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KOSOVO Antikriegsseite


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DU - Atomkrieg niedriger Intensität

Am 9. April erwähnte die "Tagesschau" am Rande, die USA hätten über dem Kosovo erstmals Bodenkampfflugzeuge des Typs A-10 "Warthog" eingesetzt, die "eine spezielle panzerbrechende Munition verschießen würden". Wenige Stunden später war diese beiläufige Randnotiz dann kein nachrichtenwertes Thema mehr. Dabei war allen, die sich der Mühe unterziehen, so etwas wie Recherche zu betreiben klar, daß mit dieser kleinen Meldung eine neue Eskalationsstufe im Krieg gegen Jugoslawien eingeläutet worden war. Der Atomkrieg niedriger Intensität nämlich.

Die A-10 Kampfbomber sind mit Kanonen des Kalibers 30 mm bestückt, aus denen panzerbrechende Hartmantel-Munition verschossen wird. Diese Munition ist eine radioaktive Waffe, ihre Ummantelung besteht aus einem Material, das von den US-Militärs verharmlosend "DU" genannt wird. Die Abkürzung steht für "Depleted Uranium", zu deutsch "abgebranntes Uran".

Das schwere und extrem harte Metall ist ein Abfallprodukt des Urananreicherungsprozesses für die Herstellung von Atomwaffen und atomarem Brennstoff für die US-Marine. Es ist aufgrund seiner hohen Dichte einer der effektivsten Materialien zur Durchdringung von Panzerungen. "Abfallprodukt" meint hier übrigens nicht ein Nebenprodukt, sondern tatsächlich Abfall. Vor der "genialen Idee" der Zweitverwertung als Granatenummantelung wurde der radioaktive Dreck jahrzehntelang endgelagert.

Was diese Granaten neben ihrem "Primärzweck" noch anrichten können, zeigte sich während und insbesondere in der Folge des Golfkrieges. Bei der Vernichtung von zehntausenden von irakischen Soldaten auf dem Rückzug aus Kuwait verschossen US-Kampfbomber nahezu 100.000 DU- Granaten im Südirak. Beim Aufprall verbrennt die Ummantelung und setzt radioaktive Uranoxide frei. Deren Teilchenstrahlung ist zwar geringer als die von hochangereichertem Uran, sie ist aber durch Unreinheiten immer noch in starkem Maße vorhanden und die Oxide sind darüberhinaus eines der wirksamsten bekannten chemischen Gifte. Seitdem gibt es in der Region um Basra eine wahren Welle von Fehl- und Mißgeburten. Die Rate an Leukämie und anderen Krebsarten, insbesondere bei Kindern, ist schlagartig angestiegen. Ein Ende ist nicht abzusehen, da die gesamte Region rund um Basra nach wie vor mit nahezu 600 Tonnen des giftigen und radioaktiven Uranoxid-Staubes verseucht ist. Wer den Dreck einatmet, wird ihn Zeit seines Lebens nicht mehr los. Der Süd-Irak wurde - quasi als "Nebeneffekt" - auf diese Weise übrigens zur Deponie für einen Teil der radioaktiven Abfälle der US-Atomwaffenproduktion.

DU traf derweil aber nicht nur die irakische Zivilbevölkerung. Vereinigungen von US-Kriegsveteranen machen die radioaktiven Stäube mit verantwortlich für das krankhafte "Golfkriegssyndrom", an dem nach der Rückkehr der "Helden" mehr als 100.000 Angehörige der US- und britischen Armee chronisch erkrankten.

Auch in der BRD gibt es DU-Opfer. Als vor einigen Jahren ein A-10 Kampfbomber in Remscheid mitten in einer Wohnsiedlung abstürzte, klagten viele der Überlebenden danach über gesundheitliche Beschwerden, die mit denen des "Golfkriegssyndrom" absolut identisch sind. Monatelang hüllte sich damals die US-Armee in Schweigen, bis sie zugeben mußte, daß die Maschine DU-Hartmantelmunition an Bord hatte, die nach dem Absturz verbrannte.

Dieses Schweigen hat Methode. Der US-Regierung ist es mehr als unangenehm, auf ihren nuklearen Dreck angesprochen zu werden, sie hat in der Vergangenheit immer das Möglichste getan, um die wahren Hintergründe zu vertuschen. So ist die Vermutung, daß wir über den Einsatz von DU im Kosovo in den Massenmedien wenig zu hören bekommen werden, sicherlich keine allzu kühne Prophezeiung.

DU gehört zu einer der effektivsten Waffen im US-Arsenal zur Bekämpfung von gepanzerten Zielen. Es wird im Kosovo ohne Rücksicht auf die Folgen eingesetzt werden und großflächige und langanhaltende radioaktive Verseuchungen verursachen. Die Folgen dieses Atomkriegs niedriger Intensität werden dabei nicht auf die serbische Armee beschränkt bleiben. Jedes Lebewesen, das in den nächsten Jahren mit dem radioaktiven Fallout in Berührung kommen wird, wird Vergiftungen und Verstrahlungen davontragen. Doch das ist, wie wir bereits im Golfkrieg sehen konnten, für das kriminelle militärische Kalkül ein unbedeutender Nebeneffekt.

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