. Griechenland und Montenegro traten dem Bündnis ebenfalls bei.

Aus dem 1. Balkankrieg zwischen der Türkei und den Mitgliedern des Balkanbundes im Oktober 1912 ging das Bündnis als Sieger hervor. Serbien forderte einen Zugang zur Adria, der ihnen von Italien und vor allem Österreich-Ungarn verwehrt wurde. Die Türkei mußte im Frieden von London alle Gebiete westlich der Linie Enos-Midia abtreten. Im Streit um die gewonnenen Gebiete griff Bulgarien nun Serbien an (2. Balkankrieg), das von Rumänien, Montenegro, Griechenland und der Türkei unterstützt wurde. Der Friede von Bukarest brachte keine Entspannung der Lage, da den Serben weiter der Zugang zur Adria verwehrt wurde. Die instabile Lage spitzte sich dramatisch zu, als am 28. Juni 1914 ein serbischer Nationalist den österreichischen Thronfolger FRANZ-FERDINAND und dessen Frau Sophie erschoß. Daraufhin erklärte Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juni 1914 den Krieg. Nach dem Zerfall des österreichisch-ungarischen Kaiserreiches proklamierte ALEXANDER das 'Königreich der Serben und Slowenen', in dem der Autonomiegedanke und Ethnenvielfalt der anderen Völker weitgehend unbeachtet blieb. Besonders kompliziert war die Lage in Bosnien und Herzegowina. Dort gab es zwei eigentliche ethnische Gruppen: Serben und Kroaten; die sich ebenfalls dort angesiedelten Muslime, die über die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, sollten später die Gegensätze zwischen den Nationalitäten besonders zu spüren bekommen. Am 6. Januar 1929 hob ALEXANDER die Verfassung auf und gab dem Staat den Namen 'Königreich Jugoslawien'. Unter der Regentschaft von PAUL KARADORDEVIC, der seit 1934 regierte, wurde Bosnien und Herzegowina zwischen Kroaten und Serben geteilt.

Die nationale Aufsplitterung und die religiösen Unterschiede waren in ethnischer Hinsicht der Beginn von 'Säuberungen' ; die 'Gesundung des Volkskörpers' gab es eben nicht nur im 'Dritten Reich', sondern auch bei den 'Bundestreuen' des 'kulturtragenden' Königreiches, das auf der Kulisse der Ausund Absonderung, der Niederwerfung, Versklavung, Vertreibung aufgebaut war.

Eine 'bosniakische' Lösung hatten schon die Österreicher während der Okkupation und späteren Annexion des Landes zwischen 1878 und 1918 versucht, allerdings ohne Erfolg; denn die Wucht des Nationalismus, der sich durch die Geschichte des Balkans und seiner Völker, besonders seit der ersten Hälfe des 19. Jahrhunderts zieht, hatte sich als sehr gefährlich und stark erwiesen.

Der immer wieder aufkeimende kleinere Nationalismus in den Völkern hatte auch sehr viel mit den unterschiedlichen Dialektgruppen, und damit mit der sprachlichen Basis zu tun. Z. B. lebten die Kroaten im 19. Jahrhundert in insgesamt sieben verschiedenen historischen Regionen und zerfielen in mindestens drei Dialektgruppen; selbst die Serben zerstreuten sich auf mehrere zum Teil separierte Siedlungsräume, was bezüglich der Abgrenzungskriterien zu anderen Volksgruppen im Antagonismus des Machtkalküls des Stärkeren immer wieder genuin national fundierte Interessen hervorbrachte.

In dieser Zeit war das Armut-Entwicklungsgefälle zwischen den einzelnen Staaten und die ethnisch-konfessionellen Konflikte der ererbten Moderniesierungsdefizite besonders groß. Aus den regionalen Wohlstandsgefällen entstanden soziale und ökonomische Verteilungskämpfe, zwischen den ärmeren und den reicheren Landesteilen, die selbst in Phasen relativer Prosperität nicht abflauten.

