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BAHAMAS Nr. 21

Die französische Linke im Fahrwasser des Negationismus?

Obwohl Frankreich neben Deutschland, Italien, den USA und anderen Ländern nur einer der Orte ist, an denen radikale Geschichtsrevisionisten aktiv sind, verdient es ein verschärftes Interesse. Mehr als irgendwo sonst gesellten sich Individuen, die ehemals zur radikalen Linken zählten, zu dieser Strömung. Antitotalitaristen freuen sich über die "Allianz der Extreme". Dennoch ist die Behauptung der FAZ vom 2.3.96: "Auschwitzlügner kommen in Frankreich nicht aus dem neofaschistischen Lager, sondern von der extremen Linken der Ultramarxisten" schlicht falsch.

Wie in anderen Ländern auch, bleiben die anfälligsten Kräfte für revisionistische Thesen nationale Bewegungen jedweder Couleur. Ob es sich dabei um die Unterstützung des eigenen oder eines "unterdrückten" Nationalismus handelt, bleibt in letzter Konsequenz egal. Daß die bürgerliche Presse den linken Einfluß in diesem Bereich aus Freude über ihre Entdeckung übertreibt, dürfte nicht weiter verwundern. Dennoch bleibt die Frage: Was treibt Linke oder ehemalige Linke, egal wieviele es letztendlich sind, ins revisionistische Lager? Die letzte Allianz von Neonazis und Linken bildete sich anläßlich des Erscheinens von Roger Garaudys neuem Buch "Die Gründungsymythen der israelischen Politik". Abbé Pierre, Ikone und beliebter Bündnispartner der Linken, solidarisierte sich offensiv mit dem ehemaligen KPF-Philosophen und seinen antisemitischen Thesen.

Didier Dannickxx, erfolgreicher Krimiautor und ehemaliges KPF-Mitglied, der sich heute zu den Autonomen zählt, alarmierte schon vor vier Jahren die Öffentlichkeit, als unter der Fahne des Nationalkommunismus die KPF-Zeitung Humanité und Zeitungen der Front National sich Wähler und Mitglieder streitig machten. (1) Eine Antwort auf seine Kritik bekam er aus dem linksradikalen Lager. Das linksradikale Spektrum in Frankreich umfaßt Gruppen, Zirkel und Individuen links von den Trotzkisten und der Féderation Anarchiste. Ende der 70er Jahre versammelte diese Strömung die Erben Bordigas (2), die Situationisten, Autonome und aus der Fédération Anarchiste ausgetretene Libertäre. Ihre theoretischen Grundlagen beziehen sie von Karl Korsch, den holländischen Rätekommunisten, Rosa Luxemburg und Max Stirner. Gemeinsam berufen sie sich auf Hegel, Macchiavelli, den jungen Marx, Machno und Durruti. Die Sozialdemokraten, Stalinisten, Trotzkisten und organisierte Anarchisten werden verachtet. Deshalb verweigert man Bündnisse und Zusammenarbeit mit politischen und gewerkschaftlichen Organisationen. Der Realsozialismus wird als Staatskapitalismus eingeschätzt. Die Revolution wird als die Zerstörung des Staates verstanden; der Kommunismus als die Abschaffung von Lohnarbeit und Geld.

1992 reagierten Angehörige dieses Spektrums auf die "links"revisionistischen Aktivitäten mit dem Pamphlet Die Feinde unserer Feinde sind nicht unbedingt unsere Freunde, das im linksradikalen Milieu verteilt und von der Zeitschrift Le Monde libertaire veröffentlicht wurde. Unterschrieben wurde es von einem kleinen Unterschriftenkartell aus der radikalen Linken.

Der Text verweist - manchmal wissentlich, manchmal unbewußt - auf theoretische Berührungspunkte zwischen Linksradikalen und Revisionisten, die in letzter Konsequenz zu Bündnissen führen können wie im Fall Garaudy/Abbé Pierre. Die libertäre Variante des Revisionismus bleibt bisher ein rein französisches Produkt, ist allerdings auch anderswo vorstellbar. Die Absicht der Autoren war nicht in erster Linie, sich von dem Flirt zwischen der KPF und dem Front National zu distanzieren, der sie wenig überraschte, sondern das Abdriften der ehemaligen linken Buchhandlung La Vieille Taupe (Der alte Maulwurf) ins revisionistische Lager zu kommentieren und sich von denen zu distanzieren, die den Dialog mit der extremen Rechten führen oder suchen.

