Wir, vier Männer aus den Tierrechtszusammenhängen, haben die Anregung zur Vergewaltigung in der Tierrechtsszene (interim 430) zum Anlaß genommen, uns mit eigenen Sexismen auseinanderzusetzen!

Zuerst zu der beschriebenen Vergewaltigung: Nach anfänglichen Schwierigkeiten deine Schilderung als Vergewaltigung zu verstehen ("Ich sagte "hör auf' und ER hörte auf"), wurde uns schnell bewußt, daß es sich tatsächlich um eine Vergewaltigung handelte (Deine Zustimmung war offensichtlich für den Mann unwichtig). Es fiel uns nicht leicht zu akzeptieren, daß die Definitionsmacht im Falle einer Vergewaltigung immer bei der Frau zu liegen hat.

Wir fordern alle Männer, insbesondere aber auch den Täter, auf, sich mit ihrem persönlichen Verhalten in Beziehungen auseinanderzusetzen (auch/gerade das private ist politisch)! Gerade hier profitieren wir Männer von dem Herrschaftsverhältnis Patriarchat. Da wir jedoch herrschaftsfrei leben wollen (und nicht erst nach einer Revolution...), gilt es vor allen Dingen, uns unsere eigenen Unterdrückungsmechanismen vor Augen zu führen und sie aufzugeben.

indiskutabel ist, die Frau als "psychisch krank" hinzustellen und ihr damit jegliche Urteilskraft abzusprechen (interim 431: Vergewaltigung als "Liebe" und als "Leidenschaft" auszulegen, ist Täterschutz!).

Wir halten eine Auseinandersetzung mit dem Täter für notwendig finden es aber noch wichtiger, sich mit der betroffenen Frau zu solidarisieren. Und uns bleibt vor allem die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sexismus, die wir als Gruppe weiterführen werden!

Berlin 29.09.97 (viel zu spät...)

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