Die ständigen Modernisierungskonflikte, der Kampf um die Pfründe der Teilrepubliken, die ethnischen Identitätskonflikte, die Konflikte um Verteilung von Macht, Herrschaft und Einfluß rechtfertigen die Willkür in der Handlungsweise der Machtstrategen. Die Zeit der eigentlichen Ausrottungs,Unterdrückungsund Vertreibungspolitik begann hier, und zum Ende der 30er Jahre hatten sich die Gegensätze zwischen den Nationalitäten dermaßen zugespitzt, daß sie sich immer wieder in kleineren Scharmützeln entluden, und dieser Nationalismus sollte sich kurze Zeit später für TITOs 'Kommunistisches Gemeinwesen' als Geschichtswidrigkeit, planvoller Ausbeuter, kultureller Zersetzer entpuppen; denn Jugoslawien war schon nach dem 1. Weltkrieg keine Klammer für die Völker mehr, und niemand konnte auch auf die Vielvölkerschaften zurückgreifen, jeder hatte jeden für sich mißbraucht, die anderen so diskreditiert, daß sie für alle Zeiten administrative Maßnahmen gegen regionale Kontexte duldeten, durch Angriffe auf Hab und Gut, durch Deportation, Internierung, Vergewaltigungen, Folter, Verstümmelungen, Mord und anderer Gewalttaten. Dadurch sollten unerwünschte Bevölkerungsgruppen, die in den Zwischenkriegen mißbraucht wurden demoralisiert und zur Abwanderung bewegt werden. Außer den Serben sollte sich für dieses Jugoslawien keine Völkerschaft mehr einsetzen -der Großmachtchauvinsmus stieg mit beispielloser Brutalität hervor. Selbst im späteren Partisanenkrieg kam es bereits durch systematische Planung und Koordination zu 'Flurbereinigungen' wie DJILAS zu berichten weiß, zu ernsthaften Nationalitätenkonflikten, unter denen die Serben im dalmatischen Hinterland leiden mußten. Verfolgt vom Ustasche-Regime waren sie der Ausrottungsund Vertreibungspolitik ausgesetzt. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen am 6. April 1941 bildeten sich verschiedene Widerstandsbewegungen. Die faschistische Ustascha-Bewegung rief einen 'Unabhängigen Staat Kroatien' aus (hierzu zählten auch Bosnien und die Herzegowina) und bekämpften die Gruppierungen um Oberst MIHAILOVIC und den Kommunisten JOSIP BROZ (genannt TITO).

Im November 1943 wurde das 'Nationalkomitee zur Befreiung Jugoslawiens' gegründet, dessen Vorsitzender TITO als einziger von den Alliierten unterstützt wurde. Die ersten Wahlen nach dem 2. Imperialistischen Krieg, am 11. November 1945, gewann TITOs kommunistische 'Volksfront'. Der sich anbahnende Konflikt mit der Sowjetunion und STALIN sollten in dieser Zeit, vor allem aber 1946 1948, als TITO die Unabhängigkeit von Moskau und eine Eigenständigkeit proklamierte, die in der 'Balkanförderung' zum Ausruck kommen sollten, erheblich an Schärfe gewinnen. Bosnien und Herzegowina bildeten eine 'Volksrepublik' innerhalb der Förderation, die 1963 in 'Sozialistische Förderative Republik Jugoslawien' umbenannt wurde. Analog zur Umbenennung wurden Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Slowenien, Serbien, Montenegro und Makedonien sozialistische Republiken.

Die Eigenstaatlichkeit der Republiken führte zu formaler Etablierung eigenständiger Republik-Oligarchien mit spezifischen Kulturformen, Lebensweisen und festen Riten der Abgrenzungen. Es wäre nicht verkehrt, von der Herausbildung eines gewissen 'Nationalitätenbewußtseins' zu sprechen, das sich in das gesamte Krisenszenario des Balkans einzuordnen begann. Daran partizipierten alle Volksgruppen ohne Ausnahme, doch der großserbische Chauvinismus ließ mehr und mehr erahnen, daß er der späteren barbarischen Logik am ehesten zu folgen schien. Nationale Probleme ließen sich nicht mehr gemäß der Lehre LENINs auf der Basis des sozialistischen Systems, wo es zur unabdingbaren Brüderlichkeit und Solidarität kommen sollte, lösen. Das ließ die förderalistische Staatsordnung auch nicht mehr zu, da die Teilrepubliken nun selbst über alle konstitutiven Elemente verfügten, und der KP als alleinigem Träger der Macht diese Aufgaben und Rollenzuteilung genommen wurde. Die Organisationen der Partei in den Republiken verfügten über eine autarke Selbständigkeit, und ihre vordriglichste Aufgabe bestand wohl darin, dafür zu sorgen, daß sie sich am ehesten für die Belange des eigenen Staatsvolkes interessierten. Das neue Nationalitätenproblem war geboren und mit ihm brechen nach und nach die schwelenden Konflikte endgültig auf

Noch vor seinem Tod (4. Mai 1980) versuchte TITO den Konflikten zu begegnen und entgegenzusteuern. Nationalistische Tendenzen die eigentliche Vorbedingung für einen Ethnizismus wurden von ihm in Slowenien, Kroatien und auch in Mazedonien unterdrückt. Mit Serbien hatte er dagegen einige Probleme, konnte sich nicht entschieden gegen MARKO NIKEZIC und LATRINA PEROVIC durchsetzen.