Zunächst kritisiert dieser Text die Gemeinsamkeit der Neuen Rechten und liberaler Antirassisten in bezug auf Das Recht auf kulturelle Differenz. Dies beinhalte den Respekt einer Identität, die den Einzelnen von den Verhältnissen verpaßt werde. Kommunitarismus und klassenübergreifende Solidaritätskonzepte sollen eine Gesellschaft zusammenführen, die sich sowohl gegen internationale oder universelle Ideen als auch gegen den Kosmopolitismus konstituiere. Kiezmentalität, kleine überschaubare Gruppen und Kulturalismus bilden eine gemeinsame Grundlage, um dem "guten" Ausländer einen neuen gesellschaftlichen Status zu verpassen, damit der "schlechte" Ausländer umso deutlicher ausgegrenzt werden könne. Dabei, so die Autoren, fänden sich Altachtundsechziger und Rechtsradikale auf einer antistalinistischen Basis zusammen, deren Paranoia an die Zeit des Kalten Krieges erinnere. Der Text distanziert sich entschieden vom Revisionismus, den die Autoren als eine "extravagante Form des Antisemitismus" charakterisieren.

Dieser Aufruf ist im Anhang einer kürzlich erschienenen Aufsatzsammlung mit dem Titel Libertäre und Ultralinke gegen den Negationismus * dokumentiert. Der bekannte Journalist und Schriftsteller Gilles Perrault ("Die Rote Kapelle", "Curiél") schrieb das Vorwort. Anlaß für diese Veröffentlichung war die Affäre Garaudy/Abbé Pierre und die Reaktion der gesamten europäischen Presse darauf. Die Autoren wehren sich gegen den Vorwurf kalkulierter Komplizenschaft von Linken mit rechtsradikalen Geschichtsrevisionisten. Viel spannender als die Zurückweisung dieses Vorwurfs ist der Versuch, die Gründe für das Abdriften von, wenn auch nur wenigen, Linken ins revisionistische Lager in der Unzulänglichkeit der linken Theorie und Praxis selbst zu verorten. Dies ist allerdings nur zum Teil gelungen.

Der Negationismus

Negationismus und Revisionismus haben in Frankreich die gleiche begriffliche Bedeutung. Französische Linke glauben, daß der Begriff Negationismus deutlicher sei. Der Negationismus verfolgt das nationalsozialistische Projekt und versucht die Spuren der begangenen Verbrechen zu verwischen. Der Willen der Nationalsozialisten, die europäischen Juden systematisch auszurotten, wird abgestritten. Der Negationismus entstand direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, erhielt aber erst in den letzten Jahren erheblichen Aufschwung. Da der Genozid schwierig zu leugnen ist, wird er zunächst abgeschwächt. Die Shoah wird als politisch-finanzieller Betrug zugunsten Israels interpretiert. Die Taktik der Negationisten besteht darin, ihre Thesen nur als Veränderung eines kleinen historischen Details darzustellen.

Pierre Rabcor beschreibt in seinem Buchbeitrag drei "Generationen" des Negationismus. Die erste agierte in der Zeit von 1945-1970 und bemühte sich, die Bedeutung der Gaskammern zu schmälern. Die schillerndste Figur dieser Generation bleibt Paul Rassinier, selbst ehemaliger Deportierter und lange Zeit engagierter Linker. Die zweite Generation (1970-1980) war die zahlreichste. Ihr Chefdenker war Robert Faurisson. Linke spielten dabei keine Rolle. Die dritte Generation formierte sich in den 80er Jahren und kam aus der linksradikalen Bewegung der 60er Jahre bzw. 1968. Neben Pierre Guillaume, dem Besitzer der Vieille Taupe, der durch die Affäre Roger Garaudy/Abbé Pierre wieder zu neuer Popularität gelangte, gab es Serge Thion, geb. 1942, der sich immer sehr für nationale und antikoloniale Befreiungsbewegungen engagiert hatte. Außerdem Alain Guionnet, der sich zwar selbst als linksradikal bezeichnet, aber vor allem durch seinen Antisemitismus bekannt geworden ist. Von Anfang an Mitglied der Gruppe Guerre sociale (Sozialer Krieg), hörte man einige Jahre nichts von ihm, bis er 1986 mit mehreren negationistischen bzw. antisemitischen Flugblättern an die Öffentlichkeit trat, die er mit Attila Lemage oder Aigle noir (Schwarzer Adler) unterzeichnete. Im März 1989 mündeten diese Aktivitäten in die Gründung der Zeitschrift Révision. Guionnet war der erste Negationist, der für seine Schriften ins Gefängnis mußte.

