Antifablock auf der demonstration zum gedenken an die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg

Trotz alledem!
Zusammen kämpfen!

Am Sonntag, den 11. Januar findet in Berlin die alljährliche Demonstration zum Gedenken an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sett. Ala 1996 erstmalig zum revolutionären antifaschistischen Block auf der Demo aufgerufon wurde, war er Ziel von massiven Übergriffen der Polizei. Dieso endeten in der Raumung des Platzes vor der Gedenkstatte; dutzende Menschen wurden verletzt.

Die Antwort auf diesen Kriminalisie-rungsversuch war die Mobilisierung im folgenden Jahr. 10000 Menschen kamen zur bundesweiten Demo, davon sammelten sich allein 3000 im revolutionaren Antifablock. Die Bündnisdemonstration ist zum Sammelpunkt geworden für alle linken Spektren von sozialistischen Organisationen und Parteien bis hin zu autonomon Antifas. Sie ist damit praktischer Ausdruck unseres Anliegens, mit allen Linken, die eine Alternative zum Kapitalismus erkämpfen wollen, gomeinsam dafür zu arbeiten.Die Gedenkvoranstaltung ist heute die größte regelmäßig stattfindende Kundgebung der bundesdeutschen Linken.

Es gibt kein Ende der Geschichte!

Radikalv, linke Politik muß Bezüge zur Geschichte herstellen. Linke Geschichte läßt sich nur in ihrer Gesamtheit verteidigen, denn mit all ihren Stärken und Schwächen beinhaltet sie notwendige Erfahrungen, Ansatze und Inhalte, die wir verwnrten und weiterentwickoln miissen. Selbstbestimmung, die grund-satzliche Gleichheit der Menschen, der Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung, gegen Kapitalismus und Militarismus - offensichtlich haben diese Ziele noch immer Gültigkeit und Orientierungswert. Es war richtig, daß die historische Linke fur diese Ziele ge-kampft hat und es ist richtig, daß wir die heutigen Verhältnisse verandern wnllen - dies' ernsthaft muß als geschichichtlicher Anknüpfungspunkt im Vordergrund stehen. Auf dies' Linken, wie es im konkreten Fall Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht waren, beziehen wir uns, und setzen dabei an fiir alle Linken relevanten l'unkte an. Rosa Luxemburg bietet hierfur vicle Anknupfungspunkte: als Revolutionarin, ala Frau, die sich innerhalb der Linken durchstzen mutße, als Internationalistin, als Vorkämpferin gegen den Militarismus

Der Kampf geht weiter!

Diese linke GroAvoranstaltung rnacht die Kontinuitat von Widerstand und dms Fortbestehon sozialistischer Idov,n deut-lich. Nicht nur, dal3 die Gedenkveranstaltung so zahlreich besucht wird, macht die Brisanz des Tagr.s aus. F.rst in dor Verbindung des Gedenkens mit den aktuellen politischen Inhalten der Demonstration, auf der s<',it zwei.Jahren wirklich alle linken Spektren vertreten sind, besteht die Ausstrahlungskraft dieses Tages! Mit der gemeinsamen Ablehnung des Bestehenden wollen wir in Zeiten der Individualisierung und der absoluten Oriontierung auf den Kapita-lismus als der Weisheit letzten Schluß einen erfahrbaren sozialen Gegenpol schaffen.

Die weltweite Schwächung der Linken und der allgemoinr. Iiochtsruck in der Ciesellschaft mar,hen don gomeinsamon Kampf' xur notwendigen Grundvorraus-setzung. Deshalb organisirren wir uns und versuchen mit allen, die eine linke Alternative zum Kapitalismus erkämpfen wollon zusammenzuarbeiten. Dieser sammelnde Organisationsansatz drückt sich in der Zusammenarbeit mit sozialistischen Gruppen (DKP, SDM, KPF,,) und alteren Genossen (VVN, BdA, PDS...) in der Demovorbereitung und im gemeinsamen Auftreten als Bündnis aus Es ist wichtig, radikale linke Positionen an die Öffentlichkeit zu bringen und der Zersplitterung der Linken durch kontinuierliche Bündnisarbeit entgegenzuwirken. Dazu ist es nötig, offen zu sein für andere Ansätze und Erfahrungen. Verbindend bleibt hier fur alle der antikapitalistische Grundkonsens.

