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KOSOVO Antikriegsseite


GELSENKIRCHEN, 9. Mai 1999

MYTHOS AMSELFELD
von DIETMAR KESTEN

Die Geschichte des Balkans hat eine lange, blutige Tradition. Wer die Fehden um das Kosovo, den Landstrich im Süden Jugoslawiens verstehen will, muß mehr als 600 Jahre zurückblicken.

Der Krieg um das Kosovo, um die mehrheitlich von Albanern bevölkerte Provinz hat seine Wurzeln auf dem AMSELFELD dem Kern des Kosovo. Serben und Albaner erheben gleichzeitig Anspruch, 'historischen' Gebietsanspruch auf das Gebiet, das lange in der Auseinandersetzung zwischen dem christlichen Abendland und dem Osmanischen Reich gestanden hatte. Auf dem AMSELFELD mußten die Serben 1389 eine verheerende, schicksalhafte Niederlage gegen das osmanische Heer hinnehmen.

Vermutlich reicht daher der tiefliegende Haß gegen die KosovoAlbaner, der sich heute in 'ethnischen Säuberungen' entlädt, bis zu diesem Zeitpunkt zurück, und deshalb dürfte auch das Kosovo eine herausragende Bedeutung für die Serben haben. Diese Niederlage hatten sie womöglich nie verwunden. Der sich bis heute im gesamten Kulturbereich haltender Mythos über das AMSELFELD kann wiefolgt zusammengefaßt werden: Die kämpfenden Serben konnten 1389 die zahlenmäßige Übermacht der Türken nicht aufhalten. Der serbische König LAZAR I. wird gefangengenommen und mit anderen Kämpfern hingerichtet; der gesamte serbische Adel kommt bei Aufständen um und wird vernichtet. Serbien ist den Osmanen bis 1878 tributpflichtig.

1359 wird der türkische Sulan MURAD I. von Häschern gemeuchelt (28. Juni). Der St. Veitstag hat seitdem nationale Bedeutung für die Serben. Damit ist das Ende des glorreichen mittelalterlichen serbischen Reiches, daß das Gebiete um Kroatien bis an den Golf von Korinth einschloß, gekommen; die eigentliche Türkenherrschaft begann. Das Kosovo steht seit dieser Zeit als Synonym für Heldentum, für Opferbereitschaft, für Kriegsmut und Sterben für's Vaterland: Die Serben, so die offizielle Propaganda, hätten sich in der Schlacht auf dem AMSELFELD für das Abendland geopfert. Allerdings wird dabei gerne verschwiegen, daß in den Reihen der LAZAR-Armee auch Bulgaren und Albaner mitkämpften, sogar teilweise führende Positionen im Heer inne hatten. Nach serbischer Darstellung sind die Albaner erst nach der Vertreibung der Serben durch die Türken in das Kosovo eingewandert, was historisch nicht stimmig ist; denn schon lange bevor die Serben das Gebiet besiedelten, waren schon Albaner dort ansässig.

MILOSEVIC 'entdeckte' das Kosovo in den 80er Jahren für sich. Im April 1987 reiste er als Vorsitzender der serbischen KP ins Kosovo, um dort über die Absonderung der Albaner von Serbien, deren Versuche der Eigenständigkeit, und der andauernden Spannungen zwischen Albanern und Serben zu reden. Zu dieser Zeit hatte der serbische Nationalismus bereits an beträchtlichem Einfluß gewonnen; Belgrad begann auf der polischen Bühne vollendst ins Abseits zu driften. Die Versuche der Gängelung der Kosovo-Albaner und ihrer politischen Führung erinnern sehr an STALIN, als dieser versuchte, TITO wegen seinen Unabhängigkeitsbestrebungen und Eigenständigkeiten weg vom Diktat der Sowjetunion ins Abseits zu stellen, der sich 1947/48 dazu entschlossen hatte, die Diskussion um eine 'Balkanförderung' zu forcieren, die in die bekannten Vorwürfe des 'Titoismus' einmündeten.