Das Gesetz Gayssot/Fabius

Die institutionalisierte Linke, d.h. die Sozialistische Partei (PS) und die Kommunisten (KPF), versuchen den Revisionisten auf juristischem Wege beizukommen und beschlossen im Juli 1990 mit knapper Mehrheit das Gesetz Gayssot/Fabius. Im Mai 1995 stand Faurisson vor Gericht und wurde wegen der Auschwitzleugnung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Im Juni desselben Jahres wurden Pierre Guillaume und M. Gandilhon - ein früherer Verkäufer der Vieille Taupe, der inzwischen mit Guillaume und den Revisionisten gebrochen hat - zu Zwangsarbeit und einer Geldstrafe von 20.000 Francs für die Verfremdung eines Anti-Aidsplakates zu revisionistischen Zwecken verurteilt.

Von linksradikaler Seite wurde das antirevisionistische Gesetz von Anfang an ebenso vehement abgelehnt wie von der Rechten. Die linke Kritik an dem Gesetz sieht darin eine Chance für die Negationisten, Popularität zu erlangen. Denn bei jeder skandalträchtigen Veröffentlichung käme es zu einem Prozeß und die Angeklagten könnten sich über eine Pressekampagne als Opfer darstellen, wie es Garaudy im Moment tut.

Darüber hinaus spricht die radikale Linke dem französischen Staat jegliches Recht auf ein Urteil über Antisemitismus und Rassismus ab. Denn erst 1995 habe ein französischer Staatschef die Verantwortung Frankreichs für die Deportation der französischen Juden anerkannt. Dem französischen Staat wird vorgeworfen, einerseits einen Antirassismus des Prinzips zu verkünden und andererseits eine staatliche Xenophobie zu betreiben, die sich durch eine seit 20 Jahren währende Verschärfung der Einwanderungsgesetze äußere und damit jeden Fremden zu einem potentiellen Straftäter stempele.

Bürgerlicher Antifaschismus oder Revisionismus?

Der Negationismus hat seinen Ursprung in diversen Ideologien: dem Antisemitismus, dem Antizionismus, dem Antikommunismus, dem völkischen Nationalismus und einer bestimmten Form des Antikapitalismus. Er bezieht seine Stärke daraus, daß er sich im Kern vor allem auf eine bereits vorhandene, aber offiziell verschmähte Ideologie bezieht und versucht, sie wieder salonfähig zu machen: den Antisemitismus, der außerhalb dieses Kontextes im Moment in Frankreich wenig Faszination ausübt.

Die linksradikale Variante des Revisionismus bleibt selten und ist schlecht ausgewiesen. François-Georges Lavacquerie, Mitherausgeber von Libertäre und Ultralinke gegen den Negationismus, beschreibt den linksradikalen Beitrag zum Revisionismus folgendermaßen: "Zwei Prozent Theorie - ausgearbeitet von der Vieille Taupe und Guerre Sociale und 98% Stammtischgespräche und Haarspalterei." (S. 27)

