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Die Aktion, eine Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst hat die aktuelle Ausgabe des Heftes 170/174 dem it. Anarchisten Camillo Berneri gewidmet

Jenem Philosophie-Prof. der vom it. Faschismus bedroht ins Exil nach Frankreich und später im berüchtigten 36er Jahr nach Spanien ging. In der Nacht vom 5. zum 6.Mai 1937 wurde er von Schergen der stalinistischen GPU ermordet. Er war der Herausgeber der "Umanita Nova" (Neue Hoffnung) und der "Guerra di Classe" (Klassenkrieg)-Zeitschriften. Bekannt als ein harter Kritiker, sowohl in den eigenen Reihen und erst recht der Stalinisten. Aber wie jedeR der "großen Persönlichkeiten" des Anarchismus hatte er auch seine Fehler. Einsichtbar z.B. in der Rolle der Frau. Zugleich allerdings ein >zu< guter Beobachter der Arbeiterklasse.Dem Arbeiterkult, ihre miserable kulturelle Hinwendung, ihre Erwartungshaltung an die Führer ohne selber zu gestalten und die Vernachlässigung anderer Arbeiter(Innen)schichten wie der LandarbeiterInnen, der Schwarzen in den USA bspw. Und somit bleibt dies bis heute aktuell!!

So hatte sich doch die ArbeiterInnenklasse in Frankreich 68 von der KP einlullen lassen, so vergißt die industrielle nördliche ArbeiterInnenklasse ihresgleichen in der sog. Dritten Welt. Eher ist schon ein Teil dabei ihren Frust an die "AusländerInnen" abzulassen. Die letzte Wahl in Hamburg ließ gerade in den ArbeiterInnentrabantenviertel die Stimmenanzahl der DVU hochschnellen. Und weiter östlich, die polnische ArbeiterInnenklasse, sie wollten schon "rein" geschichtlich vom Sozialismus nichts mehr wissen. Gar wollten sie mehrheitlich in den Schoß des Kapitalismus a la Schweden, human und mit viel "Freiheiten". Doch zurück zu Berneri. Es sind nur einige Auszüge aus der Aktion. Ja, 1936, das war die "Utopie, die mensch mit offenen Augen sehen konnte", so ein Anarchist 1996 in Spanien. Hinlänglich bekannt, dieser Zustand dauerte nur drei Monate und schon verfiel die Soziale Revolution. Selbst in der CNT gab es bedenkliche Rückschritte. Gut, heute wissen wir das besser um es dann morgen umso besser zu machen! Anbei ein Danke an die Weddinger Neue Zeitung (WNZ) hier ist schon die dritte oder vierte Ausgabe zum span. Bürgerkrieg erschienen. Nun hat Berneri tatsächlich beim Machtantritt des "Duce" Weit- und Tiefblick besessen. Zuweile es in der neuen linken Periodika einige Lichtblicke gibt. So in der Jugle world oder der neuen Konkret.

Welch höhnische Polemik von Berneri: >ein neuer Heiland, äh Lenin wird kommen-kommen um uns zu befreien<! Nur bis heute blieb das sagenumwobene Proletariat irgendwie gelähmt. Entweder durch stalinistischen Terror oder einer sozialreformistischen Konsumpolitik mittels Kulturindustrie wie Adorno das so schön bezeichnete. Und die Linke entdeckt heute lauter weiße Flecken. Berneri deckte schon seinerzeit die Kulissen der autoritären Massenbewegungen auf. Aber wieviel Mythos müssen wir "Linke" noch einpacken? Um festzustellen, das der Mythos ein Mythos war? Berneri getraut sich sogar das Ende des Anarchismus vorauszusehen!

Nicht gutes möge man/frau dabei denken? Jedoch es geht weiter - Geschichte wird gemacht. Zwischen Niedergang und Aufbruch, also interimsmäßig bleibt noch immer eine Neue Hoffnung. Hat das Proletariat seiner eigenen klassenkämpferischen Rolle selbst enteignet oder gewinnt es von neuem Auftrieb? Wessen Welt ist die Welt? Wo bleibt das revolutionäre Suibjekt? So sind wir Durchreisende der Geschichte. Der Neoliberalismus ist nicht das letzte Wort. Vielleicht die Barbarei

- vielleicht, oder hoffentlich endlich der Punkt erreicht es gibt deren viele Wege zu einer gemeinsamen bunten HERRschaftsfreien Gesellschaft. Und so bleibt es so "utopisch" wie vor hundert Jahren als die Arbeiter(Innen)

klasse begann sich zu erheben gegen das Elend. Berneri war (zum Glück) keine geeignete Figur des "Heldenepos". Und doch erscheint noch heute wöchentlich die Umanita Nova an den Kiosken in Italien seiner End"sagung" des Anarchismus zum Trotz! Nur seine bedenklichen Worte - was wenn das Proletariat (welcher Zusammensetzung immer)

aufbricht und nicht vorbereitet ist? Ein Neuer Lenin-Nein Danke! Aber was dann, verflucht nochmal? "Wir" fangen wieder von vorne @n!

Und am Horizont - der rot/schwarze Blick eines Solarzeit@lters? Voller Kommunen, ob mit oder ohne Solarlicht, ob mit Computer weltweit vernetzt, ob Menschen die weiter sich streiten, nur nicht in Armeen mit Waffen schrecklichster Art oder sich streiten ohne falsche Harmonie, mit Unpünktlichkeit, mit Verdruß, mit fehlender Geduld, mit voller Power einer libertären Welt - das wäre schön-so söön. Somit bleibt uns Camillo Berneri in der "@hnenreihe" erhalten. Viva Anarchia!

Quelle: Die Aktion nr. 170/174

Edition Nautilus 12.-DM


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