zu dem leserinnenbrief (4.9.97) zu der vergewaltigung in der tierrechtsszene

es war eine vergewaltigung!!

und zwar genau deshalb, weil es für die betroffene frau eine war. niemand außer ihr kann festlegen, oh SIE vergewaltigt worden ist oder nicht. kein mann und auch keine andere frau jeder mann muß die grenzen der frau, mit der er gerade zu tun hat, respektieren und sie einhalten. es gibt keine objektiv richtigen normen für sexualität, auch wenn immer wieder versucht wird, solche aufzustellen. jede frau darf und kann selbst bestimmen, was sie möchte und was eben nicht. in dem beschriebenen fall wurden diese grenzen offensichtlich massiv überschritten, es ist deshalb eine vergewaltigung gewesen. wenn die frau diese öffentlich macht, sollte wirklich nicht über den tathergang diskutiert werden!

daß eine andere frau eine ähnliche situation als lustvoll empfindet, gibt ihr nicht das recht, die betroffene frau als überempfindlich oder männerhassend zu bewerten. patriarchale herrschaft funktioniert unter anderem deshalb so gut, weil frauen eigentlich immer irgendwelche normen eingebleut werden und sie ihre gefühle, sofern sie eben diesen normen nicht entsprechen, oft selbst als überempfindlich einstufen und sie deshalb ignorieren. das kann frauen kaputt machen; es macht viele frauen kaputt.

indem du dieser frau empfiehlst, eine therapie zu machen, um aus ihrer "traumwelt"(!!) herauszukommen, rätst du ihr, sich den vorgegebenen normen unterwerfen zu lernen, sich anzupassen. und wem nützt das7 wohl nur männern, die sich dann nicht mehr (oder weiterhin nicht) darum kümmern müssen, wie sie mit verschiedenen frauen umgehen sollen. sie brauchen keine individuell verschiedenen bedürfnisse und grenzen beachten, die frau kennenlernen; sie haben ihre regeln (die von männern über viele jahre und jahrhunderte geprägt wurden) was sie dürfen und was nicht, und solange sie die einhalten, darf sich keine frau von ihm verletzt fühlen. natürlich ist das auch für die frau das beste, sie weiß dann gleich was sie fühlen darf, ist ja auch einfacher. und wenn sie das noch nicht verinnerlicht hat, macht sie eben eine therapie. ich hasse euch!

ich hasse alle, die versuchen, frauen in normen einzusperren, ihnen die eigene entscheidung, wo ihre grenzen sind und wann sie überschritten sind, abzusprechen, ihre empfindungen zu diesem zweck als unnatürlich oder überempfindlich bezeichnen. diese taktik hat schon viel zu lange viel zu gut funktioniert!

jede frau hat das unbedingte recht, ihre eigenen grenzen zu erkennen und darauf zu bestehen, daß diese anerkannt und eingehalten werden. wenn sie ihre vergewaltigung öffentlich macht, so ist das kein verkriechen in einer "kreierten opferrolle", sondern eher das gegenteil. nämlich ein kampf für ihre selbstbestimmung, für ihr recht, über ihren körper und ihre sexualität selbst zu entscheiden (was sie in dem konkreten fall schon deshalb nicht konnte, weil sie geschlafen hat), und gegen den mann, der dieses recht mißachtet hat und gegen alle die ihn dabei auch noch unterstützen! sex ist nicht das gleiche wie liebe, und von einem mann, der eine frau vergewaltigt und sich dann noch nicht einmal damit auseinandersetzt, sondern ihr statt dessen ihre fähigkeit, die situation zu beurteilen, abspricht, indem er ihre einschätzung mit wahrnehmungsstörungen unter lsd-einfluß vergleicht, zu behaupten, er tue das alles, weil er die frau liebe, ist ganz schön kraß!! der frau aufgrund dieses fitis zu unterstellen, sie könne nicht zulassen, daß andere sie lieben, weil sie sich selbst nicht liebe (sie müsse das erst noch lernen) ist einfach blöd. selbstliebe hat nichts damit zu tun, sich selbst und ihre grenzen zu verleugnen und eine vergewaltigung geschieht nicht aus liebe!!!!

eine frau

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