Ein beliebtes linksradikales Dogma besagt, eine Herrschaft sei so gut oder schlecht wie eine andere und folgert daraus, daß die Unterschiede zwischen Faschismus und parlamentarischer Demokratie überholt seien. Diese These, ursprünglich von der III. Internationale ins Leben gerufen und von Foucault philosophisch veredelt, blieb bis heute eines der Theoreme der radikalen Linken und war/ist auch in der BRD bei Autonomen und Antiimps recht verbreitet. (3) So kamen die französischen Ultralinken zu dem Schluß, daß sich die Sozialdemokraten bei der Niederschlagung der deutschen Revolution von 1919, die Stalinisten bei der Liquidierung der spanischen Revolution und die Demokraten in ihren diversen Kolonialkriegen verhielten wie die Faschisten und zwischen ihnen keine Differenz mehr bestehe. Die republikanische Tradition wird vor allem als repressiv und ausgrenzend interpretiert. Teile der Ultralinken analysieren den Faschismus als ein Manöver der Bourgeoisie, um die Bevölkerung zu unterdrücken und deuten den bürgerlichen Antifaschismus als einen Versuch, die Aufmerksamkeit der Proletarier von dem Hauptwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit abzulenken. Diese Interpretation beinhaltet einen vulgären Ökonomismus, bleibt in einer Arbeitsmetaphysik verhaftet und entbehrt eines Ideologiebegriffs. Trotz manch zutreffender Kritik an anderen linken Strömungen stellen die französischen Linksradikalen weiterhin die Arbeit ins Zentrum ihrer Revolutionstheorie und verklären sie als etwas positiv zu besetzendes. Noch von einem Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit zu auszugehen, ignoriert völlig, daß der Kapitalismus sich von einer anfangs antagonistischen Gesellschaft zu einem Kontinuum entwickelte, in dem es zwar noch Gegensätze, aber keinen systemsprengenden Widerspruch mehr gibt.

So verdeutlicht auch die Analyse des Nationalsozialismus als einfacher kapitalistischer Verwalter und der Konzentrationslager als Abbild dieses Staates das tiefe Mißverständnis über die Natur des Kapitalismus im allgemeinen und die des Nationalsozialismus im besonderen. Ein derart kruder Antikapitalismus führt leicht zur Trennung von bösem und gutem Kapital, d.h. von spekulativem Finanzkapital und produktivem Industriekapital. Zur Nivellierung der Herrschaftsformen gesellt sich die spitzfindige Unterscheidung der Ausbeutungsformen. Der Nazismus wird schließlich als besiegte Ideologie abgehakt, während die demokratische Ideologie noch lange nicht erledigt sei.

Immer wieder neu: Verschwörungstheorien

Eine weitere linke Vorliebe, die leicht ins revisionistische Lager führt, wurde von den antinegationistischen Autoren ebenfalls unter die Lupe genommen: diverse Verschwörungstheorien, die immer wieder neu aufgelegt und interpretiert werden, wie zuletzt bei der Einschätzung der Krankheit Aids. Bounan, ein "mythischer Situationist", verurteilte in einem Ende der 80er Jahre erschienenen Buch über Aids die Homosexualität und riet den Aidskranken, sich mit homöopathischen Mitteln zu pflegen. Aids sei kein Virus, sondern Resultat einer Verschwörung, da diese Krankheit nur das Ergebnis der immer schlechter werdenden Existenzbedingungen sei, während die gesamte Ärzteschaft, die offizielle Wissenschaft und die Koalition aller Eliten die Massen über den wahren Tatbestand belüge. Das Buch wurde von den Situationisten inkl. Guy Debord hoch gelobt. Pierre Guillaume schließlich, der in seiner linken Phase überall Geheimdienstverschwörungen witterte, ist heute ehrlich von der jüdischen Weltverschwörung überzeugt.

Auch Sozialdemokraten und Stalinisten werden gerne als Hauptfeinde zu einer Verschwörerclique stilisiert. In der Zeitschrift Banquise. Revue de Critique sociale, die in den Jahren 1983-1986 mit vier Heften erschien, wurde der Antifaschismus als "heilige Allianz" von Revolutionären und Konterrevolutionären, Ausbeutern und Ausgebeuteten denunziert. Dieser linke Antitotalitarismus scheiterte nicht zuletzt an seiner unsinnigen Umkehrung der Totalitarismustheorie.