MILOSEVIC tat es im Prinzip STALIN gleich, der das damalige KOMINFORM (Kommunistisches Informationsbüro) dazu benutzte, die Politik der KP Jugoslawiens zu verleumden, scharf zu verurteilen, ihre 'sektiererische Linie' zu brandmarken: Der offene Vorwurf MILOSEVIC gipfelte in der These, daß ihm die 'Liberalisierung' des Kosovo zu weit gehe, und wie STALIN das KOMINFORM gegen TITO aufstachelte, stachelte MILOSEVIC die Serben gegen die Kosovo-Albaner auf.

Worauf sich MILOSEVIC neben dem AMSELFELD-Mythos stützte, war seine äußerst aggressive Propagadamethode gegen die Albaner. So soll der Ausspruch 'Niemand soll es wagen, euch (die Serben, d. Vf.) zu schlagen', von ihm stammen, und in der Folgezeit wird diese Parole zum Schlachtruf des Völkermordes. Dadurch konnte er mittelund langfristig auf einen Konsens innerhalb der serbischen Gesellschaft zurückgreifen; nämlich in der Öffentlichkeit durch falsche Argumente Unterstützung für seine Manipulationen gewinnen.

Die Serben bereits voreingenommen stellten Bilder der KosovoAlbaner und Selbstbilder über sie her. So ließen sich sehr schnell bereits latent vorhandene Vorurteile kanalisieren, aber in eine neue Verpackung hineinzwängen, daß nämlich das Kosovo immer schon zu Serbien gehörte, und so erscheint die Eruption von Gewalt, Mord, Terror und Vertreibung ein wenig begreifbarer. Als 1988 die Kosovo-Albaner gegen die Fremdbestimmung durch die Serben auf die Straße gehen, die in der Zwischenzeit alle öffentlichen Ämter besetzt, das Kosovo ökonomisch infiltriert hatten, und weitgend auch das öffentliche Leben (Schule/Universität, politische -und staatliche Ämter, den kulturellen Raum) bestimmten und kontrollierten, propagierte MILOSEVIC den Kampf um das Kosovo 'bis zum Endsieg'.

Offenbar schürte er und seine staatstragende Partei auch einen gewissen konfessionellen Haß zwischen Albanern und Serben; denn die Geschichte des Balkans, aus der sich die Nationenbilder der heutigen postjugoslawischen Staaten schöpfen, ist zunächst ja auch eine Geschichte der Teilung und beginnt schon weit vor dem AMSELFELD mit der Christianisierung der Slawen auf dem Balkan. Im Laufe des 9. und 10. Jahrhunderts entwickelte sich der später unaufhebbare Gegensatz zwischen dem westlichen, römisch-katholischen Ritus, und dem östlichen, griechisch byzantinischen Ritus, der quer durch den Balkan geht.

Die Konfessionsunterschiede stellen das wichtigste Merkmal dar, das Serben und zunächst Kroaten, später die Albaner in zwei verschiedene Volksgruppen trennt: Die einen werden orthodox und fallen unter den Einfluß von Byzanz, die anderen werden von der katholischen Kirche bekehrt und gehören in der Folge deren Machtbereich an.

Schon früh geraten die beiden christlichen Mächte Ostund Westrom im Siedlungsbereich des südlichen Balkans (Südslawien) aneinander. Hinzu kommt im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts das Vordringen der Osmanen im südöstlichen Teil Europas, das die südslawische Bevölkerung ein weiteres Mal aufteilt: Insbesondere in Bosnien und dann auch in den Gebieten um das Kosovo treten ca. zwei Drittel der ethnisch slawischen und südslawischen Bewohner zum Islam über.

Die muslimischen Albaner hatten nach der Vorstellung der Serben auf Grund der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, aber auch des Bevölkerungsaustausches in den Gebieten um das Kosovo, als Ungläubige in Unfreiheit zu leben Daraus zieht sich auch die Abgrenzung der Serben von den Albanern, die Herstellung von nationalen Selbstbildern und Feindbildern und die Legitimierung von territorialen Ansprüchen, Deportation, Assimilation und/oder Genozid. Das sind Bezugspunkte sowohl in der fernen als auch in der jüngsten Vergangenheit.

