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A FOOD COOP

"Eine Food Coop" wie nicht alle.
Wir treffen uns seit rund fünf Jahren

jeden Freitag um 19 Uhr

im A-LADEN, Rathenower Str. 22
Tel./Fax: 394 61 67

und bestellen für unseren persönlichen Bedarf biologische Lebensmittel vom Korn bis zum Kotelett. Unsere Lieferanten sind u.a. BACKSTERN Biobrotbäckerei, WENDLAND COOPERATIVE, PRO ORIENTE, und Bauern aus dem Umland Berlins. Wir versuchen mit einem Minimum an Bürokratie und Lagerhaltung auszukommen, und verteilen daher sozusagen von Freitag auf Freitag die Waren. Mit unseren Bestellungen handeln wir nicht nur zum eigenen Vorteil, indem wir günstigere Einkaufspreise bekommen als im Handel, sondern versuchen auch mit unseren Möglichkeiten selbstverwaltete und emanzipative Projekte zu unterstützen. Wir sind keine unpolitischen "Müslis" oder Alternativ-Yuppies, denen es nur ums eigene saubere Futter geht, egal, wer es wo produziert, und wer damit seinen "ökologischen Reibach" macht. Wir versuchen auch eine "Ökobilanz" als Meßlatte anzulegen, und daher so viel wie möglich aus dem direkten Umland Berlins zu beziehen (es ist nicht wurscht (!), wieviele Kilometer ein Produkt zur EndverbraucherIn zurücklegt, und es ist uns auch nicht wurscht, ob Menschen mit Ökowaren durch miese Bezahlung ausgebeutet werden - Hauptsache "bio"). Darüberhinaus wollen wir auch nicht als "Abgreifverein" ein Pseudodienstleistungsgewerbe betreiben, wo die Leute bloß reinstürzen, sich möglichst flott ihre Bestellung grabschen, um dann wieder zu verschwinden. Wir legen Wert darauf, etwas miteinander zu tun zu haben. Darum machen wir auch ab und zu ein kleines Fest(-Essen), unternehmen etwas gemeinsam, oder klönen ein wenig beim Packen und einpacken. Anonymität gibt es schon im Supermarkt genug!

Klipp und klar hier unsere ökonomischen Grundlagen: Wir zahlen alle beim Eintritt in die Food Coop 30 DM (früher 50), die eine Art Rücklage für Katastrophenfälle sind. Weiterhin zahlen wir pro Erwachsener im Haushalt 10 DM im Monat (2,50 die Woche!), die für Ladenmiete, Strom, Gas und Telefon (Grundgeb.) sind. Auf manche Lebensmittel zahlen wir 10% Aufschlag, um den evtl. "Schwund" auszugleichen. Sollten wir einmal in die bisher nie dagewesene Lage kommen, zuviel "Kapital" angehäuft zu haben, wird es gemeinsam verfeiert. Aus Gründen der Selbstkontrolle und Vereinfachung zahlen wir etwa 2-400 DM auf das FC-Konto im voraus ein, die dann mit den bestellten Waren verrechnet werden. Damit es kein Chaos gibt, haben wir dafür doppelte Bestell-Listen und doppelte Gegenrechnungen. Tritt jemand aus, bevor das Geld verbaucht ist, erhält sie/er den Rest selbstverständlich wieder zurück.
JedeR ist mal dran, die Sachen zu verteilen und für die anderen auszurechnen, was zu zahlen ist. In der Regel machen wir das zu zweit. Besteht die FC z.B. aus 20 Leuten, ist jedeR einmal alle 10 Wochen dran - nicht zu viel, oder?!

Wir würden uns freuen, wenn Ihr das alles "top" findet, und zu uns kommt !!! Bei uns amüsiert sich Bolle wirklich.

Food-Coop

Was ist denn das?

Es ist eine libertäre Grundidee, für Selbstbestimmung in allen Lebensbereichen einzutreten. Dafür gibt es sicher fast so viele Ansätze wie Menschen. Oft wird dabei aber der "Privatbereich" übersehen, da die Ideen für Selbstorganisation in diesem Bereich fehlen.

Eine noch immer wenig bekannte Möglichkeit, den Ernährungsbereich auch politisch zu betrachten, sind Food Coops/Lebensmittelkooperativen: nämlich nicht nur an die eigene Gesundheit zu denken, sondern einzubeziehen, welche ErzeugerInnen und somit Anbau- bzw. Produktionsweisen wir durch unsere Eßgewohnheiten unterstützen oder eben nicht. In Food Coops schließen sich Menschen zusammen und beziehen gemeinschaftlich und möglichst direkt Lebensmittel aus biologischem Anbau und artgemäßer Tierhaltung bei den BäuerInnen. Die Arbeit der Mitglieder ist (im Idealfall) hierarchiefrei, kollektiv und selbstorganisiert. Entstanden ist die Food-Coop-Idee Ende der 60er Jahre in den USA innerhalb der Ökobewegung, als erkannt wurde, daß mensch auch eine persönliche Verantwortung für sein Alltagsverhalten hat. Frühzeitig wurde der direkte Kontakt zu den entstehenden Ökohöfen gesucht. Mitte der 70er Jahre schwappte die Idee nach Europa über, 1974 wurde in Frankfurt/M. die erste bundesdeutsche Coop gegründet. 1994 gab es in der BRD schon etwa 1000 Food-Coops.

Was spricht für Food Coops?

- Durch den Direktbezug von Bioprodukten werden Ökohöfe unterstützt, gleichzeitig wird der konventionellen Agrarindustrie und ihrer Zerstörung der Umwelt die Unterstützung entzogen.