Eigenstaatlichkeit, kulturelle Identität, die Zweckbündnisse mit den Waffenbrüdern von gestern, der Appetit auf territorialen Gewinn, die unterschwellig vermutete 'Isalmisierung' und 'Libanisierung' des Balkan, ließ die Anschuldigungen, das Unbehagen, die Verbitterungen, Ausnahmezustände und Autoritätsmaßnahmen in militärische Maßnahmen umschlagen. Die Republik-Oligarchien kontrollierten die Grenzregionen, integrierten, isolierten, verurteilten, sabotierten, räumten Vorrechte ein, gingen unentwegt gegen eigene Oppositionelle vor, und jede autonome Republik war in den Fängen der starken separatistischen Tendenzen versponnen. Diese Unzulänglichkeiten, die Verselbständigung der Parteikader, die Verkapselungen mit Armee und Staatspolizei führten zur Eigenständigkeit, zu nationaler Identitätsfindung.

Mit dem Zerfall des 'Bundes der Kommunisten Jugoslawiens' gelang es nicht mehr, das gesamte Staatsgefüge auf neue Grundlagen zu stellen. Modernisierung und Globalisierung hatten Jugoslawien und seinen Teilrepubliken den Garaus gemacht. Die Teilrepubliken entwickelten eine Gegemacht zur serbischen connection, wollten sich keinesfalls den Hegemoniebestrebungen der Führung Serbiens unter SLOBODAN MILOSEVIC unterstellten und unterwerfen, der die Provinzen einfach zu 'Krisenregionen' erklärte und 'Präzedenzfälle' ankündigte. MILOSEVIC übernahm die Spätfolgen TITOs. Die alten Rivalitäten zwischen den Völkern traten nun wieder stärker hervor. Mit heuchlerischen Solidaritätserklärungen, die jedoch die existentielle Bewußtseinskrise der Provinzen noch weiter untergrub, verlangte er den örtlichen Kräften des Balkans mehr und mehr Zugeständnisse ab. Die Unabhängigkeit der Republiken wurden als 'unerträgliche Zustände' definiert. 1980 kam es zunächst zu Unruhen im Kosovo, und beinahe zwei Millionen Albanern wird die Selbständigkeit, der Austritt aus Serbiens Oberhoheit über das Gebiet, versagt. MILOSEVIC erkannte die autonome Provinz nicht an. Die Albaner seien den Serben gegenüber 'fremdenfeindlich' eingestellt, ließ er verkünden; er neutralisierte sie, stellte sie unter das serbische Oberkommando, bot als Alibimaßnahme Schutz und Partnerschaft an. Aus diesen permanenten Menschenrechtsverletzungen heraus rekrutierte sich aus mehreren bewaffneten konkurrierenden Gruppen, die UCK, ein 'Schattenparlament' unter RUGOVA. Die Balkankrise eskalierte weiter, als bei Demonstrationen der albanisch-muslimischen Bevölkerung für eine Eigenständigkeit, die Sondereinheiten der serbischen Polizei mit Gewalt gegen sie vorgingen. Als die Serben versuchten, die Autonomie des Kosovo zu brechen, verschlechterten sich auch die Beziehungen der einzelnen Republiken zueinander.