Serge Quadruppani, ehemaliger Mitarbeiter der Zeitschrift La Banquise, zieht in dem Sammelband eine ambivalente Bilanz seiner publizistischen Tätigkeit. Für ihn kamen die Negationisten gerade zur rechten Zeit, um den unfähigen Antifaschisten die Illusion zu verleihen, noch aktiv zu sein. Er behauptet, der demokratische Antifaschismus habe in den Konzentrationslagern und im Genozid seine definitive Legitimation gefunden. Egal welche Schweinerei begangen werde - dabei zählt er auf: Algerien, Vietnam, den Gulag - die Demokraten (und Stalinisten) könnten sich immer darauf zurückziehen, Hitler besiegt zu haben. Dieser Antifaschismus entbehre jedes politischen und sozialen Inhalts. Der wirkliche Antifaschismus bestünde hingegen in der Kritik des sozialen Friedens. La Banquise protestierte dagegen, daß der reale Horror der Konzentrationslager heute dazu diene, den Horror der modernen Welt zu akzeptieren. So werde der Schrecken der KZs verharmlost. Es gehe darum, die Einheit einer Welt festzustellen, die die Hölle der KZs genauso produziere wie das Paradies der Supermärkte. Auch Quadruppani meint - trotz aller Kritik an den Relativierungen des Revisionismus - nicht auf die Bemerkung verzichten zu können, daß es keinen absoluten Horror gebe, auch Auschwitz ein solcher also nicht gewesen sein könne. Seine richtige Kritik an der absurden demokratischen Vorstellung, ausgerechnet der Staat sei zu einer effektiven Abwehr von Rassismus und Antisemitismus prädestiniert, scheint ihm offensichtlich erst durch die Relativierung der Shoah wirklich glaubwürdig zu werden.

François-Georges Lavacquerie fordert in seinem Beitrag eine intellektuelle Bilanz der revisionistischen Anfälligkeit bestimmter Linker. Denn eine derartige theoretische Konfusion berge die größten Gefahren. Dem ist zuzustimmen. Die schnell zusammengestellte Textsammlung kann dabei nur als ein Auftakt betrachtet werden. Gesellschaftliche Bedingungen, die dazu beitragen, den Antisemitismus affektiv zu besetzen, nehmen die Linke nicht aus. Dieser Gefahr zu entgehen, kann durch intellektuelle Reflexion nur von den Linken selbst geleistet werden. Dazu bedarf es dann jedoch mehr als der durchaus richtigen Aufforderung von Lavacquerie: "Mit einem Antisemiten diskutiert man nicht. Man ignoriert ihn oder spuckt ihm in die Fresse."

* Collectif: Libertaires et "Ultra-Gauche" contre le négationnisme. Editions Reflex. Paris 1996.

Elfriede Müller

Anmerkungen:

1) Auch sein letzter Krimi, "Nazis dans le métro" (Paris 1996) befaßt sich mit dem Geschichtsrevisionismus.

2) 1919 vertrat der neapolitanische Ingenieur Amadeo Bordiga in dem Wochenblatt Der Sowjet ein Programm, das sich um die bedingslose Feindschaft sowohl gegenüber Reformismus als auch Anarcho-Syndikalismus zentrierte und die Wahlen und den Parlamentarismus vehement ablehnte.

3) Seit dem nationalen roll-back von 1989 fällt es in Deutschland jedoch schwerer, dem Geschichtsrevisionismus einen linken Anstrich zu geben. Die plumpsten Geschichtsklitterungen kommen einmal mehr aus der Ecke der ostdeutschen Bürgerrechtsbewegung - diesmal von "links": In der Zeitschrift "telegraph" 3/95 verkünden zwei operaistisch-situationistisch angehauchte AutorInnen, daß angebliche "fundamentale Unterschiede zwischen den Verbrechen des Faschismus, des Stalinismus und der Demokratie" nur eine Lüge des "Spektakels" seien, erhöhen die Opferzahl des Bombardements von Dresden 1945 auf 250 000 Tote und behaupten, dieser alliierte "Staatsterrorismus" habe nur dazu gedient, "jede Möglichkeit von Aufständen und proletarischen Erhebungen" in Deutschland auszuschließen.

Zur Antiimp-Variante dieses Weltbilds vgl. Bahamas Nr. 20

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