Organisiert den revolutionären Widerstandl Antifaschistisch kämpfen

Auch 1998 wird es wieder einen revolutionären antifaschistischen Block auf der Demonstration geben, zu dem die Antifaschistischen Aktion / Bundesweite Organisation und andere Gruppen aus dern autonomen Antifaspektrum aufrufen. Wenn wir als Antifas uns an der Demostration zum Gedenken an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht beteiligen, tun wir dies nicht als stilles Gedenken, sondern weil wir Bezug zu den damaligen revolutionaren Kämpfen herstellen und die Veranstaltung als politische Kundgebung nutzen wollen. Deshalb treten wir als geschlossener Antifablock mit eigenen politischen Inhalten öffentlich wahrnehmbar auf. Verliert dieser Tag die deutliche Verbindung mit linken Inhalten, die über ein bloßes Gedenken hinausgehen ist er harmlos geworden! Denn: Der Hauptfeind steht immer noch im eigenen Land!

Ihre „Innere Sicherheit erschüttern!"

Heute wie damals gilt es gegen den deutschen Imperialismus vorzugehen, gegen seine aggressive Politik nach Außen und gegen die repressive nach Innen. Mit dem Ruf nach "Innerer Sicherheit” wird für die Bekämpfung einer konstruierten Kriminalität der immer stärkere Abbau van Grundrechten und der Ausbau von Polizei und Staatsschutz als Allheilmittel propagiert. Dabei sind immer größere Möglichkeiten der Überwachung für Polizei und Geheimdienst, erst Lauschangriff, jetzt auch noch Spähangriff, für die Öffentlichkeit kaum noch eine Diskussion wert. Die Beschwörungen vielseitiger Bedrohungsszenarien von Politikern und Staats-schützern fallen hier auf fruchtbaren Boden. Zurückgegriffen wird dabei auf eine in breiten Teilen der Bevölkerung bestehende rassistische Einstellung (in der BRD gibt es einen weitreichenden Konsens, wer die Ursache fiir die ansteigende Arbeitslosigkeit, Kriminalität usw. sein soll...).

Nationalismus, Rassismus und Militarismus setzen sich hierbei immer unangefochtener als Leitideologien und vermeintliche Lösungsansätze durch. Pogrome gegen Flüchtlinge ader Migranten und Anschlage gegen Linke sind dabei keine Zufälle, sondern logische Folge dieser stärker werdenden Entwicklung nach rechts. Die neue Kampagne der Polizeistrategien nimmt sich New York zum Vorbild, gegen die angeblich ausufernde Kriminalität soll die Vorgehensweise der "zero tolerance" oder die “Senkung der Schwelle des Eingreifens” (Innenminister Manfred Kanther) helfen.Schwerpunkt hierbei: die "Sauberung der Innenstadte”, Nichtdeutsche, Bettler, Obdachlose, Drogensüchtige, Schwarzfahrer und "Jugendbanden” heißen die neuen Feindbilder der “Verbrechensbekämpfung”. Dabei werden die tatsächlich existierenden Interessenskonflikte und systembedingten Ursachen bewußt verschleiert. Politischer Widerstand soll mit Polizeistaatlichen Mitteln zahnlos und unmöglich gemacht werden. Sicherheit für den “Standort Deutschland” soll geschaffen werden, auch in Zeiten, in denen die soziale Polarisierung zunimmt. Alles, was als Bedrohung für die bestehenden Verhältnisse erscheint, nämlich die Proteste gegen die immer deutlicher werdenden sozialen und politischen Konflikte, wird zu ”Verbrechen" erklärt, um diesen Widerstand somit legitimiert bekämpfen zu können. Die Lösungen für die Probleme sind eben nicht vom Kapitalismus zu trennen, sie liegen nicht in diesem System!

Deshalb muß konsequenter Antifaschismus eine revolutionäre Ausrichtung haben und die Kapitallogik als Ganzes in Frage stellen.Das ist unser politisches Anliegen, was wir an diesem Tag auf die Staße tragen.

Antifaschismus ist der Kampf ums Ganze!
Zusammen gehört uns die Zukunft!

Kommt zur Demo:
Sonntag · 11. Januar 1998 · 10 Uhr
Berlin · Leninplatz (Platz der Vereinten Nationen)

Antifaschistische Aktion Berlin
Waldemarstraße 36. 10999 Berlin
Tel 030/6157329. Fax 030/6153860


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