Die Nach-Tito-Zeit brachte den nationalistischen Gewaltweg ins Gespräch, Macht zu festigen und neu zu legitimieren. Die, die daran beteiligt waren und sind haben die Kriege in Kroatien, in BosnienHerzegowina, im Kosovo zu verantworten, und sie sind in diesen Ländern mit Billigung und Unterstützung des Westens noch immer an der Macht. 1989 verweigerte Slowenien, das sich auf die Seite des Kosovo gestellt hatte, Zahlungen an die marode jugoslawische Bundeskasse, worauf Serbien einen Handelsboykott gegen Slowenien verhängte. Serbien ließ sich diese ökonomische Kampfansage nicht gefallen; denn Bestrebungen nach einer staatlichen Unabhängigkeit von Kroatien, Slowenien, den Autonomiebestrebungen der Kosovaren widersprachen den Plänen MILOSEVIC, der seinen Traum von einem großserbischen Reich noch lange nicht begraben hatte. Als im Januar 1990 der XIV. Parteitag auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, steuert Jugoslawien mit Macht in den Balkankrieg. Im Juli 1991 war es dann soweit: Auf die kroatische Unabhängigkeitserklärung antwortete die Bundesarmee unter Einbeziehung serbischer Freischärler mit dem Einmarsch nach Slowenien um den paramilitärrischen Krajina-Serben Waffenbrüderschaft zukommen zu lassen. Der jugoslawische Bürgerkrieg begann. Mit dem Bosnien-Krieg von 1992, den militärischen Auseinandersetzungen in Herzegowina (19921995) trieb die Konkursmasse Ex-Jugoslawiens weiter dem Untergang entgegen und ethnische Säuberungen waren an der Tagesordnung. Mit ihnen entwickelte sich durch die Tabuisierung und Verdrängung historische Konflikte und der allmählichen Verwandlung der Teilrepubliken in eigenständige 'Königreiche' der jeweiligen Machtpolitiker eine mörderische nationale Aggression und schürten eine Kriegsstimmung, die sich nur mit dem nationale Wahn des HITLER-Regimes vergleichen läßt:

Anlage: Daten zu SLOBODAN MILOSEVIC: (1941 -); Präsident von Serbien seit 1987; 1. Sekretär der KP; seit 1990 Vorsitzender der Sozialistischen Partei Serbiens; 1989 Wahl zum Präsidenten; Bestätigung 1990 und 1992. M. gilt als eisenharter Verfechter nationalistischer Interessen der Serben. 1959 trat er der Kommunistischen Partei bei; 1964 legte er ein juristisches Examen an der Uni Belgrad ab. Von 1978 bis 1983 war M. Direktor der größten Bank in Belgrad; 1984 machte ihn IVAN STAMBOLIC (Vorsitzender der serbischen KP) zum Leiter der Belgrader Regionalgruppe. Im Janur 1986 wurde M. STAMBOLICs Nachfolger als Parteivorsitzender. 1989/90 betrieb er die Aufhebung der Autonomie im Kosovo, und die Tatsache, daß die Serben ihre Unabhängigkeit von den Albanern ebenso bedroht sahen wie die Existenz serbischer Gemeinden im Kosovo, hatte ein nationalistisches Klima geschaffen, das M. geschickt zur Festigung seiner Macht ausnutzte. Im Mai 1989 stürzte er STAMBOLIC und wird Präsident von Serbien. In den Wahlen von 1990 wird er Präsident; seine Partei, die 'Sozialistische Partei Serbiens', gewann 194 der 250 Sitze im serbischen Parlament. Ab 1991/92 verfolgte er offen einen großserbischen, chauvinistischennationalistischen Kurs und gewährte den bosnischen Serben im Bürgerkrieg in Bosnien und Herzegowina militärische Hilfe. Den Henker TUDJMAN bezeichnet er als 'Kampfbruder'. Als die jugoslawischen Republiken, mit Ausnahme Serbiens und Montenegros, ihre Unabhängigkeit erklärten, kam es in Kroatien (1991) und Bosnien-Herzegowina (1992-1995), in denen starke sebische Minderheiten lebten, zum Bürgerkrieg. Unter dem Druck der politischen und wirtschaftlichen Isolierung entzog M. jedoch den bosnischen Serben seine Unterstützung und unterzeichnete im Dezember 1995 das Friedensabkommen von Dayton. Im Juli 1997 wurde er zum Präsidenten der jugoslawischen Bundesrepublik gewählt. Wegen des grausamen Vorgehens der Serben bei den Kämpfen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina geriet M. immer stärker unter Druck und heftige Kritik Eine friedliche Lösung im Kosovo-Konflikt lehnt M. kategorisch ab, und ist nicht dazu bereit das Friedensabkommen von Rambouillet im März 1999 zu unterzeichnen. Als er im Kosovo militärisch interveniert und die Kosovaren vertreibt, Völkermord und 'ethnische Säuberungen' begeht, entschließt sich die NATO am 24. März 1999 zu Luftangriffen, um M. an den Verhandlungstisch zurückzubringen M. zieht seine paramilitärischen Einheiten und Sonderpolizei indes nicht aus dem Kosovo zurück, garantiert nicht die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat, stimmt keiner friedlichen Lösung im Kosovo-Konflikt zu, und ist auch nicht bereit, eine (bewaffnete) NATO-'Friedenstruppe' ins Land zu lassen.

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