Der Krieg gegen das Kosovo ist Teil der nationalen Identitätsfindung der Serben, und sie hat z. Zt. Hochkonjunktur auf dem Balkan, und deshalb muß man sie begreifen, will man den Konflikt und seine Mobilisierungsprozesse verstehen. Wird dieser eingespielte Kreislauf von Antagonismen und Symbiose, aber auch Fremdeinwirkung unterbrochen, werden die Mythen, die allgemein im Menschen schlummern, aktiviert sei es durch Unterdrückung und Okkupation, sei es durch widerstreitende Ideologien, allemal aber in unruhigen Zeiten-, bricht das Unglück hervor: Dann beginnt dieses eigenartige, sonderbare, menschliche Spiel, das sich Krieg nennt, und unterwirft alle Lebewesen und alle toten Dinge seiner Macht.

Und zum 600. Jahrestag der AMSELFELD-Schlacht (28. Juni 1989), verkündete MILOSEVIC vor einer Million an die historische Stätte gepilgerten Serben seine Pläne, die in der Weiterführung der Schlacht um das Kosovo und neuer Kämpfe mündeten. Die Diagnose, die für das Auflösen des Kosovo gestellt wurde, war, seine langfristige Lebensfähigkeit auszulöschen, das politische und kulturelle Selbstbestimmungsrecht, und mit diesen die Menschen, die dort ihre Heimat gefunden hatten. Der Zerfall des Bundesstaates Jugoslawiens nach dem Tode TITOS im Mai 1980, verfestigte noch zusätzlich die totalitären Maßnahmen des MILOSEVIC-Regimes gegen Ethnenvielfalt und nationaler Selbstbehauptung. Der eigentliche Totalitarismus hielt Einzug, und machte die Heimtücke, den offenkundigen Haß gegenüber den Albanern offenkundig.

Die Polarisierungen fanden zunächst zwischen den Slowenen, später den Kroaten auf der einen und den Serben auf der anderen Seite statt; im Bosnien-Krieg entluden sich die verschachtelten Verhältnisse zwischen den Bosniaken, den Krajina-Serben und den Kroaten in eruptive Gewalt. Bevor die eigentlichen kriegerischen Auseinandersetzungen stattfanden, wurde der Krieg zuerst in den Köpfen gewonnen, und begann schon zu einem Zeitpunkt, als die kommunistischen Bilderbücher rechtzeitig den Haß auf den Feind in den eigenen Reihen aufbauten. Feindbildproduktionen gab es auf dem Territorium Jugoslawiens, das mehr als zwanzig Nationen und Nationalitäten vereinigte, schon immer, sie hielten sich über die ganzen Jahrhunderte hinweg im gesamten Kulturbereich des Balkan.

Es gelang den sich herausbildenden national gesinnten Führungsschichten Brücken zu zerschlagen, und den aufkeimenden Haß unter den jugoslawischen Völkern zu schüren. Instrumentalisiert wurde er dabei unter dem Deckmantel der sog. Demokratiebestrebungen, was insbesondere auf die Kosovo-Problematik zurifft; denn nur ein Jahr nach dem Tode TITOS hatten sich die jugoslawischen Albaner erhoben, was einen andauernden Konflikt zunächst mit der Zentralregierung und später mit der serbischen Führung nach sich zog. Dieser Aufstand mobilisierte das serbische Nationalbewußtsein, das die Wiege des AMSELFELDES im Kosovo bedroht sah.

Unter den dezentralisierten Strukturen der nachholenden Modernisierung des jugoslawischen Staates und unter den Bedingungen einer beständig aussichtsloser werdenden wirtschaftlichen und sozialen Krise, begannen sich in den einzelnen Teilrepubliken immer stärker jeweils eigene nationale Wahrheiten zu entwickeln, die von Politikern und Intellektuellen produziert und von den Medien getragen und vermittelt wurden.