- Food Coops können Kaffee und andere Produkte aus der "Dritten Welt" quasi direkt von ProduzentInnenkooperativen über den Alternativhandel zu Preisen weit über dem Weltmarktniveau kaufen und dadurch praktische Solidarität leisten. (Hierbei muß mensch aber auch den manchmal ziemlich pseudo-alternativen VermittlerInnen/ZwischenhändlerInnen auf die Finger schauen. Nicht jedeR, der/die sich mit "bio" oder "fair" etikettiert, hat Uneigennützigkeit und das Wohl aller im Sinn!)

- Der im Vergleich zu Bioläden billigere Preis ohne Einkommensverluste für die ErzeugerInnen ermöglicht es mehr Menschen, Lebensmittel aus biologischem Anbau/Produktion zu beziehen.

- Der direkte Kontakt zu BäuerInnen, der auch Hofbesuche und Ernteeinsätze einschließen kann, vermittelt anschaulich, wie Lebensmittel hergestellt werden. So wird ein persönlicher Bezug zur Nahrung und Ihren ErzeugerInnen geschaffen.

- Food-Coops sind basisdemokratisch organisiert und ein guter Ansatzpunkt, um hierarchiefreies Handeln einzuüben. Im Idealfall rotieren die anfallenden Arbeiten.

- Food Coops können der Auftakt zu weiteren Nachbarschaftsaktivitäten sein: vom Austausch von Kochrezepten über die Gründung von Musikbands bis zur Anarcho-Gruppe ist alles drin; was gemacht wird, hängt von Euch ab.

Wie funktionieren Food Coops?

15, 20 oder gar 50 Interessierte mieten sich einen (Lager-)Raum und lassen sich fortan ein- bis zweimal wöchentlich von Ökohöfen und Großhandel beliefern oder holen ihre Lebensmittel beim nächsten Biohof ab. Der Lagerraum sollte kühl, trocken, ungeziefersicher und ebenerdig sein. Zweckmäßiges Inventar einer Coop sind u.a. Kühlschrank, Waage, Regale, Paletten, Käsebrett und -messer. Zur Verteilung loser Ware sollten wiederverwendbare Behälter und Taschen mitgebracht werden. Die meisten Food-Coops haben ein monatliches Plenum, auf dem die Arbeitskoordination, Organisationsprobleme, Verbesserungsvorschläge und gemeinsame Aktivitäten besprochen werden. Alle Arbeiten - Bestellungen, "Ladendienst", Finanzen - werden untereinander aufgeteilt. Darüber hinaus gibt es in manchen Food-Coops Leute, die Produktinformationen einholen und solche, die die Food-Coop-Idee in der Öffentlichkeit bekanntmachen. Um den Einkauf der Lebensmittel vorzufinanzieren, ist es nötig, daß jedes Mitglied eine "Grundeinlage" (ca. 50 - 150 DM) bezahlt. Beim Austritt aus der Food-Coop erhält mensch seine Einlage in bar oder Waren ausgezahlt. Außerdem gibt es einen Monatsbeitrag, der Miete, gemein- same Anschaffungen sowie Gewichtsschwund und Fäulnis der Nahrungsmittel abdeckt und meist zwischen 5 und 10 DM beträgt. Alternativ oder ergänzend dazu ist ein prozentualer Aufschlag auf die Verkaufspreise denkbar. Die Palette einer Coop kann von Getreide, Brot, Obst und Gemüse, Milch(-produkten), Fleisch/Wurst über Säfte und Brotaufstriche bis zu Waschmitteln, Shampoos und Kosmetik und sogar Bekleidung und Möbeln reichen. Die Produkte werden profitfrei unter den Beteiligten verteilt. Der Wegfall des Zwischenhandels und die Übernahme aller anfallenden Arbeiten durch die Mitglieder ermöglichen niedrigere Preise als im Einzelhandel - ohne daß die Bäuerinnen und Bauern weniger für ihre Erzeugnisse erhalten. In der Regel bekommen sie bessere Preise als vom Handel, da eine Menge Leute wegfallen, die sonst auf dem Weg zu den EndverbraucherInnen mitverdienen müssen. Da Food Coops geschlossene Gruppen sind (d.h. nicht an Außenstehende verkaufen), haben sie nichts mit dem Gesundheitsamt zu tun. Da sie keinen Gewinn erwirtschaften, ebensowenig mit der Gewerbeaufsicht.

Die "Bundesarbeitsgemeinschaft der Lebensmittelkooperativen e.V." hat ein Heft "Wie gründe ich eine Lebensmittelkooperative?" (ersch. 1994) herausgegeben, das gegen 1 DM und ausreichend (!) frankierten Rückumschlag (Büchersendung 80 Pf, für 1,50 DM) bei folgender Adresse zu beziehen ist:

Niemandsland
Heerstr. 19
D-40227 DÜSSELDORF

Annette Hoffstiepel
Weitmarer Str. 23
D-44795 Bochum

Hier finden sich detailliertere Hilfen für diejenigen, die eine Food-Coop ins Leben rufen wollen, sowie Bezugsadressen für Verzeichnisse von Biohöfen. Außerdem können über die Kontaktadresse Regionalkontakte vermittelt werden.

Über die

I.F.O.A.M.
(Internationale Vereinigung der ökologischen Landbauvereinigungen)
c/o Ökozentrum Imsbach
D-66636 THOLEY-THELEY

kann mensch Adressen von Bioanbauverbänden außerhalb Deutschlands erhalten. Letztere vermitteln dann weitere ProduzentInnenadressen.

Viel Erfolg!

Sebastian Cwiklinski und Lutz Helmke

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