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Arbeiterkultur

Die sogenante Arbeiterkultur ist, um es kurz zu machen, eine parastäre Symbiose (Zusammenschluß) zur echten Kultur, die noch bürgerlich oder kleinbürgerlich geprägt ist. Eher geht aus dem Proletariat ein Titta Ruffo (? d.A.) oder ein Mussoloini hervor als ein Gelehrter oder ein Philosoph. Und das nicht, weil Begabung das Monopol einer Klasse ist, sondern weil neunundneunzig Prozent der Proletarier ab der Grundschule durch ein Leben in Arbeit und Abstumpfung systematisch der Zugang zur Kultur verweigert wird. [32]

Woher kommen die Persönlichkeiten des Anarchismus?

Die hauptsächlichen Agitatoren und Theoretiker des Anarchismus kamen wie Godwin, Bakunin, Kropotkin, Cafiero, Mella, Faure, Covelli, Malatesta, Fabbri, Galleani, Gori und Voltairine de Cleyre aus dem aristokratischen und bürgerlichen Mileu, um insVolk zu gehen. Von allen anarchistischen Schriftstellern ist Proudhon, der proletarischer Herkunft ist, am meisten von kleinbürgerlichen Denkweisen und Ressentiments beeinflußt gewesen. Und gerade der Schuhmacher Grave ist dem bürgerlichsten demokratischen Chauvinismus verfallen. [33]

Die "Erwartungshaltung" der Arbeiter(Innenklasse - woher & wohin?

Und sie erwarten diese Verbesserung selbstverständlich von ihren Führern, die ohne eigenes dazutun, je nach dem Augenblick oder der Gelegebheit, wahllos zu Idolen oder zu Verrätern an der Sache gemacht werden. [34]

>der ideale Arbeiter< oder was immer?

Der ideale Arbeiter des Marxismus oder Sozialismus ist eine mythische Figur. Er entstammt der Metaphysik des sozialistischen Romantizismus und ist geschichtlich nicht belegt. Zur Emanzipation der Schwarzen in den Vereinigten Staaten hat das amerikanische Proletariat kaum etwas beigetragen. (...) Die Boykottbewegungen (gegen die faschistischen Diktaturen, gegen die Schrecken der Kolonialherrschaft) sind rar und haben keinen Erfolg.[35]

"Es lebe das Industrie-Proletariat" ?

Die Landarbeiterstreiks bei Modena und Parma bleiben in der Geschichtsschreibung des Klassenkriegs in Italien die einzig epischen Blätter. Und die meisten großartigen Gestalten selbstloser Arbeiterorganisationen haben wir Apulien zu verdanken. Doch das alles ist unbekannt. Man schreibt und spricht über die Fabrikbesetzungen, und die vile größeren und bedeutenderen Landbesetzungen sind weitgehend vergessen. Man verherrlicht das Industrieproletariat, doch weiß jeder von uns, der in einer überwiegend ländlichen Gegend gelebt und gekämpft hat, daß das Land immer schon die politische Agitattion der Avantgarde in den Städten gespeist und, insbesonders auf gewerkschaftlichem Terrain, eine selbstlose Kampfbereitschaft unter Beweis gestellt hat. [41]


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