Dem endgültigen Zerfall des jugoslawischen Staates ging somit der Zusammenbruch seines gesamten Kommunikationsraumes voraus. Albaner und Slowenen waren die Katalysatoren dieses Prozesses, Serben und Kroaten sollten seine Protagonisten werden. Von Slowenien bis zum Kosovo verliefen die mehrfachen Teilungen entlang der historischen Trennlinie und anhand stereotyper Feindbildmuster. 'Uns' geht es schlecht, und 'die anderen' sind schuld daran.

'Die anderen' sind schlecht, also wollen sie 'uns' vernichten. Abgrenzungen, Mißtrauen, Haß, nichtssagende Unterscheidungen, Schuldzuweisungen, Vorurteile und vor allem politisch-ideologische Dämonisierungen 'der anderen' wurden vorgenommen, um die eigene Herrschaft zu legitimieren.

Leider ließen sich die Völker auf diese Gratwanderung ein und wurden in mehrfacher Weise empfänglich für diese Art von Vereinfachung und Geschichtsreduktion. Gerade das AMSELFELD ließ die Propagandamaschine auf vollen Hochtouren laufen: Indoktrination und undifferenziert-totalitär in der Betrachtungsweise ließ das aggressive Bekenntnis zum Serbentum erstarken. Der aktuelle Hauptgegener waren die Albaner; endgültig zerbrach mit dem Niedergang des Kommunismus auch die ideologische Klammer, die die Völker mehr schlecht als recht zusammengeschweißt hatte, und durch den Tod TITOs hatten sie ohnehin die integrierende Vaterfigur schlechthin verloren. Unter diesen Vorzeichen fiel der nationale Wahn MILOSEVIC auf fruchbarem Boden, der bereits Ende 1987 administrative Maßnahmen gegen das Kosovo forderte und durchsetzte. Der Versuch der Kosovaren sich in serbischen Dörfern anzusiedeln, wurde zunichte gemacht; und der großserbische Nationalismus schlug einen albanischen Widerstand blutig nieder.

Im März 1989 wurde das Kriegsrecht ausgerufen, damit war das Selbstbestimmungsrecht des Kosovo aufgehoben, der Etho-Nationalismus mit dem langen und unsagbaren Leiden der Kosovaren begann. Der Verteilungskampf innerhalb der Ruine Jogoslawiens hatte eine völlig neue Dimension erreicht; denn es ging letztlich um die Umleitung von Ressourcen, der westlichen Gelder, die an Jugoslawien zur Unterstützung der maroden Wirtschaft gezahlt wurden. Dieser 'Entwicklungsfond' entpuppte sich als Heimtücke: Die jugoslawische Staatsmaschinerie erreichte durch den antialbanischen und großserbisch-nationalen Kurs einen Zugriff auf die Valuta der Albaner im Siedlungsraum des Kosovo.

'Der goßserbische Chauvinismus funktionierte im Kosovo vom Beginn an als System der Pfründebeschaffung und des nationalistisch eingekleideten Nepotismus.' (ERNST LOHOFF: 'Der dritte Weg in den Bürgerkrieg. Jugoslawien und das Ende der nachholenden Modernisierung', S. 135). Wie alle späteren Ereignisse zeigen, war das großserbische Spiel mit den Emotionen der Menschen jedoch nichts anderes als ein kühl kalkulierter Schachzug von MILOSEVIC, der Gelder und Ressourcen einsetzte, um die Bevorzugung der Teilrepubliken zu erreichen; die Verteidigung serbisch nationaler Interessen einzusetzen, mit Programmen der Plünderungen im Selbsterhaltungskampf der Redistributionsmaschinerie zu überleben.

MILOSEVIC wollte einen Staat, über den er rigoros herrschen konnte, die völlige Unterordnung der Teilrepubliken unter seine Kommandowirtschaft. Sein Nationalismus war ein Instrument der Machtpolitik, und insofern drängen sich auch Vergleiche zu HITLER auf. Er rüttelte an den Grundfesten des jugoslawischen Staates, brachte viele, kleine autistische Systeme hervor, die für die Argumente der andere nicht zugänglich waren.

Die Einkapselung und 'emotionale Mobilmachung' gegen die Kosovaren erfolgte über die Medien und PR-Agenturen, die, wie die gesamte jugoslawische Struktur, immer stärker dezentralisiert wurden und unter die unmittelbare Rolle der Republiksführungen kam. Die Lenkung der Fernsehund Rundfunkstationen durch die nationalen Regierungen wurden immer straffer. MILOSEVIC sorgte auch ab 1990 dafür, daß sein politischer Apparat ständigen und direkten Zugriff auf die Hauptfernsehsender der Republiken, deren Direktoren, die durch die Republikparlamente ernannt wurde, hatte. Sie bestimmten die Frequenzvergabe und nahmen unmittelbaren Einfluß auf die Besitzverhältnisse und Redaktionkader der Printpresse. Der eigentliche Show-Down gegen die Kosovo-Albaner lag auch inmitten dieser staatlichen Lenkung begründet.

So waren es auch die Medien, die den unterschwelligen Haß seit dem AMSELFELD evozierten und die Angst verbreiteten, die Politker brauchen, um die Menschen für ihre Zwecke zu mobilisieren und aus ihnen willfähige Instrumente zu machen. 'Der Krieg auf dem Schlachtfeld' erreichte durch diese Mehode der Beeinflussung immer intensiver das kollektive Gedächtnis der Serben, aber auch aller anderen jugoslawischen Völker, das TITO unterdrückte, aber nicht ausgelöscht hatte. Das seit dem AMSELFELD tief sitzende Unbehagen einer Niederlage konnte wiederbelebt werden, um die verhängnisvolle Wechselbeziehung von Haß und Angst in Gang zu setzen; die serbische Propaganda beschwor die Vernichtung des serbischen Volkes herauf, gegen die es sich auflehnen mußte, so wie es LAZAR getan hatte. Eine verheerende Vorführung auf dem Geschichtsfeld konnte man sich nicht noch einmal erlauben; denn wenn Serbien auseinanderfällt, unter Fremdherrrschaft gerät, dann wäre es in seiner Existenz bedroht: Tausende von Toten und Hunderttausende von Heimatlosen, Leid und Elend sollten keine Zukunft mehr haben.

In den serbischen Medien sah man sich immer mit der Heimsuchung des AMSELFELDES konfrontiert und es gab immer nur eigene Opfer, niemals die der anderen. Die Kosovo-Albaner versuchten dem Druck der serbischen gleichgeschalteten Presse zu begegnen. Als im Juli 1990 114 albanischstämmige Abgeordnete des Kosovo-Parlaments die Unabhängigkeit ihrer Provinz erklärten, reagierten die Serben schnell: Sie stellten die Provinz unter Zwangsverwaltung; die Albaner organisierten passiven Widerstand, mußten jedoch unter dem ständigen Druck der Verletzung der Menschenrechte, der Verdrängung der albanischen Bevölkerung, die systematisch aus dem kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Leben herauskatapultiert wurden, zurückweichen.

Sie errichteten in den 90er Jahren ein 'Schattenreich', erheben Steuern, halten Wahlen ab, richten Schulen und Hochschulen ein, versuchten notdürftig, dem serbischen Nationalismus zu entgehen. Ihre verzweifelten Stabilisierungsversuchte waren jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Serbien triumphierte, die Weichen für einen Krieg waren gestellt. Der Kampf um die Konkursmasse des jugoslawischen Staates entlud sich zunächst im Bosnien-Krieg von 1991, der die Dramen im Kosovo eine zeitlang zurückstellte. Bosnien war nur eine Etappe auf dem langen Weg von Eroberungen, Flüchtlingsbewegungen, Vertreibungen, ethnischen Säuberungen, Großmachtdenken und Plünderungswirtschaft das gleiche Spiel sollte sich im Kosovo noch einmal in einer viel dramatischeren Fom wiederholen. 

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